Ein Wintereinbruch hält Mitteleuropa derzeit in Atem. Sensationelle minus 21,4 Grad wurden von der Messstation der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in der Nacht auf Freitag in der Tiroler Gemeinde St. Jakob gemessen. Show „Kälter geht es nicht mehr!“, denken sich jetzt wahrscheinlich viele, die diese Woche gegen Eis und Schnee kämpfen müssen. Aber: Es geht noch viel kälter! Wir präsentieren Ihnen jene Orte der Welt, an denen die absolut eisigsten Temperaturen herrschen. Wenn Sie am Ende des Artikels angelangt sind, werden Ihnen unsere minus 20 Grad wohlig warm vorkommen! Die Wostok-Forschungsstation in der Antarktis hat am 21. Juli des Jahres 1983 unglaubliche minus 89,2 Grad verzeichnet. Das ist der kälteste Wert, den je ein Thermometer vom Erdboden aus gemessen hat, noch kältere Temperaturen verzeichnete nur eine Satellitenmessung auf einem Ostantarktis-Plateau: Minus 92,3 Grad Celsius soll es dort bereits gehabt haben. Ein Mensch kann das bisher nicht bezeugen, denn ohne Schutzausrüstung lässt es sich dort nicht aushalten. © Getty Images Aber auch ein Aufenthalt in der Wostok-Station ist nicht unbedingt angenehm: Neben der extremen Kälte müssen Forscher hier auch drei Monate völlige Dunkelheit, wenig Sauerstoff und trockene Polarluft in Kauf nehmen. Dafür können die Wissenschaftler dort die fantastische Aussicht auf einen zugefrorenen See in 3.488 Höhenmetern genießen – wenn sie sich nach draußen trauen. © Getty Images Die USA betreiben die sogenannte Amundsen-Scott-Südpolstation in der Antarktis, die nur wenige hundert Meter vom Südpol entfernt liegt. Die Jahresdurchschnittstemperatur ist minus 49 Grad, der Kälterekord dieser Station liegt bei minus 82,8 Grad. Im antarktischen Sommer forschen hier über hundert Wissenschaftler, im Winter fliehen die meisten aus der Kälte. Wer hier seinen Flieger verpasst, muss unter Umständen ein halbes Jahr warten: Denn Flugzeuge können hier nur zwischen Oktober und Februar starten und landen. Der kälteste bewohnte Ort der Welt, abgesehen von Forschungsstationen, liegt in der russischen Teilrepublik Jakutien. Hier befindet sich das Dorf Oimjakon, dessen Name übersetzt ungefähr „heiße Quelle“ bedeutet. Dabei ist es hier überhaupt nicht heiß: Mit einer Tiefsteparatur von minus 67,8 Grad ist Oimjakon einer der kältesten Orte der Welt. Kein Wunder also, dass politische Gegner noch bis ins 20. Jahrhundert hierhin verbannt wurden. © Getty Images In diesem Hochlandgebiet halten heutzutage jährlich ein paar hundert Menschen den Winter aus. Im Sommer werden sie dafür mit Höchstwerten von teilweise über 30 Grad plus belohnt. Im Extremfall kann man hier also einen Temperaturunterschied von bis zu 100 Grad erleben. In den Fünfzigerjahren überwinterten die Forscher der von James Simpson geleiteten britischen Nordgrönlandexpedition in der Station „North Ice“. Hier wurde damals der Kälterekord Grönlands gemessen: Minus 65,9 Grad musste man da in Nordgrönland auf dem Gletscher namens Eisschild oder Inlandeis aushalten, der sensationelle 1,7 Millionen Quadratkilometer groß ist. © Getty Images Die Hauptstadt mit den tiefsten Temperaturen hat die Mongolei. In Ulaanbaatar (bzw. Ulan Bator) leben knapp 1,5 Mio Menschen – das ist etwa die Hälfte der mongolischen Bevölkerung. Dabei ist das Klima nicht wirklich angenehm: Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei etwa minus 2 Grad, im Winter hat es nachts regelmäßig minus 25 Grad. Die eben vorgestellten Orte sind von extremer Kälte geprägt. Im Vergleich mit dem kältesten Ort des Universums ist es aber selbst dort noch wohlig warm: Laut dem Max-Planck-Institut ist der bisher entdeckte kälteste natürliche Ort im Universum der sogenannte Boomerang Nebel. Dort herrschen unfassbare minus 272 Grad Celsius. Gut, dass der Boomerang Nebel 5000 Lichtjahre von uns entfernt ist.
Im Jahr 2021 soll es schon vor dem meteorologischen Winteranfang weiß in Deutschland werden: Am Alpenrand erwartet der Meteorologe Jürgen Schmidt am Wochenende rund einen Meter Neuschnee, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Das Wochenende und der Montag werden nasskalt“, so Schmidt. Klingt nicht gerade nach weißer Winterwunderlandschaft. Unsere deutschen Winter können schon mal aufs Gemüt schlagen. Mit der grauen Tristesse und ungemütlichen Temperaturen verschlägt es viele von uns mit einer Decke aufs Sofa. Das sieht anderswo auf der Welt ganz anders aus – zum Beispiel in den Städten mit den extremsten Minustemperaturen der Welt. Ob sie für eine Reise taugen? Entscheide selbst. Das Leben dort ist trotz weißen Zaubers nicht immer ein Zuckerschlecken. 1. Oimjakon in SibirienUm die 500 Einwohnerinnen und Einwohner wohnen in Oimjakon, einem Dorf in Sibirien im Osten Russlands. Es gilt als der kälteste bewohnte Ort der Erde, und es trennen ihn 2900 Kilometer vom Nordpol. Auf seinem absoluten Kältehöhepunkt wurden hier minus 67,8 Grad gemessen, die durchschnittliche Temperatur im Winter liegt bei minus 45 Grad. Auch ein heißes Bad, wie wir es im Winter gern genießen, ist in Oimjakon nicht ohne Weiteres möglich, denn fließendes Wasser gibt es nicht. Wer sich waschen möchte, taut einen Eisblock auf. Eine Schlittenfahrt mit Rentieren in der Umgebung von Oimjakon sind ein eiskaltes Vergnügen. 2. Nur-Sultan in KasachstanNur-Sultan (früher: Astana), die Hauptstadt Kasachstans, ist dreierlei: futuristisch, protzig und kalt. Die Flüsse sind hier von Mitte November bis April gefroren und Nur-Sultan gilt als frostigste Hauptstadt der Welt. Eine eisige Kälte von minus 52 Grad wurde bereits dokumentiert und die Durchschnittstemperatur liegt im Winter bei minus 15 Grad. Durch die Lage in der feucht-kontinentalen Klimazone ist die zweitgrößte Stadt Kasachstans starken Temperaturschwankungen unterworfen. So wird es nach langen Wintern im Sommer warm und trocken. Wintertraum: Die Nur-Astana-Moschee in Astana, der kältesten Hauptstadt der Welt. Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige Anzeige 3. Ulan-Bator in der MongoleiStrenger Frost bestimmt die Wintermonate in Ulan-Bator (auch Ulaanbaatar oder Ulan-Batar). Sieben Monate lang herrscht hier, in der Hauptstadt der Mongolei, Kälte bis zu 30 Grad minus. Frostiger Spitzenwert: minus 42 Grad. Mit 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern beherbergt die Stadt fast die Hälfte der Bevölkerung des gesamten Landes. Neben dem Attribut, eine der kältesten Städte der Welt zu sein, hält Ulan-Bator noch einen anderen traurigen Rekord. Aufgrund der noch weit verbreiteten Heizweise mit Holz und Kohle ist sie eine der schmutzigsten Städte der Welt. Ulaanbaator zeigt sich im Winter eiskalt und unter einer Smogwolke. In der Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba bleiben die Durchschnittstemperaturen ganze fünf Monate im Jahr unter dem Gefrierpunkt. Winnipeg, von seinen Bewohnern „The Peg“ genannt, ist auch die Heimatstadt von Winnie-the-Pooh – und im Winter zeigt das Thermometer hier gern minus 30 Grad an. Die rund 660.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt leben die Kälte: Jedes Jahr gibt es den Kunst- und Architektenwettbewerb Warming Huts, bei dem Designer aus der ganzen Welt die besten Ideen für wärmende Hütten in der Kälte vorstellen. Blick auf ein Curling-Turnier auf dem zugefrorenen Red River vor der Skyline von Downtown Winnipeg. 5. Utqiagvik (Barrow) in AlaskaUtqiagvik (früher: Barrow) ist der nördlichste Ort der USA. Der Name der Stadt bedeutet in der Sprache der Inupiat „der Platz, wo wir Schneeeulen jagen“ und deutet damit schon auf die ungemütlichen Temperaturen hin. Unwirtliche Winde und Tiefsttemperaturen von bis zu 49 Grad minus prägen den Ort am Arktischen Ozean. Utqiagvik ist das Zuhause von gut 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern und der größten Eskimo-Gemeinde in Alaska. Die traditionelle Jagd auf Wale und Robben gehört ebenso zum Alltag wie ein heller Sommer: Vom 10. Mai bis zum 2. August geht die Sonne hier nicht unter. Barrow bietet Winteranhängern einige Highlights. Beeindruckende Eiswelten und Sonnenuntergänge sind nur zwei davon. Die Stadt International Falls in Minnesota an der Grenze zu Kanada betitelt sich selbst als Gefrierschrank der Nation. (Zugegeben, auch Fraser in Colorado beansprucht diesen Titel.) Rekordminusgrade von bis zu minus 48 Grad sprechen für sich. Die Stadt im Norden Minnesotas verzeichnet im Winter außerdem starke Schneefälle und die Durchschnittstemperatur im Januar liegt bei minus 15 Grad. Weiterlesen nach der Anzeige Erst im Frühjahr taut das Eis auf dem Rainy River langsam auf. Der Fluss trennt International Falls von der kanadischen Stadt Fort Frances. 7. Helsinki in FinnlandZu den Gefriertruhen Europas zählt Finnlands Hauptstadt Helsinki. Minus 34,3 Grad wurden hier im Januar 1987 gemessen. Helsinkis Winter sind lang, schneereich und windig und der Februar gilt als der kälteste Monat des Jahres. Das nennt man abgehärtet: Ein Mann beim winterlichen Eisbaden. Der Winter herrscht mit Dunkelheit und rauen Temperaturen und regelmäßig friert die Ostsee hier zu. Die Finnen nutzen die Minustemperaturen für ihre Zwecke. Schlittschuh fahren auf der Ostsee, Ski fahren im Park und – für ganz Unerschrockene – eisbaden. |