Wie weit ist Russland von Ukraine entfernt

  • Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew und einen Vorort erneut mit Raketen beschossen. Es seien militärische und zivile Infrastruktur getroffen worden, teilte die Militärführung in Kiew mit. Auch am Montagmorgen gab es in Kiew wieder Luftalarm.
  • Angesichts der massenhaften Vernichtung von kulturellem Erbe durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Präsident Wolodimir Selenski mit Nachdruck den Ausschluss Moskaus aus der Unesco gefordert. Die russischen Truppen würden massenhaft Kulturdenkmäler, Kirchen und andere religiöse Stätten zerstören.
  • Beim Kampf um die Stadt Sewerodonezk im ostukrainischen Gebiet Luhansk hat Russland die Angriffe laut ukrainischen Angaben mithilfe frischer Reserven fortgesetzt. Die Ukraine hat laut dem britischen Verteidigungsministerium unterdessen zum Gegenangriff angesetzt.

Die ganze Welt hält wegen der Nachrichten, Bilder und Videos aus der Ukraine den Atem an. In Europa herrscht wieder Krieg zwischen zwei Staaten, das erste Mal seit Jahrzehnten. Das Entsetzen ist international groß, gleichzeitig scheint militärische Hilfe für die Ukraine nur begrenzt möglich zu sein. Die Ukraine ist kein Nato-Mitglied und kann deshalb nicht auf die Hilfe der westlichen Allianz hoffen.

Die EU grenzt zwar unmittelbar an die Ukraine, aber da die Ukraine kein EU-Mitglied ist, ist der militärische Beistand auch von hier begenzt. Die Ukraine steht alleine da, ohne Bündnispartner - und ist der Militärmacht Russlands damit scheinbar ausgeliefert. Was ist das für ein Land, das Putin mit seiner Armee angreift?

Größe der Ukraine

Die Ukraine ist groß, mit 603.700 Quadratmetern verfügt sie nach Russland über das größte Staatsgebiet in Europa. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Kiew mit knapp drei Millionen Einwohnern. Weitere Metropolen sind Charkiw, Donezk, Dnipro und Odessa. Die Ukraine grenzt im Norden und im Nordosten an Russland, an Belarus im Norden, an Polen, die Slowakei und Ungarn im Westen, an Rumänien und die Republik Moldau im Südwesten. Im Süden grenzt das Land an das Schwarze Meer und an das Asowsche Meer. 

Insgesamt leben in der Ukraine rund 44 Millionen Einwohner.

Währung und Sprache der Ukraine

In der Ukraine bezahlt man mit der Hrywnja (UAH). Hundert UAH sind 3,3356 EUR. Gesprochen wird ukrainisch.

Lesen Sie dazu auch

Ukraine: Entfernung zu Deutschland

Die Ukraine ist weniger weit von Deutschland entfernt, als man zunächst vermuten würde. Von Berlin bis Kiew sind es Luftlinie 1200 Kilometer. Das Magazin Katapult hat auf Twitter eine Grafik veröffentlicht, auf der zu sehen ist, dass Kiew von Berlin aus genauso weit weg ist wie Rom von Berlin.

Zwischen München und Kiew liegen 1395 Kilometer. Zwischen der polnischen Hauptstadt Warschau und Kiew liegen lediglich 691 Kilometer - etwa so viel, wie zwischen München und Kiel (694 Kilometer). 

Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Karte: Tsp

Karte: Tsp

03.06.2022 | 21:44 Uhr Benjamin Reuter

Tag 100 der russischen Invasion. Wie unsere Karte oben zeigt, ist Russland immer noch weit davon entfernt, den ganzen Donbass einzunehmen. Allein für die kleinen Reste der Region Luhansk, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen, könnten die russischen Truppen weitere zwei Wochen brauchen. Das meldete heute der britische Geheimdienst. Moskau habe derzeit einige "taktische" Erfolge zu verbuchen, heißt es aus London. Die Verluste, die damit einhergehen, seien allerdings immens. 

Im Interview mit meinem Kollegen Georg Ismar erklärte der Münchner Militärexperte Carlo Masala zu den aktuellen Geländegewinnen: "Ich würde das, was die Russen momentan erzielen, nicht überbewerten – mit Blick auf das größere Bild und die Länge des Krieges, weil man sieht, sie haben erhebliche Probleme, sie haben auch große Verluste, genauso wie die Ukrainer. Und sie haben erhebliche Probleme, größere Städte einzunehmen." Und genau das müssten sie mit Kramatorsk und Slowjansk, wenn sie den ganzen Donbass erobern wollen.

Zwei Entwicklungen, die wir an den Pfingsttagen im Blick behalten: Aktuell gibt es erste Meldungen, wonach die ukrainischen Truppen in der heftig umkämpften Stadt Sjewjerodonezk ihre Präsenz verstärkt und die russische Armee teilweise zurückgedrängt haben. Ukrainische Medien berichten zudem am Abend, dass Putin seinen Befehlshaber für die Ukraine, Alexander Dwornikow, gefeuert hat. Das käme angesichts der jüngsten Erfolge - seien sie auch klein - überraschend.

Hier noch eine Lese-Empfehlung aus dem Guardian: Die britische Zeitung beschäftigt sich in einem ausführlichen Artikel mit der Frage, ob die Ukraine sich nicht besser auf die Invasion hätte vorbereiten können (als Russland angriff, war zum Beispiel Selenskyj zuhause bei seiner Familie, viele ranghohe Regierungsmitglieder schliefen). Das zumindest glauben einige  ukrainische Offizielle, mit denen der Reporter gesprochen hat. Die Regierung in Kiew hätte demnach die signifikanten Geländegewinne in den ersten Tagen des Krieges im Osten und Süden des Landes vielleicht teilweise verhindern können. Hier geht es zum Text.

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Die wichtigsten News des Tages:

  • Russlands Präsident Wladimir Putin weist eine Verantwortung seines Landes für Ausbleiben der ukrainischen Getreide-Exporte zurück. Berichte über ein russisches Exportverbot seien ein Bluff, sagt Putin im Fernsehen. Die westlichen Staaten versuchten ihre eigenen politischen Fehler zu überdecken, indem sie Russland für die Probleme auf dem Weltmarkt verantwortlich machten. Der einfachste Weg, das Problem zu lösen, sei die Ausfuhr über Belarus. „Aber dafür muss man die Sanktionen gegen Belarus aufheben.“ Mehr in unserem Newsblog hier. 
  • US-Geheimdienste sprechen von schwerer Erkrankung Putins: Erneut gibt es Berichte, wonach der 69-Jährige schwer krank sei. US-Geheimdienstmitarbeiter gehen von Krebs aus – und von einem vereitelten Attentat. Mehr hier. 
  • Deutschland müsse Macrons Angebot unterstützen, die nuklearen Kapazitäten Europas zu stärken, sagt Merz. So könne man europäische Interessen schützen. Die Hintergründe zur Debatte um die nukleare Aufrüstung Europas lesen Sie hier. 
  • Russland hat es mit seinem Krieg gegen die Ukraine nach Ansicht des Kiewer Kulturministers Olexandr Tkatschenko auf die Auslöschung der Identität des Landes angelegt. Während der ersten 100 Tage der Invasion habe Russland 370 kulturelle Stätten zerstört, sagte Tkatschenko am Freitag in Kiew. Es seien Kulturdenkmäler, vor allem Kirchen, aber auch Exponate zu Schaden gekommen.
  • Zwei Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters sind in der Ostukraine leicht verletzt und ihr Fahrer getötet worden. Die Gruppe habe sich für eine Reportage auf dem Weg nach Sjewjerodonezk befunden, als sie unter Beschuss geraten seien, sagte ein Reuters-Sprecher am Freitag. 
  • Russland hat unter Anspielung auf die Nazi-Zeit eine "Wiederbewaffnung" Deutschlands angeprangert. Die Pläne der Bundesregierung für ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr "werten wir als eine weitere Bestätigung, dass Berlin auf dem Weg zu einer erneuten Wiederbewaffnung ist", sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Freitag in Moskau. "Wir wissen nur zu gut, wie das enden kann."
  • Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk kann sich vorstellen, dass Staatschef Wolodymyr Selenskyj Deutschland besucht, wenn sich das Kriegsgeschehen positiv für die Ukraine entwickelt. „Wenn der Sieg naht, dann denke ich, wird er (Selenskyj) schon Besuche in verschiedenen Ländern machen und zu einem offiziellen Besuch nach Deutschland kommen“.

Hintergrund und Analyse:

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