Wie viele handwerker gibt es in deutschland

Die Corona-Krise macht auch dem Handwerk zu schaffen. Doch viele Gewerke hatten es vorher schon schwer, wie aktuelle Statistiken zeigen. Wo die Zahlen stabil sind und wo in welchen Gewerken die Zahl der Betriebe abnimmt.

Jessica Schömburg

Wie viele handwerker gibt es in deutschland
Die Zahl der Bäckereien in Deutschland lag 2019 bei 11.000. - © Sergey Ryzhov - stock.adobe.com

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Die Zahl der zulassungspflichtigen Handwerksbetriebe in Deutschland ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Knapp 568.600 Unternehmen registrierte die Branche 2019 für die Anlage-A der zulassungspflichtigen Betriebe und damit etwa 0,6 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor, wie aus den jüngsten Statistiken des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) hervorgeht. Vor allem im Bäckereihandwerk machen kleine Unternehmen dicht oder werden von großen Ketten geschluckt. Dieser Konzentrationsprozess setzte sich den Daten zufolge auch im vergangenen Jahr fort.

Immer weniger Betriebe im Lebensmittelhandwerk

Demnach gab es in Deutschland insgesamt knapp 11.000 Bäckereibetriebe und damit mehr als 400 weniger als noch 2018. Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Mitarbeiterzahl um 2,8 Prozent auf 25,4 Mitarbeiter pro Unternehmen, wie der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks bereits Anfang April mitgeteilt hatte.

Auch die Zahl der Fleischereien ging den Daten des ZDH zufolge deutlich zurück - um 2,7 Prozent auf knapp 13.000. Beide Trends gibt es schon seit vielen Jahren. Seit 1999 hat sich die Zahl der Bäckereibetriebe in Deutschland nahezu halbiert. 2009 waren es immerhin noch knapp 15.000. Ähnlich sieht die Entwicklung im Fleischerhandwerk aus.

Zwar leiden die Branchen unter dem Strukturwandel - ganz zu verschwinden drohen sie aber nicht. Bei anderen Gewerken hingegen gibt es nur noch wenige Dutzend Betriebe in Deutschland. Dazu zählen vor allem Seiler, von denen noch 86 Unternehmen in Deutschland aktiv sind und damit so wenige wie in keinem anderen Handwerksbereich.

Friseure sind stärkstes Gewerk

Die meisten Betriebe wiederum zählt das Friseurhandwerk. Fast 80.800 Friseurunternehmen registrierte der ZDH 2019 - etwa 150 mehr als noch im Jahr davor.

Wie alle Wirtschaftsbereiche steht allerdings auch das Handwerk in der Corona-Krise vor massiven finanziellen Schwierigkeiten. Zwar wird in vielen Betrieben weiter gearbeitet, Bäckereien haben geöffnet, und auch auf Baustellen gibt es weiterhin zu tun. Doch die Nachfrage ist massiv eingebrochen. Elektriker stünden vor verschlossenen Türen, weil die Kunden ihnen keinen Einlass mehr gewährten, und auch Baustellen mussten schließen, etwa weil dort Corona-Fälle auftraten, hieß es vor einigen Wochen seitens des ZDH.

Für Friseure hingegen dürfte sich die Situation von kommender Woche an etwas entspannen. Von Montag an ist es ihnen erlaubt, wieder Kunden zu bedienen. Trotz erhöhter Sicherheitsvorkehrungen rechnet die Branche mit hoher Nachfrage.

Lesetipp: >> Friseurbesuche und Corona: Was Kunden jetzt wissen sollten <<

Liste der Handwerksbetriebe der Anlage A 2019

Beruf/Konjunkturgruppe Bestand am 31.12.2019 Veränderung in Prozent
Maurer und Betonbauer 39.888 -0,6
Zimmerer 17.133 -0,1
Dachdecker 15.180 -0,3
Straßenbauer 7.274 1,3
Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer 1.453 -0,7
Brunnenbauer 578 0,2
Gerüstbauer 3.519 -1,1
Bauhauptgewerbe 85.025 -0,3
Ofen- und Luftheizungsbauer 2.222 -1,8
Stuckateure 5.531 -0,9
Maler und Lackierer 40.091 -0,8
Klempner 4.116 -2,8
Installateur und Heizungsbauer 50.113 0,1
Elektrotechniker 60.123 0,1
Tischler 37.584 -1,1
Glaser 3.914 -1,9
Ausbaugewerbe 203.694 -0,5
Metallbauer 26.737 -0,5
Chirurgiemechaniker 218 0,5
Feinwerkmechaniker 15.286 -1,6
Kälteanlagenbauer 2.960 2,1
Informationstechniker 7.258 -4,7
Landmaschinenmechaniker 5.723 0,5
Büchsenmacher 502 0,8
Elektromaschinenbauer 1.084 -0,4
Seiler 86 -2,3
Glasbläser und Glasapparatebauer 240 -2,8
Gewerbe für den gewerblichen Bedarf 60.094 -1,1
Karosserie- und Fahrzeugbauer 4.649 -1,0
Zweiradmechaniker 4.137 0,3
Kraftfahrzeugtechniker 61.424 -0,7
Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik 578 -3,8
Kraftfahrzeuggewerbe 70.788 -0,7
Bäcker 10.491 -4,0
Konditoren 3.239 1,7
Fleischer 12.552 -2,7
Nahrungsmittelgewerbe 26.282 -2,7
Augenoptiker 9.573 -1,1
Hörakustiker 2.606 -0,5
Orthopädietechniker 2.064 1,1
Orthopädieschuhmacher 2.483 -0,2
Zahntechniker 8.254 -2,5
Gesundheitsgewerbe 24.980 -1,2
Steinmetzen und Steinbildhauer 5.115 -1,5
Schornsteinfeger 7.983 -0,1
Boots- und Schiffbauer 544 0,7
Friseure 80.767 0,2
Persönliche Dienstleistungen 94.409 0,1
Summe 565.272 -0,6

Quelle: ZDH; Berichtszeitraum: 2019 (Jahresdaten) - Region: Bundesgebiet - Anlage: A - Gruppen nach Konjunkturgruppen (KGr)

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Viele verschiedene Jobs

Vom Änderungsschneider bis zur Zweiradmechatronikerin: Über 130 Handwerksberufe können junge Menschen in Deutschland erlernen. Darunter sind so bekannte Berufe wie Bäcker oder Maurer, aber auch ungewöhnliche Jobs wie Edelsteinschleifer oder Zupfinstrumentenmacher.

Attraktive Arbeitgeber

Die Zahl der Handwerksbetriebe in Deutschland liegt über 1.000.000 gestiegen, noch 1998 lag sie um 250.000 Betriebe niedriger. Das Handwerk gilt als zukunftssicher und bietet viele Aufstiegsmöglichkeiten. Dazu gehören Weiterbildungen zum staatlich geprüften Techniker oder zum Betriebswirt – und natürlich die berufliche Selbstständigkeit als Handwerksmeister oder -meisterin.

Ausbilder Nummer eins

Deutlich mehr als ein Viertel aller Auszubildenden in Deutschland erlernen ihren Beruf im Handwerk. Das ist mehr als in jedem anderen Berufsstand.

Chancen für Einsteiger

Trotz der vielen Vorteile suchen Handwerksbetriebe in Deutschland Nachwuchs: Die Zahl der Beschäftigten liegt 2021 bei rund 5,6 Millionen.  2004 zählten die Handwerksbetriebe noch 5,8 Millionen Beschäftigte.

Talente gesucht

Handwerker sind sehr gefragt. Im Juni 2019 waren bei der Bundesagentur für Arbeit 161.279 offene Stellen im Handwerk gemeldet.

Gefragteste Berufe

In diesen Branchen fehlen Handwerker in Deutschland besonders: Mechatronik und Elektrik, Fahrzeugbau, Klempnerei und Installation und im auf den Rohbau folgenden Ausbau.

Die stärksten Berufsgruppen

38 Prozent der Handwerksbetriebe in Deutschland zählen zum Ausbaugewerbe (Klempnerarbeiten, Fensterbau, Malerarbeiten), 11 Prozent zum Bauhauptgewerbe, zu dem Berufe wie Straßenbauer, Maurer und Estrichleger gehören. Ein Viertel der Handwerksbetriebe hat sich auf persönliche Dienstleistungen spezialisiert.

Wachsender Wirtschaftsfaktor

2020 erreichte der Umsatz des deutschen Handwerks rund 650 Milliarden Euro. Er ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen: 2004 lag er noch bei 479 Milliarden Euro.

Interessant für Frauen und Männer

Friseurin, Augenoptikerin, Konditorin und Zahntechnikerin sind im Handwerk in Deutschland bei Frauen besonders beliebte Ausbildungsberufe. Männer erlernen die folgenden Jobs am häufigsten: Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker sowie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.