Wie viel kostet ein kilowatt strom in deutschland

Wie viel kostet ein kilowatt strom in deutschland

© Monitoringbericht 2021 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt

Die Bundesregierung beobachtet die Lage bei den Energiepreisen insgesamt sehr genau und nimmt diese Entwicklungen sehr ernst. Damit der Transformationsprozess zu einem klimaneutralen Hochindustrieland gelingt und es nicht zu gesellschaftlichen Verwerfungen kommt, muss der Strompreis bezahlbar bleiben. Die Sozial-Ökologische Marktwirtschaft denkt beide Dimensionen immer zusammen. Die Bundesregierung wird deshalb die Bürgerinnen und Bürger mit den steigenden Energiekosten nicht allein lassen, sondern dem Preisanstieg entgegenwirken.

Der durchschnittliche deutsche Großhandelsstrompreis lag mit 96,85 Euro/MWh über dem Preis des Vorjahres (30,47 Euro/MWh). Im Jahresverlauf entwickelte er sich von durchschnittlich 54,96 Euro/MWh in der ersten Jahreshälfte zu 138,04 Euro/MWh in der Zweiten [1]. Diese Preise wirken sich bis zu den Endkunden aus.

Der Strompreis wird auf dem Markt ermittelt. Wer mit Strom beliefert wird, zahlt dafür einen bestimmten Preis. In die Kalkulation dieses Strompreises für Haushaltskunden fließen drei wesentliche Bestandteile ein: 

  • Der Preis für die Beschaffung sowie den Vertrieb des Stroms,
  • die Entgelte für die Netznutzung
  • und die staatlich veranlassten Preisbestandteile wie zum Beispiel Steuern und EEG-Umlage.

Der erste Preisbestandteil bildet sich aus dem Wettbewerb der Stromanbieter - er kann daher je nach Stromanbieter unterschiedlich hoch sein und wird auch als Wettbewerbsanteil bezeichnet. Hier können die Stromkunden häufig Geld sparen, indem sie ihren Stromliefervertrag gut auswählen und prüfen, ob sich ein Wechsel des Anbieters oder Tarifes für sie lohnt. Private Haushalte sollten von ihrer Wechselmöglichkeit noch mehr Gebrauch machen. Die Bundesregierung setzt die Rahmenbedingungen dafür, dass der Markt transparent ist und die Stromkunden sich auf die Angebote verlassen können. Die Bundesregierung prüft deshalb aktuell, wie hier die Rahmenbedingungen verbessert werden können. Die Kartellbehörden prüfen zudem fortlaufen, ob es in Einzelfällen zu Missbrauch gekommen ist.

Es kann nicht sein, dass die Menschen, die Tarife vergleichen, ein günstiges Angebot wählen und darauf vertrauen, am Ende des Tages die Leidtragenden sind.

Nicht beeinflussbar für den Stromanbieter sind dagegen die beiden anderen Bestandteile des Strompreises. Denn sie sind durch Gesetze und staatliche Regelungen vorgegeben. Hier kann die Bundesregierung direkt Einfluss nehmen.

Laut Monitoringbericht 2020 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt machen die staatlich veranlassten Preisbestandteile ungefähr die Hälfte des Strompreises aus. 2020 hatten sie einen Anteil von rund 52 Prozent. Um diese Kosten beim Strompreis zu senken, wird die Bundesregierung EEG-Umlage ab 2023 auf eine Finanzierungsgrundlage stellen. Der Wettbewerbsanteil lag bei 25 Prozent und rund 23 Prozent des Strompreises entfielen auf Netzentgelte (einschließlich Mess- und Abrechnungskosten).

Die Netzentgelte sind bundesweit nicht einheitlich hoch, denn sie hängen von den Kosten des jeweiligen Netzgebiets und dem Stromverbrauch in diesem Gebiet ab. Regionale Unterschiede bei den Übertragungsnetzentgelten werden durch das Gesetz zur Modernisierung der Netzentgeltstruktur (NEMoG) und eine darauf beruhende Rechtsverordnung bis zum Jahr 2023 abgebaut . Weitere Informationen finden Sie hier. 2020 lagen die Netzentgelte nach dem Monitoringbericht von Bundesnetzagentur (BNetzA) und Bundeskartellamt (BKartA) im bundesweiten Durchschnitt bei 7,50 Cent/kWh einschließlich Mess- und Abrechnungskosten Infografik (PDF, 76 KB).

Viele weitere aktuelle Infos zum Strommarkt finden Sie auf der Monitoring-Seite der Bundesnetzagentur: www.smard.de/home/strommarkt-erklaert/alle

[1] Quelle: Bundesnetzagentur

Wie viel kostet ein kilowatt strom in deutschland

Strom ist in Deutschland teurer als fast überall auf der Welt. 2022 müssen Verbraucher nochmal tiefer in die Tasche greifen. Zahlten Haushalte 2021 im Schnitt 31,9 Cent pro Kilowattstunde, waren es Anfang 2022 34,6 Cent. Wie das Portal Strom-Report ausgerechnet hat, liegt der Durchschnittspreis bei Neuverträgen im März 2022 bei 41 Cent pro kWh. Betrachtet wurden zehn deutsche Großstädte.

Wie viel kostet ein kilowatt strom in deutschland

Wieso die Strompreise gerade so stark anziehen und welche Strompreisentwicklung Du in Zukunft erwarten kannst, liest Du in diesem Ratgeber.

Was treibt den Strompreis nach oben?

Gleich mehrere Faktoren greifen ineinander und tragen dazu bei, dass der Strompreis zuletzt angestiegen ist – und vermutlich auch in den kommenden Monaten steigen wird. Wir zeigen Dir die wichtigsten fünf:

1. Mehr Nachfrage nach Strom

Die Nachfrage nach Strom ist zuletzt wieder gestiegen – in der Industrie, die nach dem ersten Corona-Rückschlag nun wieder Kapazitäten aufbaut, aber auch bei Privatpersonen, die mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Eine höhere Nachfrage bei gleichem Angebot bedeutet ganz grundsätzlich einmal steigende Preise. Nicht anders verhält es sich beim Strom. 

2. Teure Stromproduktion aus Erdgas

Verschärft wird das Problem, weil im Winter meist weniger Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Stattdessen müssen immer wieder Kohle- und Gaskraftwerke angeschaltet werden, um kurzfristig Lücken in der Stromproduktion zu füllen. Die Stromproduktion ist vor allem mit Erdgas als Rohstoff aber deutlich teurer. 

Das liegt einerseits am Prozess der Stromproduktion selbst: Gas wird verbrannt, das Gemisch (oder sein Dampf) treiben eine Turbine an, die an einen Stromgenerator gekoppelt ist – das ist aufwendig. Andererseits hat auch der Rohstoff Erdgas seit Monaten im Preis richtig angezogen. Experten verweisen auf die hohe Nachfrage aus Asien und verzögerte Lieferungen aus Russland und den USA. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Unsicherheit über zukünftige Lieferungen seit dem 24. Februar lässt die Gaspreise zusätzlich deutlich steigen.

Laut dem Portal Strom-Report machen die Kosten der Stromerzeugung 2022 etwa 36% des Strompreises aus – so viel wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Bislang hat die Stromerzeugung um die 25% zum Endpreis beigetragen – die Kosten des Stromtransports sowie Steuern, Abgaben und Umlagen machten drei Viertel der Strompreis-Zusammensetzung aus.

Weiterer Kostenpunkt: Die Betreiber von Gaskraftwerken müssen über den Kauf von Emissionszertifikaten ihren CO2-Ausstoß kompensieren. Doch auch die Zertifikate sind knapp, so dass sich ihr Preis in einem Jahr mehr als verdoppelte. 

3. Einkaufspreis für Strom zeitweise vervierfacht

Den Preis, den Stromanbieter an der Strombörse bezahlen müssen, um kurzfristig an Strom zu kommen, richtet sich immer nach der teuersten Herstellungsart, die noch benötigt wird, um die Nachfrage zu bedienen – also oft nach Strom aus Gaskraftwerken. 

Anbieter, die sehr kurzfristig Strom nachkaufen mussten (Day-Ahead-Markt), kostete das im Dezember 2021 im Durchschnitt 222 Cent pro Megawattstunde (22,2 Cent pro Kilowattstunde). Das ist fast viermal so viel wie in normalen Zeiten. Willst Du Genaueres zum Day-Ahead-Markt und der Preisbildung wissen, schau in unseren Ratgeber zur Strombörse.

4. Weniger Wettbewerb um den günstigsten Preis

Traditionell stehen Stromanbieter im Wettbewerb um den günstigsten Strom für ihre Kunden. So mancher, der seinen Strompreis zwischendurch erhöhte, musste damit rechnen, dass Kunden einfach zu einem günstigeren wechselten. 

Doch dieser Mechanismus ist aktuell außer Gefecht: Denn immer weniger Stromanbieter schaffen es, die höheren Einkaufskosten beim Strom zu finanzieren und Kunden noch ein günstiges Angebot zu machen.

Es gab bereits erste Insolvenzen und Stromanbieter, die ihre Bestandskunden nicht mehr beliefern können. Unsere Analyse der besten Ökostrom-Anbieter im Januar 2022 zeigte auch: Viele der empfohlenen Anbieter nehmen derzeit keine Neukunden mehr an. 

Selbst die vier großen Grundversorger EnBW, Eon, RWE und Vattenfall stehen offenbar unter Druck. Laut dem Vergleichsportal Check24 gab es zahlreiche Preiserhöhungen um durchschnittlich 65,1%. 4,3 Millionen Haushalte seien betroffen. Darüber hinaus gebe es mittlerweile eigene Neukundentarife, bei denen die Kilowattstunde (kWh) Strom mehr als doppelt so viel koste als bei Bestandskunden. 

5. Netzentgelte steigen

Knapp ein Viertel des Strompreises ist bestimmt durch die Gebühr, die Stromanbietern den Netzbetreiber zahlen müssen – dafür, dass sie ihre Leitungen zur Verfügung stellen. Diese sogenannten Netzentgelte steigen laut einer Untersuchung der großen Vergleichsportale 2022 um etwa 4%. Ein Grund sind die Kosten für den weiteren Ausbau des Stromnetzes, den die Netzbetreiber umlegen. 

Was erwarten Experten für die weitere Strompreisentwicklung 2022?

Genaue Prognose wagen derzeit nur wenige. Beim Vergleichsportal Check24 meint der Geschäftsführer des Bereichs Energie, Steffen Suttner, dass die aktuellen Gaslieferungen aus den USA die Situation etwas entschärfen würden. Allerdings kann er nicht einschätzen, wie nachhaltig die Entwicklung ist. Zudem würden die Börsenstrompreise laut Suttner durch den Krieg in der Ukraine immer neue Höchstpreise erreichen.

Linda Marie Holm, leitende Redakteurin beim Portal Strom-Report, erwartet für 2022 flächendeckend steigende Strompreise. Denn selbst Anbieter, die ihren Energieeinkauf für die Folgejahre – also langfristig – planen, würden den Preisdruck an den Strombörsen zu spüren bekommen. 

Den Gaspreis sieht Holm als springenden Punkt. „Jahreszeitbedingt könnten sich die Gaspreise zwar stabilisieren, aber die politische Situation in der Ukraine ist Zündstoff für weitere Preissprünge“. Zudem würden Ende des Jahres die letzten Atomkraftwerke und weitere Steinkohlekraftwerke abgeschaltet.

„Die entstehende Stromlücke hat natürlich Einfluss auf das Preisniveau. Mit einem ehrgeizigen Ausbau der Erneuerbaren Energien will die neue Bundesregierung diese Lücke schließen. Das wird den Strompreis wieder senken, aber eben mit Verzögerung”, so die Expertin. 

Thomas Engelke, Leiter Team Energie und Bauen beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), sieht mehrere Faktoren, die zusammenkommen, und daher eine Prognose über die weitere Entwicklung des Strompreises schwierig gestalten.

Neben den Gas- und Kohlepreisen weist er auf Windintensität, Sonnenscheindauer und letztlich die Konjunktur hin, die den Verbrauch und damit die Nachfrage nach Strom beeinflusst.

Welche Maßnahmen werden aktuell diskutiert?

Mittlerweile haben sich viele Interessensgruppen zur Situation der hohen Strompreise geäußert. Nicht zuletzt hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) Anfang Februar 2022 eine (digitale) Diskussionsrunde mit Vertretern der Politik, Wirtschafts- und Sozialverbänden veranstaltet

Wir haben die Maßnahmen, die aktuell diskutiert werden, für Dich zusammengefasst. Davon sollen einige der kurzfristigen Entlastung von Verbrauchern dienen. Bei anderen geht es mehr um die Lösung struktureller Probleme des Strommarktes und die Frage, was Stromanbieter dürfen.

EEG-Umlage abschaffen

Bereits im Oktober 2021 hatte die Bundesregierung angesichts der steigenden Strompreise beschlossen, die sogenannte EEG-Umlage (Ökostrom-Umlage) zu senken. Sie wurde vor Jahren geschaffen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu finanzieren und machte 2021 etwa 6,5 Cent aus – oder rund 20% des Strompreises.

Zum Jahresbeginn 2022 sank die Umlage bereits um gut 40 Prozent auf 3,72 Cent. Laut eines Gesetzesentwurfes der Bundesregierung soll die EEG-Umlage zum 1. Juli 2022 abgeschafft werden. Zudem sollen Stromversorger gesetzlich verpflichtet werden, die Ersparnisse an die Verbraucher weiterzugeben. Das Kabinett hat den Entwurf bereits beschlossen, der Bundestag muss dem Gesetz noch zustimmen.

Pro-Kopf-Energiegeld einführen

Der Vorschlag eines sogenannten Energiegelds kommt von den Grünen und steht so auch im Koalitionsvertrag. Die Idee: Pro Kopf soll ein fester Betrag (man sprach von 75 Euro) jeweils zum Jahresbeginn an alle Haushalte ausgezahlt werden. Man hätte also direkt mehr Geld im Geldbeutel, statt später über eine Abschaffung der EEG-Umlage Steuern auf den Strompreis zu sparen.

Rechtssicherheit für Verbraucher schaffen

Mehrere Stromanbieter, deren Geschäftsmodell nicht aufging, hatten vergangenes Jahr unangekündigt die Stromversorgung eingestellt. Rund drei Millionen Kunden waren betroffen und rutschten in eine dreimonatige Ersatzversorgung mit deutlich höheren Preisen. Manche Grundversorger, meist Stadtwerke, hatten die betroffenen Verbraucher anschließend in einen gesonderten, teureren Grundversorgungstarif eingeteilt. 

So etwas dürfe nicht mehr passieren, sind sich die Vertreter aus Politik und Verbänden im Grunde einig. Es brauche mehr Rechtssicherheit. Einmal müssten Stromversorger bestehende Verträge einhalten. Zum anderen solle es weiterhin einen Grundversorgungstarif für alle geben und keine „Zweiklassengesellschaft” beim Strom. 

Konkret fordert etwa der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dass Stromanbieter mindestens drei Monate im Voraus bei der Bundesnetzagentur anzeigen müssen, wenn sie Stromlieferungen gegenüber Kunden einstellen wollen. Das gebe Verbrauchern genügend Zeit, sich einen anderen Stromanbieter zu suchen und entlaste die Grundversorger: Sie müssten dann nicht kurzfristig teuren Strom auf dem Spotmarkt zukaufen.

Oliver Krischer, parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), spricht sich wie die Verbraucherzentrale NRW dafür aus, dass ein einheitlicher Grundversorgungstarif rechtlich abgesichert werden müsse. Lediglich bei der Ersatzversorgung sieht er höhere Preise für gerechtfertigt. Zur Einordnung: Die Ersatzversorgung ist auf drei Monate begrenzt, Stromanbieter müssen dafür teuren Strom am Spotmarkt zukaufen. 

Derweil hat die Verbraucherzentrale NRW angekündigt, juristische Schritte gegen regionale Grundversorger einzuleiten. Die VZ hält die Aufspaltung der Tarife in Grundversorgung für Bestandskunden und Neukunden für widerrechtlich. 

Zudem wolle man die Kartellbehörde NRW auffordern, wegen unrechter Preisabsprachen gegen die regionalen Grundversorger vorzugehen. Die Versorger selbst rechtfertigen ihre Tarife derweil mit den hohen Strom-Beschaffungskosten.

Heizkostenzuschuss für einkommensschwache Haushalte

Verbraucherschützer und Sozialverbände fordern Zuschüsse für gestiegene Energiekosten bei einkommensschwachen Haushalten. Wer Sozialhilfe bezieht, für den werden Ausgaben oft abgeschätzt, darunter auch die Energiekosten im Haushalt. Hier müssten die Sozialämter „wohlwollend” prüfen, sagt etwa Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. 

Die Bundesregierung hat einen einmaligen Heizkostenzuschuss beschlossen, der im Sommer 2022 an Anspruchsberechtigte ausgezahlt werden soll:

  • Haushalte, die Wohngeld beziehen: Bei einer Person 270 Euro, bei zwei Personen 350 Euro und für jede weitere Person 70 Euro
  • BAföG-Empfänger, Aufstiegsgeförderte und Auszubildende mit Beihilfe oder Ausbildungsgeld: 230 Euro

Der VZBV betont, dass es wichtig sei, derlei Zuschüsse auch auf Haushalte auszuweiten, die nicht direkt Transferleistungen des Staates beziehen.  

Der Sozialverband VDK schlägt vor, einkommensschwache Haushalte finanziell dabei zu unterstützen, Geräte mit hohem Stromverbrauch auszutauschen. Oftmals würden Geringverdiener oder Sozialhilfeempfänger ältere oder günstige Geräte nutzen, die eine schlechte Energieeffizienz aufweisen, also viel Strom benötigen. Das Projekt „Stromspar-Check” bezuschusst bereits jetzt schon einkommensschwache Haushalte beim Austausch von Kühlschränken, Gefriertruhen etc. mit 100 Euro.

Was kannst Du tun?

Einen günstigeren Stromanbieter zu finden, scheint in der jetzigen Situation steigender Preise eine Herausforderung. Es lohnt sich daher wahrscheinlich, fürs Erste bei Deinem Stromanbieter zu bleiben, vor allem, wenn Du noch eine Preisgarantie hast. Aber auch, wenn Dein Anbieter die Preise erhöht, lohnt sich ein Wechsel derzeit selten, solange die Erhöhung im Rahmen bleibt. Lies mehr dazu in unserem Ratgeber Stromanbieter wechseln. 

Was Du immer tun kannst: versuchen Strom einzusparen. Zu den größten Stromfressern im Haushalt zählt alles, was Wärme oder Kälte erzeugt. Unterhaltungselektronik und Licht machen ebenfalls einen erheblichen Teil des Stromverbrauchs aus. Wir geben Dir in einem eigenen Artikel 20 Tipps, wie Du einfach bis zu 300 kWh Strom im Jahr sparen kannst. 

In Deutschland ist Strom mit am teuersten

Nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Steuern, Abgaben und Gebühren der Netzbetreiber zahlen wir Deutschen schon vor der aktuellen Energie-Krise mit die höchsten Strompreise weltweit. Die Tabelle zeigt die Abstufung, Stand Juni 2021. 

Strompreise international (in Cent pro kWh)

Quelle: GlobalPetrolPrices, Strompreise für private Haushalte, Juni 2021

Warum sind die Stromkosten in anderen Ländern niedriger?

Auch in anderen Ländern setzt sich der Strompreis aus verschiedenen Bestandteilen wie Stromproduktion, Netzentgelte, Steuern und Umlagen zusammen. Doch nicht alles wiegt überall gleich viel. Gehen wir die Punkte durch. 

Stromproduktion

In Deutschland machen die Kosten der Stromproduktion 35,6% des Strompreises aus. Andere Länder sind da günstiger unterwegs, zum Beispiel weil sie mehr Erneuerbare-Energie-Kraftwerke besitzen oder noch Kernkraft nutzen. 

  • Schweden deckt bereits fast 60% des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien ab und zahlt deshalb rund 30% weniger für Strom als Deutschland: 2021 kostete eine Kilowattstunde (kWh) Strom in Schweden 17,9 Cent.
  • Island: Dort ist Strom noch günstiger, weil 100% des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt wird. 2021 zahlten Verbraucher nur 13,6 Cent pro kWh.
  • Irland hingegen produziert Strom immer noch zu einem Großteil aus Gas, weshalb der Strompreis dort mit 25,6 Cent pro KWh deutlich höher ist.

Netzentgelt

Das Netzentgelt macht einen weiteren großen Anteil des Strompreises aus, in Deutschland fast ein Viertel – das ist vergleichsweise viel. Mit Netzentgelten wird unter anderem der Ausbau und die Wartung von Stromnetzen finanziert. Ist besonders viel Netzausbau und -wartung notwendig, gibt es aber verhältnismäßig wenigen Stromkunden, dann erhöht sich die Netzgebühr pro Verbraucher. 

  • Norwegen ist flächenmäßig eines der größten Länder Europas. Derzeit wird das Stromnetz dort massiv ausgebaut, um die steigende Anzahl an E-Autos mit Strom versorgen zu können. Die Kosten müssen aber auf die knapp 5,4 Millionen Einwohner umgelegt werden, das sind gerade mal so viele Einwohner wie Berlin und Hamburg zusammen. Das Netzentgelt nimmt deshalb in Norwegen rund 31% des Strompreises ein.
  • In den Niederlanden hingegen zahlt jeder Haushalt ein Pauschal-Netzentgelt.

Stromsteuer

Auch die Stromsteuer ist von Land zu Land unterschiedlich.

  • Dänemark ist mit 12 Cent pro kWh Stromsteuer-Spitzenreiter.
  • In Osteuropa erheben viele Länder dagegen keine Stromsteuer.
  • Die Niederlande sehen Strom als Grundbedürfnis an und erstatten deshalb jährlich einen Teil der Stromsteuer. Die Erstattung erhält pauschal jeder Haushalt mit Stromanschluss. Sie wird mit der Jahresendabrechnung verrechnet. Die Höhe der Erstattung wird jedes Jahr neu festgesetzt, für 2021 erhalten Haushalte 682 Euro zurück. Zusätzlich reduzieren die Niederlande 2022 vorübergehend die Stromsteuer um rund 61%, um Haushalte während der Energiepreiskrise zu entlasten.

Finanzierung der Energiewende

In Deutschland förderst Du mit der EEG-Umlage den Ausbau der erneuerbaren Energien und zahlst dafür einen höheren Strompreis. Die Umlage machte 2021 noch gut 20,4% des Strompreis aus, wurde nun aber gesenkt und trägt noch zu 10,7% zum Preis bei. Andere Länder haben ähnliche Umlagen. Finnland dagegen finanziert den Ausbau aus dem allgemeinen Steuertopf.