Wie schlimm ist es wenn man einmal raucht?

Mit zehn Jahren schenkte ich meinem Vater das Buch »Endlich Nichtraucher!« und rief Rauchern überzeugt "Bäh, voll eklig!" zu. Während meine Schulfreunde später von Partyrauchern zu süchtigen Schloten wurden, war ich stolz, noch immer widerstehen zu können. Mit zwanzig stellte ich allerdings fest, dass so ein Kippchen ab und an doch ganz gut schmecken und gesellige Runden noch gemütlicher machen kann. Und jetzt ist es eben so weit: Ich rauche gelegentlich. Mal ein verfeiertes Wochenende lang exzessiv, im Urlaub, hin und wieder nach dem Essen, manchmal kaufe ich mir Tabak, manchmal lasse ich es zwei, drei Wochen lang sein. Immerhin kommt es mir zugute, verhältnismäßig spät angefangen zu haben, bestätigt Prof. Dr. med. Erland Erdmann, Direktor der Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und Internistischen Intensivmedizin der Uniklinik Köln. Wer in oder gar vor der Pubertät angefangen habe, sei dreimal mehr gefährdet, an Krebs, Herz-/Kreislaufleiden oder Arteriosklerose zu erkranken als jemand, der im Erwachsenenalter anfange. "Es ist immer eine Frage der Dosis, ob Rauchen schwerwiegende Folgen nach sich zieht oder nicht", so Prof. Dr. Erdmann. Logisch: bei jemandem, der jahrelang 30 Zigaretten oder mehr pro Tag raucht, ist das Risiko deutlich höher als beim gemeinen Gelegenheitsraucher. "Allerdings ist nachgewiesen: Jede Zigarette verkürzt das Leben ihres Rauchers um 20 Minuten. Ganz egal, wie lange oder wie häufig man raucht."Erdmann erzählt mir von einer britischen Studie, die die Sterblichkeitsrate im Bezug auf das Rauchen untersuchte und von 1951 bis 2001 männliche Ärzte und ihr Rauchverhalten beobachtete. Die Ergebnisse sind eindeutig: Wer angab, auch bloß gelegentlich zu rauchen, starb im Schnitt zehn Jahre früher als nichtrauchende Kollegen. "Ganz verallgemeinern kann man das natürlich auch nicht. Faktoren wie die genetische Veranlagung oder die sonstige Lebensweise spielen bei jedem Menschen eine individuelle Rolle", sagt Prof. Dr. Erdmann. "Im Schnitt bekommen in Deutschland rund die Hälfte aller starken Raucher (10 Zigaretten oder mehr pro Tag) Krankheiten, die zu vermeiden gewesen wären." Genauso, wie Helmut Schmidt lebenslänglich Kette rauchen kann, ist es also möglich, dass bei jemandem mit gewisser Veranlagung schon die erste Schachtel oder sogar Passivrauchen zum Tod führen kann. "Auch beim Passivrauchen ist es eine Dosisfrage. Wer permanent starkem Rauch ausgesetzt ist, hat ein ähnlich hohes Krankheitsrisiko wie ein Raucher. Das bedeutet aber nicht, dass es empfehlenswert ist, statt bloß in einer rauchenden Gruppe zu sitzen gleich selbst eine anzustecken." Die Schäden, die im Körper einmal angerichtet wurden, lassen sich allerdings in der Regel nicht mehr rückgängig machen, sondern werden vielmehr durch das Älterwerden verschlimmert. "Bei Arteriosklerose zum Beispiel besteht keine Chance auf Rückbildung", erklärt Prof. Dr. Erdmann abschließend.Svenja Gräfen, 21, war nach dem Gespräch mit Prof. Dr. Erdmann etwas schockiert, fand es dumm, sich freiwillig einer so offensichtlichen Gefahr auszusetzen – und hat sich dann erstmal eine Zigarette gedreht. 5 Tipps für Gelegenheitsraucher und alle, die es bleiben und nicht zum starken Raucher werden wollen: 1. Es gilt folgende Gleichung: Starkes Rauchen ist schlimmer als Gelegenheitsrauchen ist schlimmer als sehr selten rauchen ist schlimmer als Passivrauchen ist schlimmer als Verkehrspolizist während der Rush Hour. 2. Wenn schon rauchen, dann wenigstens: Nicht zu früh anfangen (lässt sich im Nachhinein leider nicht korrigieren) und nicht mehr als 8-10 Zigaretten pro Tag. 3. Sich vornehmen, kein Geld für Tabak oder Zigaretten auszugeben (wer erst schnorren muss, raucht weniger). 4. Gar nicht erst anfangen, alleine zu rauchen, sondern immer bloß in Gesellschaft. 5. Wer hätte das gedacht – der Idealfall ist und bleibt, ganz einfach nicht zu rauchen. Überhaupt nicht und niemals. 

Nikotin ist ein stark wirksames Gift. Die beim Rauchen vom Körper aufgenommenen Mengen sind grundsätzlich schädlich. Für eine akut lebensbedrohliche Vergiftung reichen sie in der Regel jedoch nicht aus. Wird Tabak allerdings verschluckt oder gegessen, kann das tödlich sein.

Kleinkinder sind besonders gefährdet, bei ihnen genügt bereits der Verzehr einer einzigen Zigarette. Zeichen einer akuten Vergiftung sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Schweißausbruch, Schwindel, Durchfälle und Erregungszustände. Der Tod tritt durch Atemlähmung oder Herzstillstand ein.

Das Rauchen belastet den Körper in erheblichem Maße mit Schadstoffen, die den Alterungsprozess beschleunigen. Das Immunsystem ist geschädigt, die Wundheilung gestört. Die Haut der Raucher verliert an Spannung, wird schneller faltig und unelastisch. Gelbe Zähne und verfärbte Fingerspitzen lassen den Raucher auch optisch älter erscheinen, als er ist. Dem beschleunigten Alterungsprozess entspricht eine verkürzte Lebenserwartung. Mehr als die Hälfte der regelmäßigen Raucher stirbt vorzeitig.

Rauchen schädigt die Blutgefäße und fördert die Gefäßverkalkung. Außerdem nimmt der Sauerstoffgehalt des Blutes ab und die Durchblutung aller Organe verschlechtert sich. Der chronische Nikotinkonsum ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Mögliche Folgen sind Schlaganfälle, Durchblutungsstörungen im Bereich von Armen und Beinen oder ein Herzinfarkt. Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, ist bei Rauchern etwa doppelt so hoch als bei Nichtrauchern.

Rauchen wirkt sich auch auf den Zuckerstoffwechsel negativ aus. Es gibt Hinweise darauf, dass Rauchen die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin verringert. Nachgewiesen ist, dass Raucher ein doppelt so hohes Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als Nichtraucher. Damit steigt auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenversagen an. Beides kommt bei Zuckerkranken (Diabetikern) ohnehin häufiger vor als bei Nichtdiabetikern. Rauchen steigert das Risiko zusätzlich.

Tabakrauchen erhöht das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Abhängig von der Anzahl der gerauchten Zigaretten pro Tag und der Zahl der "Raucherjahre“ erkranken Raucher 20- bis 30-mal häufiger an Lungenkrebs als Nichtraucher. Bei Menschen, die das Rauchen bereits in frühen Jahren begonnen haben, ist das Risiko besonders groß.

Auch Passivrauchen kann einen Lungenkrebs auslösen. Nur weniger als zehn Prozent aller Lungenkrebserkrankungen hängen nicht mit dem Tabakkonsum zusammen.

Unabhängig davon begünstigt Rauchen die Entstehung einer chronischen obstruktiven Bronchitis (COPD). Schadstoffe aus dem Zigarettenrauch stören die Selbstreinigung der Bronchien durch die Flimmerhärchen, dadurch entwickeln sich leichter Entzündungen.

Der chronische Entzündungsreiz führt zu einem allmählichen Umbau der Atemwege, die sich dadurch im Verlauf der Erkrankung immer weiter verengen. Das beeinträchtigt vor allem die Ausatmung, sodass es langfristig zu einer Überblähung von Lungenbläschen kommen kann (Lungenemphysem). Daraus folgt eine zunehmende Atemnot. Die nicht mehr richtig funktionierende Lunge verschlechtert die Sauerstoffversorgung des ganzen Körpers und kann außerdem zu einer Überlastung des Herzens führen.

Nikotin führt zur Schädigung von Zahnfleisch und Zähnen. Die Zähne werden gelb und unansehnlich, sind häufiger von Karies betroffen und fallen vermehrt aus. Das Zahnfleisch wird schlechter durchblutet. Weil die Droge das Immunsystem schädigt, sind Zahnfleischentzündungen häufig.

Beim Verbrennen von Tabak entsteht ein Gemisch aus mehr als 4.800 verschiedenen Substanzen. Mindestens 250 dieser "Wirkstoffe“ sind krebserzeugend oder giftig.

Die Gefahr, an Mundboden-, Kehlkopf-, Luftröhren- oder Speiseröhrenkrebs zu erkranken, ist deshalb bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern nachweisbar erhöht.

Ein Zusammenhang mit dem Rauchen besteht außerdem für folgende Erkrankungen:

  • Krebs im Nasen- und Rachenraum
  • Leberkrebs
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Nierenkrebs
  • Bestimmte Formen der Leukämie
  • Harnblasenkrebs
  • Brustkrebs
  • Gebärmutterhalskrebs

Nikotin tritt in der Schwangerschaft vom mütterlichen Blutkreislauf über die Plazenta in den des Embryos über. Die Missbildungsrate (Embryopathie) ist bei Kindern von Raucherinnen ebenso erhöht wie die Sterblichkeit der Kinder.

Zudem erhöht Tabakkonsum das Risiko für Früh-, Fehl- und Totgeburten. Neugeborene von Raucherinnen haben durchschnittlich ein niedrigeres Gewicht, entwickeln sich schlechter und haben später ein höheres Risiko für Atemwegs-, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen.

  • Nicht selten verrät ein hässlicher gelber Nikotinfilm an den Zähnen und Händen die Sucht.
  • Die Haut kann bei Rauchern grau, fahl und ungesund aussehen.
  • Der Atem ist oft schlecht.
  • Die Kleidung und die Haare können riechen.
  • Frauen können früher in die Wechseljahre kommen.

Außerdem kann sich Rauchen negativ auf die Sexualität von Männern und Frauen auswirken. Raucher haben zum Beispiel häufiger Erektionsstörungen als Nichtraucher.

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Quelle

BzgA, Lungenärzte im Netz: Rauchen – Auswirkungen. www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/show.php3?id=41&nodeid=#; Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS): Tabakabhängigkeit (Broschüre, 2003). www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Suchtmedizinische_Reihe_Tabakabhaengigkeit_2003.pdf; Deutsches Krebsforschungszentrum: "Risikofaktoren: Wie entsteht Lungenkrebs?“ www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/risikofaktoren.php; Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Durch Rauchen und Passivrauchen verursachte Krebserkrankungen, Heidelberg, 2008; Deutsches Krebsforschungszentrum: Fakten zum Rauchen, 2008.