„Mein Kind spielt viel zu wenig!“; diesen Satz hört man immer wieder wenn Eltern sich bei dem Trainer ihrer Sprösslinge beschweren. Dabei sollte es ganz sicher das Ziel des Trainers sein, dass die Spieler seiner Mannschaft annähernd gleiche Spielzeit bekommt. Das bedeutet allerdings nicht, dass er mit der Stoppuhr am Rand steht und auf die sekundengenaue Spielzeit seiner Spieler achtet. Ein wichtige Aufgabe des Trainers ist es im Weiteren, seinen Spielern das Verständnis dafür zu vermitteln, dass jeder einmal an der Reihe ist, damit alle Teamkameraden ihre Spielzeit bekommen. Zeit zum DurchatmenDas Auswechseln von Spieler gibt ihnen Zeit kurz Luft zu holen, um dann kurze Zeit später wieder mit vollem Einsatz in das Spielgeschehen einzusteigen. Der Spieler hat somit mehr von seiner Spielzeit, da er sie mit vollem Engagement bestreiten kann und nicht müde über den Platz trottet. Sieht der Trainer also, dass einem seiner Spieler gerade die Puste ausgeht, so kann er ihm eine kurze Auszeit gönnen. Zu viele Wechsel vermeidenWenn es der Trainer mit den Wechseln zu gut meint, läuft er Gefahr, Unruhe in das Spiel zu bringen. Die Spieler benötigen immer wieder etwas Zeit, um sich im Spielgeschehen und ihrer Position einzufinden. Zu viele Wechsel bringen sie dabei durcheinander - besonders dann, wenn sie dadurch immer wieder auf neuen Positionen spielen. Nicht wahllos wechselnEs macht Sinn, dass der Trainer es versucht, die Wechsel so aufeinander abzustimmen, dass nicht zeitgleich die leistungsschwächeren Spieler seines Teams auf dem Platz sind. Nicht, um ein besseres Ergebnis zu erzielen, sondern vielmehr damit auch sie von den leistungsstärkeren Spielern im Zusammenspiel profitieren können. Es ist nur fair, einem weniger talentierten Spieler die Chance zu geben, an der Seite eines guten Mitspielers zu 'glänzen'. Mit den Spielern redenNutzen Sie die Zeit, in der sie die Kinder bei sich an der Außenlinie haben! Kinder suchen Bestätigung - wenn ein Junge vom Feld kommt, soll er ruhig erfahren, was er gerade richtig gut gemacht hat. Einen Spieler für einen tollen Pass zu loben bringt dabei viel mehr als über ständiges Hineinrufen zu versuchen, auf das Spiel Einfluss zu nehmen. Ebenso kann die Zeit genutzt werden, um einem Spieler Tipps zu geben, wie er das nächste Mal eine bestimmte Situation besser lösen könnte.
Bei 8 Neuzugängen in einem 15er Kader kann man das ja eigentlich nicht sagen. Weniger als die Hälfte Deiner Mannschaft hast Du aus der G-Jugend übernommen. Meine (nicht repräsentative) Beobachtung ist die: Wer kommt, um eine Klasse höher oder "erfolgreicher" zu spielen, der geht aus denselben Gründen auch oft wieder. Deine "alten" Spieler zu vernachlässigen, wird Dir vermutlich später vor die Füße fallen. Ich würde die Einsatzzeiten also angleichen.
Hallo TW-Trainer, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich habe keine Stamm- oder Reservespieler. Vielleicht habe ich hier der Einfachheit den falschen Ausdruck gewählt. Bei der Spieleranzahl meinte ich, dass ich 15 Spieler habe. Den Torhüter tauschen wir zwar auch mal in verschiedenen Spielen, innerhalb eines Spiels bleibt aber der selbe Junge im Tor. Das heißt, es sind 14 Feldspieler anwesend, von denen 8 Feldspieler spielen und 6 auf der Bank sitzen. Dies macht die Sache natürlich sehr schwierig. Wie schon erwähnt, haben wir einen großen Leistungsunterschied in der Mannschaft. Ich möchte ganz sicher nicht, dass dieser größer wird. Am schönsten wäre es, wenn die besseren Spieler sich weiter steigern und die schwächeren Spieler noch mehr aufholen. Dafür müssten sie allerdings auch öfters am Training teilnehmen. Die stärkeren Spieler hingegen trainieren oftmals noch ein drittes Mal bei der C-Jugend oder D2 mit. Bzw die stärkeren Spieler sieht man auch so oft auf der Sportanlage am "kicken", die schwächeren dagegen nie. Von den Neuzugängen sind 6 gekommen, weil ihr Verein keine Mannschaft mehr in der Altersklasse gestellt hat. Sie sind aber nicht als Gastspieler gekommen, sondern gewechselt. Deshalb gehe ich davon aus, dass sie dauerhaft bleiben. Ich selbst habe schon immer viel mit unseren Kindern gemacht. Wir veranstalten viel, machen einiges für das Teambuilding, etc.! Das ist sicherlich auch ein Grund, warum im Jahrgang 2004 insgesamt 21 Spieler bei uns spielen. Im Durchschnitt spielen etwa 12 Kinder pro Jahrgang bei uns. Vielleicht haben wir vor der Saison den Fehler gemacht und die falsche Liga gewählt. Dann hätte es jedoch auch dazu kommen können, dass zwei Auswahlspieler im Winter nicht mehr bei uns gewesen wären. Denen wird ja auch von der Auswahl empfohlen nicht in der untersten Klasse zu spielen. Was empfiehlst du nun also für die kommenden Spiele? Gebe ich allen Spielern genau die gleiche Spielzeit, so werden wir in dieser Liga nur noch verlieren. Bedenke, dass die Gegner im Schnitt 1,5 Jahre älter sind. Das ist ein großer Unterschied. Um "mithalten" zu können, benötigt man also Spieler, die sehr weit für ihr Alter sind. Eine Lösung wäre zum Beispiel, dass man noch 2-3 Spieler in die D2 steckt. Wir spielen jedoch Himmelfahrt und Pfingsten nicht. Die Spieler sind aktuell bei uns festgespielt, wären erst Mitte Mai wieder frei! Sie würden deshalb 4-5 Wochen keine Punktspiele spielen dürfen.
Hallo Follkao, vielen Dank für die Antwort. Der letzte Absatz klingt sehr interessant. Wir haben unseren 2000er Jahrgang und den 2001er Jahrgang als SG mit dem Nachbarverein jahrgangsbezogen. Von unserem 2004er Jahrgang bis in die G-Jugend rein spielen wir wieder jahrgangsbezogen. Wir können aus 21 Spielern natürlich nicht eine Mannschaft machen. Außerdem bestand unser 2002er Jahrgang vor der Saison nur aus 11 Spielern. Deshalb mussten wir in diesen Jahrgängen durchmischen. Wir haben im Verein also zwei Mannschaften die Mischmannschaften sind (C2 aus 2002 und 2003 und D2 aus 2003 und 2004). Wir wollen natürlich am liebsten auf gar keinen Spieler verzichten. Die Erfahrung der letzten Jahre hat nur leider gezeigt, dass wir in der G- bis D-Jugend stark besetzt sind. Ab der C-Jugend wechseln die stärkeren Spieler oft zu anderen Vereinen. Unsere eigene C-Jugend erzielt schlechte Ergebnisse. Die Mannschaften brechen dann auseinander. Wir hatten schon Jahre, in denen wir vier F-Jugendmannschaften hatten, aber keine A- und keine B-Jugend! Einerseits könnte man nun sagen, dass man seit Jahren die Schwächeren vernachlässigt. Die es dann in der C-Jugend nicht mehr packen können. Die stärkeren Spieler sind weg, die schwächeren Spieler sind noch da, verlieren nur zweistellig und fallen auseinander, weil sie den Spaß verlieren. Andererseits kann man sagen, dass man einen starken Jahrgang im Verein hat, bei dem es keinen Grund gibt, zu einem anderen Verein zu wechseln.
@Jugendbetreuer Mit der Schilderung eurer Situation triffst du sicherlich den Nerv vieler Trainer im unteren Jugendbereich, die vor ähnlichen Problemen stehen. Auch denen wird häufig nicht klar, dass es sich lediglich um einen "Momentaufnahme" handelt. Wer meint, er könne allein aus dem Tabellenstand die Zukunft ablesen, der wird irgendwann feststellen, dass er doch viel mehr Einfluß als Trainer hat(te), als er zunächst glaubte. Auch das Thema: welchen Spieler lasse ich warum wielange spielen bzw. auf der Reservebank wird heiß diskutiert. Mag man einerseits die Auswahlspieler als Bestätigung seiner Trainerarbeit sehen, so gelangen darüber weitere Interessen (z.B. Liga) ins Team, wodurch Entscheidungen erschwert werden. Aber mit dem Fussball ist es wie in der Schule. Bekommst du viel Lob (oder in der Schule Lob und gute Noten), so steigert sich dein Interesse daran und du wirst von selbst besser! Umgekehrt ist es natürlich genauso. Bekommst du überwiegend negative Kritik (oder in der Schule schlechte Noten), stagnierst du oder wirst sogar schlechter. Deine Interessen werden sich verlagern. In der Schule gibt es bereits vereinzelt Projekte, in denen bei Grundschulkindern nicht mehr die Benotungsansätze der älteren Klassen übernommen werden, sondern die Kinder präziser in ihrer Entwicklung beschrieben werden sollen, um sie besser begleiten und fördern zu können. Dies könnte auch ein Lösungsansatz für deine Entscheidungen sein, bei denen du dich zunächst einmal ein stückweit von Liga und Tabellenplatz entfernst, um dich besser auf die Spieler deines Teams konzentrieren zu können. Danach könntest du dir die Fragen stellen: was sind die Defizite, was die Stärken deiner Mannschaft? Spätestens an dieser Stelle wirst du einen anderen Blick aufs Team bekommen, bei dem dir alle Spieler gleichermaßen wichtig sind. Den Typ "Reservespieler" gibts dann nicht mehr, weil jeder Spieler trainiert, um zu spielen und deshalb Chancengleichheit dein neues Entscheidungsmaß sein könnte. Durch die Steuerung von Lob könntest du die heutigen, schwächeren Spieler dahin führen, sich stärker zu engagieren, um dadurch näher an die Leistungen der Anderen zu gelangen. Dass es nicht immer so klappt, wie man es sich gerne wünscht, ist selbstverständlich. Aber der Unterschied liegt darin, dass du ihnen den Mut gegeben hast, das im Training Erlernte im Spiel auszuprobieren. Kinder haben ein sensibles Gespür für Gerechtigkeit. Das wird sie mehr zusammenschweißen, als wenn sie durch "Erwachsenen-Leistungsmaßstäbe" gemaßregelt werden, in der ihre Fähigkeiten aufs Rennen und Tore schießen reduziert wird. Der Unterschied liegt hier darin, allen Spielern deines Teams gleichermaßen den Spaß am Fussball zu geben und sie dadurch mit auf eine Abenteuerreise zu nehmen, dessen Ende ihr noch gar nicht kennt, statt lediglich mit Kalkül wöchentlich auf die Tabelle zu starren und seine Mansnchaftsaufstellung nach der Stärke des nächsten Gegners zu gestalten. Ein weiterer Unterschied wird sich durch die Homogenität der Mannschaft einstellen, wenn allen Spielern, die sich engagieren Spielanteile gegönnt werden. Je breiter dein Team aufgestellt ist, je einfacher sind Ausfälle von Leistungsträgern zu kompensieren. Je mehr jedoch nach Leistung aufgestellt wird, je größer werden die Leistungsunterschiede zwischen Stärkeren und Schwächeren werden, sodass man schließlich im Nachhihnein glaubt, man hätte richtig gehandelt, weil ja ohnehin aus Denen nichts geworden wäre. Du wirst u.a. hier im Forum einen etwas längeren Diskusionsbeitrag über den RAE-Effekt (Real Age Effect) finden, in der die Nachteile von jüngeren Spielern in der Talentförderung heraus gearbeitet wurden. Leistungsträger können nicht nur das Niveau einer Mannschaft deutlich anheben, sie könne auch einen "langen Schatten ziehen", weil sich andere Spieler im Team deshalb nicht so gut entwickeln, weil sie vernachlässigt werden. Denk mal drüber nach - denn ein guter Trainer ist nur deshalb auch ein guter Entertainer, weil er für alle (nicht nur für die Leistungstrager) ein lohnender Partner ist. |