Von Prof. Dr. med. Inka Wiegratz – Kinderwunsch & Hormonzentrum Frankfurt. Der Artikel wurde auf Grundlage einer Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin verfasst und dient der Information unserer Patientinnen mit Kinderwunsch bzw. in der Frühschwangerschaft (1). Show Impfstoffe Impfung bei Frauen mit Kinderwunsch Impfung bei Schwangeren Fazit: Literatur Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen ungeimpften Personen ab 12 Jahren die Impfung gegen COVID-19. Frauen mit einem perspektivischen oder konkreten Kinderwunsch, wird die Impfung ebenfalls dringend empfohlen. So sind sie vor COVID-19 bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft bestens geschützt. Frau Dr. Röbl-Mathieu, COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kinderwunsch - was gibt es neues?
Der Mythos bezieht sich auf die falsche Annahme, dass sich bei Frauen die nach der Impfung gebildeten Antikörper gegen das Spikeprotein des Coronavirus aufgrund der Ähnlichkeit auch gegen ein körpereigenes Protein, das Plazenta-Protein Syncytin-1, richten könnten – und so die Bildung der Plazenta beeinträchtigen. Doch diese Erklärung hat einen entscheidenden Haken: Sie stimmt nicht. Um zu klären, wie verwandt also ähnlich sich zwei Proteine sind, muss man auf die Reihenfolge der Aminosäuren schauen, aus denen sich Proteine zusammensetzen. Das Spike-Protein des Coronavirus SARS-CoV-2 besteht aus rund 1.300 Aminosäuren, das Plazenta-Protein Syncytin-1 aus rund 500. Folgen bei zwei Proteinen acht bis zehn gleiche Aminosäuren aufeinander, steigt die Wahrscheinlichkeit auf eine Kreuzreaktion. Bei Syncytin-1 und dem Spikeprotein von SARS-CoV-2 folgen aber höchstens vier gleiche aufeinander. Das heißt, es gibt zwar tatsächlich eine kleine Überschneidung in den Gensequenzen der Proteine – diese ist aber viel zu klein, um zu einer Verwechslung der Proteine führen zu können. Daten zeigen: Auch Frauen mit Antikörpern werden schwangerEine Kreuzreaktion kann also ausgeschlossen werden. Das belegen auch die Daten: Denn gäbe es bei der Corona-Schutzimpfung tatsächlich eine negative Auswirkung auf die Fruchtbarkeit, hätte dies bereits in den klinischen Studien der Impfstoffe zu Komplikationen und Fehlgeburten führen müssen. Beides ist aber nicht der Fall. Zudem: Auch Frauen, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, bringen Kinder gesund zur Welt – in den USA zählte eine Studie zwischen März 2020 und März 2021 knapp 14.000 Babys, deren Mütter vorher COVID-19 hatten. Und auch nach den Corona-Schutzimpfungen während der Zulassungsstudie der Impfstoffentwickler BioNTech und Pfizer sind Teilnehmerinnen schwanger geworden. Wirkt sich die Corona-Schutzimpfung auf den weiblichen Zyklus aus?Einige Frauen berichten nach der Corona-Schutzimpfung von Zwischenblutungen, verstärkter oder ausbleibender Menstruation und Unregelmäßigkeiten beim weiblichen Zyklus. Gut zu wissen: Solche Veränderungen des Zyklus sind auch bei anderen Impfungen oder durch Infektionen bekannt und werden auf die Aktivierung des Immunsystems zurückgeführt. Ein direkter, pathologischer Zusammenhang mit der Impfung gegen COVID 19 ist nicht bekannt, heißt es dazu beim Robert Koch-Institut. Und weiter: Die beobachteten Störungen des Zyklus sind vorübergehend und nicht mit Unfruchtbarkeit verbunden. Zudem müssen Zyklusstörungen nach einer Impfung nicht zwangsläufig auf den verabreichten Impfstoff zurückzuführen sein. Ein häufiger Auslöser solcher Störungen ist Stress. Und typische Impfreaktionen wie Fieber, Müdigkeit oder Muskelschmerzen bedeuten Stress für den Körper. Die gute Nachricht: Ein gestörter Zyklus pendelt sich meist wieder von selbst ein. Halten die Unregelmäßigkeiten allerdings länger als drei Monate nach der Impfung an, sollte dies ärztlich überprüft werden. Zyklusstörungen können übrigens als mögliche Impfkomplikation unter nebenwirkungen.bund.de gemeldet werden. Risiko der verminderten Fruchtbarkeit bei infizierten MännernAuch für Jungen und Männer gilt: Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise dafür, dass ihre Fruchtbarkeit durch die Corona-Schutzimpfung beeinträchtigt wird. Anders sieht es jedoch bei dem Risiko nach einer Infektion mit COVID-19 aus. Das hat eine amerikanische Studie ergeben, die zwischen Dezember 2020 und September 2021 mit über 2.000 Paaren mit Kinderwunsch durchgeführt wurde. Das Ergebnis: Infizierte sich ein Mann mit SARS-CoV-2, sank die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft rapide. Anschließend dauerte es mindestens 60 Tage, bis die Männer wieder so fruchtbar waren wie nicht-Infizierte. Internationale Studien verweisen auf eine teils verminderte Spermienproduktion, Erektionsstörungen sowie einen starken Testosteronmangel bei Männern, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Der Mangel an Testosteron könnte in diesem Fall auch mit den neurologischen Langzeitfolgen einer Corona-Infektion zusammenhängen. |