Wie lange bleibt eine vollnarkose im körper

Wichtiger Hinweis: Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.

Die Verantwortlichen für die Inhalte dieser Website übernehmen keine Gewährleistung für die Vollständigkeit und Korrektheit der Angaben, da ständige Veränderungen, Weiterentwicklungen und Konkretisierungen infolge wissenschaftlicher Forschung oder Anpassung der Leitlinien durch die medizinischen Fachgesellschaften erfolgen.

Hier finden Sie:

  • Was passiert bei diesem Verfahren?
  • Wer ist für dieses Verfahren nicht geeignet?
  • Wie ist das Risiko einzuschätzen?
  • Was passiert danach und was müssen Sie beachten?

Die Möglichkeit der Vollnarkose - d.h. die vorübergehende völlige Ausschaltung des Bewusstseins bei fehlendem Schmerzempfinden – hat viele chirurgische Eingriffe überhaupt erst möglich gemacht. Der Zahnarzt W.T.G. Morton aus Boston war der erste, der seinen Patienten vor dem Eingriff in einen künstlichen Tiefschlaf versetzte – seit dem sind Narkosemedikamente und Technik immer mehr verfeinert und verbessert worden. Die Angst, aus der Narkose nicht mehr aufzuwachen, ist heute nicht mehr berechtigt, da dank moderner Technik alle lebenswichtigen Funktionen des Körpers und die richtige Zusammensetzung des Narkosegases während der gesamten Operationszeit überwacht werden.

Was passiert bei diesem Verfahren?

Vor der Vollnarkose wird sich der Narkosearzt (Anästhesist) ausführlich mit Ihnen über Ihre Krankengeschichte unterhalten und nach regelmäßig einzunehmenden Medikamenten fragen. Unter Umständen werden auch einige zusätzliche Untersuchungen wie ein Elektrokardiogramm (EKG), ein Lungenfunktionstest und Laboruntersuchungen vorgenommen, um sicherzustellen, dass eine Vollnarkose keine zu große Belastung für Ihren Körper darstellt und keine Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Narkosemitteln zu befürchten sind.

Am Tag des Eingriffes sollten Sie 6 Stunden vor der Anästhesie nichts mehr essen und keine trüben Flüssigkeiten mehr trinken! 2 Stunden vor der Anästhesie sollten auch keine klaren Flüssigkeiten mehr getrunken werden. (Ausnahme: Vorbereitungstablette(n) mit etwas Wasser) Am Anästhesietag nicht mehr rauchen. Wenn Sie morgens Medikamente einnehmen, besprechen Sie bitte mit Ihren Anästhesisten, welche Medikamente Sie vor der Anästhesie noch einnehmen können. Die Vollnarkose selbst wird mit einem starkem Schlafmittel eingeleitet, das am Arm in die Vene gespritzt wird. Für Sie ist die Sache innerhalb weniger Augenblicke damit erledigt, d.h. mehr werden Sie von der Narkose und dem Eingriff nicht mitbekommen. Sie wachen erst wieder auf, wenn alles vorbei ist. Das verwendete Schlafmittel ist so stark, dass es Sie nicht nur in Tiefschlaf versetzt, sondern auch die Muskulatur gelähmt wird und der Atemantrieb verloren geht. Deshalb muss jeder Patient während einer Vollnarkose künstlich beatmet werden. Bei kurzen Eingriffen kann die Beatmung durch eine Beatmungsmaske erfolgen, die über Mund und Nase eng anliegend aufgesetzt wird. Bei längeren oder größeren Eingriffen wird ein Beatmungsschlauch in die Luftröhre eingeführt. Da hierzu die Muskeln völlig entspannt sein müssen, bekommen die Patienten zusätzlich ein muskelentspannendes Medikament. Aufrecht erhalten wird die Narkose über die kontinuierliche Zuführung eines Gasgemisches in die Lunge, das aus Sauerstoff (für die Atmung), Lachgas (zur Schmerzausschaltung) und ein dem Äther ähnlichem Gas (schlaferzeugend) besteht. Über die Zuführung dieses Gasgemisches in seinen unterschiedlichen Anteilen kann der Narkosearzt die Narkose heute sehr gut steuern, d.h. er kann falls nötig die Narkose vertiefen und Sie am Ende des Eingriffs jederzeit beenden. Während der Narkose ist sehr gut für Ihre Sicherheit gesorgt: Herzrhythmus, Blutdruck und Sauerstoffsättigung des Blutes werden während des gesamten Eingriffs fortlaufend kontrolliert, so dass der Narkosearzt jederzeit korrigierend eingreifen kann. Über einen Sensor in der Außenatemluft wird zusätzlich überwacht, ob das verabreichte Gasgemisch die richtige Zusammensetzung hat.

Sobald die Operation beendet ist, stoppt der Narkosearzt die Zufuhr der Atemgase und zieht noch während sie schlafen den Beatmungsschlauch. Sie werden langsam wach, meist durch die Stimme des Narkosearztes, der prüft, ob Sie schon wieder ansprechbar sind. Ganz typisch ist nach einer Vollnarkose die Erinnerungslücke, d.h. anders als beim normalen Schlaf haben Sie das Gefühl, als ob gar keine Zeit vergangen wäre.

In welchen Situationen ist dieses Verfahren zu empfehlen Die Vollnarkose wird bei den meisten Eingriffen im Bauchraum empfohlen, da hier nicht nur ein einzelner Nerv oder ein Nervengeflecht zuständig ist, das man im Rahmen einer Leitungsanästhesie gezielt ausschalten könnte. Außerdem gibt es eine ganz Reihe von Eingriffen, bei denen die Betäubung mittels der örtlichen Anästhesieverfahren nicht tief genug ist. Auch wenn Sie als Patient den Eingriff als zu belastend empfinden und ihn nicht bei Bewusstsein miterleben wollen, kann dies ein Grund für eine Vollnarkose sein.

Wer ist für dieses Verfahren nicht geeignet?

Im Prinzip kann heute bei entsprechender Überwachung nahezu bei jedem Patienten eine Vollnarkose durchgeführt werden. Natürlich wird man dabei immer Risiken und Nutzen gegeneinander abwägen. Man würde also beispielsweise bei einem Risikopatienten, der bestimmte Grunderkrankungen (z.B. der Lunge) aufweist, keine Schönheitsoperation in Vollnarkose vornehmen. Ganz anders ist die Situation, wenn der Eingriff für die Gesundheit dringend notwendig ist. Der Narkosearzt wird schon im Vorfeld durch entsprechende Untersuchungen Ihr persönliches Narkoserisiko ermitteln.

Viele Eingriffe können heute alternativ auch unter einer regionalen Betäubung vorgenommen werden.

Wie ist das Risiko einzuschätzen?

Viele Patienten beunruhigt die Vorstellung, während einer Vollnarkose die Kontrolle über ihren Körper vollständig zu verlieren. Die Angst aus einer Narkose nie wieder aufzuwachen ist dabei so alt wie die Narkose selbst. Solche Narkosezwischenfälle kommen aber heute dank der modernen Überwachungstechniken kaum noch vor. Das Risiko, an einer Narkose zu sterben, liegt heute bei 0,008 bis 0,009% und ist damit kaum größer als im wachen Zustand. Ein etwas erhöhtes Narkoserisiko haben sehr alte kranke Patienten und sehr kleine Kinder.

Die häufigsten unangenehmen Nachwirkungen einer Vollnarkose sind vorübergehende Übelkeit und Erbrechen, die bei etwa 10% der Patienten auftreten. Bedingt durch den Beatmungsschlauch klagen circa 10 % der Pateinten über leichte Heiserkeit. In sehr seltenen Fällen kann es nach einer Vollnarkose zu Blutdruck – und Herzrhythmusstörungen sowie zu vorübergehenden Verwirrtheitszuständen kommen.

Was passiert danach und was müssen Sie beachten?

Auch bei der ambulanten Vollnarkose bleiben Sie nach dem Eingriff noch für einige Zeit unter Beobachtung – so lange bis Sie sich fit für den Heimweg fühlen. Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, so dass sie bald wieder ansprechbar sind. Bis Sie wieder völlig klar im Kopf sind, kann es aber noch etwas länger dauern. Sie dürfen daher am Tag des Eingriffs nicht selbst Auto fahren und sollten sich auch nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg machen. Lassen Sie sich von Angehörigen oder Freunden abholen oder nehmen Sie ein Taxi nach Hause. Noch mehrere Stunden nach dem Eingriff können sie erschöpft und schläfrig sein. Legen Sie sich also ruhig ins Bett und ruhen sich aus. Einige Schritte sollten Sie aber noch am Operationstag laufen, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Grundsätzlich gilt: Sie dürfen die nächsten 24 Stunden nicht allein zu Hause sein.

Im Rahmen unserer Narkosevorgespräche bemerken wir, dass Sie häufig immer wieder die gleichen Fragen haben. Um Ihnen eine bessere Vorbereitung auf Ihre Narkose zu ermöglichen und Ihnen auch die Angst vor der Narkose zu nehmen, möchten wir Ihnen schon im Vorfeld auf die häufigsten Fragen eine Antwort geben.

Wie lange muss ich vor der Narkose nüchtern sein?

Im Allgemeinen gilt eine Nüchternheit von 6 Stunden für eine leichte Mahlzeit und 2 Stunden für klare Flüssigkeit (Wasser, Tee, Kaffee ohne Milch). Für einige Operationen gelten strengere Nüchternheitsregeln, die dann vom Chirurgen festgelegt werden.

Wie lange dauert die Narkose?

Die Dauer der Narkose richtet sich nach der Dauer der Operation. Mit den heutigen Medikamenten können wir eine Narkose beliebig lange fortsetzen. Normalerweise beginnt die Narkose ca. 15-30 min vor der Operation, damit die Vorbereitungen durchgeführt werden können (Lagerung, Desinfektion). Die Narkose endet etwa 5-15 min nach der Operation. Durch die Beeinflussung des Kurzzeitgedächntnisses durch unsere Narkosemittel kann es allerdings sein, dass eine bewusste Erinnerung erst wesentlich später auftritt.

Bei meiner letzten Narkose hatte ich furchtbare Übelkeit und Erbrechen. Wie kann man das verhindern?

Postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV) sind mit ca. 30 % die häufigsten Narkosenebenwirkungen. Bestimmte Risikogruppen (Frauen, Nichtraucher, lange Narkose-/OP-Dauer, bekannte Reisekrankheit oder früher Übelkeit/Erbrechen bei Narkosen) können aber ein Risiko bis über 80 % tragen. Wir nehmen die Prophylaxe von PONV ernst und haben extra Leitlinien für unsere Klinik erstellt. Unsere Prophylaxemaßnahmen beginnen mit dem Narkosevorgespräch, in dem wir die Risikofaktoren für PONV erfassen. Je nach Operation kann man eine Vollnarkose und die begleitende Übelkeit mit einer Regionalanästhesie/"Teilnarkose" vermeiden. In Abhängigkeit von der Anzahl der Risikofaktoren werden wir Prophylaxemaßnahmen einleiten, die die Gabe von 1-2 Medikamenten oder eine spezielle Form der Narkoseführung (totale intravenöse Anästhesie, TIVA) vorsieht. Sollten Sie trotzdem nach der Narkose über Übelkeit und Erbrechen leiden, werden wir sofort etwas dagegen tun. Um die Qualität dieses Vorgehens laufend zu überprüfen, wird Übelkeit/Erbrechen bei uns im Narkoseprotokoll standardmäßig erfasst und ausgewertet. Mit diesem, nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen erarbeiteten, Konzept können wir das Risiko für PONV stark senken. Ein Restrisiko bleibt allerdings immer bestehen.

Ich hatte erst vor kurzem eine Vollnarkose, benötige allerdings jetzt erneut eine Narkose. Ist das schädlich?

Mit den heutigen, kurzwirksamen Narkosemitteln bestehen keine Bedenken.

Immer wieder hört man, dass Patienten während einer Vollnarkose wach gewesen seien. Gibt es das wirklich? In einer Zeitung stand, man könne die Narkosetiefe messen.

Intraoperative Wachheit ("Awareness") gibt es, ist aber extrem selten (0,1 -0,2 %). Da "Awareness" aber so ein eindrückliches Erlebnis ist, ist es verständlich, dass die wenigen Fälle so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Da die Wirkungsweise von Narkose und die komplizierte Funktion des Gehirn noch immer nicht vollständig verstanden ist bzw. mit einfachen Meßverfahren nicht ausreichend gemessen werden kann, sind bisherige Geräte zur Narkosetiefemessung nur eingeschränkt geeignet eine intraoperative Wachheit zu vermeiden.


Die Freundin einer Freundin hat in einer Illustrierten gelesen, eine Periduralanästhesie ("Rückenmarksbetäubung") könne eine Querschnittslähmung verursachen. Ist das richtig? Die Häufigkeit einer bleibenden Querschnittslähmung ist extrem selten (ca. 1:250.000). Fast alle berichteten Fälle hätten vermieden werden können, wenn man Gegenanzeigen beachtet hätte, z. B. die Einnahme mehrerer Gerinnungshemmer, die zu einem auf das Rückenmark drückenden Bluterguss geführt hatten. Werden die Kontraindikationen beachtet, ist die Periduralanästhesie ein sicheres Narkoseverfahren. Wenn wir Ihnen zu einer Periduralanästhesie raten, wiegen die Vorteile (Schmerzfreiheit bei wenigen Nebenwirkungen) deutlich schwerer.

Mein Vater hatte vor geraumer Zeit eine Vollnarkose und schien, als hätte er danach "geistig abgebaut". Das liegt doch sicher an der Narkose?

So sicher ist das nicht. Aus Studien ist bekannt, dass Patienten auch bei einer Lokalanästhesie oder nach einem Krankenhausaufenthalt ohne Operation die von Ihnen beschriebenen Symptome zeigen. Es erscheint logisch, dass Narkosemittel, die ja auch auf das Gedächtnis wirken, eine längere Beeinträchtigung des Gedächntnisses bewirken könnten. Der Beweis dafür steht aber noch aus. Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle: Viele Patienten leiden schon vor einer Operation unter einer beginnenden Demenz, können das aber durch die häusliche Routine gut verstecken. Erst in einer fremden Umgebung tritt dann die bereits vorbestehende Demenz zu Tage. Andere Ursachen liegen z. B. in ungenügender Schmerztherapie oder sind Nebenwirkungen anderer Medikamente, die im Rahmen des Krankenhausaufenthalts verabreicht wurden. Länger dauernde Beeinträchtigungen (>3-6 Monate nach OP) sind aber selten.

Was ist eine Vorsorgevollmacht (oder auch Gesundheitsvollmacht) und welche Funktion hat sie ?

Auf den Seiten des klinischen Ethik-Komittees finden sie weitere Informationen zu unserer Gesundheitsvollmacht. Es steht ihnen ebenfalls ein vorgefertigtes Formular zum Download zur Verfügung.

Klinisches_Ethik-Komittee