Wie kann man Herz und Kreislauf gesund halten

Ein Kardiologe verrät, was er selbst für den Schutz des Herzens tut

Aktualisiert am Samstag, 18.09.2021 | 11:25

Herzmediziner haben für ihre Patienten Ratschläge, was diese für die Herzgesundheit tun sollten: gute Ernährung, mehr Sport, weniger Stress. Doch wie sieht es mit dem eigenen Herzschutz aus? FOCUS Online hat einen Kardiologen befragt.

In Deutschland starben im Jahr 2016 knapp 340.000 Menschen durch kranke Herzen und Gefäße – Todesursache Nummer Eins. Kardiologen könnten darüber verzweifeln, denn sie wissen: Viele der Todesfälle wären durch einen gesünderen Lebensstil vermeidbar.

Herz gesund halten: Sport, gesunde Ernährung, nicht rauchen

Nicht rauchen, ein vernünftiges Gewicht halten, mehr Bewegung in den Alltag einbauen – so kann jeder einen Schutz für das Herz aufbauen. Thorsten Dill, Chefarzt der Medizinischen Klinik und Kardiologie im Sana Krankenhaus Düsseldorf-Benrath, erklärt im Gespräch mit FOCUS Online, was dabei zu beachten ist und wie er als Kardiologe für seine eigene Herzgesundheit sorgt.

FOCUS Online: Kann man speziell das Herz schützen?

Thorsten Dill: Das Herz ist Teil des Herz-Kreislauf-Systems. Herz und Gefäße müssen daher immer als Einheit gesehen werden. Eine gute Cholesterin- und Blutdruckeinstellung, in Verbindung mit totalem Nikotinverzicht, sind wesentliche Maßnahmen zum Schutz des Herzens und der Gefäße.

Gibt es für verschiedene Herzkrankheiten jeweils unterschiedliche Schutzmaßnahmen?

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Dill: Die verschiedenen Herzerkrankungen, etwa die Herzkranzgefäßerkrankung, die Herzschwäche oder die Herzrhythmusstörungen hängen eng zusammen und deswegen gelten grundsätzlich die gleichen Empfehlungen. Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und bewusster Ernährung, bevorzugt die sogenannte Mittelmeer-Diät in Verbindung mit einer guten Kontrolle der Risikofaktoren, schützt vor dem Auftreten der genannten Herzerkrankungen.

Unser Herz braucht Bewegung - und zwar regelmäßig

Ernährung, Bewegung, Stress – wie gewichten Sie das?

Dill: Die Bewegung ist am höchsten einzuschätzen für ein gesundes Herz. 150 bis 180 Minuten Ausdaueraktivität pro Woche, aufgeteilt in mehrere Einheiten, ist empfehlenswert. Das Auto stehen lassen und laufen, Treppen steigen anstelle den Aufzug zu benutzen – einfache Maßnahmen, die sehr wirksam sind.

Dahinter würde ich die Ernährung einordnen, weil sie besonders zur Gewichtskontrolle beitragen kann. Ernährung plus Sport sorgen dann für ein stabiles vernünftiges Körpergewicht. Das ist wichtig für die Freude an der Bewegung - und letztlich für ein gesundes Herz.

Stress sehe ich vor allem deswegen als Herzrisiko, weil er meist mit anderen ungesunden Faktoren einhergeht: wenig und schlechter Schlaf, rauchen, zu viel Süßes oder Alkohol.

„Mein wichtigster Herzschutz besteht aus Sport“

Und wie schaut es bei Ihnen selbst aus mit dem herzgesunden Lebensstil?

Dill: Als Internist und Kardiologe versuche ich schon, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Ich rauche nicht. Ich achte auf die Ernährung, d.h. wenig Fleisch und häufig Gemüse und Fisch. Ich halte mein Gewicht.

Aber mein wichtigster Herzschutz besteht aus Sport, und zwar Ausdauertraining. Ich gehe dreimal in der Woche eine Stunde laufen, und zwar bei Wind und Wetter. Es erfordert Disziplin, das regelmäßig hinzubekommen. Die Regelmäßigkeit ist wichtig fürs Herz – denn ein gewisses Trainingsniveau schützt vor dem häufigen Fehler, zu selten, aber dann überambitioniert zu trainieren.

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Das ist dann gleichzeitig mein Anti-Stress-Programm. Ich brauche dafür keine speziellen Entspannungstechniken – mir genügt, wenn ich laufe.

Herz-Checks sind wichtig für den Status quo

Lassen Sie sich gelegentlich von Ihren Kollegen durchchecken?

Dill: Ja, tatsächlich habe ich einen „Herz-Check“ mit Belastungs-EKG, Ultraschall, Bluttest durchführen lassen. Abhängig vom individuellen Risiko, sollte jeder sein Herz-Kreislaufrisiko ab dem 40. bis 50. Lebensjahr einmal präventiv ermitteln lassen. Ob die Blutfettwerte (HDL- und LDL-Cholesterin, Triglyceride) in Ordnung sind, sollte man schon mit ca. 30 Jahren prüfen lassen und einen normalen Ruhe-Blutdruck (<140/90) noch früher, mit rund 20 Jahren. Besonders, wenn eine familiäre Vorbelastung besteht, ist eine frühzeitige Prüfung und gute Einstellung dieser Werte wichtig.

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Was sollte geschehen, damit alle so gut auf ihr Herz achten wie Sie?

Dill: Bei älteren Patienten sehen wir, dass es zum Teil sehr schwer ist, sie zu einer Änderung in der eingefahrenen Lebensweise zu bewegen. Ein gesunder Lebensstil müsste daher schon Kindern vermittelt werden. Er würde dann ganz selbstverständlich zum Alltag gehören und der nachfolgenden Generation vorgelebt. Mit diesen Maßnahmen könnten wir wirklich eine Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dadurch bedingten Einschränkungen der Lebensqualität und Todesfällen erreichen.

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Es schlägt und schlägt und schlägt – das Herz ist ist unermüdlich für uns im Einsatz. Es ist der Motor, der das Blut Tag für Tag durch die Adern noch in die entlegensten Regionen des Körpers pumpt. So gelangen Sauerstoff und andere Nährstoffe, Hormone sowie Immunzellen dorthin, wo sie benötigt werden.

Ablagerungen können Gefäße verengen

Es gibt also gute Gründe, sich um den unbeugsamen Muskel zu kümmern. Denn so zuverlässig das Herz auch zu arbeiten scheint, kann es doch aus mehreren Gründen Schaden nehmen. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems können lebensgefährlich werden. Sie zählen zu den häufigsten Todesursachen in den westlichen Industrieländern. Dabei ließen sich viele dieser Fälle vermeiden.

Ausgangspunkt für Herz- und Gefäßleiden sind häufig Ablagerungen aus Fett und Kalk in den Wänden von Arterien, die Gefäßwand verändert sich (Arteriosklerose, umgangssprachlich "Arterienverkalkung"). Diese Verengungen machen das Gefäß weniger elastisch und können Durchblutungsstörungen zur Folge haben. Die wichtigsten Risikofaktoren für solche Ablagerungen sind erhöhte Blutzuckerspiegel bei der Zuckerkrankheit Diabetes, ungünstige Cholesterinwerte (vor allem hohes LDL-Cholesterin), Rauchen und Bluthochdruck.

Herzinfarkt bei Verschluss der Herzkranzgefäße

Gefährlich wird es, wenn sich Engstellen in den feinen Herzkranzgefäßen bilden, die das Muskelgewebe des Herzens mit Nährstoffen beliefern. Denn reißt eine Ablagerung auf, bildet sich an der Stelle ein Gerinnsel, das das Blutgefäß komplett verstopfen kann. Es kommt zum Herzinfarkt: Das Gewebe wird nicht mehr ausreichend versorgt und stirbt ab.

Ein Herzinfarkt ist ein absoluter Notfall. Bei möglichen Anzeichen eines Herzinfarkts sollten Sie nicht zögern, den Notarzt (112) zu rufen. Die wichtigsten Warnhinweise sind intensive Brustschmerzen, die auch auf andere Körperbereiche ausstrahlen können, sowie ein beklemmendes oder Enge-Gefühl in der Brust. Sie können mit kaltem Schweiß, Schwächegefühlen oder Blässe einhergehen. Ein Herzinfarkt kann sich aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich zeigen, die Beschwerden sind nicht immer eindeutig. Zum Beispiel können Schmerzen manchmal auch fehlen.

Weitere Herz-Kreislauf-Leiden

Ein Herzinfarkt ist nicht die einzige gefährliche Erkrankung des Gefäßsystems. Eine Herzschwäche ist etwa oft die Folge von Bluthochdruck oder eines Infarkts. Bei dieser büßt das Herz einen Teil seiner Pumpkraft ein. Betroffene geraten oft schon bei leichten Anstrengungen schnell aus der Puste. Ablagerungen in einer der beiden Halsschlagadern oder in den kleinen Gefäßen des Gehirns können einen Schlaganfall auslösen.

Einige Risikofaktoren für Herzkrankheiten wie das Alter oder Geschlecht lassen sich nicht beeinflussen. Viele dagegen schon. Folgende Tipps helfen, Herz und Gefäße gesund zu halten:

1. Gesund ernähren

Eine herzgesunde Ernährung sieht in etwa so aus: Viel Obst und Gemüse auf den Teller, dafür wenig tierische Fette in Form von Käse oder rotem Fleisch. Besser sind ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen oder Fisch.

2. Viel bewegen

Wer sich regelmäßig bewegt, kann damit seine Blutdruck-, Blutzucker- und Blutfettwerte günstig beeinflussen. Außerdem verbessert er die Durchblutung des Herzmuskels. Am besten mehrmals pro Woche aktiv sein. Wichtig: Wer zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder Sport treiben möchte oder bereits Vorerkrankungen hat, sollte sich unbedingt von einem Arzt untersuchen und zum richtigen Pensum beraten lassen.

3. Auf den Blutdruck achten

Zu hoher Druck schadet den Wänden der Gefäße. Wer Bluthochdruck hat, sollte deshalb unter ärztlicher Anleitung versuchen, seine Werte zu senken.

4. Nicht rauchen

Der regelmäßige Griff zur Zigarette fördert Bluthochdruck sowie Ablagerungen an den Gefäßwänden. Die gute Nachricht: Wer seine Finger vom Glimmstängel lässt, bei dem bessert sich das Herzinfarkt-Risiko schnell wieder. Deshalb lieber heute als morgen mit dem Rauchen aufhören!

5. Abnehmen

Übergewicht ist ein wichtiger Risikofaktor für einen Herzinfarkt. Bringt jemand zu viele Kilos auf die Waage, sollte er deshalb nach Möglichkeit abspecken, am besten unter ärztlicher Aufsicht.

6. Gute Blutzuckerwerte

Bei einem gestörten Zuckerstoffwechsel sammelt sich vermehrt Traubenzucker (Glukose) im Blut an. Langfristig kann das Ablagerungen an den Gefäßwänden fördern. Wer unter der Zuckerkrankheit Diabetes leidet, sollte diesen fachgerecht behandeln lassen und auf gute Werte achten.

7. Gute Cholesterinwerte

Vor allem erhöhte LDL-Cholesterin-Werte gelten als Risikofaktor für eine Arterienverkalkung. Mit der richtigen Ernährung und mit Bewegung (siehe oben) sowie gegebenenfalls Medikamenten lässt sich das Herz-Kreislauf-Risiko günstig beeinflussen.

8. Für Entspannung sorgen

Auch die Psyche spielt eine Rolle. Dauerstress kann das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Wer sich häufig gestresst fühlt, sollte die Ursachen ergründen, und sie, wenn möglich, beseitigen. Da sich Stress nicht immer vermeiden lässt, lohnt es sich, einen neuen Umgang damit zu lernen. Entspannungstechniken können dabei helfen.

9. Regelmäßig zur Vorsorge

Schäden an den Gefäßen sind tückisch: Sie verursachen oft lange keine Beschwerden. Erste Hinweise kann der Gesundheits-Checkup beim Arzt geben, den die gesetzlichen Kassen ab einem Alter von 35 alle zwei Jahre bezahlen. Dabei fallen eventuell ungünstige Blutwerte oder Krankheiten auf. Betroffene können dann rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen.

Wie kann man Herz und Kreislauf gesund halten

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