Stand: 11.11.2021 08:56 Uhr Show
Im Winter haben wir nur selten Gelegenheit, Sonne zu tanken. Doch Sonnenlicht ist unsere wichtigste Vitamin-D-Quelle. Mindestens 30 Prozent der Deutschen haben deshalb in den Monaten Oktober bis April zu wenig Vitamin D im Blut. Wer in Norddeutschland lebt, hat durch die geringere Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten keine Chance, ausreichend Vitamin D zu bilden. Vitamin-D-Mangel mit Bluttest erkennenAls ideal gelten Vitamin-D-Werte über 30 Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut. Bei unter 20 Nanogramm spricht man von einem Mangel. Experten empfehlen dann die Einnahme von 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D pro Tag, das entspricht 25 Mikrogramm. Sie werden in Form von Tabletten oder Tropfen einmal täglich eingenommen. Höher dosierte Präparate mit 10.000 oder 20.000 IE zur wöchentlichen Einnahme werden nur in speziellen Ausnahmefällen verordnet. Bei Selbsttests aus der Apotheke geboten schickt man einige Tropfen Blut auf einem Kärtchen an ein Labor - und das Ergebnis kommt einige Tage später per E-Mail. Doch die gemessenen Werte können von Messungen beim Arzt stark abweichen, sodass eine zu hohe Dosierung von Vitamin D empfohlen wird. Wer gesund ist, braucht keinen Vitamin-D-Test machen, sollte aber täglich Vitamin D nehmen, weil die Sonneneinstrahlung im Norden im Winter auch bei Gesunden nicht ausreicht. Chronisch Kranke sollten im Winter einmal einen Vitamin-D-Test machen. Vitamin-D-Einnahme nach ärztlicher BeratungBestimmte Medikamente wie zum Beispiel Kortison, Diuretika, Schlafmittel und Anti-Epileptika können die Wirkung von Vitamin D verstärken oder beeinträchtigen. Wer dauerhaft Arzneimittel einnimmt, sollte den Einsatz von Vitamin-D-Präparaten deshalb unbedingt mit seinem Arzt besprechen. Auch wer an einer Neigung zur Bildung kalziumhaltiger Nierensteine, einer Nierenschwäche, einer Sarkoidose oder einer Nebenschilddrüsenerkrankung leidet, sollte Vitamin D nur unter ärztlicher Kontrolle einsetzen. In der Schwangerschaft dürfen Vitamin-D-Präparate nur bei einem nachgewiesenen Mangel und unter Kontrolle des Kalziumspiegels eingenommen werden, da eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut das Kind im Mutterleib schädigen kann. Symptome des Vitamin-D-MangelsEin langfristiger Vitamin-D-Mangel kann schwerwiegende Folgen haben. Es kann zu einer Knochenerweichung (Osteomalazie) kommen mit:
Außerdem werden bei Vitamin-D-Mangel wahrscheinlicher:
Sonnenlicht entscheidend für Vitamin-D-ProduktionNur 10 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs lassen sich über die Nahrung decken - selbst mit Lebensmitteln, die besonders viel Vitamin D enthalten, wie Eiern, fettem Fisch, Milchprodukten, Pilzen und Avocados. 80 bis 90 Prozent des benötigten Vitamin D muss der Körper unter dem Einfluss des Sonnenlichts selbst produzieren. Unter Einwirkung des Sonnenlichts wird vor allem in der Haut die Vitamin-D-Vorstufe Cholecalciferol produziert, die in der Leber zum 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) umgewandelt und in Muskeln und Fettgewebe gespeichert wird. Bei Bedarf wird dieses in der Niere und in der Leber zu dem Hormon Calcitriol umgewandelt, das der Körper unter anderem benötigt, um Kalzium und Phosphat aus der Nahrung im Darm aufzunehmen und in die Knochen einzubauen. Risikogruppen, die häufig an Vitamin-D-Mangel leiden:
Vitamin D: Wichtig für die KnochenFür die Knochengesundheit ist das Vitamin D unbestritten von essenzieller Bedeutung. Es wird für die Kalziumaufnahme im Darm und für den Knochenaufbau benötigt und fördert auch die Muskelfunktion. Fehlt Vitamin D, wird kein Kalzium in die Knochen eingelagert, sondern aus der Knochensubstanz freigesetzt, um den Kalziumspiegel im Blut konstant zu halten. Geschieht das über längere Zeit, kommt es zu einer Abnahme der Knochendichte. Die Mineralisationsstörung des Knochens kann dazu führen, dass der Knochen weniger stabil und belastbar ist und es schneller zu Knochenbrüchen kommt. Mediziner gehen davon aus, dass mit ausreichender Vitamin-D-Versorgung bis zu 25.000 Hüft- und Oberschenkelhalsbrüche jedes Jahr vermieden werden könnten. Vitamin D stärkt das ImmunsystemIn nahezu allen Organen und Geweben des Körpers gibt es Vitamin-D-Rezeptoren, sodass dieses Hormon an vielen Stellen Einfluss auf den Stoffwechsel nimmt. So konnten Wissenschaftler nachweisen, dass ausreichend Vitamin D auch vor Atemwegsinfektionen schützt. Auch das Immunsystem soll insgesamt stabiler werden und die Allergieneigung geht in vielen Fällen zurück. Denn Experten gehen davon aus, dass Vitamin D die Funktion und Aktivität von bestimmten Abwehrzellen entscheidend beeinflusst: Vitamin D scheint dafür verantwortlich zu sein, dass T-Lymphozyten aktiviert und zur Teilung angeregt werden. Nach dem Kontakt mit einem Krankheitserreger bilden sie Vitamin-D-Erkennungsproteine an der Zelloberfläche. Durch den Kontakt mit dem Vitamin kommt es dann zu einer starken Vermehrung der T-Lymphozyten, die helfen, den Körper gegen Krankheitserreger zu verteidigen.
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Einen Teil des täglichen Vitamin-D-Bedarfs deckt der Körper aus der Nahrung. Am meisten Vitamin D steckt in fettem Fisch, Eiern, Pilzen und Milchprodukten. Bildergalerie
Niels Schulz-RuhtenbergFacharzt für Allgemeinmedizin, Sport- und ErnährungsmedizinAm Kaiserkai 46, 20457 Hamburg(040) 64 66-17 60 www.ernaehrungsmediziner.de Prof. Dr. Ralf OheimFacharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin Oberarzt Institut für Osteologie und BiomechanikUKE - Zentrum für Experimentelle MedizinLottestraße 59, 22529 Hamburg(040) 74 10-562 42www.uke.de
Dieses Thema im Programm: Visite | 25.02.2020 | 20:15 UhrSchlagwörter zu diesem ArtikelGesundheitsvorsorgeBewegungsapparatImmunsystemKrebsMedikamente
Über den Knochen hinaus spielt Vitamin D eine zentrale Rolle im gesamten menschlichen Stoffwechsel, eine ausreichende Versorgung ist daher unverzichtbar. Aktuelle Forschungsergebnisse beweisen darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen einem zu niedrigen Vitamin D-Spiegel und einem erhöhten Risiko für die Entstehung von nicht-skelettalen Krankheiten wie: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Infektionskrankheiten. Vitamin D und AtemwegserkrankungenEine aktuelle Übersichtsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung kommt zu dem Ergebnis, dass eine gute Vitamin D-Versorgung vor aktuen Atemwegsinfekten, wie Erkältungen schützen kann und die Behandlungs von Astha- und COPD-Patienten positiv beeinflusst. Ob es einen Zusammenhang zwischen der Vitamin D-Versorgung und dem Verlauf einer Corona-Infektion gibt, wird in ersten Studien untersucht. Noch fehlen zuverlässige Ergebnisse. Klar ist, dass auch in Zeiten von Kontaktverboten und Quarantäneregeln die körpereigene Bildung von Vitamin D durch regelmäßige Aufenthalte an der frischen Luft unterstützt werden sollte. Wie kommt es zu einem Vitamin D-Mangel und ab welchen Werten spricht man von einem Mangel?Eine ungenügende Vitamin D-Bildung in den Wintermonaten beruht auf dem flachen Sonneneinstrahlwinkel und der reduzierten Aufenthaltsdauer vieler Menschen in der Sonne. Ein schwerer Vitamin D-Mangel besteht bei Werten < 10 ng/ml (< 25 nmol/l), mäßiger bis leichter Mangel bei Werten von 10–20 ng/ml (25–50 nmol/l). Ein ausreichender Vitamin D-Spiegel zeigt Werte zwischen 20–30 ng/ml (50– 75 nmol/l) [1]. Als optimale Zielwerte gelten Spiegel zwischen 30 ng/ml und 70 ng/ml (75 und 175 nmol/l). Vitamin D-Mangel vorbeugen: Regelmäßig die Vitamin D-Konzentration prüfen25(OH) Vitamin D3 sollte vor und nach Therapiebeginn gemessen werden; vor allem bei Patienten, die zu einer Risikogruppe gehören. Es sollte sichergestellt werden, dass:
Ein Risiko für Vitamin D-Mangel haben vor allem:
Optimale 25(OH) Vitamin D3-Spiegel im BlutWissenschaftler empfehlen eine 25(OH) Vitamin D3-Konzentration im Blut von > 30 ng/ml (> 75 nmol/l).
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