Wie beschäftigt man den ganzen Tag ein Baby?

Babys sind schnell müde von kleinen Spielen. Das heißt nicht, dass sie keinen Spaß daran haben, aber dass sie eine Pause brauchen. Morgen kann das schon ganz anders aussehen. Generell hat dein Baby wahrscheinlich am meisten Lust zu spielen, wenn es ausgeschlafen, gesättigt und frisch gewickelt ist.

Was deinem Baby ab dem 3. Monat Spaß macht, kannst du hier nachlesen.Im zweiten Lebenshalbjahr gefallen deinem Baby diese Spiel-Tipps besonders gut.

Wenn 9 - 12 Monalte alte Babys spiele wollen...

In den ersten Wochen nach der Geburt stellt sich nicht nur der Körper deines Babys auf die neue Umgebung ein. Auch seine Sinne orientieren sich neu. Plötzlich hört, schmeckt und fühlt sich alles anders an. Im Mutterleib war der Ausblick eher rötlich, schimmernd und eingeschränkt. Nun ist alles anders. Du gibst deinem Kind Orientierung und unterstützt es mit deiner Anwesenheit, bei seiner ersten Erkundungstour im Leben ausserhalb des Mutterleibs.

Wichtige Erfahrungen fürs Baby

Mit allen Sinnen wird nun die Umwelt inspiziert, wahrgenommen und verarbeitet. Die natürliche Entwicklung deines Babys folgt eigenen Mustern, wenn ihm die Möglichkeit der sozialen Teilhabe gegeben wird. Dabei überrascht es dich täglich mit neuen Dingen. Bereits in den ersten Lebenstagen kann dein Baby die mütterliche Stimme von anderen unterscheiden. Sobald die Mama in die Nähe kommt, wird das Kind ruhig und weiss: "Mami ist da, alles ist gut.". Kurz darauf reagiert es auch bei Anwesenheit anderer Bezugspersonen ähnlich. Das können Papa, die Geschwister oder Grosseltern sein.

Beschäftige dich viel mit deinem Kind

Verbringe viel Zeit mit deinem Kleinen und beschäftige dich mit ihm. Sing ihm vor, sprich mit ihm, schmuse mit ihm, trage es viel an deinem Körper und bade und massiere dein Kleines. Spielchen mit Kuscheltieren und Baby-Rasseln bringen deinen Sonnenschein  zum Strahlen - und dabei lernt ihr euch immer besser kennen. Auch Mobiles und Musikdosen sind nun sehr interessant für dein Kind - es liebt besonders klare Farbtöne wie zum Beispiel rot, grün, gelb, blau, etc.

Spielideen für Babys:

1. Augenkontakt
Dein Baby liebt es, dich anzusehen. Legt euch ins Bett und schaut euch in die Augen. Der Abstand sollte ca. 30-40 cm betragen, da die Sehstärke noch nicht voll entwickelt ist.

2. Sanfte Bewegung
In Bauch von Mama war es eng und kuschelig. Deshalb rollen sich Babys auch nach der Geburt noch gern zusammen. Zeig ihm, dass es sich strecken kann und macht folgende Übung:
Fasse sanft seine Ärmchen und lege sie auf seine Brust, dann wieder zurück und singe ein Lied dazu.

Auch die Beine mögen Bewegung. Du kannst die Beine sanft ausstreichen und wenn dein Baby mag, fahr mit seinen Beinchen Velo: Beinchen strecken und wieder anziehen. Unterstützt auch die Verdauung!

3. Musik, Nähe und Bewegung
Bereits im ersten Drittel der Schwangerschaft wurde der Hörsinn deines Babys fast fertig ausgebildet. Das bedeutet, wenn dich während der Schwangerschaft dein Lieblingslied öfters entspannt hat, so wird diese Musik auch deinem Baby sehr gefallen. 

Hört eure Lieblingsmusik und tanzt dazu durch die Wohnung! Geht im Tragetuch oder auf deinem Arm. Singen dazu erlaubt;)!

4. Fliegergriff
Trage dein Baby im Fliegergriff - lege es auf dem Bauch auf deinen Unterarm. Es wird die neue Perspektive geniessen und auch die Massage seines Bauches mit deinem Unterarm.

5. Rede mit deinem Baby!
Dein Baby liebt deine Stimme. Rede viel mit ihm und erzähle ihm, was du gerade tust.

6. Spiegel
Stell dich mit deinem Baby vor einen Spiegel und beobachte, wie es reagiert...

Haben Sie manchmal das Gefühl, eine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater zu sein, weil Sie nicht bei jedem Pieps des Kindes auf den Boden sinken und Türmchen bauen? Weil Sie finden, dass Baby kann sich jetzt mal selbst beschäftigen, während Sie die Wäsche zusammenlegen?

Ob und wie lange kleine Kinder sich alleine beschäftigen können und wann man mit ihnen spielen soll, darüber diskutieren Eltern endlos. Während die einen bei jeder unleidlichen Äußerung des Babys das große Unterhaltungsprogramm auffahren, fragen sich die anderen, wieso das Kleine nicht endlich mal alleine zurechtkommt.

Wie beschäftigt man den ganzen Tag ein Baby?

Prof. Dr. Sabina Pauen lehrt Entwick­lungspsychologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg

Kinder brauchen natürlich beides. Sie wollen mit Mama und ­Papa spielen, herumalbern und kuscheln. Aber auch nicht ständig! "Es ist extrem wichtig, dass Kinder Zeit für sich haben", sagt Sabina Pauen, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.

Das gilt schon für Babys, die nur wenige Monate alt sind. Dann liegen die Kleinen im Bettchen und spielen mit ihren Händen. Sie fassen jeden einzelnen Finger an, drehen die Hände und verschränken sie. Und auch wenn das Erwachsenen nicht besonders aufregend erscheint – "die Kinder nehmen dabei wahr, dass sie selbst sich anders anfühlen als das kuschelige Kissen oder ihr Schmusetuch", erklärt Pauen.

Babys sollen Interesse selbst auf etwas richten

"Aber finden Babys eine Rassel nicht viel schöner?", könnte man jetzt einwenden. Und natürlich funktioniert eine Rassel, die man schütteln kann und die Krach macht, prima als Ablenkung. Aber sie fesselt die Aufmerksamkeit so wie ein Konzertbesuch Erwach­sene. Eigene Mühe ist dabei nicht notwendig.

Sabina Pauen hält es für wichtig, dass ein Kind selbst das Interesse auf etwas richten kann. "Bleibt in der frühen Kindheit ­keine Zeit dafür, trägt das dazu bei, dass Kinder sich später ­schneller langweilen", sagt die Expertin. "Wir schränken die Freiheit der Kinder ein, wenn wir ihnen ständig etwas Neues bieten." Sie beobachtet dieses Phänomen bei Eltern häufig. Gerade engagierte Mütter und Väter, die ihre Kinder maximal fördern wollen, tun manchmal des Guten zu viel. Haben die Kleinen ein Lied kennengelernt, muss nicht gleich noch ein Puppenspiel hinterherkommen. Das Gehirn braucht Zeit, um Dinge zu verarbeiten und sich zu merken. Folgen ständig neue Erlebnisse aufeinander, werden sie im Gehirn quasi immer wieder überschrieben. Sie verschwinden. Das Kind lernt nur eines – sich immer wieder neue Erlebnisse zu suchen.

Nicht zuviel Beschäftigung, aber auch nicht zu wenig

Die richtige Balance zu finden, ist nicht einfach. Als Richtschnur kann man sich eine gut funktionierende Beziehung vorstellen: Man möchte nicht von einem Kümmer-Partner er­drückt, aber auch nicht vernachlässigt werden. Übersetzt auf die Eltern-Kind-Beziehung bedeutet das: das Kind in Ruhe lassen, wenn es sich mit ­etwas beschäftigt. Man muss sich nicht immer einmischen oder mitmachen.

Es gibt Babys, die können sich sehr gut vertiefen. Sie betasten ausgiebig die Oberflächen von Bausteinen, Decken oder Teddy. "Ein guter Begleiter erkennt, dass er das Kind in solchen Momenten nicht stören darf", sagt Pauen. Etwa mit einem Jahr genießen es Kinder, in der ­Nähe der Eltern, aber alleine vor sich hin zu spielen. Der Idealzustand: Mama legt die Wäsche zusammen, Papa kocht, der große Bruder baut ­seine Ritter auf. Das kleinste Familien­mitglied hat eine große Kiste mit Kochlöffeln, Bauklötzen oder Wäscheklammern, die es aus- und einräumen darf. Im sicheren Familien­­verband vertieft sich das Kind ins Spiel, die Welt rundherum versinkt. Dieses sogenannte Parallelspielen von Kindern hält bis etwa zum dritten Lebensjahr an. 

Alleine spielen klappt anfangs nur kurzzeitig

Dass Kleinkinder ganze Vormittage ­alleine für sich im Kinderzimmer spielen – das können die meis­ten Eltern vergessen. Wenn Dreijährige eine halbe Stunde für sich spielen, dann ist das richtig lange. Dazwischen brauchen sie Mama, Papa oder andere Kinder. Mitspielen bedeutet nicht unbedingt, dass man stundenlang im Kinderzimmer auf dem Bauch liegen und Türmchen bauen muss. Während für Babys Singen und Streicheln, Kitzeln und Fingerspiele genau richtig sind, lieben die etwas Älteren Imitationsspiele. Sie wischen wie Mama oder Papa mit einem Lappen, schauen in die Waschmaschine oder schwenken einen Besen. Mit etwa zweieinhalb Jahren möchten Kinder etwas bewirken. Sie schleppen Milch aus der Speisekammer in die Küche oder bringen etwas in den Abfalleimer. Sie öffnen und schließen Türen oder drehen Flaschen auf und zu.

Bei diesen alltäglichen Erledigungen können Eltern prima mit ihrem Kind darüber sprechen, was sie gerade tun, und schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe: Der Nachwuchs fühlt sich in Elternnähe wohl, ist beschäftigt und lernt nebenbei Sprechen. Die Eltern sind entspannt, weil das Kind nicht nervt oder Unsinn macht. Und sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben. Auch wenn sie nicht auf dem Fußboden Türmchen bauen, spielen sie ganz wunderbar mit ihrem Kind – bis sich das in etwas Neues vertieft und es heißt: Bitte nicht stören!

Wie beschäftigt man den ganzen Tag ein Baby?

Fördern: Wie Ihr Kind profitiert

Die wollen nur spielen! Und das ist gut so: Kinder eignen sich dabei eine Menge Fertigkeiten an. So können Eltern sie unterstützen