Show
Die schnelle und verlustreiche Niederlage der französischen Armee im Mai-Juni 1940, einer Armee, die in dem Ruf stand, eine der besten der Welt zu sein, schockierte die Völkergemeinschaft und löste Beunruhigung in den USA aus, die ein Bollwerk der Demokratie gegen das nazistische Expansionsstreben zusammenbrechen sahen, was auch ihre Interessen in der Welt tangierte. Die UdSSR fürchtete ihrerseits, zum Opfer dieses Hitlerschen Expansionsdrangs im Osten zu werden, nachdem Hitler nun die Hände im Westen frei hatte.
Einen monatelangen "Sitzkrieg" an der deutsch-französischen Grenze beendete die Führung des Deutschen Reichs am 10. Mai 1940 mit einer erneuten Blitzkrieg-Offensive. Um die stark befestigte französische Maginot-Linie im Norden zu umgehen, sah der Operationsplan "Sichelschnitt" den Angriff auf die neutralen Niederlande [1] und Belgien [2] vor. Danach begann am 5. Juni 1940 mit der "Schlacht um Frankreich" die zweite Phase. Am 17. Juni unterbreitete der französische Ministerpräsident Henri Philippe Pétain dem Deutschen Reich ein Angebot über einen Waffenstillstand, der am 22. Juni im Wald von Compiègne unterzeichnet wurde. Quelle: Text [3] / Plakat [4]
Frankreich war marginalisiert und befand sich im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich. Seine Armee war vernichtend geschlagen, die Kämpfe von Mai-Juni 1940 hatten 92.000 Gefallene gefordert und dem Sieger 1.800.000 Gefangene in die Hände fallen lassen. Land- und Luftkrieg hatten die Transportwege, Schienen und Straßen sowie viele Städte zerstört, Viele Franzosen waren vor den vorrückenden Truppen aus Nord- und Ostfrankreich nach Süden geflohen. Die Verwaltung funktionierte nicht mehr, die Bevölkerung stand unter Schock. Mit dem Waffenstillstand wurde das Land in zwei Zonen geteilt. Der Waffenstillstand: Marschall Pétain hatte am Abend des 16. Juni die Regierung übernommen. Am 17. rief er zur Einstellung der Kampfhandlungen auf. Am folgenden Tag erklärte General de Gaulle aus London, dass Frankreich nicht allein stehe und weiter kämpfen solle. Der Waffenstillstand, wurde am 22. Juni unterzeichnet und trat am 25. in Kraft, auch mit Italien, das Frankreich und England am 10. Juni den Krieg erklärt hatte. Am gleichen Tag rief der Marschall den Beginn einer neuen Ordnung für Frankreich aus. Es wird deutlich, dass Pétain und die Befürworter eines Waffenstillstandes mit Deutschland nicht nur die Konsequenz aus der militärischen Niederlage zogen, sondern dass sie in ihrer Borniertheit in diesem Weltkrieg nur einen der klassischen deutsch-französischen Konflikte sahen, dem Hitlers Sieg in Frankreich für lange Zeit ein Ende bereitete. Daher müsse Frankreich seine Integration in den nationalsozialistischen Herrschaftsbereich akzeptieren. Sie sahen sich durch die Niederlage auch in Ihrem Ziel bestätigt, in Frankreich die Dritte Republik durch eine neue gesellschaftliche Ordnung zu ersetzten, die in manchem der der Siegermacht glich.
Frankreich während der deutschen Besatzung 1940 - 1944. Durch Anklicken der Karte öffnet sich deren interaktive Internetversion, in der die einzelnen Zonen erläutert sind.unterzeichnet wurde.
Vichy: Gemäß der Waffenstillstandsvereinbarung trennte eine Demarkationslinie Frankreich in eine militärisch besetzte Nordzone und eine unbesetzte Südzone. Marschall Pétain und seine Regierung wählten Vichy innerhalb der "freien" Zone als deren Hauptstadt. Der neue Staat erhielt die Bezeichnung Etat Français. Von hier aus betrieben sie eine Politik der nationalen Umgestaltung, der Révolution nationale. Das Vichyregime war antidemokratisch und ganz auf die Person des Staatschefs ausgerichtet. Die gewählten Vertretungen der Departements und der größeren Gemeinden wurden von Räten ersetzt, deren Vertreter von der Regierung ernannt wurden. Das Parlament wurde ausgesetzt, Parteien und Gewerkschaften aufgelöst. Andersdenkende, wie Freimaurer, Kommunisten, Juden, wurden aus der nationalen Gemeinschaft ausgeschlossen und es galt nur noch die staatlich verordnete Einheitsdoktrin. (Französisch leben heißt Pétain folgen, forderte ein Flugblatt des Vichy-Propagandaministeriums). Pétain verkörperte Frankreich. Presse, Radio, Schulen, alle gestalteten und verbreiteten den Personenkult des Marshalls.
Am 24. Oktober 1940 fand zwischen Marschall Pétain und Hitler in Montoire-sur-le-Loir ein Treffen statt, bei dem die "collaboration" beschlossen worden war. Quelle Bild: www.lsg.musin.de/Geschichte/grundkurs/geschichte_frankreichs_von_der_2.htm Am 30. Oktober 1940 rechtfertigte Marschall Pétain sein Treffen mit Hitler am 24. Oktober in Montoire wie folgt:"Celui qui a pris en mains les destinées de la France a le devoir de créer l'atmosphère la plus favorable à la sauvegarde des intérêts du pays. C'est dans l'honneur et pour maintenir l'unité française, une unité de dix siècles, dans le cadre d'une activité constructive du nouvel ordre européen, que j'entre aujourd'hui dans la voie de la collaboration." Quelle : Dokument des Autors
Mit der Zeit entwickelte sich ein immer autoritäreres und zentralistischeres Regime, trotz der regionalistischen Elemente, die aber letztlich nichts als eine bloße Fassade darstellten. Tatsächlich waren die neu geschaffenen Regionen lediglich eine weitere Ebene, auf der der Staat seinen Dirigismus in Bezug auf die Wirtschaft, die Polizei sowie sämtliche Institutionen auf Gemeinde- und Departementebene durchsetzte. Mit diesen Mitteln wurde in immer stärkerem Maße die Öffentlichkeit auf das Regime eingeschworen. Die Politik Vichys ähnelte der des Faschismus, auch wenn Petain selbst und die Männer, denen er die Regierungsgeschäfte anvertraute - Admiral Darlan 1941, Pierre Laval 1940 und 1942 - keine überzeugten Faschisten waren, sondern eher einem traditionellen, konservativen Milieu angehörten, dem sich auch eine Reihe gemäßigt linker Republikaner und sogar linke Sozialisten anschlossen. Die "Révolution nationale" wurde auch von den bürgerlichen Honoratioren und der katholischen Kirche unterstützt. Die Wirtschaftspolitik wurde in starkem Maße von Geschäftswelt und Großunternehmern beeinflusst.
Ab dem Frühjahr 1939 liefen bei der Wehrmacht intern die Vorbereitungen für den Angriff auf Polen. Unterdessen schlug Deutschland außenpolitisch einen aggressiven Kurs gegenüber Polen ein: Es forderte den Anschluss Danzigs ans Deutsche Reich, ebenso den Bau eines "Korridors" nach Ostpreußen; die Presse berichtete über angebliche polnische Grenzverletzungen. Als Auslöser für den Einmarsch wurde der Überfall auf den Rundfunksender Gleiwitz genannt – den die SS selbst inszeniert hatte. Am Morgen des 1. September 1939 überfiel die Wehrmacht ohne Kriegserklärung Polen. Das Linienschiff "Schleswig-Holstein" beschoss um 4:45 Uhr polnische Befestigungen vor Danzig. Kurz zuvor hatten deutsche Bomber bereits die Kleinstadt Wielun angegriffen. Rund 1200 Einwohner starben in dieser Nacht, unter anderem die Patienten eines Krankenhauses. Im Sprachgebrauch der Nationalsozialisten wurde der Angriff ins Gegenteil verkehrt. Hitler sprach von einem polnischen Angriff und verkündete: "Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen." Den Überfall auf den Sender Gleiwitz hatte die SS inszeniert | Bildquelle: dpa/picture alliancePolen wird aufgeteiltBereits nach einer Woche erreichte die Wehrmacht die polnische Hauptstadt Warschau und begann die Stadt einzuschließen. Am 17. September verließ die polnische Regierung das Land. Als Hitler die Bombardierung Warschaus befahl, kapitulierte die Stadt. Noch am gleichen Tag, am 27. September 1939, erteilte Stalin der Roten Armee den Befehl zum Einmarsch in Ostpolen. Wie im Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt beschlossen, teilten Deutschland und die Sowjetunion Polen unter sich auf. Während der Besatzung Polens zeigt sich schnell, dass es Hitler keineswegs nur um Gebietsgewinne ging. Im Militärjargon wurde der Überfall "Blitzkrieg" genannt, in Realität war es ein Vernichtungskrieg gegen ein Volk. Juden, Kritiker des Deutschen Reichs und die führende Bevölkerung Polens wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, Teile der polnischen Bevölkerung zwangsweise umgesiedelt. Bis Ende 1940 verloren rund 325.000 Polen Besitz und Heimat. Darüber hinaus wurde Polen wirtschaftlich ausgeblutet: Arbeitskräfte, Lebensmittel und Rohstoffe wurden nach Deutschland gebracht. Auf Stalins Befehl überfielen Sowjettruppen 1939 Ost-Polen | Bildquelle: ImagoDie Westmächte warten abDirekt nach dem deutschen Einmarsch in Polen forderten Frankreich und Großbritannien den Rückzug der Truppen, was Hitler ignorierte. Am 3. September erklärten beide Länder dem Deutschen Reich den Krieg; Australien, Neuseeland, Indien, Kanada und die Südafrikanische Union schlossen sich kurze Zeit später an. Die USA blieben neutral, ebenso Italien, das sich im Stahlpakt 1939 verpflichtet hatte, dem Deutschen Reich im Falle eines Angriffskriegs Unterstützung zu leisten. Trotz Kriegserklärung griffen die Westmächte jedoch nicht militärisch ein, sondern warteten ab. So kam es trotz Kriegserklärung an der deutsch-französischen Grenze kaum zu Kämpfen. Währenddessen nutzten Frankreich, Großbritannien und die USA die Zeit, um ihre Armeen aufzurüsten. Dieser Stillstand an der Westfront erhielt den Namen "Sitzkrieg". Die polnischen Truppen leisteten ohne Unterstützung Widerstand, bis sie am 6. Oktober 1939 kapitulierten. Allein 120.000 polnische Soldaten waren gestorben, mehr als 900.000 kamen in Kriegsgefangenschaft. Die besetzten Gebiete, die nicht dem Deutschen Reich angegliedert wurden, wurden zum Generalgouvernement. Angriffe im Norden, Besetzung FrankreichsAm 9. April 1940 befahl Hitler den Angriff auf Dänemark und Norwegen. Vor allem Norwegen war für die Verschiffung des kriegswichtigen schwedischen Erzes enorm wichtig. Befürchtet wurde außerdem, Großbritannien könnte Norwegen besetzen oder durch eine Blockade den Rohstoffnachschub abschneiden. Dänemark kapitulierte bereits einen Tag später, Norwegen nach zwei Monaten. Noch während in Norwegen gekämpft wurde, startete am 10. Mai 1940 der deutsche Angriff auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Die Niederlande kapitulierten nach fünf Tagen, Belgien nach zweieinhalb Wochen. Deutschland besetzte beide Länder, die, ebenso wie Dänemark und Norwegen, neutral waren. Dieser Angriff war ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht. Am 14. Juni 1940 erreichte die Wehrmacht Paris, sechs Tage später kapitulierte Frankreich. Das Land wurde in eine besetzte Zone im Norden und Westen sowie einen Reststaat im Süden mit eigener Verwaltung aufgeteilt. Das Elsass, Lothringen sowie Luxemburg wurden komplett dem Deutschen Reich zugeschlagen. Juni 1940: Nach dem "Blitzkrieg" gegen Frankreich besucht Hitler Paris | Bildquelle: imagoSitz der neuen französischen Regierung unter Marschall Pétain war der Badeort Vichy. Sie geriet wegen ihrer Kollaboration mit den Deutschen bei den Franzosen zunehmend in die Kritik. Im November 1942 verlor die Vichy-Regierung ihre Macht: Deutsche Truppen marschierten in das bisher unbesetzte Gebiet im Süden ein – als Antwort auf die Landung der Alliierten in Nordafrika. Die Invasion Englands scheitertAls am 13. August 1940 die deutsche Luftwaffe ihre Angriffe auf England startete, sollte sie die Voraussetzungen für eine Invasion schaffen. Gleichzeitig wollte Hitler durch einen Sieg über Großbritannien Handlungsfreiheit für den geplanten Krieg gegen die Sowjetunion haben. Doch es kam anders: Das Deutsche Reich erlitt seine erste Niederlage. Die Luftangriffe wurden zunächst auf militärische Ziele geflogen, später bombardierte die Luftwaffe auch Wohngebiete und Industrieanlagen. England wiederum startete seine ersten Luftangriffe auf Berlin. Im April wurde der Luftkrieg gegen England beendet. Unterstützung für MussoliniIm Oktober 1940 hatte Italien Griechenland angegriffen und war auf erheblichen Widerstand gestoßen. Zugleich kämpften Mussolinis Streitkräfte in Albanien und Nordafrika und gerieten in Bedrängnis. Im März 1941 landeten schließlich britische Streitkräfte in Griechenland. Deutschland griff in den Konflikt ein, um sich auch weiterhin für den geplanten Angriff auf Russland die Südflanke freizuhalten. Wichtig war für Deutschland auch der ungehinderte Zugriff auf die rumänischen Ölfelder. Im April weitete Hitler seinen Feldzug auf Jugoslawien aus. Griechenland und Jugoslawien kapitulierten wenig später. Das deutsche Afrikakorps unterstützt die italienischen Streitkräfte in Nordafrika | Bildquelle: WDR / Janusz PiekalkiewiczIn Nordafrika unterstützte das Deutsche Afrikakorps die italienischen Streitkräfte. Ihr Kampf gegen die britischen Truppen und schließlich alliierte Streitkräfte dauerte bis zur Kapitulation der italienisch-deutschen Verbände im Mai 1943. Der Angriff auf RusslandDas Scheitern am Widerstand Englands und der US-amerikanische Schulterschluss mit Großbritannien beschleunigten Hitlers Vorhaben, in einem weiteren "Blitzkrieg" Russland anzugreifen und einzunehmen. Es wurde ein schneller Sieg erwartet, auch angesichts des schlechten Zustands der Roten Armee. Doch aus dem geplanten schnellen Feldzug wurde für die Wehrmacht eine Katastrophe. Die schweren Verluste und Niederlagen brachten schließlich die Wende dieses Krieges.
|