Welche Krankheiten kann durch Sport vorgebeugt werden

Regelmäßiges, moderates Ausdauertraining wie Walken, Spazierengehen, Radfahren oder Joggen kann vielen Krankheiten vorbeugen. Zudem kann es die Therapie bestehender Erkrankungen unterstützen. "Sport ist das beste Medikament und hat keine Nebenwirkungen, sofern er richtig umgesetzt wird. Die körperliche Aktivität wirkt dabei auf alle Funktionen des Körpers", sagt Professor Ingo Froböse, Leiter des Instituts für bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule in Köln.

Vor dem ersten Training zum Gesundheitscheck

Anfänger und Einsteiger über 35 Jahre, aber auch Patienten mit Vorerkrankungen sowie Raucher sollten vor dem ersten Training zum ärztlichen Check-up, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Zudem sind die Beratung durch einen fachkundigen Trainer und ein individuell erstelltes Trainingsprogramm wichtig. Die Weltgesundheitsorganisation rät zu insgesamt 2,5 Stunden Bewegung pro Woche, verteilt auf drei bis fünf Tage.

Wie kann Ausdauertraining vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen?

Regelmäßiges Ausdauertraining kräftigt den Herzmuskel und lässt das Organ effektiver arbeiten. Zudem beugt Sport Arteriosklerose vor. Sie ist eine der Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Arteriosklerose kommt es zu Ablagerungen (Plaques) in den Gefäßwänden. Im schlimmsten Fall führen sie zu einem Gefäßverschluss. Dann drohen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Dieser sogenannten "Verkalkung" der Gefäße kann Sport entgegenwirken.

Wie wirkt Bewegung gegen Bluthochdruck?

Regelmäßiges Training kann Bluthochdruck vorbeugen. Doch auch wer bereits zu hohe Werte hat, kann auf diese Weise gegensteuern. "Durch Sport wird der Arteriosklerose entgegengewirkt. Dadurch sind die Gefäßwände elastischer. Ein weiterer Effekt ist eine Weitstellung der Gefäßwände. Durch beide Mechanismen sinkt der Druck auf die Blutgefäße", sagt Professor Rüdiger Reer, Generalsekretär der DGSP und Leiter des Arbeitsbereichs Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg.
Entscheidend sind die richtige Art und Dauer der Bewegung. Gut eignen sich Ausdauer- oder Kraftausdauer-Sportarten. Sie dauern länger und belasten durch ihre niedrige Intensität den Körper nicht zu stark. Zu ihnen zählen Joggen, Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking oder Skilanglauf.

Was außer Medikamenten gegen Bluthochdruck hilft:

Wie beeinflusst regelmäßiges Ausdauertraining Diabetes?

Bewegungsmangel ist neben falscher Ernährung und Übergewicht Hauptursache für Diabetes-Typ-2. Bei der Erkrankung entsteht unter anderem eine Resistenz gegen das körpereigene, den Blutzuckerspiegel senkende Hormon Insulin. Dadurch kann der Zucker (Glukose) nicht mehr ausreichend aus dem Blut in die Zellen gelangen. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel. Im schlimmsten Fall wird er so hoch, dass eine Therapie mit Tabletten oder Insulinspritzen nötig wird. Kombiniert mit einer Ernährungsumstellung kann regelmäßiges Kraft-Ausdauertraining dabei helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken.

Welche Krankheiten kann durch Sport vorgebeugt werden

Sport bei Diabetes

Sport und Bewegung sind gesund – nicht nur, aber ganz besonders bei Diabetes. Hier finden Sie Tipps für Einsteiger und erfahren, wie Sport sich auf die Blutzuckerwerte auswirkt

Durch körperliche Belastung werden die Muskelzellwände durchlässiger für Glukose. Dadurch kann sie aus dem Blut in die Muskelzellen gelangen. "Die Muskelmasse ist der größte Zuckerverwerter", sagt Experte Froböse. Diese Verbesserung des muskulären Glukosestoffwechsels hält bis zu 48 Stunden nach der Trainingseinheit an. Für Patienten mit Diabetes wird deshalb empfohlen, nicht mehr als zwei Tage hintereinander ohne Training zu verbringen. Insgesamt sollten sie sich wenigstens 150 Minuten pro Woche, verteilt auf mindestens drei Tage, bewegen. Geeignete Sportarten sind Walken, Radfahren, Schwimmen.

Mit Sport gegen Übergewicht

Übergewicht ist ein Hauptrisikofaktor für zahlreiche Krankheiten, darunter auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Krebs. Wer sich regelmäßig bewegt und sein Normalgewicht hält, kann dem vielfach entgegenwirken.

Bei bereits bestehendem Übergewicht ist regelmäßiges Kraft-Ausdauertraining besonders wichtig. Es reduziert den Körperfettanteil und erhöht die Muskelmasse. "Verfügt der Körper über mehr Muskeln, verbraucht er auch ohne Bewegung mehr Energie", so Sportwissenschaftler Froböse. In der Folge wird es leichter abzunehmen oder das Normalgewicht zu halten. Neben körperlicher Aktivität müssen Menschen mit Übergewicht normalerweise auch die Ernährung sowie weitere Lebensstilfaktoren umstellen.

Kann Bewegung Arthrose lindern?

Wer regelmäßig Sport treibt, stärkt die Muskulatur und beeinflusst das gesamte Skelett positiv. Dadurch wird auch Arthrose vorgebeugt. Sie beginnt häufig im Knorpel und kann sich dann auf den Knochen und die Gelenkkapsel ausweiten. "Während körperlicher Aktivität verteilt sich Synovialflüssigkeit im Gelenk. Nur sie kann den Knorpel ernähren und damit erhalten", sagt Sportmediziner Reer. Die auch als "Gelenkschmiere" bekannte Flüssigkeit liefert dem Knorpelgewebe Nährstoffe und transportiert Abfallprodukte ab. Wer bereits Arthrose hat, sollte das Gelenk nicht überlasten und falsch beanspruchen. Geeignete Sportarten sind zum Beispiel Aquajogging, Wassergymnastik, Nordic Walking und Radfahren, da sie die Gelenke schonen. Unkontrollierte Stop–and-go-Sportarten sind zu vermeiden, so der Experte. Denn: "Nur der richtig dosierte, mit adäquater Technik ausgeführte Sport wirkt positiv".

Kann Ausdauertraining Krebs vorbeugen?

Die vorbeugende Wirkung von körperlicher Aktivität ist mittlerweile für viele Krebsarten, darunter Brustkrebs, Lungenkrebs und Dickdarmkrebs wissenschaftlich belegt. Experten gehen davon aus, dass sich zwischen 14 und 16 Prozent aller Krebserkrankungen durch regelmäßige Bewegung verhindern lassen könnten. "Sport wirkt präventiv, indem das Immunsystem durch Bewegung deutlich leistungsfähiger ist und somit erste Zellveränderungen im Körper frühzeitiger erkennt", sagt Froböse. Auch bei Krebs kann Bewegung – abhängig vom Allgemeinzustand – helfen, zum Beispiel um die Nebenwirkungen einer Chemotherapie besser zu verarbeiten. "Wer parallel zur Therapie Muskeltraining betreibt, hält seine Leistungsfähigkeit deutlich höher und verarbeitet die Nebenwirkungen besser", so der Sportwissenschaftler.

Kampf gegen Krebs: Was kann ich selbst tun?

Viele Patienten wollen bei der Behandlung einer Krebserkrankung selbst aktiv werden. Was integrative Onkologie erreichen kann

Wie wirkt Bewegung auf die Psyche?

"Sport macht gute Laune, weil Glückshormone wie Endorphine ausgeschüttet werden", sagt Froböse. Zudem baut Bewegung Stress ab und fördert die Durchblutung des Gehirns. Durch solche Effekte kann Sport das Risiko für Krankheiten wie Depressionen, Migräne und Alzheimer senken.

Für den Trainingserfolg ist neben regelmäßigen Sporteinheiten ein insgesamt gesunder Lebensstil entscheidend: Normalgewicht halten, genügend Ruhephasen, ausgewogene Ernährung.

Mit Power statt Pillen gegen Krebs, Arthrose und Demenz

Donnerstag, 18.06.2015 | 18:25

Jeder Mensch besitzt einen körpereigenen Arzneischrank. Bewegung öffnet ihn und produziert starke Heilmittel gegen die schlimmsten Volkskrankheiten – nebenwirkungsfrei und kostenlos. FOCUS Gesundheit gibt einen Überblick.

  • Durch Sport fühlen Sie sich nicht nur gesünder, sondern sind es tatsächlich.
  • So hilft Fitness gegen eine Handvoll Volkskrankheiten.
  • Auch kann Sport Demenz und Krebs vorbeugen.

Sport stärkt das Kreislaufsystem und stützt die Gelenke, auch hilft Sport gegen Demenz und Krebs.

Arthrose

Gut trainierte Muskeln stützen die Gelenke

Vorbeugen: Gelenke brauchen Bewegung. Sie pumpt wichtige Nährstoffe in den Knorpel. Ohne sie verhungert der Gelenkpuffer. Ein aktiver Lebensstil kann Gelenkverschleiß verlangsamen oder sogar stoppen. Manche Sportart befördert aber Arthrose: Ruckartige Stoßbewegungen beim Tennis oder Fußball belasten die Gelenke genauso wie Übergewicht.

Heilen: Auch mit kaputtem Knorpel und mit künstlichem Knie- oder Hüftgelenk braucht es weiter Bewegung. Aktive Arthrosepatienten haben weniger Schmerzen als solche, die sich schonen. Ihre Gelenke laufen dank Physiotherapie und sanfter Bewegungsabläufe beim Sport „wie geschmiert“. Sie kommen mit weniger oder ganz ohne Schmerzmittel aus.

Aktiv sein: Gift für die Gelenke sind ruckartige Stoßbelastungen – also lieber ins Wasser zur Aqua-Gymnastik oder in den Park zu Tai-Chi und Qigong: sanfte, runde Bewegungen ohne große Belastung. Auch Spaziergänge halten die Gelenke flexibel.

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Schonung ist die falsche Taktik. Auf die richtige Dosis kommt es an.

Vorbeugen: Ein trainiertes Herz ist widerstands- und leistungsfähiger. Es pumpt mehr Blut durch den Körper und versorgt ihn besser mit Sauerstoff. Ausdauersport senkt das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um bis zu 40 Prozent – ganz ohne Betablocker oder andere Pillen. Fließt der Schweiß, steigen Blutdruck und Puls zunächst an – aber nur während des Trainings.

Langfristig senkt regelmäßiger Ausdauersport den Blutdruck um bis zu zehn mmHg-Punkte. Beim Auspowern sind die Blutgefäße gefordert. Sie gewöhnen sich kontinuierlich an die Anstrengung und bleiben elastisch. Körperliche Aktivität pustet Gefäße durch und beugt so Arterienverkalkung vor.

Heilen: Das Herz erholt sich am schnellsten, wenn es arbeitet. Nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall sollten Patienten in Absprache mit ihrem Arzt möglichst schnell mit dem Aufbautraining beginnen. Auch vor härteren Belastungen sollten sie nicht zurückschrecken, vorausgesetzt ein Arzt kontrolliert das Training.

Aktiv sein: Kontinuierliche, rhythmische Bewegungen mit regelmäßigem Puls und geringem Krafteinsatz: Skilanglauf, Wandern, Radfahren oder Schwimmen sind ideal.

Im Video: Prävention durch Sport und Entspannung - Yoga als Kraftquelle

Focus Online/Wochit Yoga als Kraftquelle

Krebspatienten brauchen vor allem eines: Zuversicht und Lebensfreude

Vorbeugen: Aktive Menschen erkranken nachweislich um 20 bis 30 Prozent seltener an Brust-, Prostata- und Dickdarmkrebs. Bewegung beeinflusst biologische Vorgänge, die an der Krebsentstehung beteiligt sind, vermuten Forscher: Zum Beispiel senkt Sport die Konzentration von Geschlechtshormonen. Außerdem wirkt sich das Training regulierend auf Entzündungsprozesse im Körper und Reparaturmechanismen des Erbmaterials aus.

Heilen: Das Sterberisiko nach einer Darm- oder Brustkrebsdiagnose ist bei sportlichen Patienten um bis zu 40 Prozent geringer als bei passiven. Vor allem wirkt Sport dem tumorbedingten Erschöpfungssyndrom und dem Körperabbau entgegen. Er kann die Auswirkungen einer Chemotherapie mildern. Das Rückfallrisiko sinkt, die Lebenserwartung steigt – genauso wie die Lebensfreude.

Aktiv sein: Gut ist, was individuell machbar ist. Und zwar am besten draußen in der Natur, z. B. beim Wandern. Wichtig ist, auf die Signale des Körpers zu achten und sich nicht zu überlasten.

Sport hält jung – auch das Gehirn

Vorbeugen: Bislang gibt es kein Medikament, das vor einer Demenz schützt. Sport dagegen kann das Risiko, daran zu erkranken, um 22 Prozent senken. Die Größe des Hippocampus, im Gehirn für die Gedächtnisfunktion und die räumliche Orientierung zuständig, nimmt durch Ausdauertraining zu. In anderen Hirnarealen verknüpfen sich Nervenzellen neu, vermutlich weil das Gehirn beim Sport besser mit Sauerstoff versorgt wird. Diese Veränderungen im Gehirn lassen sich auf Kernspin-Aufnahmen nachweisen.

Heilen: Auch an Demenz Erkrankte profitieren von Bewegung. Nervenzellen vernetzen sich wieder enger und sind aktiver. Die Entwicklung der Demenz kann so verlangsamt werden. Bei manchen Patienten nimmt durch die Krankheit der Bewegungsdrang zu, andere versinken in Apathie. Entsprechend heißt es, sie durch Bewegung entweder zu beruhigen oder aus ihrer Isolation herauszuholen: zum Beispiel mit leichten Kraft- oder Koordinationsübungen. Je weiter die Erkrankung fortgeschritten ist, desto mehr ist die Begleitung von geschulten Pflegern nötig.

Aktiv sein: Am besten verzögert regelmäßiges Ausdauertraining eine Demenz. Schon dreimal eine halbe Stunde mäßige Bewegung pro Woche genügt.

Auch im Video: Wunderwaffe Sport - Das macht ein einziges Training mit Ihrem Körper

Das macht ein einziges Training mit Ihrem Körper