Angst ist für uns ein überlebenswichtiges und ganz normales Gefühl. Wann beginnt Angst zur Störung oder zur Krankheit zu werden? Ab wann sollte jemand Hilfe und Unterstützung suchen? Fachärzte und Therapeuten sprechen dann von einer Angsterkrankung, wenn Ängste Show
Wenn Angst sich verselbstständigt und in eigentlich ungefährlichen Situationen auftritt, dann ist sie für die Betroffenen nicht mehr steuerbar und kontrollierbar. HäufigkeitDie Gruppe der Angststörungen ist die häufigste psychische Störung. Circa 10 bis 14 Prozent der Bevölkerung leiden unter einer behandlungsbedürftigen Angststörung. Jeder Vierte leidet im Laufe seines Lebens zu irgendeinem Zeitpunkt an einer Angststörung. (...) Angststörungen können auch als Begleiterscheinung von anderen Erkrankungen auftreten, z. B. bei Diabetes oder Herz- Kreislauf- Erkrankungen. Ängste stehen häufig im Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen. Insbesondere depressive Symptome überschneiden sich häufig mit Angststörungen. (...) Welche Angststörungen gibt es?
HintergründeWenn wir Angst erleben, ist in unserem Körper das Stress- und Angstsystem aktiviert. Der ganze Organismus wird in Alarmbereitschaft versetzt. Über die Sinnesorgane gelangen Informationen in unser Gehirn. Diese Informationen werden über einen Bereich im Gehirn, den Thalamus auf zwei unterschiedlichen Wegen weitergeleitet. Der eine Weg ist unbewusst und sehr schnell, der andere Weg ist bewusst und deutlich langsamer. Sozusagen "die schnelle Autobahn" führt direkt zur Amygdala. Die Amygdala, auch Mandelkern genannt, spielt eine wichtige Rolle bei der Regelung von Gefühlen und beim Erkennen von Gefahren. Sie löst die Angst- und Stressreaktion aus. Bei anhaltender Erregung können diese Prozesse im Gehirn wesentlich an der Entwicklung einer Angststörung beteiligt sein (...) Der langsamere Weg der Verarbeitung führt sozusagen über die Landstraße. Dieser Weg beinhaltet eine bewusste Verarbeitung und Einschätzung der Informationen von Auge und Ohr. Abhängig von der Verarbeitung und Bewertung wird eine entsprechende Reaktion im Körper ausgelöst. Eine Übersteuerung des Angstsystems kann durch verschiedene Faktoren entstehen. Negative Erfahrungen, wie z. B. frühe Trennungserlebnisse in der Kindheit, können Spuren hinterlassen. Insbesondere traumatische Erfahrungen wirken auf das Angstsystem. (...) Sehr häufig entstehen Angststörungen durch lang anhaltende Belastungs- und Überforderungssituationen. Die Betroffenen funktionieren auf einem hohen Stressniveau. Mit der Zeit entsteht das Gefühl von Hilflosigkeit. Die Betroffenen entwickeln Sorgen und Ängste, die Anforderungen nicht mehr bewältigen zu können und den eigenen Leistungsansprüchen nicht gerecht zu werden. Es besteht die Gefahr, dass das Angstsystem über längere Zeiträume aktiviert bleibt. Hilfreicher Umgang
Hilfe zur SelbsthilfeBetroffene sollten im Alltag möglichst viele Gelegenheiten nutzen, um angstbesetzte Situationen zu bewältigen. Dabei kann man Schritt für Schritt vorgehen, eine Skala erstellen und zunächst mit einfacheren Situationen beginnen und sich langsam an schwierigere heranwagen. Man kann sich aber auch direkt in schwierigere Situationen hineinbegeben, wenn der Mensch sich dies zutraut und der Alltag es erfordert. Das Wichtige ist, dass man keinesfalls mitten in der Situation abbricht. Das Durchleben von angstbesetzten Situationen steigert das Selbstwertgefühl, das Selbstwirksamkeitserleben und reduziert das Angsterleben in der Situation und die Erwartungsangst. (...) Die Angstsymptome wirken sich dann zunehmend auf das gesamte Leben der Betroffenen aus: die Arbeitsfähigkeit, die sozialen Beziehungen, das Freizeitverhalten etc. Deshalb sollte bei der Behandlung von Angststörungen nicht zu lange gewartet werden, sie neigen zur Chronifizierung. Starke Angststörungen können auch stationär behandelt werden. Die stationäre Behandlung sollte dann allerdings in eine ambulante Psychotherapie münden. Medikamente können bewirken, dass Betroffene weniger Angst erleben, sich ruhiger fühlen und weniger angespannt sind. Im Zusammenhang mit Ängsten werden häufig Antidepressiva verschrieben. Zur kurzfristigen Entlastung und Symptombehandlung Benzodiazepine, also Beruhigungsmittel, z. B. Tavor oder Valium. (...) Betroffenen hilft es, wenn sie so gut wie möglich über Angststörungen informiert sind. (...) Goldene Regeln
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