Was tun wenn man auf dem Ohr nur dumpf hört?

Aktualisiert am 30.04.2021

Höchster Qualitätsanspruch: So arbeiten wir.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Den passenden Arzt können Sie über unser Ärzteverzeichnis finden.

Arztsuche

Finden Sie mit Hilfe der FOCUS-Gesundheit Arztsuche den passenden Mediziner:

16.01.2014

Was tun wenn man auf dem Ohr nur dumpf hört?

Bildquelle: ©Gary Cornhouse / Fotolia.com

Empfinden Menschen plötzlich ein Watte-Gefühl im Ohr, welches das Hörvermögen deutlich einschränkt, könnte ein Hörsturz dahinter stecken. "Ein Hörsturz ist eine innerhalb von Sekunden oder Minuten auftretende Hörminderung im Innenohr, die in der Regel nur ein Ohr betrifft", erklärt Prof. Karl Hörmann von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie in Bonn. Dabei handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. "Wenn die Ursache für den Hörverlust geklärt ist, zum Beispiel eine Mittelohrentzündung oder ein Knalltrauma, spricht man nicht von einem Hörsturz, sondern nur dann, wenn man keinen anderen Grund gefunden hat."

Bei einem Hörsturz sind die Sinneszellen des Innenohrs in ihrer Funktion gestört, Schallsignale über den Hörnerv an das Gehirn weiterzuleiten. "Hierfür gibt es eine große Anzahl theoretischer Erklärungsversuche. So werden im Bereich des Innenohrs Sauerstoffmangel oder Stoffwechselstörungen vermutet ebenso wie Durchblutungsstörungen in engen Blutgefäßen", erläutert Dr. Michael Deeg vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. "Aber definitive, eindeutige Belege für die Ursachen eines Hörsturzes gibt es nicht."

Hoher Blutdruck, hohe Cholesterin- und Fettwerte sowie Diabetes scheinen einen Hörsturz jedoch zu begünstigen. "Sicherlich besteht auch ein Zusammenhang zwischen Stress und Hörsturz, aber das hängt von der Fähigkeit der einzelnen Menschen ab, mit Belastungssituationen umzugehen", meint Prof. Hörmann. "In der Regel ist der Hörsturz ein einmaliges Ereignis, aber bei wenig belastbaren Menschen kann sich das Innenohr zum Stressorgan entwickeln, so dass ihre Hörkurve bei größeren Anspannungen immer wieder absinkt."Am häufigsten tritt ein Hörsturz um das 50. Lebensjahr auf, wobei die Hörminderung unterschiedlich stark ausfallen kann. "Es ist möglich, dass sie nur den Hoch-, Tief- oder Mitteltonbereich betrifft oder aber alle Frequenzen gleichzeitig und im schlimmsten Fall zur Ertaubung führt", so Prof. Hörmann. Begleitende Symptome können Ohrgeräusche (Tinnitus) und Schwindel sein. Manche Betroffene nehmen Töne, Geräusche und Stimmen verfremdet wahr oder hören sie doppelt, weil das eine Ohr plötzlich schlechter funktioniert als das andere. Wer Veränderungen beim Hören bemerkt, sollte schnell einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen. Die Heilungschancen sind am größten, wenn man innerhalb der ersten drei Tage handelt. Zwar kommen große Studien zu dem Ergebnis, dass bei etwa 40% aller Betroffenen der Hörsturz von selbst wieder abheilt. Ohne Behandlung tritt bei weiteren 40% aber keine Besserung ein, und bei 20% verschlechtert sich der Hörzustand sogar noch.

Da die Ursachen unklar sind, gibt es auch keine vollständig erwiesenen Therapiemöglichkeiten. "Einen hohen Stellenwert hat heute die Behandlung mit Kortison, das zu den körpereigenen Hormonen zählt und theoretischen Überlegungen zufolge Entzündungen und Schwellungen im Innenohr bekämpfen soll", empfeihelt Dr. Deeg. Kortison kann in Form von Tabletten oder Infusionen verabreicht werden. "Der Arzt kann es auch direkt in das Mittelohr einführen, indem er mit einer sehr dünnen Kanüle durch das Trommelfell hindurch pikst." Dadurch gelangt das Kortison in höherer Konzentration vom Mittel- ins Innenohr. Mögliche Nebenwirkungen sind Magenprobleme, Bluthochdruck und erhöhte Blutzuckerwerte.

Infusionen, die den Blutfluss verbessern sollen, sind eine weitere Behandlungsmöglichkeit, die vor allem früher angewandt wurde. "Ihr Nutzen ist seit einiger Zeit umstritten", sagt Dr. Deeg. "Zudem kann ein wichtiges Basismittel, Hydroxyethylstärke (HES/HAES), zu Juckreiz oder allergischen Reaktionen führen." Speziellere und aufwendigere Therapien wie die Apherese, eine Art Blutreinigung, oder die hyperbare Sauerstofftherapie kommen in der Regel nur infrage, wenn die Behandlung mit Kortison oder Infusionen nicht anschlägt.

Liegt der Hörsturz vor allem an Stress oder bleiben Restsymptome wie Tinnitus und Schwerhörigkeit bestehen, reicht eine medizinische Behandlung allein nicht aus. "Eine begleitende Verhaltens- und Psychotherapie und das Erlernen von Entspannungsübungen kann Betroffenen sehr weiterhelfen", rät Bärbel Bonorden aus Goslar. Sie leitet eine Selbsthilfegruppe, die sich auch an Hörsturz-Betroffene richtet und in der Deutschen Tinnitus-Liga (DTL) organisiert ist.

Aber aus Scham und Angst überspielen viele ihre Hörprobleme. "Das ist ein großes Problem, denn ohne richtiges Hören ist man sehr einsam, es kommt schnell zu unausgesprochenen Missverständnissen, und das Vertuschen raubt sehr viel Energie", warnt Bonorden. Letztlich führe kein Weg daran vorbei, das Problem bei Partnern und Freunden offen ansprechen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann helfen, den Mut dafür aufzubringen.

Die Hörminderung im Zuge eines Hörsturzes tritt plötzlich und meist nur auf einem Ohr auf. Sie kann verschiedene Frequenzbereiche betreffen - von einer leichten Beeinträchtigung bis hin zur Taubheit. Oft berichten Betroffene von einem dumpfen Gefühl im Ohr (wie „Watte im Ohr"). Häufiger kommt es gleichzeitig zu Ohrgeräuschen (oft hoch frequent), die unterschiedlich ausgeprägt sein können, seltener zu Schwindelgefühlen, Benommenheit oder verzerrtem Hören.

Einige Patienten empfanden vor dem Akutereignis ein einseitiges Druckgefühl im Ohr, welches ein möglicher Vorbote für einen Hörsturz sein könnte. Schmerzen treten keine auf. Der Patient sollte in jedem Fall Ruhe bewahren und das Ausmaß des Hörsturzes nicht aufgrund unnötigen Stresses verstärken.

Körper & Psyche»Organe

Was tun wenn man auf dem Ohr nur dumpf hört?

© iStock / Ridofranz

Lesezeit: 5 Minuten04.02.2022

Druck auf den Ohren: Ob im Flieger, bei einer Bergtour oder im Fahrstuhl – plötzlich „fallen die Ohren zu“, ein unangenehmes Gefühl, das fast jeder kennt. Ohrendruck kann verschiedene Ursachen haben, nicht alle sind harmlos.

Druckgefühl im Ohr? Bei Start und Landung mit dem Flugzeug oder bei einer Autofahrt ins Gebirge passiert es ganz häufig: Ein plötzlicher Druck legt sich auf die Ohren. Ein Gefühl, als würden die Hörorgane „zufallen“. Die Umgebungsgeräusche werden wie bei einer leichten Schwerhörigkeit gedämpft. Dieser Druck ist unangenehm, aber harmlos.

Doch wie entsteht Druck auf den Ohren genau? Das Ohr besteht aus drei großen Bereichen: Außenohr, Mittelohr und Innenohr. Das Trommelfell schützt die dahinterliegenden Strukturen und überträgt den Schall über das Mittelohr bis ins Innenohr. Belüftet wird das Mittelohr über die Ohrtrompete, auch Eustachische Röhre genannt. Sie verbindet Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum miteinander. Über diese Röhre lässt sich der Druck an die Außenverhältnisse anpassen.

Kommt es plötzlich zu unterschiedlichen Druckverhältnissen außerhalb und innerhalb des Ohrs, so wölbt sich das Trommelfell und kann nicht mehr schwingen. Steigt der äußere Luftdruck, so wird das Trommelfell nach innen gewölbt. Sinkt er, so wölbt sich das Trommelfell nach außen. Beides ist gleichermaßen unangenehm. Man hört leiser und es kommt zu einem Spannungsgefühl oder auch einem Schmerz.

Der Druckausgleich im Ohr wird durch die Ohrtrompete gewährleistet. So werden Sie den unangenehmen Druck im Ohr los:

  • Gähnen: Es befreit das Ohr zuverlässig vom Druck. Wenn das gerade nicht möglich ist, imitieren Sie einfach ein Gähnen: Öffnen Sie den Mund weit. Bewegen Sie den Unterkiefer, bis im Ohr ein ganz leises Knacken zu hören ist.
  • Schlucken und Kauen: Trinken oder essen Sie etwas. Bei Flugreisen hat sich für permanenten Ohren-Druckausgleich das Kaugummikauen bewährt. Babys und Kleinkinder sollten bei Start und Landung am besten durchgehend trinken. Das ständige Schlucken sorgt für Druckausgleich und freie Ohren. Alternativ können Sie sich die Nase zuhalten und währenddessen ein wenig Spucke herunterschlucken.
  • Druckausgleich über die Atmung: Halten Sie die Nase zu und drücken Sie bei geschlossenem Mund Luft aus der Lunge in den Mund und Nasenraum.

Warum kann Schlucken und Gähnen das Problem beheben? Bei Veränderungen des Luftdrucks kann sich die Ohrtrompete verschließen. Beim Schlucken und Gähnen spannen sich jedoch Muskeln im Gaumen an, wodurch sich die Röhre wieder öffnet.

Tritt der Ohrendruck ohne äußere Einflüsse auf, sollten Sie die Ursache von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt abklären lassen. Meist ist eine Allergie oder eine Atemwegsinfektion schuld daran. Symptome wie Schnupfen oder Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen weisen auf diese Infektionskrankheiten hin:

  • Erkältung: Im Rahmen einer Erkältung kommt es zu Schwellungen im Bereich des Nasen-Rachen-Raumes. Der Luftstrom durch die Nase ist behindert und die Ohrtrompete kann sich nicht mehr richtig öffnen.
  • Mittelohrentzündung: Das Druckgefühl geht mit starken Schmerzen einher.
  • Entzündung des Gehörgangs: Ist die Selbstreinigung des Gehörgangs gestört, können Keime eindringen und Entzündungen des äußeren Gehörgangs hervorrufen. Das kann zum Beispiel durch eine mechanische Reizung bei fehlerhafter Reinigung des Gehörgangs passieren.

Auch mechanische Ursachen können das Druckgefühl im Ohr zur Folge haben.

  • Verstopfter Gehörgang: Zu viel Ohrenschmalz bildet im Gehörgang einen Pfropfen. Am besten entfernt ihn der HNO-Arzt und säubert das Ohr.
  • Probleme im Kiefergelenk oder Verspannungen im Kieferbereich und Gaumen können Druck auf die Ohren ausüben.

Sehr selten kann das Druckgefühl auch auf Morbus Menière hinweisen, eine Erkrankung des Innenohrs, deren Ursache bisher nicht eindeutig geklärt ist. Sie führt unter anderem zu plötzlichem Drehschwindel und Hörverlust. Neben Übelkeit und Erbrechen kann es auch zu einem Druckgefühl im Ohr kommen. Es können auch beide Ohren betroffen sein.

Was tun wenn man auf dem Ohr nur dumpf hört?

Vor allem Kinder leiden beim Fliegen oft unter Ohrendruck.

© iStock / SbytovaMN

Eine Ursache von Ohrendruck ist Stress. Der Ohrendruck kann Vorbote eines bevorstehenden Hörsturzes oder Tinnitus sein.

  • Betroffene, die unter einem Tinnitus leiden, berichten häufig von einem dumpfen Gefühl, wie „Watte im Ohr“, gleichzeitig setzen Ohrgeräuschen ein, die meist hochfrequent sind.
  • Die Hörminderung im Zuge eines Hörsturzes tritt dagegen plötzlich und meist nur auf einem Ohr auf. Sie kann von einer leichten Beeinträchtigung bis hin zur Taubheit reichen. Ein Hörsturz ist kein Notfall und behandelbar. Die akute Hörminderung kann aber auch ein Symptom schwerwiegender Erkrankungen wie einer Blutdruckkrise sein und sollte daher ärztlich abgeklärt werden.

Wenn Sie in einer angespannten Situation einen plötzlich auftretenden Druck im Ohr spüren, ziehen Sie sich möglichst an einen ruhigen Ort zurück.

Schließen Sie die Augen und wenden Sie Entspannungstechniken wie Autogenes Training an. Oft klingt der Druck rasch wieder ab.

Typische Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus sind Husten, Fieber, Schnupfen und Geschmacks- oder Geruchsverlust. Sie treten in der Regel fünf bis sechs Tage nach der Ansteckung auf. Ohrenschmerzen und Ohrendruck gelten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht als Symptome für COVID-19. Im Verlauf einer Infektion können durch den Husten und Schnupfen auch Ohrenschmerzen auftreten, dies ist allerdings eher die Ausnahme.

Lässt sich das Druckgefühl in den Ohren nicht durch Schlucken, Gähnen oder Zuhalten der Nase ausgleichen oder bleibt der Druck im Ohr mehr als zwei Tage bestehen, sollten Sie Ihren Hals-Nasen-Ohren-Arzt um Rat fragen. Denn wenn der Druckausgleich nicht funktioniert, kann das schwerwiegende Folgen haben:

  • Wenn die Ohrtrompete oft verstopft ist, hilft Pusten bei zugehaltener Nase und verschlossenem Mund überhaupt nicht – damit wird das Ventil der Ohrtrompete sozusagen aufgesprengt.
  • Ohne den Druckausgleich kann das Trommelfell beispielsweise beim Fliegen Schaden nehmen. Es wird sehr stark gedehnt. Sollte das Trommelfell schon von vorherigen Verletzungen vernarbt sein, kann es im schlimmsten Fall sogar reißen. Lassen Sie sich vor dem Flug von einem HNO-Arzt beraten. Auch abschwellendes Nasenspray kann helfen.

Ohrendruck, der nicht weggeht, kann auch durch eine Belüftungsstörung der Ohrtrompete, eine permanente Tubenfunktionsstörung, ausgelöst sein. Wenn der „Belüftungsmechanismus“ behindert ist, ist das nicht nur unangenehm. Die Folgen reichen von Hörstörungen mit kommunikativer Einschränkung bis hin zu einer chronischen Mittelohrentzündung, Ohrgeräuschen oder schlimmstenfalls zur Zerstörung von Strukturen im Mittelohr. Ein funktioneller Tubenverschluss lässt sich meist gut behandeln durch:

  • Druckausgleichübungen und Nasenspülungen
  • Einen minimalinvasiven Eingriff, der unter kurzer Narkose durchgeführt wird: Die Engstelle in der Ohrtrompete wird mithilfe eines Katheters gedehnt. Der Erfolg der Behandlung zeigt sich dann nach einigen Wochen, wenn die Schwellung zurückgeht.