Was muss man politisch tun um den Hunger zu besiegen

Was muss man politisch tun um den Hunger zu besiegen

Was muss man politisch tun um den Hunger zu besiegen

Knapp 800 Millionen Menschen auf der Welt leiden Hunger. Hunger – ein Leiden, das die allermeisten jüngeren Europäer höchstens aus Berichten kennen, ist auch im Jahr 2017 ein immenses Problem. Gerade in wirtschaftlich schwächeren Regionen sterben Jahr für Jahr unzählige Menschen an Unterernährung. Was können wir als Einzelne dagegen tun?

Nigeria, Südsudan, Jemen und Somalia sind akut von tödlichen Hungersnöten bedroht. Wie Unicef im Februar mitteilte, waren oder sind dort rund 1,4 Millionen Kinder auf sofortige Hilfe angewiesen. Gerade in armen Ländern geben Menschen einen Großteil ihres Einkommens für Nahrung aus, in Industrieländern liegt der Anteil bei etwa 10 bis 20 Prozent des Einkommens. So sind gerade Menschen in ärmeren Regionen sehr stark von Preisschwankungen betroffen. Weiter steigende Preise für Lebensmittel werden schon jetzt als sichere Folge des Klimawandels befürchtet – Dürre, Flut und Sturm nehmen schon jetzt vielen Menschen die Lebensgrundlage. Dabei werden nur zwei Drittel der produzierten Lebensmittel verzehrt. Der Rest landet im Müll.

Kein Hunger bis 2030 – aber wie?

Die gute Nachricht: Es gibt weniger Hunger auf der Welt als noch vor 30 Jahren. Hunger gilt als das größte lösbare Problem der Menschheit. Lösbar deshalb, weil genug Nahrung für alle 7,5 Milliarden Menschen da ist. Eigentlich. Trotzdem sterben jedes Jahr mehr Menschen an Hunger als an anderen Todesursachen. Das erklärte Ziel des World Food Programme (WFP): Kein Hunger bis 2030! Nachhaltige Ursachenbekämpfung soll es ermöglichen, trotz wachsender Weltbevölkerung ein Leben ohne Hunger für jeden Menschen zu ermöglichen. Wie weit noch bis zu diesem Ziel ist, ist gut auf der Welthungerkarte des WFP zu sehen.

Die Frage der Woche lautet daher: Was können wir in Deutschland tun, um den Hunger zu bekämpfen? Was muss Politik leisten, was jeder Einzelne? Wir sind gespannt auf eure Ideen!

Hintergrundinfos:
→ Hunger: Zahlen und Fakten
→ Der Welthunger-Index (WHI)
→ Erfolge im Kampf gegen den Hunger (ZEIT)

Hintergrund: die Frage der Woche
Einmal in der Woche stellen wir an die gesamte Lokalkompass-Community die Frage der Woche. Denn wir interessieren uns für Euer Wissen, Eure Meinungen, Eure Fantasie. Lasst uns Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen - und beim Plausch darüber ein wenig Spaß haben - los geht's!

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Was muss man politisch tun um den Hunger zu besiegen

In unserer Rubrik "LK-Blitzlicht" wollen wir Beiträge von Bürgerreportern mit euch teilen, die uns bei der täglichen Sichtung aufgefallen sind. Das kann der Schnappschuss eines neu registrierten Fotografen sein oder ein Artikel eines Bürgerreporters, der vielleicht (noch) nicht so gut vernetzt ist im Lokalkompass. Damit reagieren wir auch auf wiederkehrende Rückmeldungen aus der Community, die aussagen, dass ihre Beiträge nicht mehr so gut gefunden werden wie früher. Die Rubrik soll ab sofort...

Was muss man politisch tun um den Hunger zu besiegen

16.10.2010

Die Zahlen des aktuellen Welthunger-Index sind ernüchternd: Derzeit hungern rund 925 Millionen Menschen auf der Welt, alle 15 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Unterernährung. In 29 Ländern ist die Situation "sehr ernst" oder "gravierend". Das Millenniumsziel der Vereinten Nationen, den Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung bis 2015 auf 10 Prozent zu halbieren, ist in weiter Ferne.

"Wir haben alle Mittel, den Hunger zu besiegen, aber wir nutzen sie nicht", sagt Ralf Südhoff, der Leiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Deutschland. Seit der Welternährungskrise 2008 sei viel zu wenig passiert. "Der eigentliche Skandal ist, dass wir die historische Chance verpasst haben, den Hunger zu bekämpfen. Das Hauptmerkmal war ja, dass die Nahrungsmittelpreise explodiert sind. Als sie wieder auf ein hohes, aber handhabbares Maß zurückgegangen sind, hätte man das als ökonomische Chance nutzen müssen, um die Hungernden davon profitieren zu lassen. Drei Viertel der Hungernden weltweit leben auf dem Land. Landarbeiter, Kleinbauern und Viehzüchter hätten von den gestiegenen Preisen profitieren können. Dafür muss man ihnen aber Kleinkredite beschaffen, sie beraten, ihnen helfen, mit dem Klimawandel und den immer trockeneren Böden klarzukommen.Dies sei nicht geschehen. Die Ressourcenknappheit habe Nahrungsmittel zu einem lukrativen Spekulationsobjekt werden lassen, die Preise – zu denen auch das WFP Getreide einkaufe – seien extrem gestiegen. "Der wachsende Konsum von Fleisch und Milchprodukten in den Schwellenländern führt dazu, dass immer mehr Getreide zu Tierfutter statt zu Nahrungsmitteln wird. Mit Folgen: Für ein Kilo Fleisch müssen sie sieben Kilo Getreide in ein Rind stecken, vom Getreide könnten sich aber viel mehr Menschen ernähren. Dies und auch das Umwandeln von Nahrungsmittelanbau- zu Biospritflächen zählt zu den Grundursachen des eigentlichen Problems, dass die Zeit der Nahrungsmittelüberschüsse vorbei ist. Weil ja auch die Weltbevölkerung wächst, müssen wir schon in 20 Jahren 50 Prozent mehr Nahrungsmittel produzieren als heute, um überhaupt theoretisch genug Essen für alle Menschen zu haben."Der Politologe und Ökonom nimmt sowohl die Politik, aber auch die Konsumenten in den Industrieländern in die Pflicht: "Wir alle haben die Möglichkeit, sei es, dass wir maßvoller Fleisch essen, dass wir das Klima weniger schädigen, dass wir – diesmal maßlos – faire Produkte kaufen.""Entwicklungspolitik ist auch ein Verteilungskampf um Ressourcen", sagt Wilfried Bommert. Der Umweltjournalist und Agrarwissenschaftler beschäftigt sich seit langem mit den Hintergründen der der Ernährungskrise. Seine Analyse: "Nach 40 Jahren Entwicklungshilfe ist Afrika ärmer als vorher. Da fragt sich doch – warum?" Entweder habe man die falschen Konzepte gehabt oder keine. Nach wie vor seien in vielen Ländern zudem die falschen, nämlich korrupte Politiker an der Macht. Schließlich hätten auch die Industrienationen wirtschaftliche Interessen in den Schwellenländern. Die Hauptgründe der Krise sieht er unter anderem im dramatischen Verschwinden von Ackerland, dem Klimawandel, dem Schrumpfen der Wasserreserven und der Übermacht westlicher Firmen, die mit ihrem Hightech-Saatgut die heimischen Saaten verdrängten und die Bauern in Abhängigkeit stürzten. Für sein fakten- und facettenreiches Buch "Kein Brot für die Welt" hat der Journalist fünf Kontinente bereist und sprach mit Experten, Bauern und Politikern über die Frage, wie die Welt in Zukunft neun oder zehn Milliarden Menschen ernähren soll. Bommert war bei den beiden letzten UN-Welternährungsgipfeln in Rom dabei und zieht eine ernüchternde Bilanz: "Es ist kein Wille von denen da, die Geld haben und etwas bewegen könnten. Und die, die kein Geld haben, bewegen nichts.""Was tun gegen den Hunger in der Welt?"

Am heutigen Welternährungstag diskutiert Stephan Karkowsky gemeinsam mit Ralf Südhoff und Wilfried Bommert – von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter .

Informationen im Internet:


Über die Arbeit des UN-Welternährungsprogramms
Über Wilfried Bommert

Literaturhinweis:

Wilfried Bommert: Kein Brot für die Welt - Die Zukunft der Welternährung,

Riemann Verlag 2009