Was ist der unterschied zwischen asperger syndrom und autismus

Der Begriff «Autismus» kommt aus dem Griechischen und bedeutet «sehr auf sich bezogen sein». Manche Menschen sind Einzelgänger, die sich oft nur für ein Spezialgebiet interessieren, sich nur mit Mühe in andere Menschen einfühlen und mit ihnen adäquat kommunizieren können und Kontakte eher vermeiden.

Sind diese autistischen Merkmale so ausgeprägt, dass sie die Entwicklung eines Kindes behindern, spricht man von «Autismus» als einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung. Für diese Diagnose müssen Störungen in 3 Bereichen vorhanden sein:

  • Auffälligkeiten der Sprache und der Kommunikation, z.B. verspätete oder fehlende Sprachentwicklung oder Verlust von vorhandener Sprache, häufiges Wiederholen von Wörtern oder Sätzen.
  • Auffälligkeiten der sozialen Interaktionen, z.B. Besonderheiten im Blickkontakt, Mimik und Gestik. Wenig Interesse an anderen Kindern oder ungeschickte Formen der Kontaktaufnahme, fehlendes Verständnis  für Abläufe innerhalb von Gruppen.
  • Eingeengte und repetitive Spielverhalten, Interessen und Aktivitäten, z.B. Drehen an Rädern von Spielzeugautos, Aufreihen von Gegenständen, auffällige Hand- oder Körperbewegungen, Angst vor Neuem, Mühe mit «Programmänderungen», ausgeprägte Spezialinteressen.

Menschen mit einer autistischen Störung nehmen ihre Umwelt «anders» wahr. Oft orientieren sie sich an Details und haben Mühe eine Situation ganzheitlich zu erfassen. Sie suchen selten den Blickkontakt und können die Stimmung ihres Gegenübers aus dessen Gesicht kaum erkennen.

Über- oder Unterempfindlichkeiten auf Licht, Geruch, Geräusche oder Berührungen sind häufig. Sie zeigen sich z.B. als Faszination für Licht oder glänzende Oberflächen, als Angstreaktionen bei speziellen Geräuschen, als Vorliebe für kräftige Körperkontakte oder als auffälliges Beriechen von Oberflächen oder Ertasten von Gegenständen. Diese Probleme werden oft als Wahrnehmungsstörungen bezeichnet.

Alle diese Schwierigkeiten führen dazu, dass Kinder oder Erwachsene mit Autismus grosse Probleme haben ihre Umwelt als sinnvolles Ganzes zu verstehen. Ihre Lernmöglichkeiten sind dadurch beeinträchtigt. Betroffenen fällt es schwer, sich in ihre Mitmenschen einzufühlen und adäquate Beziehungen zu ihnen aufzubauen.

In den meisten Fällen treten die Symptome bereits in den ersten drei Lebensjahren auf. Autistische Störungen können von geistiger Behinderung begleitet sein.

Die Ursachen des Autismus sind bis heute nicht vollständig geklärt. Bei der Entstehung spielen mit Sicherheit mehrere Faktoren eine Rolle. Genetische Einflüsse und wahrscheinlich biologische Abläufe vor, während und nach der Geburt können die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und die autistische Störung auslösen. Autismus entsteht bestimmt nicht durch Erziehungsfehler oder familiäre Konflikte.

Die Symptome der autistischen Störung sind sehr unterschiedlich und verändern sich in ihrer Ausprägung im Laufe der kindlichen Entwicklung. Durch die richtige Förderung können beeinträchtigte Fähigkeiten verbessert und autistische Verhaltensweisen vermindert werden.

Autismus umfasst unterschiedliche Formen. Um diese genauer zu bezeichnen werden unterschiedliche Begriffe verwendet:

  • Frühkindlicher Autismus
  • High-functioning Autismus
  • Atypischer Autismus
  • Asperger Syndrom

Oftmals können die einzelnen Formen aber nicht scharf voneinander abgegrenzt werden.  Es sind viele Mischformen und fliessende Übergänge zu beobachten, welche sich in folgenden Punkten unterscheiden:

  • Schweregrad der autistischen Symptome
  • Allgemeine Entwicklung und Selbstständigkeit im Alltag
  • Das Alter beim Auftreten der ersten Symptome

Daher spricht man vom Autismus-Spektrum, das verdeutlichen soll, dass es sich beim Autismus um ein Kontinuum vom Symptomen und Schweregraden handelt.

Im Unterschied zu den anderen Formen des Autismus sind beim Asperger Syndrom in den ersten Lebensjahren keine nennenswerten Einschränkungen der sprachlichen und kognitiven Entwicklung festzustellen. Auffälligkeiten im sozialen und kommunikativen Verhalten zeigen sich in einem geringeren Ausmass, weshalb diese Form des Autismus in der Regel etwas später diagnostiziert wird.

Wie auch in der ICD 11 findet sich im aktuell gültigen psychiatrischen Klassifikationssystem DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) keine Unterscheidung mehr zwischen den verschiedenen Autismus-Formen. Stattdessen wird dort vom Autismus-Spektrum gesprochen. Dies soll verdeutlichen, dass es viele verschiedene Ausprägungen gibt ohne klare Grenzen. Allen gemein sind diverse Besonderheiten in der Reizaufnahme und Reizverarbeitung. Sprachliche Besonderheiten können, müssen aber nicht auftreten, ebenso gibt es eine starke Variation bei der Intelligenz. Auch verändern sich Autismus-Symptome oft im Laufe der Zeit (durch Lernen, Anpassen, höhere Toleranz z. B. bei Überempfindlichkeiten,…). Jede autistische Person ist anders und durchläuft eine individuelle Entwicklung! Aus diesem Grund ist es oftmals ein langwieriger Prozess, bevor die Diagnose gestellt wird.

Da heute jedoch noch vielfach die ursprüngliche Unterteilung gebräuchlich ist, soll im Folgenden danach unterschieden werden. Oftmals treffen nicht alle der genannten Kriterien zu.

Frühkindlicher Autismus

Der frühkindliche Autismus ist durch die folgenden diagnostischen Kriterien beschrieben:

  • Beginn vor dem dritten Lebensjahr
  • Beeinträchtigung der sozialen Interaktion
  • Beeinträchtigung nonverbaler Verhaltensweisen wie Blickkontakt, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Gestik zur Steuerung sozialer Interaktionen
  • Unfähigkeit, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
  • Mangel, spontan Freude, Interessen oder Erfolge mit anderen zu teilen
  • Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit
  • Beeinträchtigungen im Bereich der Kommunikation
  • verzögertes Einsetzen oder Ausbleiben gesprochener Sprache
  • Unfähigkeit ein Gespräch zu beginnen oder fortzuführen
  • stereotyper oder repetitiver Gebrauch der Sprache
  • Fehlen von Rollenspielen oder sozialen Imitationsspielen
  • Beschränkte, repetitive und stereotype Verhaltensweisen
  • umfassende Beschäftigung mit stereotypen und begrenzten Interessen, wobei Inhalt und Intensität abnorm sind
  • auffällig starres Festhalten an bestimmten nichtfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen
  • stereotype und repetitive motorische Manierismen (z. B. Biegen oder schnelle Bewegungen von Händen oder Fingern oder komplexe Bewegungen des ganzen Körpers)
  • ständige Beschäftigung mit Teilen von Objekten

Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr.

Wie auch für den frühkindlichen Autismus kennzeichnend, liegen bei Menschen mit dem Asperger-Syndrom qualitative Abweichungen der wechselseitigen sozialen Interaktion sowie ein eingeschränktes, stereotypes und sich wiederholendes Repertoire der Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten vor.

Die Abgrenzung des Asperger-Syndroms ergibt sich in erster Linie dadurch, dass bei Aspergern oft keine Entwicklungsverzögerung in der Sprache oder bei kognitiven Fähigkeiten vorhanden ist. Hingegen sind in der psychomotorischen Entwicklung und der sozialen Interaktion Auffälligkeiten festzustellen.

Bei Asperger-Betroffenen äußert sich das eingeschränkte Interesse häufig durch „exzentrische Neigungen“ oder „sonderbare, intensive Fixierungen“. So entwickeln sie z. B. ein extremes Interesse für Zugfahrpläne, Dinosaurier beziehungsweise Rasenmäher oder untersuchen die Funktionen von Uhren, Fernsehapparaten etc. Betroffene neigen dazu, ihre Interessen über den Kontakt zu Gleichaltrigen zu stellen und bei Gesprächen oft ausschließlich über diese Themen zu dozieren.

Atypischer Autismus

Atypischer Autismus, auch psychogener Autismus oder frühkindlicher Autismus mit atypischem Erkrankungsalter oder Symptomatik genannt, unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus dadurch, dass Kinder erst nach dem dritten Lebensjahr Symptome zeigen (atypisches Erkrankungsalter) oder nicht alle Symptome aufweisen (atypische Symptomatik).

Autistische Kinder mit atypischem Erkrankungsalter zeigen bei den Symptomen das Vollbild des frühkindlichen Autismus, das sich bei ihnen aber erst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert.

Autistische Kinder mit atypischer Symptomatik legen Auffälligkeiten an den Tag, die für den frühkindlichen Autismus typisch sind, jedoch die Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus nicht vollständig erfüllen. Dabei können sich die Symptome sowohl vor als auch nach dem dritten Lebensjahr manifestieren.

Hochfunktionaler Autismus

Treten alle Symptome des frühkindlichen Autismus zusammen mit normaler Intelligenz (einem IQ von mehr als 70) auf, so spricht man vom Hochfunktionalem Autismus. Diagnostisch wichtig ist hier insbesondere die verzögerte Sprachentwicklung. Gegenüber dem Asperger-Syndrom sind die motorischen Fähigkeiten meist deutlich besser.

Nähere Informationen zum Thema „Was ist Autismus“ finden Sie unter https://www.autismus.de/was-ist-autismus.html

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