Warum darf man nach dem essen nicht schwimmen

Erst Pommes, dann Eis, und danach ab ins Wasser: Dieser Dreiklang ist der Traum aller Kinder, wobei, eigentlich ist er auch der Traum aller Erwachsenen. Wären da nicht die warnenden Stimmen im Kopf. "Du hast doch gerade erst gegessen", sagen sie. "Dann darfst du nicht ins Wasser, du musst warten."

Gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser, heißt es auch in den Baderegeln der DLRG  . Die Folgen sind hinreichend bekannt: Kinder hippeln ungeduldig auf der Decke herum, Erwachsene legen sich kurz hin - und schlafen prompt ein, um anschließend noch träger und mit verbrannter Haut zu erwachen. Richtig glücklich ist keiner. Muss die Zwangspause also wirklich sein?

Bauchmassage gegen den Untergang

Die Antwort auf diese Frage trieb Wissenschaftler bereits vor mehr als 50 Jahren um. 1961 ereiferte sich Arthur Steinhaus vom George Williams College in Chicago in einem Meinungsbeitrag : "Das Amerikanische Rote Kreuz hält standhaft daran fest, dass man nach dem Essen für eine oder eineinhalb Stunden aus dem Wasser bleiben muss." Wissenschaftliche Belege dafür gebe es aber nicht, weil Studien zu dem Thema fehlten.

"Auch der Ursprung der Idee ist nicht aufzuspüren", schrieb der damals 63-Jährige, der während des Zweiten Weltkriegs Fitnessberater bei der US Navy war. Er habe nur mal davon gelesen, dass sich Amerikanische Ureinwohner nach dem Essen die Bäuche massierten, um beim Schwimmen nicht unterzugehen.

Die Frage nach Essen und Schwimmen ließ die US-Forschung im Anschluss nicht mehr los. Während aus anderen Ländern keine Veröffentlichungen zum Thema zu finden sind, begannen Robert Singer vom Manuato State College und Robert Neeves von der Illinois State University 1968 ein Experiment. Testpersonen waren zwölf Wettkampfschwimmer im Alter von 15 bis 21 Jahren, die sich für die Studie ausgiebig die Bäuche vollschlagen durften.

Ein bisschen übel, aber voller Kraft

Ihre Aufgabe war es, nach dem Essen 200 Yard - knapp 183 Meter - so schnell wie möglich zu schwimmen. Zwar trauten sich die Forscher offenbar nicht, die Sportler direkt nach der Mahlzeit in den Pool zu schicken. In einem Durchgang ließen sie die Schwimmer aber schon nach einer halben Stunde ins Wasser, in einem anderen erst nach einer und in einem dritten sogar erst nach 1,5 Stunden. Außerdem startete jeder Schwimmer noch einmal nach einer mindestens dreistündigen Essenspause.

Das Ergebnis: Die Essenszeit war egal. Selbst die üppige Mahlzeit eine halbe Stunde vorm Schwimmen hatte keinen Einfluss auf die Leistung. Auch Bauchkrämpfe gab es keine. Vier der zwölf Teilnehmer klagten jedoch etwas über Übelkeit, nachdem sie nur eine halbe Stunde vor dem Schwimmen gegessen hatten, schrieben die Forscher im Journal "Research Quarterly" .

Zwei ähnliche Studien 1965 und 1968 bestätigten das Ergebnis: Auch über längere Strecken von 400 Yard (rund 366 Meter) oder sogar einer Meile (rund 1600 Meter) büßten die 24 Versuchs-Schwimmer trotz Verdauung nicht an Kraft ein. Hier beobachteten die Forscher ebenfalls keine gravierenden Nebenwirkungen des vollen Magens.

Abgesehen davon ermüdete die Forschung zu dem Thema wieder. In einer umfassenden Literaturrecherche  konnte das Amerikanische Rote Kreuz auch keinen Fallbericht finden, bei dem jemand aufgrund seiner Mahlzeit vor dem Schwimmen ertrunken sein sollte. Stattdessen beschränkten sich Mediziner darauf, den Ratschlag theoretisch zu überdenken: Ergibt er aus körperlicher Sicht überhaupt Sinn?

Blutraub durch die Verdauung?

Zumindest auf den ersten Blick klingen die Bedenken plausibel. Nach einem ausgiebigen Mahl fließt mehr Blut zum Verdauungstrakt, um Nährstoffe abzutransportieren und Muskeln, die den Nahrungsbrei kneten, mit Sauerstoff zu versorgen.

Dadurch, so die Theorie, bleibe weniger Blut und damit weniger Sauerstoff für die Muskeln in Armen und Beinen übrig. Die Folge seien Krämpfe und Seitenstechen, die Gefahr könnte steigen, beim Schwimmen zu ertrinken. Wer das denkt, unterschätzt jedoch die Natur.

"Der Körper hat genug Blut, um alles zu versorgen", sagt Martin Halle, Leitender Ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der TU München. "Das einzige Problem ist, dass Schwimmen nach dem Essen weniger Spaß macht." Durch den Wasserdruck fühle es sich an, als ob der Magen noch voller sei als ohnehin schon. "Erst wenn die Speisen in den Darm gerutscht sind, ist das kein Problem mehr."

Lieber Eis als Gemüse

In der Regel braucht der Essensbrei zwischen einer halben Stunde und einer Stunde, bis er den Magen passiert hat. "Wie schnell das geht, hängt aber sehr von den Speisen ab", sagt Halle. Während Flüssigkeiten sozusagen wie über eine Straße direkt in den Darm fließen, sei bei Ballaststoffen das Gegenteil der Fall: "Je höher ihr Anteil in einem Lebensmittel ist, desto länger braucht die Magensäure, um das Essen zu zersetzen."

Aus diesem Grund kommt Halle - für die Zeit vor dem Schwimmen - zu einem für Mediziner eher ungewöhnlichen Ratschlag. "Lieber kein Fleisch und kein Gemüse", sagt er. Besser seien Früchte oder Eiscreme. "Auch Pommes haben wenig Struktur, sind aber fettig. Das bremst die Verdauung." Vielleicht könne ordentlich Ketchup als Flüssigkeit helfen, sagt Halle mit einem Augenzwinkern. "Nur nicht noch Mayo, die macht das Ganze noch fettiger."

Das Fazit ist klar: Alles spricht für Eis und unbeschwertes Planschen. "Die aktuellen Informationen deuten darauf hin, dass Essen vor dem Schwimmen nicht zum Ertrinkungsrisiko beiträgt und Ratschläge dazu als Mythos verworfen werden können", schreibt inzwischen auch das Amerikanische Rote Kreuz in einer wissenschaftlichen Arbeit . Warum aber hält die DLRG in ihren Baderegeln an der Essenswarnung fest?

"Medizinisch und wissenschaftlich gibt es dafür keine Begründung", sagt Achim Wiese, Pressesprecher der DLRG. "Wir wissen aber, dass gerade Kinder beim Spielen häufig Wasser schlucken." Dies könne in Kombination mit einem vollen Magen dazu führen, dass ihnen übel werde und sie sich übergeben. "Dann kann es vielleicht etwas gefährlich werden", sagt Wiese. "Das ist aber der einzige Grund, warum wir das in unseren Regeln gelassen haben".

Nur mit ganz leerem Magen sollten Kinder wirklich nie ins Wasser gehen, betont der DLRG-Experte. "Sonst droht eine Unterzuckerung." Eis und Pommes haben also durchaus etwas Gutes.

Fazit: Untergehen wird man beim Schwimmen nach dem Essen nicht, das Wasser drückt aber auf den Bauch und man fühlt sich noch voller. Deshalb ist es gut, am besten nur Lebensmittel zu essen, die schnell durch den Magen rutschen - zum Beispiel Eis. Unterzuckert sollte man hingegen nie ins Wasser gehen.

Schwimmen kann viel Energie kosten. Und bei viel Anstrengung macht es vor allem eins: hungrig. Doch was tun? Wird uns nicht bereits seit unserer Kindheit eingebläut, dass wir nicht mit vollem Magen schwimmen sollen? Nicht umsonst steht in den offiziellen Baderegeln der DLRG: „Gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser.“ Schaut man sich im Netz verschiedene Meinungen an, so wird schnell klar: hier scheiden sich die Geister. Dass Essen schwer macht und wir vollgefuttert bis auf den Grund von Schwimmbad, See oder Meer befördert werden, ist wohl eher unwahrscheinlich. Doch inwiefern schränkt uns der volle Bauch beim Schwimmen ein?

Leckereien so weit das Auge reicht

Egal ob im Schwimm- oder Freibad – an jeder Ecke riecht es nach Würstchen und Pommes. Kleine Stände locken zusätzlich mit Eis und anderen Süßigkeiten. Besonders Kinder sind hier schnell begeistert. Vor lauter Tatendrang soll es nach verspeisen der Leckereien aber auch wieder ganz schnell ins Wasser zum Austoben gehen. Und auch Erwachsene freuen sich über die Speisekarten der Bäder. Ein freier Tag und sich einmal bekochen lassen – das gehört doch irgendwie dazu. Geht es schließlich wieder Richtung Wasser, beginnt eine angeregte Diskussion – denn zum Schwimmen mit vollem Magen gibt es viele verschiedene Meinungen.

Binsenweisheiten kritisch betrachten

Nach der Nahrungsaufnahme ist der Magen-Darm-Trakt mit der Verdauung beschäftigt. Hier wird nun besonders viel Blut benötigt, um die Nährstoffe abzutransportieren und die Muskeln, die den Nahrungsbrei kneten, mit Sauerstoff zu versorgen. Dadurch erfolgt eine Blutumverteilung im Körper. Die Versorgung der Muskeln und des Gehirns verringert sich entsprechend und der Körper wird weniger leistungsstark. Krämpfe, Seitenstechen, Müdigkeit und Konzentrationsverlust können hier die Folge sein. Doch es gibt auch einige Gegenstimmen: Dem Körper steht genug Blut zur Verfügung – genug, um alles zu versorgen. Obwohl er während der Verdauung einiges zu tun hat, sind wir nicht völlig außer Gefecht gesetzt.

Ganz gediegen

Wer Angst vor Kreislaufproblemen oder Magenkrämpfen hat, sollte die Sache einfach etwas langsamer angehen. Natürlich macht schwimmen mit vollem Magen – der durch den Wasserdruck noch voller erscheint – nicht so viel Spaß. Erst wenn die Leckereien im Darm ankommen sind, lebt es sich wieder unbeschwerter. Hierfür brauchen wir knapp eine halbe Stunde bis Stunde. Die Zeit der Faustregel richtet sich nach bestimmten Kriterien, wie zum Beispiel der Art der Nahrung. Ein paar leichte Früchte? Ein flüssiges Eis? Oder doch Currywurst mit Pommes und Mayo? Damit ihr dem absoluten Fresskoma entfliehen könnt, solltet ihr unbedingt folgende Tipps beachten:

  • Schweres und fettiges Essen bremst die Verdauung
  • Flüssiges und leichtes Essen rutscht schneller in den Darm
  • Dem Körper bei Bedarf die nötigen Pausen geben

Inwiefern die Verdauungsarbeit negative Auswirkungen auf den Körper hat, ist auf bestimmte Vorerkrankungen zurückzuführen. Leute mit Kreislaufproblemen sollten dem Körper die doppelte Belastung durch Verdauungsarbeit und sportlicher Aktivität nicht zumuten – andernfalls kann der Kreislauf versagen. Vor allem Kinder sind meist sehr übermütig und übernehmen sich schnell. Eltern sollten dementsprechend gut auf ihre Kinder aufpassen. Doch auch ein komplett leerer Magen ist nicht empfehlenswert. Hunger in Kombi mit anstrengenden Leistungen können schnell mal zu einer Unterzuckerung führen.

Insgesamt gilt: Die Nichts-Essen-vor-dem-Schwimmen-Baderegel kann nicht verallgemeinert werden. Je nach gesundheitlicher Verfassung der Badegäste, Art der Lebensmittel und Grad der selbstständigen Leistungseinschätzung, tritt die Regel entsprechend in Kraft oder entfällt. An sich ist das Schwimmen mit vollem Magen für körperlich fitte Menschen gar kein Problem. Falls ihr euch gerade selbst mit herzhaften und süßen Köstlichkeiten versorgt habt und vor der Entscheidung steht – entscheidet einfach nach Bauchgefühl und macht im Zweifel lieber eine kleine Pause.

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