Seit wann ist buß und bettag kein feiertag mehr

Evangelischer Feiertag

Seit wann ist buß und bettag kein feiertag mehr

Am Buß- und Bettag sollen sich Christen auf ihren Glauben besinnen. Der Feiertag gilt in Deutschland nur vereinzelt

Der Buß- und Bettag hat in Deutschland an Bedeutung verloren. Zu Unrecht? Alle Informationen zu Datum, Geschichte und Brauch eines fast vergessenen Feiertags.

Lebten wir vor 200 Jahren, wir hätten während der Corona-Pandemie vermutlich einen Buß- und Bettag nach dem anderen ausgerichtet. In Krisenzeiten, wie Notständen oder Kriegen setzte die evangelische Kirche damals mehrere Buß- und Bettage in einem Jahr an. Das Volk sollte kollektiv um Vergebung bitten und gemeinsam Buße tragen.

Schon Karl der Große verordnete solche Buße-Tage und auch im Mittelalter, sowie nach der Reformation setzte sich der Brauch fort. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gab es beispielsweise beinahe wöchentlich einen solchen Tag. Ab 1893 gab es für das preußische Staatsgebiet schließlich einen einheitlichen Feiertag im November.

Ist der Buß- und Bettag ein gesetzlicher Feiertag? Wo er wann und wie gilt

Inzwischen ist der Buß- und Bettag einmal im Jahr, immer am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag, also dem letzten Sonntag des Kirchenjahres. Damit fällt er 2021 auf den 17. November. Nur noch die Sachsen haben hier allerdings einen gesetzlichen Feiertag. Neben Sachsen gibt es am Buß- und Bettag aber auch in anderen Bundesländern Sonderregelungen:

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  • Sachsen: Schüler und Arbeitnehmer haben am Buß- und Bettag frei
  • Bayern: Schüler haben am Buß- und Bettag frei, Lehrkräfte sind weiter im Dienst;
    die meisten Kindergärten bleiben zu und öffentliche Verkehrsmittel fahren nach Feiertagsplan
  • Berlin: Hier besteht für evangelische Schüler keine Verpflichtung zum Schulbesuch.

Erst seit 1995 ist der Buß- und Bettag kein arbeitsfreier Tag in ganz Deutschland mehr. Man schaffte ihn ab, um nach der Einführung der Pflegeversicherung einer finanziellen Mehrbelastung der Arbeitgeber entgegenzuwirken. In Sachsen zahlen abhängig Beschäftigte dementsprechend einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung als im restlichen Bundesgebiet (0,5 % des Bruttoarbeitsentgelts). Wer auf seine religiösen Pflichten hinweist, der kann sich dank der deutschen Feiertagsgesetze auch im Rest von Deutschland freinehmen. Arbeitnehmer verlieren dadurch zwar keinen Urlaubstag, müssen aber auf ihren Lohn verzichten.

Wie der Name schon verrät, geht es hier nicht ums Feiern, sondern um Buße und das stille Gebet. Das Scheitern gehört zum Leben dazu, daran sollen sich Gläubige an diesem Tag erinnern. Der Buß- und Bettag soll dazu dienen, Gott und Mensch näherzubringen, also „Buße“ zu tragen. Das ist auch heute noch wichtig, findet der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble. Der CDU-Politiker, selbst Protestant, bedauerte 2019 in einer Rede im Berliner Dom die Abschaffung des Buß- und Bettages als nationalen, gesetzlichen Feiertag: „Buße ist heilsam, aber in unserem Alltag leider selten“, so Schäuble. Sie helfe gegen „Allmachtsfantasien“.

Inzwischen geht es am Buß- und Bettag auch nicht mehr darum, für ein ganzes Land Buße zu tragen, um Kriege, Notstände oder das öffentliche Gebet. Der evangelische Feiertag ist eher zu einem Tag der persönlichen Buße geworden. Hier sollen Christen über ihr Gewissen nachdenken, sich besinnen und aus ihrem Scheitern lernen. Leitmotiv ist die vierte Bitte des Vaterunser:

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“

Vaterunser

Ist der Buß- und Bettag ein stiller Feiertag?

Weil der Tag dem stillen Gebet gelten soll, wird hier nicht gefeiert im klassischen Sinne. Er gehört in einigen Bundesländern, wie auch Fronleichnam oder Karfreitag zu den stillen Feiertagen: In Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt gilt hier Tanzverbot. Teilweise haben auch Spielhallen oder Glücksspielautomaten geschlossen.

Die Urform des heutigen Buß- und Bettages gab es bereits vor der Entstehung des christlichen Glaubens im antiken Rom. Dort wurden in Notzeiten von der Regierung Tage verordnet, um durch Gebete und Fasten die Götter gnädig zu stimmen.1 Nachdem das Christentum zur Staatsreligion ernannt wurde, hielt man an den Tagen der Buße, des Betens und des Fastens fest, die fortan sowohl Staat als auch Kirche ausrufen konnten.2

Im Schatten der Türkenkriege hielt die evangelische Kirche 1532 in Straßburg den ersten „Buß- und Bettag“ ab. Die Folge war ein immenser Anstieg der von einzelnen Kirchengemeinden verordneten Buß- und Bettage. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in 28 deutschen Ländern 47 verschiedene Buß- und Bettage an 24 Tagen.2 Folglich wurde im Jahr 1852 von der Eisenacher Konferenz3 ein einheitlicher Buß- und Bettag am Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres vorgeschlagen, der aber erst 19344 - rund 80 Jahre später – schlussendlich von allen deutschen Landeskirchen und Ländern anerkannt wurde.1

Während des Krieges wurde der Buß- und Bettag auf einen Sonntag gelegt und erst 1950 durch die Evangelische Kirche wieder an seinem ursprünglichen Datum eingeführt2, allerdings nicht als gesetzlicher Feiertag. Erst 1981 erlangte er diesen Status wieder in der BRD. 1995 wurde der Buß- und Bettag schließlich zugunsten der Finanzierung einer Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen abgeschafft.5

Brauchtum

Auch heute steht der Buß- und Bettag für Reflexion und Besinnung. Dabei wird Buße als Anstoß verstanden, den eigenen Lebensweg zu überdenken und sich auch im Glauben neu auszurichten. Die Gottesdienste werden häufig in den Abendstunden gehalten und politische Verantwortung steht oft im Fokus der Predigt. Traditionelle Bräuche wie von anderen kirchlichen Feiertagen bekannt, gibt es nicht.2

Bauernregeln

Da der Buß- und Bettag ein relativ junger und beweglicher Feiertag ist, gibt es keine Bauernregeln, die explizit auf diesen Tag anwendbar sind.

  • „Viel Regen im November, viel Wind im Dezember.“
  • „Im November viel Nass, auf den Wiesen viel Gras.“
  • „Wenn im November die Wasser steigen, so werden sie sich im ganzen Winter zeigen.“
  • „November nass, bringt jedem was.“
  • „November Donner hat die Kraft, dass er viel Getreide schafft.“
  • „Wenn der November regnet und frostet, dies leicht die Saat das Leben kostet.“
  • „Novemberschnee tut den Saaten wohl, nicht weh.“

Aktuelles

  • 2021 finden am Buß- und Bettag musikalische Andachten statt6, aber auch Kinderbetreuungsangebote für jene Kinder, die schulfrei haben.7
  • 2020 müssen die Dresdner Turf-Fans auf den letzten Galopp-Tag aufgrund der Corona-Pandemie verzichten und draußen bleiben.8
  • In Hamburg findet 2020 ein TV-Gottesdienst zum Buß- und Bettag statt.9
  • 2020 haben viele Eltern ihren Jahresurlaub bereits aufgebraucht. Die Johanniter bieten am 18. November Lilalu-Betreuung in München an.10

Gesetzliche Regelung

Der Buß- und Bettag ist in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag.
In Bayern ist der Buß- und Bettag unterrichtsfrei.11
In Berlin sind evangelische Schüler vom Unterricht befreit. Dies gilt nicht als Fehltag.12

Arbeitnehmer können sich an diesem Tag bei Lohnverzicht (jedoch ohne die Benutzung eines Urlaubstages) in den meisten Bundesländern frei nehmen, wenn sie religiösen Pflichten nachgehen.13

Seit seiner Abschaffung 1995 gibt es immer wieder Bestrebungen, den Buß- und Bettag wieder einzuführen. Vor allem die unterschiedlichen Regelungen der einzelnen Bundesländer sorgen immer wieder für Verwirrung und Ärger. Derzeit sieht das Bundesverfassungsgericht allerdings keinen Änderungsbedarf.14

Nächste Termine

  • Mi, 17.11.2021
  • Mi, 16.11.2022
  • Mi, 22.11.2023

Quellen