Triggerwarnung: In diesem Artikel wird die stille Geburt ungeschönt thematisiert. Sternenbabys sind Babys, welche still zur Welt kommen, während oder nach der Geburt sterben. Deren Leben sich (fast) ausschliesslich im Bauch der Mama abspielte. Wenn nahestehende Personen oder Menschen im nahen Umfeld den Verlust eines Babys erleben, ist man häufig sprachlos.
Häufig fehlen einem schlicht die Worte – denn alles, was einem einfällt, erscheint plump. Wird der Trauer, der Situation, dem Verlust niemals gerecht. Trotzdem ist es unendlich wichtig, dass Menschen, die ein Kind verlieren, Anteilnahme erfahren. Spüren, dass sie nicht alleine sind. Dass man mittrauert. Dass man sich mitteilt und die Eltern wissen lässt, dass man an sie denkt und für sie da ist. Wir haben uns überlegt, was helfen könnte, Worte zu finden. Haben Mütter von Sternenbabys gefragt, was ihnen geholfen hat (und was nicht). 1.) Tue wasDer Umgang mit Tod und Trauer ist für niemanden einfach. Vielfach lösen solche Ereignisse bei Menschen Ängste aus. Zudem scheint nichts von dem, was man für Eltern, die ein Kind verloren haben, tun könnte, angemessen. Viele Mütter haben uns geschrieben, dass etwas vom Schlimmsten war, dass Menschen sie gemieden oder sich nicht gemeldet haben. Darum gilt: Egal, wie sprachlos man als Nichtbetroffene ist. Man soll alles tun, um die Sprache wiederzufinden und selbst wenn es nur ein «Ich weiss nicht, was sagen und tun» ist. 2.) Die Wahl der KarteEine Standard-Trauerkarte geht immer. Ist solid und angemessen. Aber auch etwas formell und steif. Darum lieber nach einer Karte suchen, die dem Kindlichen gerecht wird. Ein Fotomotiv, das symbolisch für Verlust stehen kann (naheliegend sind Feder, Pusteblume, Wolken). Vielleicht findet man beim Durchsehen im Kartenregal etwas, was nicht auf den ersten Blick als Trauerkarte gedacht ist – jedoch in Verbindung mit einem Gedanken eine sehr persönliche, wertschätzende Beileidsbekundung wird. Wenn der Name des Babys bekannt ist, kann man diesen auf eine Karte schreiben und verzieren. Eine Karte gestalten mit Symbolen, die einem passend erscheinen für das zarte Leben (Federn, Schmetterlinge ausstanzen, etc.). Eine kleine Girlande oder Wimpelkette basteln, auf die man entweder die Buchstaben des Namens schreibt. Oder zum Beispiel auch, was das kurze Leben für eine Bedeutung hatte (Worte wie: umsorgt, behütet, geliebt). 3.) Was auf die Trauerkarte schreiben?Viele Mamas von Sternenkindern haben beschrieben, wie sehr sie berührt hat, wenn sie einer Karte angemerkt haben, dass sich jemand Zeit genommen hat, sich die Mühe gemacht hat, einen passenden Spruch oder einfühlsame Worte zu finden. Häufig denkt man zuerst an die Trauer, den Abschied. Ein Baby ist gestorben. Eine Trauerkarte ist nicht schnell geschrieben. Entweder, man zieht sich in die Stille zurück. Oder man geht in sich und fühlt, was der Tod des Babys, die zurückgelassenen Eltern und Familie mit einem machen – und findet in diesem Prozess Bilder, Gedanken und Worte. Wie man Trauer und Anteilnahme formulieren kann:
Wenn Geburt und Tod zusammenfallen, kann man sich im Schreiben auch auf die Geburt fokussieren, auf das Leben, das da gewesen ist – wenn auch geschützt und (fast) ausschliesslich im Mamabauch.
4.) Eine Geste der AnteilnahmeJe nachdem, wie nahestehend die betroffenen Eltern sind, möchte man vielleicht mehr tun als nur zu schreiben.
5.) No-GosDie Verletzlichkeit in einem solchen Moment ist riesig. Sätze, die sicher gut gemeint sind, aber in diesen Augenblicken hart klingen und kein Verständnis suggerieren, können sein:
Viele Sternenmamas haben geschrieben, was für sie am Wichtigsten war: ZUHÖREN. Nicht wertend zuhören. Den Schmerz ertragen. Nachfragen. Erzählen lassen. Mitweinen. Ausserdem «Immer wieder zu schreiben, fragen, wie es geht (auch wenn das nicht beantwortet werden kann), einfach nur schreiben, dass man an uns denkt. Man fühlt sich irgendwie nie verstanden, weil kaum jemand nachvollziehen kann, wie sich so etwas anfühlt, und das ist auch okay so – niemand, der das nicht selber erlebt hat, weiss, wie sich das anfühlt» Sich vielleicht auch zwei Monate, ein halbes Jahr später nochmals melden. Keine Angst davor haben, «eine Wunde aufzureissen», denn die wird immer da sein. Auch wichtig: Den Namen des Babys aussprechen. Am Anfang. Aber auch später. «Uns schmerzt so fest, wenn niemand mehr darüber spricht. Das Kind ist nicht sichtbar, doch deswegen ist es nicht einfach weg. Es gehört zu unserer Familie.» Für die besondere Situation, dass man selber gerade ein Baby hat und nun nicht weiss, wie der betroffenen Person begegnen, schreibt eine Mama: «Was schön war, wenn Freundinnen, die gerade selbst ein Baby bekommen haben oder schwanger waren, sich diese nicht zurückgezogen, sondern aktiv nachgefragt haben, was ich möchte, beziehungsweise, was ich kann (zB ihr Baby besuchen oder nicht). Fand einen offenen Umgang sehr hilfreich und das schuf eine Nähe zwischen uns.» Wir haben auf www.mamasunplugged.com einen weiteren Text über die stille Geburt. Für Betroffene oder Angehörige, die sich darüber informieren möchten, was man tun kann, wenn das Baby still zur Welt kommt. Was wichtig sein könnte, welche Möglichkeiten man in Anspruch nehmen kann. Die vielen wertvollen Anregungen sind von einer Sternenmama geschrieben und sollen Mütter von Sternenbabys ermöglichen, in dieser schwierigen Situation Entscheidungen zu treffen. Hat nicht nur den Master in Psychologie. Sondern ist auch Master im Desaster, was ihr als Aufsichtsperson von vier Kindern sehr gelegen kommt. War mal Journalistin in Zürich, jetzt ist sie freischaffende Mutter in Bern. |