Wohin strahlen Lendenwirbelschmerzen aus?

Alle NetDoktor-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Rückenschmerzen sind ein Volksleiden der modernen Zivilisation: Fast jeder Mensch leidet mindestens einmal im Leben unter Kreuzschmerzen & Co. Glücklicherweise sind in etwa 90 Prozent der Fälle die Ursachen nicht bedrohlich. Deshalb können Betroffene selbst viel gegen Rückenschmerzen tun – von Wärmepackungen bis hin zu Übungen gegen Rückenschmerzen. Lesen Sie hier mehr zu Ursachen und Behandlung von Rückenschmerzen.

Artikelübersicht

Rückenschmerzen

  • Beschreibung & Einteilung

  • Wann müssen Sie zum Arzt?

  • Rückenschmerzen: zählen zu den häufigsten Schmerzarten überhaupt und betreffen vor allem Frauen. Am häufigsten sitzen die Schmerzen im unteren Rücken und sind nicht-spezifisch (keine Ursache feststellbar).
  • Einteilung: nach der Dauer (akute, subakute und chronische Rückenschmerzen), nach der Lage (oberer, mittlerer oder unterer Rücken) sowie nach der Ursache (spezifische und nicht-spezifische Rückenschmerzen).
  • Ursachen: Bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen ist keine Ursache feststellbar. Dagegen haben spezifische Rückenschmerzen einen nachweisbaren Auslöser (Muskelverspannungen, Wirbelblockade, ISG-Syndrom, Bandscheibenvorfall, Osteoporose, Nierenbeckenentzündung, Herzinfarkt, Prostataentzündung, Lungentumor etc.).
  • Untersuchungen: je nach Patient körperliche Untersuchung, Blut- und Urintests, neurologische Untersuchung, gynäkologische Untersuchung, Elektroneurografie, Elektromyografie, Röntgen, Magenspiegelung, Computertomografie, Magnetresonanztomografie (MRT), Szintigrafie, Herzkatheteruntersuchung etc.
  • Behandlung: Bei spezifischen Rückenschmerzen Behandlung der Ursache. Bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen u.a. Wärmebehandlung, Heilpflanzen, richtiges Bücken und Heben, Bewegung und rückenfreundlicher Sport, Rückenschule, rückenfreundlicher Arbeitsplatz, Entspannungstechniken, Akupunktur, evtl. Medikamente

Wohin strahlen Lendenwirbelschmerzen aus?

Nicht-spezifische Rückenschmerzen

Bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen kann der Arzt keine eindeutige Ursache der Beschwerden finden. Die überwiegende Mehrheit aller Fälle von Rückenschmerzen fällt in diese Kategorie.

Spezifische Rückenschmerzen

Spezifische Rückenschmerzen haben eine eindeutig feststellbare Ursache. Diese muss aber nicht unbedingt im Bereich der Wirbelsäule liegen (wie etwa bei einem Bandscheibenvorfall). Stattdessen sind oft verschiedenste Erkrankungen anderer Organe der Grund für die Beschwerden im Rücken: Die Palette reicht hier von Gürtelrose und Lungenentzündung über Nierensteine bis hin zum Herzinfarkt. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über wichtige Ursachen von spezifischen Rückenschmerzen:

  • Muskelverspannungen: Sehr oft sind Muskelverspannungen die Ursache von Rückenschmerzen. Bei Fehlhaltungen, einseitigen Belastungen und mangelnder Bewegung werden die Muskeln ungleichmäßig belastet – manche Muskeln werden überfordert, andere unterfordert. In der Folge verkürzen oder verhärten sich Muskeln, was Verspannungen und Schmerzen nach sich ziehen kann. Auch ein eingeklemmter Nerv kann aus Muskelverspannungen resultieren und Rückenschmerzen verursachen.

  • Blockade (Wirbelblockade, Wirbelfehlstellung): Ein verspannter Muskel kann mit der Zeit einen Wirbel aus seiner normalen Position ziehen. Zu einer solchen Wirbelfehlstellung oder Blockade kann es auch kommen, wenn man plötzlich etwas tut, was der Körper nicht gewohnt ist (etwa eine ruckartige Bewegung beim Sport). Wirbelblockaden können Schmerzen an der Muskulatur, an den Wirbelgelenken oder den Austrittskanälen der Nerven aus dem Rückenmark verursachen. Manchmal strahlen die Schmerzen in die Arme oder Beine aus.

  • Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom): Das ISG-Syndrom ist ein Beispiel für die oben beschriebene Wirbelblockade und recht häufig. Die Blockade betrifft hier das Gelenk zwischen Kreuzbein und Beckenknochen, das sogenannte Iliosakralgelenk (ISG) oder Kreuzbein-Darmbein-Gelenk. Es ist - im Unterschied zu anderen Gelenken des Körpers - nur begrenzt beweglich, weil es von starken Bändern straff zusammengehalten wird. Bei einem ISG-Syndrom verschieben sich die Gelenkflächen des Iliosakralgelenks gegeneinander und blockieren durch erhöhte Muskelspannung. Das kann Rückenschmerzen verursachen.

  • Bandscheibenvorfall: Die Bandscheiben liegen als polsterförmige Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Sie bestehen aus einem weichen Gallertkern, umschlossen von einem Ring aus Faserknorpel. Wenn der Gallertkern verrutscht und die Faserhülle durchbricht, liegt ein Bandscheibenvorfall vor. Er verursacht heftige Rückenschmerzen, wenn die aus der verrutschten Bandscheibe austretende Gallertmasse auf die benachbarten Nerven drückt. Am häufigsten wird der Ischiasnerv eingeklemmt, genauer gesagt: eine der Nervenwurzeln, die im Lendenwirbel- und Kreuzbeinbereich aus dem Rückenmark austreten und sich unterhalb des Beckens zum Ischiasnerv vereinen. Dieser dickste und längste Nerv des Körpers zieht an der Rückseite des Oberschenkels nach mehrfacher Verästelung bis hinunter zum Fuß. Ein eingeklemmter Ischiasnerv kann daher Schmerzen verursachen, die vom Gesäß über die Rückseite des Beins bis in den Fuß ausstrahlen. Eine solche Ischialgie kann neben einem Bandscheibenvorfall aber auch andere Ursachen haben.

  • Verschleiß der Wirbelsäule (Arthrose der Wirbelsäulengelenke, Facettensyndrom): Mit zunehmendem Alter nutzen sich die Wirbelsäulengelenke im Körper ab. Geht dieser altersbedingte Gelenkverschleiß über das normale Maß hinaus, sprechen Mediziner von Arthrose. Eine solche Arthrose der Wirbelsäulengelenke kann Rückenschmerzen verursachen. Die Beschwerden treten hierbei besonders zu Beginn einer Bewegung (zum Beispiel beim morgendlichen Aufstehen) auf. Während der Bewegung lassen sie langsam nach.

  • Wirbelkanalenge (Spinalkanalstenose): In der Wirbelsäule verläuft der Spinalkanal mit dem darin liegenden Rückenmark. Dieses leitet Nervensignale vom Gehirn in den Körper und zurück. Bei einer Spinalstenose ist der Spinalkanal stellenweise eingeengt und drückt auf das Rückenmark beziehungsweise die austretenden Nervenwurzeln. Die Folge sind Rückenschmerzen, zum Beispiel im Bereich des Kreuzbeins (Kreuzschmerzen).

  • Wirbelsäulenverkrümmung: Bei einer sogenannten Skoliose ist die Wirbelsäule seitlich verkrümmt. Das führt zum vorzeitigen Verschleiß, was unter anderem Muskelverspannungen und Rückenschmerzen auslösen kann. Auch beim sogenannten Morbus Scheuermann verkrümmt sich die Wirbelsäule in charakterstischer Weise. Die Folgen sind ein Buckel (Rundrücken), Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen.

  • Wirbelsäulenentzündung (Morbus Bechterew): Darunter versteht man eine chronisch-rheumatische Entzündung der Wirbelsäule sowie des Gelenks, das die Wirbelsäule mit dem Darmbein verbindet (Iliosakralgelenk). Die fortschreitende Erkrankung löst tiefsitzende Rückenschmerzen aus und kann die Gelenke mit der Zeit immer steifer machen. Daher wird Morbus Bechterew auch Spondylitis ankylosans genannt, was übersetzt „versteifende Wirbelentzündung“ bedeutet.

  • Wirbelgleiten (Spondylisthesis): Bei dieser Erkrankung sind die Wirbel instabil, sodass sie sich leicht verschieben können. Das passiert vor allem im Lendenwirbelbereich. Viele Betroffene haben keine oder kaum Beschwerden. Es können aber auch Rückenschmerzen auftreten, etwa bei Belastung und bestimmten Bewegungen. Wenn ein verschobener Wirbel auf eine Nervenwurzel drückt, sind auch neurologische Ausfälle wie Gefühlsstörungen oder Lähmungen möglich.

  • Osteoporose (Knochenschwund): Bei Osteoporose werden die Knochen zunehmend brüchig. Sie können dann schon bei kleinsten Belastungen (wie Hinfallen, Anstoßen) brechen. Oftmals kommt es dabei zu Wirbelkörpereinbrüchen, die mit Rückenschmerzen einhergehen. Auch die Vorstufe von Osteoporose - die Osteopenie - kann bereits mit Rückenschmerzen einhergehen.

  • Schwangerschaft: Viele Schwangere haben Rückenschmerzen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Beispielsweise bewirkt die Hormonumstellung bei Schwangeren, dass sich Sehnen und Bänder im Beckenbodenbereich lockern. Sie verlieren dadurch an Stabilität, was Schmerzen im Bereich des Beckens und unteren Rückens auslösen kann. Außerdem verlagert sich durch das wachsende Ungeborene der Körperschwerpunkt der Frau. Zum Ausgleich fallen viele Schwangere ins Hohlkreuz. Auch dies kann Rückenschmerzen zur Folge haben. Zudem können auch Vorwehen und Frühwehen mit Rückenschmerzen einhergehen.

  • Gürtelrose: Dieser schmerzhafte Hautausschlag wird vom gleichen Virus ausgelöst wie die Windpocken (Variella-Zoster-Virus). Meistens bildet er sich einseitig am Rumpf, und zwar entlang von Rückenmarksnerven (zum Beispiel dort, wo der Hosengürtel sitzt). Im Zusammenhang mit der Gürtelrose kann es zu starken Rückenschmerzen kommen.

  • Akute Prostataentzündung (Prostatitis): Eine akute Entzündung der Vorsteherdrüse (Prostata) kann Männern neben Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen unter anderem auch Rückenschmerzen bescheren.

  • Nierenbeckenentzündung: Eine Nierenbeckenentzündung wird meist durch Bakterien ausgelöst und kommt vor allem bei Frauen vor. Besonders, wenn sie chronisch verläuft, kann sie langwierige Rückenschmerzen hervorrufen.

  • Nierensteine: Im Unterschied zur Nierenbeckenentzündung treten Nierensteine bevorzugt bei Männern auf. Manchmal sind sie so klein (Nierengrieß), dass sie einfach mit dem Urin über den Harnleiter ausgeschieden werden. Größere Nierensteine dagegen können im Harnleiter stecken bleiben. Die Folge ist eine Nierenkolik, die je nach Lage des Nierensteins unter anderem stechende, krampfartige und wellenförmige Rückenschmerzen auslösen kann.

  • Brustenge (Angina pectoris): Wenn der Herzmuskel vorübergehend zu wenig Sauerstoff erhält, löst dies einen Angina-pectoris-Anfall aus. Häufige Anzeichen sind Schmerzen und Enge in der Brust, Beklemmungsgefühle, plötzliche Atemnot, Übelkeit, Erbrechen – und eben auch Rückenschmerzen.

  • Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Die bei einem Herzinfarkt auftretenden Schmerzen im Herzbereich strahlen oft in andere Körperregionen aus, zum Beispiel zwischen die Schulterblätter in den Rücken.

  • Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis): Manchmal verbirgt sich hinter Rückenschmerzen eine Herzmuskelentzündung. Eine solche Myokarditis wird meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst.

  • Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis): Eine akute Herzbeutelentzündung kann durch Krankheitserreger (wie Viren oder Bakterien), andere Erkrankungen oder Herzoperationen ausgelöst werden. Sie verursacht stechende Schmerzen hinter dem Brustbein oder im linken Brustkorb. Manchmal strahlen die Schmerzen in die Schulterblattregion aus – der Patient klagt über Rückenschmerzen.

  • Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma): Die sack- oder spindelförmige Erweiterung der Aorta tritt am häufigsten im Bauchbereich auf. Ein solches Bauchaortenaneurysma kann unter anderem zu Rückenschmerzen führen.

  • Lungenentzündung (Pneumonie): Neben Husten und Fieber sind manchmal auch Rückenschmerzen auf eine Lungenentzündung zurückzuführen. Ursache der Entzündung sind meist Bakterien.

  • Lungenkollaps (Pneumothorax): Bei einem Pneumothorax sammelt sich Luft in dem schmalen Raum zwischen Lunge und Brustwand (Pleuraraum oder Pleuraspalt). Das kann spontan ohne erkennbare Ursache passieren oder die Folge einer Erkrankung oder Verletzung der Lunge sein. Der betreffende Lungenflügel fällt in sich zusammen. Das erkennt man unter anderem an plötzlichen einsetzenden Schmerzen im Brustbereich, die bis in den Rücken ausstrahlen können.

  • Lungeninfarkt (Lungenembolie): Zu einer Lungenembolie kommt es, wenn ein angeschwemmtes Blutgerinnsel den Blutfluss in einer Lungenarterie blockiert. Die Folge sind Schmerzen in der Brust, die sich wie beim Pneumothorax nach hinten fortsetzen und Rückenschmerzen im Brustkorbbereich (Thorax) auslösen können.

  • Entzündung des Rippenfells (Pleuritis): Eine Rippenfellentzündung tritt oft infolge einer Lungenerkrankung wie Lungenentzündung auf. Die trockene Form der Erkrankung (wenig Flüssigkeit im Pleuraspalt = Raum zwischen Lungen- und Rippenfell) macht sich durch heftige, stechende Brustschmerzen oder Rückenschmerzen bemerkbar.

  • Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis, Refluxkrankheit): Eine Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut verursacht vor allem brennende Schmerzen hinter dem Brustbein (Sodbrennen). Diese können bis in den Rücken ausstrahlen.

  • Speiseröhrenkrampf (Ösophagusspasmus): Hierbei kommt es  – spontan oder ausgelöst durch das Schlucken – zu krampfartigen Kontraktionen der Speisröhrenmuskulatur. Der Nahrungsbrei kann dann nicht weiter in Richtung Magen befördert werden. Er staut sich, was starke Schmerzen hinter dem Brustbein auslöst. Sogar Schmerzen in benachbarten Körperregionen – wie eben Rückenschmerzen – können auf Speiseröhrenkrämpfe zurückzuführen sein.

  • Speiseröhrenverletzungen: Wenn man einen Fremdkörper verschluckt, können in seltenen Fällen Einrisse in der Speiseröhrenwand entstehen. Noch seltener sind großflächige Risse, etwa durch heftiges Erbrechen wie bei Bulimie. Sie können sich mit einem plötzlichen heftigen Schmerz (Vernichtungsschmerz) hinter dem Brustbein äußern, der bis in den Rücken ausstrahlen kann.

  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis): Sowohl eine akute als auch eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung ruft Schmerzen im Oberbauch hervor. Diese strahlen oftmals gürtelförmig nach hinten aus und werden dann als Rückenschmerzen wahrgenommen.

  • Pancoast-Tumor: Der Pancoast-Tumor ist eine seltene bösartige Wucherung an der Lungenspitze. Sie kann unter anderem Rückenschmerzen hervorrufen, genauer gesagt: Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule.

  • Wirbelsäulentumor und Rippentumor: Rückenschmerzen können auch durch einen Wirbelsäulentumor oder Rippentumor verursacht werden. Manchmal sind solche Tumoren gutartig, manchmal bösartig. Im zweiten Fall handelt es sich fast immer um Tochtergeschwülste von Krebstumoren in anderen Körperregionen wie Brust- oder Lungenkrebs.

Risikofaktoren für Rückenschmerzen

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für Rückenschmerzen erhöhen. Dazu gehören vor allem:

  • arbeitsbezogene Faktoren: Das Tragen und Heben schwerer Lasten, Vibrationen (wie bei der Arbeit mit dem Presslufthammer) sowie Arbeiten in ungünstigen Körperhaltungen belasten Wirbelsäule, Gelenke und Muskeln. Das kann auf Dauer zu Rückenschmerzen führen. Daher sind einige Rückenerkrankungen als Berufskrankheiten anerkannt.
  • arbeitsbezogene psychosoziale Bedingungen: Wer mit seinem Arbeitsplatz unzufrieden ist oder von morgens bis abends monotone Arbeiten (zum Beispiel am Fließband) verrichten muss, ist anfälliger für Rückenschmerzen. Auch soziale Konflikte am Arbeitsplatz sowie hoher Arbeitseinsatz ohne angemessene Belohnung (in Form von Geld, Anerkennung, Aufstiegschancen etc.) können Rückenschmerzen begünstigen.
  • Sozialstatus: Bei Menschen mit niedrigem Sozialstatus in Bezug auf Schulbildung, Beruf und Einkommen treten Rückenschmerzen häufiger auf als bei Menschen mit hohem Sozialstatus.

Auch der Verlauf bestehender Rückenschmerzen kann durch ungünstige Bedingungen beeinflusst werden, etwa durch psychische Faktoren. Darunter fallen zum Beispiel unrealistische Befürchtungen bezüglich der Rückenschmerzen, Depressivität sowie passive oder überaktive Verhaltensweisen  - also ausgeprägte Schonhaltung oder zu viel Aktivität.

Bei spezifischen Rückenschmerzen wird der Arzt nach Möglichkeit die Ursache der Beschwerden behandeln. Beispielsweise genügt bei einem Bandscheibenvorfall meist eine konservative (nicht-operative) Therapie, etwa mit Wärmeanwendungen, Physiotherapie, Entspannungstechniken und schmerzlindernden oder muskelentspannenden Medikamenten. Eine Operation ist nur selten nötig. Werden die Rückenschmerzen durch eine Nierenbeckenentzündung verursacht, verschreibt der Arzt in der Regel Antibiotika. Meist sind nämlich Bakterien der Auslöser der Entzündung.

Bei den viel häufigeren nicht-spezifischen Rückenschmerzen geht es hauptsächlich darum, die Beschwerden zu lindern (Symptombehandlung). Dabei sind in erster Linie Sie als Patient gefragt: Sie können selbst viel gegen Ihre Rückenschmerzen tun (rückenfreundliches Verhalten, richtige Bewegung, Wärme etc.). Eventuell können Sie auch alternative Heilmethoden versuchen. Seien Sie aber vorsichtig, was die vielen Ratgeber angeht, die vor allem im Internet kursieren. Am besten sprechen Sie eine Methode immer mit einem Arzt ab, bevor Sie sie ausprobieren.

  • Einstellung: Ihre mentale Einstellung hat einen großen EInfluss auf Ihre Gesundheit. Ihre Einstellung zu den Rückenschmerzen beeinflusst stark deren Verlauf und die Behandlung. Wer überzeugt ist, sich mit den Schmerzen abfinden zu müssen, oder bei jeder Schmerzwahrnehmung gleich an einen Tumor denkt, wird die Rückenschmerzen nur schwer wieder los werden. Vermeiden Sie daher sowohl Hoffnungslosigkeit als auch Katastrophen-Denken in Bezug auf Ihre Rückenschmerzen.

  • Richtig bücken, heben und tragen: Wie heben Sie einen Wasserkasten hoch? Indem Sie sich mit durchgestreckten Knien nach unten beugen und den Kasten ruckartig hochhieven? Keine gute Idee, denn dabei werden die Bandscheiben keilförmig zusammengequetscht. Diese einseitige Belastung lässt die Bandscheiben auf Dauer schneller altern und porös werden. In der Folge kann sich der Gallertkern der Bandscheiben verschieben und schmerzhaft auf Nervenfasern drücken. Vermeiden können Sie dies, indem Sie zum Hochheben und Abstellen von Lasten immer in die Knie gehen und dabei den Rücken gerade halten. Beim Herumtragen sollten Sie Lasten immer nahe am Körper halten.

  • Rückenfreundlicher Arbeitsplatz: Wenn Sie viel an Schreibtisch und Computer sitzen, sollten Sie darauf achten, dass Ihr Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet ist – also so, dass die Arbeit Ihnen nicht mit der Zeit gesundheitliche Probleme bereitet, also beispielsweise schmerzhafte Verspannungen in Nacken- und Schulterbereich, Schmerzen in Lendenwirbelsäule, Armen und Gelenken oder Sehnenscheidenentzündungen.
  • Keine übertriebene Schonung und Bettruhe! Bei akuten nicht spezifischen Rückenschmerzen versuchen viele Patienten, sich möglichst wenig zu bewegen. Manche legen sich sogar ins Bett. Von beidem raten Experten ab! Wer aus Angst vor den Schmerzen Bewegungen meidet oder Bettruhe einhält, begünstigt ein Chronischwerden (Chronifizierung) der Beschwerden. Stattdessen sollten Sie auch bei akuten nicht-spezifischen Rückenschmerzen Ihre normalen Alltagsaktivitäten beibehalten. Auch ein Spaziergang kann gut tun. Dabei werden die Rückenmuskeln gelockert und die Wirbelgelenke sanft bewegt.

  • Bewegung und Sport: Eine Bewegungstherapie und rückenfreundlicher Sport sind vor allem bei subakuten und chronischen nicht-spezifischen Rückenschmerzen zu empfehlen, nicht aber bei akuten Rückenschmerzen. Der Begriff „rückenfreundlicher Sport“ meint dabei weniger bestimmte Sportarten. Vielmehr kommt es auf die richtige Trainingsdosis, einen gezielten Trainingsaufbau und eine gute Technik an – dann lassen sich mit den unterschiedlichsten Sportarten positive Effekte bei Rückenschmerzen erzielen. Besonders effektiv ist gezieltes Krafttraining zur Stärkung der Tiefenmuskulatur im Rumpfbereich: Je kräftiger Rücken- und Bauchmuskeln sind, desto mehr helfen sie der Wirbelsäule bei ihrer Stützfunktion. So ein starkes Muskelkorsett kann Rückenschmerzen sogar vorbeugen. Lassen Sie sich am besten von einem Sportarzt oder einem Sporttrainer, der Erfahrung mit Rückenschmerz-Patienten hat, beraten!

  • Spezielle Übungen gegen Rückenschmerzen/Rückenschule: Kniebeuge in verschiedenen Varianten, Armheber, Mini-Crunches und mehr  – solche Übungen trainieren besonders Flexibilität, Balance, Kraft und Leistungsfähigkeit des Rückens. Nach Anleitung durch einen erfahrenen Trainer (zum Beispiel in einer Rückenschule) sollten Sie die Übungen regelmäßig zu Hause ausführen. Das hilft nicht nur gegen bestehende Rückenschmerzen. Übungen wie die oben genannten eignen sich generell zur Kräftigung des Rückens und können daher Rückenproblemen auch vorbeugen. Bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen halten Experten eine Rückenschule für sinnvoll, wenn die Beschwerden länger als sechs Wochen anhalten oder immer wiederkehren. Dabei sollte eine Rückenschule mit biopsychosozialem Ansatz gewählt werden: Hier wird der Körper nicht als rein mechanisches Konstrukt betrachtet. Stattdessen berücksichtigt man, dass die Gesundheit (bzw. der Rückenschmerz) auch von psychischen, emotionalen und sozialen Faktoren beeinflusst wird.

  • Entspannungsverfahren: Die Progressive Muskelrelaxation (PMR) empfehlen Experten bei akuten und subakuten nicht-spezifischen Rückenschmerzen, wenn ein großes Risiko besteht, dass die Beschwerden chronisch werden. Die gezielte Entspannung hilft gegen Stress und Anspannung (beides spielt bei Rückenschmerzen eine wichtige Rolle). Sind die Schmerzen bereits chronisch, kann eine PMR ebenfalls sinnvoll sein. Es gibt übrigens noch andere Entspannungsverfahren wie Autogenes Training und Meditation. Viele Rückenpatienten haben auch damit positive Erfahrungen gemacht.

  • Ganzheitliche Übungsmethoden: Einen entspannenden Effekt haben auch Yoga, Qi Gong und Tai Ji Quan. Diese ganzheitlichen Übungsmethoden eignen sich auch zur Vorbeugung von Hexenschuss und Bandscheibenvorfall. Bei schmerzhaften Muskelverspannungen aufgrund falscher Bewegungsmuster können Sie es mit der Alexander-Technik oder der Feldenkrais-Methode versuchen: Beide Verfahren helfen Ihnen, sich ungesunde Bewegungsmuster wieder abzugewöhnen.

  • Wärmebehandlung: Wärmeanwendungen (etwa in Form von Wärmflasche, Wärmepackungen, Moorbädern, Fangopackungen) entspannen die Muskulatur und können bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen Linderung verschaffen. Das gilt auch für akute Beschwerden. Experten empfehlen, die Wärmebehandlung mit Aktivierung (also Bewegung) zu kombinieren. Das kann die Schmerzen deutlich bessern.

  • Heilpflanzen: Kombinationspräparate aus Esche und Zitterpappel können Rückenschmerzen lindern. Bei schmerzhaften Muskelverspannungen hilft eine Creme oder ein Pflaster mit Capsaicin: Der Scharfstoff aus verschiedenen Paprika-Arten wirkt lokal durchblutungsfördernd (und damit erwärmend). In Kombination mit aktivierenden Maßnahmen (Bewegung) kann dies nicht-spezifische Rückenschmerzen lindern. Ist stressbedingte, nervöse Anspannung (mit-)verantwortlich für die Rückenschmerzen, sollten Sie Baldriantee trinken. Er entspannt sowohl den Geist als auch die Muskeln.

  • Aromatherapie: Bei Hexenschuss (Kreuzschmerzen) können Sie die betroffene Stelle mit Kiefern-, Sandelholz- oder Ingweröl einreiben. Das kann helfen, die Beschwerden zu lindern.

  • Homöopathie: Bei akuten Rückenschmerzen empfehlen Homöopathen beispielsweise Aconitum C30 (akuter Hexenschuss nach Kälteeinwirkung), Arnica D12 (Rückenschmerzen nach Überanstrengung oder Verheben) oder Nux vomica C30 (nervöse Anspannung und Verspannungen). Der Homöopath berät Sie hinsichtlich der Auswahl und Dosierung der Präparate.

  • Schüssler-Salze: Ferrum phosphoricum D6 soll akute Rückenschmerzen lindern. Dazu werden die Tabletten in heißem Wasser aufgelöst, das dann schluckweise getrunken wird. Wer häufiger unter Hexenschuss zu leiden hat, kann es mit Calcium floratum D6 versuchen (Einnahme über mehrere Wochen). Zur Auswahl und Dosierung der Mittel befragen Sie am besten einen Heilpraktiker oder Arzt mit Erfahrung im Bereich der Schüssler-Salze.

  • Bach-Blütentherapie: Wenn hinter den Rückenschmerzen psychische Anspannung steckt, kann die Einnahme von Bach-Blüten helfen: So wird zum Beispiel Rock Water bei mangelnder Flexibilität und starrem Festhalten an Prinzipien empfohlen. Oak wird dagegen angewendet, wenn jemand sehr viel von sich selbst verlangt und nie mit sich zufrieden ist. Die Beratung bei einem Bach-Blüten-Experten hift Ihnen bei der Auswahl der richtigen Mittel.

  • Traditionelle Chinesische Medizin: TCM-Experten sehen in Hexenschuss und Bandscheibenvorfall eine Schwäche des Nieren-Qi oder des Nieren-Yang. Mit Akupunktur und Kräuterbehandlung wird deshalb die Niere der Patienten gestärkt. Außerdem können Akupunktur und Moxibustion des Blasenmeridians hilfreich sein. Laut Schulmedizin kann eine Akupunktur bei chronischen nicht-spezifischen Rückenschmerzen versucht werden sowie in bestimmten Fällen von akuten nicht-spezifischen Beschwerden (etwa wenn schulmedizinische Behandlungen nicht helfen).

  • Ayurveda: Kreuzschmerzen (Hexenschuss, Lumbago) sind aus der Sicht eines Ayurveda-Experten als Überschuss an Vata anzusehen. Vata-reduzierende Ölmassagen und Kräuteröleinläufe sollen hier schnell Abhilfe schaffen.

  • Rückenfreundliche Ernährung: Knochen, Gelenke, Muskeln und Bandscheiben brauchen viele Nährstoffe, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Achten Sie daher auf eine ausreichende Versorgung mit essenziellen Fettsäuren, Kalzium, Fluorid, den Vitaminen C, D und E sowie B-Vitaminen, Magnesium, Bor, Selen und Zink. Das tut nicht nur dem Rücken gut, sondern fördert allgemein die Gesundheit.

  • Viel trinken: Die Nährstoffversorgung der Bandscheiben klappt nur mit viel Flüssigkeit. Nur so bleiben die kleinen Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern gesund und elastisch. Außerdem belegen Studien, wie wichtig ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei Rückenschmerzen ist: Wer etwa zwei Liter Wasser am Tag trinkt, kann seine Schmerzen damit oftmals lindern.

Davon raten Experten ab

Es gibt auch Methoden, die sich aus der Sicht von Experten nicht zur Behandlung bestimmter Rückenschmerzen eignen. So wird zum Beispiel bei nicht-spezifischen Rückenbeschwerden von Kältebehandlung, Magnetfeldtherapie und Kinesio-Taping abgeraten. Bei akuten nicht-spezifischen Rückenschmerzen sollten Patienten sowohl auf eine Massage als auch eine Ergotherapie verzichten.

Wohin strahlen Lendenwirbelschmerzen aus?

Wohin strahlen Lendenwirbelschmerzen aus?

Medikamente gegen Rückenschmerzen

Bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen kann jede körperliche Aktivität schmerzhaft sein. Bei akuten Beschwerden möchten sich viele Patienten deshalb möglichst wenig bewegen. Bei subakuten und chronischen nicht-spezifischen Rückenschmerzen verweigern manche Betroffene schmerzbedingt eine Bewegungs- und Sporttherapie, die ihnen vom Arzt empfohlen wird.

In solchen Fällen können Medikamente sinnvoll sein: Sie lindern die Rückenschmerzen so weit, dass körperliche Aktivität wieder möglich sind. Mit der Zeit soll und kann die Dosis der Medikamente verringert werden: Mit steigendem Trainingszustand brauchen Patienten meist weniger Medikamente, um sich (nahezu) schmerzfrei zu bewegen. Der Arzt wird jedem Patienten genaue Anweisungen geben, wann ein Medikament in welcher Dosierung und über welchen Zeitraum angewendet werden kann. Patienten sollten sich an diese Anweisungen halten, um Nebenwirkungen oder Gewöhnungseffekte zu vermeiden.

Auch bei spezifischen Rückenschmerzen kann eine Schmerztherapie sinnvoll und notwendig sein. Meist wird sie nur kurzzeitig durchgeführt.

Prinzipiell stehen verschiedene Wirkstoffgruppen zur Behandlung von Rückenschmerzen zur Verfügung. Von der Art und Stärke der Beschwerden hängt es ab, welches Präparat im Einzelfall am besten geeignet ist:

  • herkömmliche Schmerzmittel (Analgetika) wie Ibuprofen oder Diclofenac
  • sehr starke Schmerzmittel aus der Gruppe der Opiate, auch Opioide genannt (Opioide Analgetika). Bei starken Rückenschmerzen, etwa nach einem Bandscheibenvorfall, stellen sie oftmals die erste Hilfe dar, um eine Beweglichkeit des Patienten wieder zu ermöglichen. 
  • muskelentspannende Mittel (Muskelrelaxanzien): nicht empfohlen bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen
  • bestimmte Antidepressiva, z.B. bei chronischen nicht-spezifischen Rückenschmerzen, wenn der Patient gleichzeitig unter einer Depression oder Schlafstörung leidet

Diese Medikamente sind zum Teil rezeptpflichtig, müssen also vom Arzt verschrieben werden. Unter den Schmerzmitteln gibt es aber auch Präparate, die ohne Rezept erhältlich sind (etwa mit schmerzstillenden Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure). Trotzdem sollten Sie deren Anwendung und mögliche Nebenwirkungen vorab mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Zur Linderung von Rückenschmerzen werden auch pflanzliche Präparate angeboten. So kann etwa bei chronischen nicht-spezifischen Rückenschmerzen die Einnahme von Weidenrinde-Extrakten (Kapseln, Tabletten etc.) helfen - in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen (wie Bewegungstherapie).

Rückenschmerzen sind nicht immer das Anzeichen einer mehr oder weniger starken Erkrankung, die einen Arztbesuch erfordert. Oft stecken relative harmlose Ursachen dahinter, zum Beispiel Muskelverspannungen durch mangelnde Bewegung oder falsche Körperhaltung. In folgenden Fällen sollten Sie aber sicherheitshalber zum Arzt gehen:

  • untypische Rückenschmerzen
  • anhaltende Rückenschmerzen
  • zunehmende Rückenschmerzen

Wohin strahlen Lendenwirbelschmerzen aus?

NetDoktor Heilpflanzen-Finder

Zur Abklärung von Rückenschmerzen wird sich der Arzt zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Mögliche Fragen dabei sind:

  • Wo treten die Rückenschmerzen auf?
  • Strahlen die Rückenschmerzen in andere Körperregionen aus (zum Beispiel zu den Flanken hin oder in ein Bein)?
  • Wie lange dauert die aktuelle Schmerzepisode bereits an?
  • Gab es frühere Episoden von Rückenschmerzen? Wie war der Verlauf der Schmerzen?
  • Gibt es Faktoren, welche die Rückenschmerzen auslösen, verstärken oder lindern (wie Wärme, Kälte, Bewegungen etc.)?
  • Wie wurden die Rückenschmerzen bisher behandelt (Medikamente, Massagen etc.)? Waren die Maßnahmen erfolgreich? Traten Nebenwirkungen auf?
  • Wie sieht der (tages-)zeitliche Verlauf der Rückenschmerzen aus?
  • Wie stark sind Ihre Rückenschmerzen? Beeinträchtigen sie Alltagsaktivitäten?
  • Haben Sie Begleitbeschwerden oder Begleiterkrankungen seelischer oder körperlicher Natur?

Außerdem fragt der Arzt, welche Einstellung Sie zu Ihren Schmerzen haben (zum Beispiel eine pessimistische Haltung). Wichtig ist auch Ihr Schmerzverhalten, also ob Sie sich beispielsweise aus Angst vor den Beschwerden möglichst wenig bewegen. Zudem erkundigt sich der Mediziner nach eventuellen psychosozialen Risikofaktoren wie Stress, Konflikten am Arbeitsplatz oder Neigung zu Depressionen. Anhand all dieser Informationen lässt sich unter anderem einschätzen, wie groß das Risiko ist, dass Ihre Rückenschmerzen chronisch werden.

Untersuchungen beim Arzt

Nach dem Anamnesegespräch kann der Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen, um den Ursachen der Rückenschmerzen auf den Grund zu gehen.

  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt achtet dabei zum Beispiel auf Fehl- oder Schonhaltungen. Diese geben oft einen wichtigen Hinweis auf die Ursache der Beschwerden. Ist eine Gürtelrose (Herpes zoster) der Auslöser der Rückenschmerzen, erkennt das der Arzt am typischen Hautausschlag.
  • Orthopädische Untersuchung: Sie ist vor allem zur näheren Abklärung von Kreuzschmerzen (Hexenschuss, Lumbago) angezeigt.
  • Blutuntersuchung: Die Messung verschiedener Blutwerte kann zum Beispiel Hinweise auf eine Wirbelsäulenabnützung, Entzündung (wie Rippenfellentzündung, Prostataentzündung, Nierenbeckenentzündung) oder Herzinfarkt als Auslöser von Rückenschmerzen geben.
  • Harnuntersuchung: Die Analyse einer Urinprobe kann den Verdacht auf eine Erkrankung der Nieren oder eine akute Prostataentzündung ausräumen oder erhärten.
  • Gynäkologische Untersuchung: Sie steht bei schwangeren Frauen an, bei denen Rückenschmerzen Anzeichen für Wehen sein können.
  • Neurologische Untersuchung: Der Funktions- und Leitungszustand von Nervenbahnen wird untersucht, falls die Ursache der Rückenschmerzen eine Einengung von Rückenmark oder Nervenwurzeln (etwa bei Bandscheibenvorfall) sein könnte.
  • Elektroneurografie (ENG): Die Untersuchung der Nervenleitung an Armen und/oder Beinen kann Hinweise auf einen Bandscheibenvorfall liefern.
  • Elektromyografie (EMG): Die Messung der elektrischen Aktivität eines Muskels dient ebenfalls zur Abklärung eines Bandscheibenvorfalls als mögliche Ursache von Rückenschmerzen.
  • Ultraschalluntersuchung: Werden die Rückenschmerzen durch eine Nierenbeckenentzündung oder durch Nierensteine verursacht, kann ein Ultraschall (Sonografie) Gewissheit bringen.
  • Ausscheidungs-Urografie: Mit einer Röntgenuntersuchung der ableitenden Harnwege mithilfe eines Kontrastmittels lassen sich Nierensteine als Ursache von Rückenschmerzen nachweisen.
  • Magenspiegelung: Eine Gastroskopie wird durchgeführt, wenn die Ursache von Rückenschmerzen möglicherweise in der Speiseröhre liegt (Speiseröhrenentzündung, Speiseröhrenkrampf, Speiseröhreneinriss).
  • Röntgen: Eine einfache Röntgenuntersuchung kann Aufschluss über verschiedene mögliche Ursachen von Rückenschmerzen geben wie etwa Lungenentzündung, Pneumothorax, Wirbelsäulenabnützung, Wirbelsäulenentzündung (Morbus Bechterew) oder Osteoporose.
  • Computertomografie (CT): Sie wird durchgeführt, wenn der Verdacht besteht, dass die Rückenschmerzen durch einen Bandscheibenvorfall, Wirbelsäulenabnützung, ein Aortenaneurysma, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder einen Lungentumor verursacht werden.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Mit dieser auch Kernspintomografie genannten Untersuchung kann dem Verdacht auf Bandscheibenvorfall oder auf Wirbelsäulenentzündung (Morbus Bechterew) nachgegangen werden.
  • Szintigrafie: Bei dieser nuklearmedizinischen Untersuchung wird der Aktivitätszustand verschiedener Gewebe ermittelt, etwa von Knochengewebe (Knochenszintigrafie: bei Verdacht auf Morbus Bechterew) oder von Lungengewebe (Lungenszintigrafie: bei Verdacht auf Lungenembolie).
  • Elektrokardiografie (EKG): Die elektrische Aktivität des Herzmuskels wird untersucht, wenn als Ursache von Rückenschmerzen eine Herzerkrankung (Angina pectoris, Herzinfarkt, Herzmuskelentzündung, Herzbeutelentzündung) vermutet wird.
  • Herzultraschall: Ein Echokardiografie ist angezeigt, wenn eine Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung für die Rückenschmerzen verantwortlich sein könnte.
  • Herzkatheteruntersuchung: Ein Herzkatheter wird bei Verdacht auf Angina pectoris gelegt.

Wann welche Untersuchungen nötig sind

Die körperliche Untersuchung und die Laboruntersuchungen (Blut, Urin) gehören zum Routineprogramm bei der Diagnose von Rückenschmerzen. Dagegen werden radiologische Untersuchungen – also Röntgen, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) – nur bei Verdacht auf spezifische Rückenschmerzen empfohlen. Bei der Erstabklärung von akuten und gleichförmig-chronischen Rückenschmerzen wird bewusst darauf verzichtet: Ein Zuviel an Untersuchungen kann beim Patienten die Angst schüren, dass vielleicht doch eine ernste Ursache hinter den Rückenschmerzen steckt, die nur noch nicht gefunden wurde. Das kann dazu beitragen, dass akute Rückenschmerzen chronisch werden (Chronifizierung).

Auch die anderen sehr speziellen Untersuchungen wie Herzkatheter oder Szintigrafie werden bei Patienten mit Rückenschmerzen nur in bestimmten Verdachtsfällen durchgeführt.

Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

  • Aktion Gesunder Rücken e.V.: www.agr-ev.de (Abruf: 08.08.2018)
  • Gertsch, M.: Das EKG, Springer Verlag, 2007
  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Chronische Schmerzen – Heft 7, Robert Koch-Institut, 2002
  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Rückenschmerzen – Heft 53, Robert Koch-Institut, 2012
  • Gradinger, R. & Gollwitzer, H.: Ossare Integration, Springer Verlag, 2006
  • Grillparzer, M. & das medizinische Quartett: Unser Rückenbuch, Gräfe und Unzer Verlag, 2008
  • Höfer, S. & Szász, N.: Hebammen-Grundwissen, Gräfe und Unzer Verlag, 2012
  • Jänicke, C. & Grünwald, Dr. J.: Alternativ heilen, Gräfe und Unzer Verlag, 2006
  • Maitland, G.D. et al.: Manipulation der Wirbelsäule, Springer Verlag, 2005
  • Nationale VersorgungsLeitlinie "Nicht-spezifischer Kreuzschmerz" (Stand: 2017)
  • Robert Koch-Institut: www.rki.de (Abruf: 08.08.2018)
  • S2k-Leitlinie "Spezifischer Kreuzschmerz" der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie et al. (Stand: 2017)
  • Siewert, J.R.: Chirurgie, Springer Verlag, 2001
  • Stiefel, A. et al.: Hebammenkunde, Georg Thieme Verlag, 2012
  • Striano, P.: Anatomie des gesunden Rückens, Stiebner Verlag, 2012