Wo darf ein tiny haus stehen

Das „Tiny House Movement“, also die Mini-Haus-Bewegung, ist in den vergangenen Jahren aus den USA nach Deutschland rübergeschwappt. Die Idee von coolen, kleinen Hütten, die modern und minimalistisch eingerichtet sind, kommt auch hierzulande gut an. Viele träumen von einem möglichst naturnahen Leben, das sich aufs Wesentliche beschränkt. Wie beim Campen, nur eben im Alltag.

Wohin mit dem Mini-Haus?

In Deutschland ein Tiny Home einfach irgendwo aufstellen, das geht nicht: Soll es dauerhaft an einem Ort stehen, muss das Grundstück die Bauordnung und das geplante Haus einen Bebauungsplan erfüllen. Ist das Tiny House auf einem Anhänger mit Rädern gebaut und soll nicht dauerhaft an einer Stelle stehen, gilt es als Wohnwagen: Es muss also als solcher versichert sein und hat regelmäßige TÜV-Checks zu bestehen.

Dennoch: Downsizing, Nähe zur Natur, Nachhaltigkeit, Flexibilität beim Wohnort und Geldersparnis beim Lebensunterhalt – das sind alles Gründe für die Minihäuser. So bleibt das Interesse an den Tiny Homes trotz gesetzlicher Hürden ungebrochen groß. Und auch einige Städte und Kommunen sehen Potenzial in der minimaleren Bebauung, weshalb sich immer mehr Interessengruppen für Tiny Houses bilden.

Wo darf ein tiny haus stehen
aVoid

1/8 Immer mehr Menschen interessieren sich für das Wohnen auf kleinstem Raum. Das hier gezeigte aVoid-Tiny House wiegt 3.500 Kilogramm und muss mit einem entsprechend starken Zugwagen gezogen werden.

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New Frontier Tiny Homes

2/8 Design nach Wunsch: Es gibt sie minimalistisch modern (wie das aVoid-Modell) oder wie hier holzig-rustikal.

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D. Heinz, F. Thürhoff, S. Koers, M. Ebermann, P. Heise, froxx/Fotolia

3/8 Tiny House-Interessenten können sich an Firmen wie beispielsweise Tiny House Rheinau wenden, um ein maßgeschneidertes Minihaus zu bestellen.

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D. Heinz, F. Thürhoff, S. Koers, M. Ebermann, P. Heise, froxx/Fotolia

4/8 Wer es nicht holzig rustikal mag, für den gibt es Tiny Houses auch im moderner, weißer Optik.

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D. Heinz, F. Thürhoff, S. Koers, M. Ebermann, P. Heise, froxx/Fotolia

5/8 Mit Wohnwagenzulassung und Reifen lässt sich das Tiny House einfach und schnell versetzen. Die TÜV-Prüfungen sind dann auch die selben wie beim Caravan.

Wo darf ein tiny haus stehen
D. Heinz, F. Thürhoff, S. Koers, M. Ebermann, P. Heise, froxx/Fotolia

6/8 Ist das Tiny House unbeweglich, wie hier das Reset House auf einer Wechselbrücke, dann muss das Grundstück, auf dem es steht zur Wohnbebauung ausgelegt sein.

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aVoid

7/8 Es gibt unterschiedlichste Lösungen, auch bei der Innenraumgestaltung. Hier im aVoid-Modell wird ein Stuhl zusammengefaltet an der Wand angebracht und transportiert. Er ist ganz einfach mit einem Handgriff aufgeklappt.

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Tchibo

8/8 Trend erkannt: Der Kaffeeröster Tchibo bot die rollenden Minihäuser im Mai 2018 zum Kauf an.

Diese Tiny House-Siedlungen befinden sich 2020 in der Umsetzung

1. Mehlmeisel, Bayern

Was die anderen Initiativen noch anstreben, ist im Fichtelgebirge, in Mehlmeisel bereits Realität. Hier entstand 2017 das „Tiny-House-Village“ auf dem Gelände eines ehemaligen Campingplatzes. Neben buchbaren Tiny-House-Hotelunterkünften gibt es hier Pachtplätze für Vollzeit-Tiny-House-Bewohner. Ingesamt 20 Häuser mit 31 Bewohnern leben mittlerweile in Mehlmeisel. Derzeit sind alle Pachtplätze belegt. Aber: Ende 2019 haben die Dorfgründer Pläne zum weiteren Ausbau des Dorfes vorgestellt. 15 weitere Tiny Houses sollen 2020 hinzukommen und die Einwohnerzahl verdoppeln. Übrigens nimmt das Dorf nicht jeden: Wer einziehen möchte, muss sich mindestens eine Woche zur Probe einmieten, damit sich die Bewerber und die Community kennenlernen können.

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2. Bad Stuer, Mecklenburg

An der Mecklenburgischen Seenplatte, am Plauer See, eröffnet im Herbst 2020 das Tiny House Dorf Bad Stuer. Insgesamt 20 Pachtgrundstücke in unmittelbarer See- und Waldlage bietet die Siedlung. Betreiber ist der Campingplatz Bad Stuer. Sowohl Ferienhaus als auch Hauptwohnsitz ist hier möglich. Eine Besonderheit: In dieser Siedlung werden nur Tiny Houses der Firma Rolling Tiny House aufgestellt. Probewohnen ist hier übrigens auch möglich.

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Campingplatz Bad Stuer 17209 Stuer (D) 8 Bewertungen 29 EUR/Nacht

3. Hollenbek, Schleswig-Holstein

Auf insgesamt 20.000 Quadratmeter entsteht gerade im Naturpark Lauenburgische See das Tiny House Village Lilleby. Ingesamt sieben Mini-Häuser soll die Siedlung mit eigener Obsbaumwiese nach Fertigung beherbergen. Bei diesem Projekt in der Nähe von Hamburg geht es um Gemeinschaft: Neben den kleinen Häusern bietet die Siedlung ein Haupthaus in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude mit WG-Zimmern und Gemeinschafträumen. Wer einer der ersten 12 bis 15 Bewohner werden möchte, muss sich über die Website bewerben.

4. Hannover, Niedersachsen

Der Name der Tiny-Home-Siedlungs-Kampagne: „Eco-Village“. Die Projektidee stammt vom Verein Transition Town Hannover. Anders als in Warendorf und Dortmund haben die Initiatoren bereits ein passendes Areal im Stadtteil Kronsberg ausgemacht. Für rund 50.000 Quadratmeter des ehemaligen Gelände der Weltausstellung 2000 hat die Genossenschaft bereits eine Zusage erhalten. Insgesamt 500 Wohneinheiten für mehr als 800 Menschen sollen hier ab 2021 gebaut werden. Ungefähr zwei Drittel der Fläche sollen dabei unbebaut bleiben. Derzeit wird in verschiedenen Arbeitsgruppen die Umsetzung des Projekts vorangetrieben. Beim Eco-Village in Hannover geht es um eine nachhaltige Gemeinschaft, die sich bunt gemischt aus allen Schichten zusammensetzt.

5. Warendorf, Nordrhein-Westfalen

Nachdem die Freie Wählergemeinschaft (FWG) der Stadt Warendorf für 2019 erfolgreich Planungskosten für eine Tiny House-Siedlung beantragt hat, wurden noch im selben Jahr zwei Standorte mit 1.700 und 500 Quadratmeter gefunden. Die Westfälischen Nachrichten berichten, dass zwei ehemalige Spielplätze zum städtischen Testgebiet für die beliebten Mini-Häuser werden. Warendorf, das rund 30 Kilometer von Münster entfernt liegt, sieht in den Tiny Houses eine Möglichkeit der Nachverdichtung.

6. Waldbronn (bei Karlsruhe), Baden-Württemberg

„Tiny House Siedlung Albgau“ nennt der Verein Tiny Houses Karlsruhe ihre erste Mini-Haussiedlung, die südöstlich von Karlruhe auf dem Campingplatz Albgau entstanden ist. Vereinsmitglieder finden hier Stellplätze für 8 bis maximal 10 Tiny Houses. Hinter dem Verein stecken die Fans alternativer Wohnformen, die zunächst als Facebook-Gruppe gestartet ist. Mittlerweile ist der Verein Veranstalter des Tiny House Festivals und hat die oben genannte Fläche für die Karlsruher Tiny House-Siedlung organisiert. Außerdem ist der Verein gerade Gespräch mit dem Schwarzwälder Ort Enzklösterle für ein weiteres Mini-Haus-Grundstück.

Diese Tiny House-Konzepte suchen noch Grundstücke

1. Bremen

Wo darf ein tiny haus stehen

Stadt Dortmund/ G. Kampert

"Tiny Einfamilienhäuser" heißt die Kampagne in Dortmund, die dieses Jahr auf Messen und bei Vorträgen vorgestellt wird.

Auch in Bremen haben sich engagierte Tiny Home-Fans zusammengetan und das Projekt „Tiny House Bremen“ ins Leben gerufen. Die Gruppe ist auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Die Initiatoren sehen die Tiny House-Siedlung als eine Art kleines Dorf, das eine reduzierte, nachhaltige und ökologische Gemeinschaft bilden soll. Im Sommer 2019 haben die Koordinatoren eine Anfrage an den Senat gestellt, von welcher sie sich eine verbindliche Antwort zur Realisierung des Projektes erhofft hatten. Im Dezember 2019 gab Bremen eine unkonkrete Rückmeldung, dass die Stadt insgesamt offen für eine Tiny House-Siedlung sei, sie jedoch auf erste Erfahrungswerte anderer Städte warte.

2. Dortmund, Nordrhein-Westfalen

„Tiny Einfamilienhäuser“ heißt eine Dortmunder Kampagne, die Interessenten zum Wohnen auf nur wenigen Quadratmetern informieren will. Laut Gerald Kampert vom Stadtplanungs- und Bauordnungsamt Dortmund gibt es großes Interesse an der Projektidee, die vom Rat für Nachhaltige Entwicklung zu einer von 13 Gewinnerideen aus 118 Bewerbungen gekürt wurde. „Wir müssen Konzepte für ressourcenschonendes, gutes und bezahlbares Bauen liefern und für die Umsetzung sorgen“, so Kampert. Auf Nachfrage erklärt er weiter: „Unser Fokus liegt eher auf festen, kleinen Einfamilienhäuser und weniger auf mobilen Tiny Houses“. Seit letztem Jahr gibt es die Kampagne und wird auch fürs Jahr 2020 fortgesetzt.

3. Salem, Baden-Würrtemberg

In unmittelbarer Bodensee-Nähe ist im vergangen Jahr die Initiative Tiny House Gemeinschaft entstanden. Geplant ist eine Siedlung mit Gemeinschaftshaus, eine Bibliothek und bis zu 20 Tiny Houses für rund 40 Personen. Wie bei anderen Kleinstsiedlungen ist es auch den Machern aus Süddeutschland wichtig, dass eine echte Gemeinschaft entsteht. Ist ein passender Bauplatz gefunden, sollen Interessenten in mietbaren Mini-Häuser in das Gemeinschaftsleben hineinschnuppern können. Gesucht wird ein mindestens 10.000 Quardratmeter großes Grundstück, das im Umkreis von 20 Kilometer rund um Salem sein soll. Optimalerweise handelt es sich um Bauland, wodurch auch die Tiny Houses als Erstwohnsitz eingetragen werden könnten.

4. Bielefeld, Nordrhein-Westfalen

Seit August 2019 gibt es den Tiny House Bielefeld-Verein, der aus fast 30 Interessenten besteht, die auf der Suche nach einem passenden Grundstück für eine Tiny House-Siedlung sind. Um die Erfolgschancen eines passenden Bauplatzes zu maximieren, sucht der Verein sowohl ein Grundstück für ein Dorf mit 10 bis 15 Wohneinheiten, ist aber auch an kleineren Grundstücken interessiert, auf dem mehrere Minihäuser aufgestellt werden können.

5. Zwiesel (Bayerischer Wald), Bayern

Eigentlich war alles schon perfekt: Im Luftkurort Zwiesel hatte Alexander Hertel, der sich sein eigenes Tiny House gebaut hat, ein Baugrundstück für eine Tiny House-Siedlung bereits gefunden. Platz für 10 Mini-Häuser, der „Rabenstiny“ war schon festgelegt und sogar der Bauausschuss hatte für die Umgestaltung des 3.000-Quadratmeter-Grundstücks im Sinne einer Tiny House-Siedlung zugestimmt. Doch unglücklicherweise entschied sich die Besitzerin kurzfristig für einen anderen Käufer. Tiny-House-Fan Hertel will aber nicht aufgeben und ist weiter auf Suche nach einem Bauplatz für seine Vision einer Tiny House-Siedlung.

6. Nürnberg, Bayern

Rund um Nürnberg und in ganz Franken ist der Verein Tiny House Franken auf der Suche nach einem passenden Baugrundstück. Die Siedlung aus Mini-Häusern soll um gemeinschaftliche Fläche zum Obst- und Gemüseanbau sowie als Spielfläche ergänzt werden. Außerdem wünschen sich die Initiatoren einen Gemeinschaftspavillion mit Grillplatz und einen Versammlungsraum.

7. Trebur, Hessen

Zukunft Trebur nennt sich eine hessische Initiative, die in Trebur die Chance auf die Umsetzung einer Tiny House-Siedlung hat. Hinter der Plattform steckt Norbert Ewald, der sich mit dem Bauamt um ein entsprechendes Grundstück mit Tiny House-kompatibler Genehmigung kümmert. Insgesamt sind drei Gelände im Gespräch. Falls genügend Interessenten zusammenkommen, ist 2020 bereits die Umsetzung eines mehr als 30.000 Quadratmeter großen Grundstücks mit Pachtparzellen von 160 bis 200 Quadratmetern denkbar.

8. Mönchengladbach, Nordrhein-Westfalen

Lena Henke betreibt in Dülken mit Famcare auf ihrem Bauernhof mit Tieren bereits erfolgreich eine Jugend- und Familienhilfe. Dabei kommen Jugendliche in Tiny Houses unter. Jetzt hat sich die Unternehmerin vorgenommen ihre Tiny House-Expertise zu nutzen und möchte in Mönchengladbach eine Siedlung mit 15 Mini-Häusern für alle Altersgruppen gründen. Wie in anderen Mini-Siedlungen soll es auch hier eine Art Gemeinschaftshaus geben, die Ideengeberin kann sich außerdem Coworking-Häuser für mobil arbeitende Bewohner oder ein Tiny-Café vorstellen. In dem Mönchengladbacher Gewerbegebiet Hardt hat Henke ein Grundstück, das sowohl als Wohn- als auch Gewerbegebiet ausgewiesen ins Auge gefasst. Sicher ist der Bauplatz allerdings nicht.

9. Braunschweig, Niedersachsen

Ein Areal für mindestens 40 Tiny Houses sucht die Braunschweiger Wandel.Schmiede mit ihrem Projekt Wandel.Wohnpark „community_autark“. Neben einem gemeinschaftlichen Zusammenleben der Bewohner ist ein weiteres Ziel des Konzeptes ein weitestgehend autarkes Energiekonzept aus erneuerbaren Energien und einem gemeinschaftlichen Abwasserkonzept. Auch hier soll es ein Gemeinschaftshaus geben. Die Projektgruppe Wandel.Schmiede, die übrigens zum gemeinnützigen Verein der Regionalen Energie- und KlimaschutzAgentur gehört, sucht derzeit ein passendes Baugrundstück im Braunschweiger Raum.