Wie lange kann ein alter Mensch mit Dialyse leben?

Die Nierenersatztherapie mit Dialyse ist heutzutage sehr weit entwickelt und funktioniert ausgezeichnet. Kein ande­res

lebenswichtiges Organ im menschlichen Körper kann auch nur annähernd über einen ähnlich langen Zeitraum durch eine Maschine ersetzt werden! Es gibt Patienten die schon mehr als 40 Jahre mit der Dialyse leben.

Wichtig ist die gute Kooperation zwischen Patienten und ärztlichem und pflegerischem Team. Die konsequente Einhaltung der Trinkmenge, der Ernährungsregeln und der Einnahme der Medikamente von Seiten des Patienten, die aufmerksame und gewissenhafte Einhaltung aller Hygienemaßnahmen von Seiten des ärztlichen und pflegerischen Personals an jeder Dialyse und der Einsatz der modernsten Technik und Medizin sind Voraussetzung dafür, dass das Leben von Dialysepatienten über einen so langen Zeitraum mit guter Qualität geführt werden kann.

Wie lange kann ein alter Mensch mit Dialyse leben?

Hier finden Sie einige häufig an uns gestellte Fragen von Angehörigen unserer Dialysepatienten. Sollte Ihre Frage hier nicht stehen, so zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren. Wir nehmen uns gerne die Zeit und beantworten Ihnen ganz unverbindlich alle Ihre Fragen rund um das Thema Dialyse in der Praxisklinik Herne.

„Wie lang kann man meinen Angehörigen dialysieren“?

Antwort: Die moderne Dialysetechnik erlaubt die Nieren über Jahrzehnte zu ersetzen. Es gibt in Deutschland durchaus Dialysepatienten, die schon 30 Jahre und länger dialysieren.

„Meine Mutter ist 80 Jahre alt und hat große Angst zur Dialyse zu gehen. Ist die Dialyse in so einem Alter überhaupt zumutbar“?

Antwort: Das Menschen Angst vor der Dialyse haben, ist durchaus verständlich. Leider existiert in der Öffentlichkeit ein völlig falsches Bild  durch Horrorgeschichten  von der Dialyse. Unsere älteste Dialysepatientin war 99 Jahre alt und hat die Dialysebehandlungen tadellos vertragen.
Wir empfehlen in so einem Fall, mit der Dialyse zu beginnen  und räumen unseren Patienten durchaus die Möglichkeit ein, die Dialyse, nachdem Sie sie kennengelernt haben, wieder abzubrechen. In sehr vielen Fällen sagen uns aber unsere Patienten, dass sie sich das alles viel schlimmer vorgestellt haben und kommen mit der Dialyse eher gut zurecht.

„Ist die Dialyse anstrengend“?

Antwort: Sie müssen sich die Anstrengung bei der Dialyse ungefähr so vorstellen, als wenn Sie einen strammen Einkaufsspaziergang  in der Stadt gemacht haben. Auch danach würden Sie sich ein bis zwei Stunden erst einmal ausruhen.

„Ich sehe so viele behinderte Menschen an der Dialyse, die teilweise mit Rollstühlen gebracht werden. Ist die Dialyse wirklich so schlimm?“


Antwort:
Glücklicherweise können wir in Deutschland allen Menschen die Dialysetherapie ermöglichen. Natürlich nehmen Nierenerkrankungen auch mit steigendem Alter zu, so dass die meisten unserer Patienten deutlich über 60 Jahre alt sind. Häufig haben 70- bis 80jährige Menschen noch andere Erkrankungen, die z. B. zur Rollstuhlpflichtigkeit führen. Ursachen dieser Behinderung liegen aber nicht in der Dialysebehandlung.

„Muss sich mein Angehöriger anders ernähren an der Dialyse“?


Antwort: Während der Nierenerkrankung, wenn noch nicht eine  Dialysebehandlung erforderlich ist, empfehlen wir eine mäßig einweißarme Kost. Wenn die Dialysebehandlung begonnen hat, sollte vor allem kalium- und phosphatarme Kost von den Dialysenpatienten eingehalten werden. Zu diesem Zweck haben wir eine Diätberaterin, die sich gern mit Ihnen und Ihren Angehörigen zusammensetzt und einen individuellen Diätplan für Sie ausarbeitet.

„Ist Dialyse teuer und muss ich zuzahlen“?


Antwort:
Dialyse ist ein recht teueres Behandlungsverfahren, das glücklicherweise von den Krankenkassen in voller Höhe übernommen wird. Wir empfehlen, aufgrund der  zahlreichen Medikamentenzuzahlungen, einen Antrag auf Befreiung von der Zuzahlung zu Medikamenten und Fahrtkosten zu stellen. Nach Genehmigung dieses Antrages sind die Behandlung sowie die Fahrtkosten für den Patienten völlig kostenlos.

Wie lange kann ein alter Mensch mit Dialyse leben?

Nierenversagen galt lange als Todesurteil. Dann baute ein findiger Mediziner eine Maschine, die das Blut von Giftstoffen im Körper reinigen kann. Die erste künstliche Niere sah aus wie eine hölzerne Wäschetrommel. Die Erfindung vor 75 Jahren war die Grundlage dafür, dass Millionen Nierenkranke länger leben können. Heute ist Dialyse Hightech. Allein in Deutschland profitieren bis zu 80.000 Menschen regelmäßig von dem Blutreinigungsverfahren, sagt Andreas Kribben, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.

Die Technik der künstlichen Niere geht vor allem auf den niederländischen Arzt Willem Johan Kolff (1911 bis 2009) zurück. Vor ihm hatte sich schon der deutsche Mediziner Georg Haas (1886 bis 1971) mit Blutwäsche beschäftigt. Eines von Kolffs stärksten Motiven für seine Erfindung war wohl Mitleid. Er hatte als junger Mediziner den Tod von Nierenkranken erlebt, ohne ihnen helfen zu können. Am 4. April 1943 setzte er das erste Mal seine künstliche Niere ein. Trotz vieler Rückschläge konnte er zwei Jahre später einer Patientin damit das Leben retten. Der Erfinder emigrierte nach dem Krieg in die USA und verbesserte dort sein Konzept.

Ohne Dialyse würden die meisten Menschen beim Versagen ihrer Nieren noch heute keine vier Wochen überleben, betont Nierenexperte Andreas Kribben. Denn die Nieren entgiften den Körper. Sie sind bislang das einzige Organ, das dauerhaft maschinell ersetzt werden kann. Vielen Menschen ermöglicht eine Dialysebehandlung heute das Überleben, manchen über Jahre, anderen sogar über Jahrzehnte. Es gebe Menschen, die schon mehr als 40 Jahre mit der Dialyse lebten, sagt Experte Kribben. Allerdings sterben Dialysepatienten im Vergleich zu gleichaltrigen Menschen mit normaler Nierenfunktion deutlich häufiger und früher. Das habe unter anderem mit Veränderungen der Gefäßwände zu tun.

Eigentlich brauchen diese Patienten ein Spenderorgan. Der Mangel an Spendernieren führt dazu, dass für Dialysepatienten die Chance auf eine gleichwertige Lebenserwartung und Lebensqualität sinkt. Die Sterblichkeit von Nierenkranken mit Spenderorgan ist laut EU-Statistiken deutlich geringer als die von Dialysepatienten. Heute hat ein gesunder Mensch im Alter von 20 bis 24 Jahren noch eine Lebenserwartung von 60 Jahren. Einem gleichaltrigen Dialysepatienten bleiben im Schnitt weniger als 25 Jahre. Mit einer Nierentransplantation kann die verbleibende Lebenserwartung auf knapp 45 Jahren fast verdoppelt werden. Im Jahr 2017 wurden nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation jedoch lediglich 1364 Nieren transplantiert. Das waren rund 200 weniger als 2015.

Mehr als die Hälfte der Dialyse-Patienten ist über 65 Jahre alt. Denn in der Bundesrepublik ist eine chronische Nierenkrankheit in mehr als der Hälfte aller Fälle eine Folge von Diabetes oder von jahrelang schlecht eingestelltem Bluthochdruck. Beide Krankheiten schädigen die Nieren langfristig. Bei jüngeren Patienten versagt die Nierenfunktion oft wegen Erbkrankheiten oder durch Autoimmunerkrankungen. Weltweit leben rund zwei Millionen Menschen mit Nierenersatzverfahren. Das sind aber nur 10 Prozent aller Menschen, die Hilfe benötigen würden. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern bedeutet eine schwere Nierenerkrankung heute noch immer den baldigen Tod.

Manchmal ist nur eine kurzzeitige Dialyse nötig: Bei komplexeren Operationen kann es zu einem vorübergehenden Ausfall der Nierenfunktion kommen, ebenso bei Entzündungen, Infektionen oder als Folge des Ausfalls anderer Organe. Auch bei akutem Nierenversagen kann eine Dialysebehandlung für einen begrenzten Zeitraum notwendig sein. Allerdings haben Patienten nach einem akuten Nierenversagen ein sehr viel größeres Risiko, im Laufe ihres Lebens eine chronische Nierenkrankheit zu bekommen. Auch sie müssen dann dauerhaft an die Dialyse.

«Der technische Fortschritt des Verfahrens hat ermöglicht, dass die Dialyse sicherer, effizienter und gleichzeitig schonender geworden ist», sagt Nierenexperte Kribben. Bis in die 1970er-Jahre waren bis zu zwölf Stunden am Stück an der Dialyse üblich. Patienten litten während dieser Behandlung oft an Übelkeit, Erbrechen, Krämpfen und Kreislaufproblemen. Denn es war damals notwendig, dem Körper viel Blut für die Reinigung zu entziehen. Heute wird dazu viel weniger Blut benötigt. Der Entgiftungsprozess dauert in der Regel vier Stunden und muss bei den meisten Patienten dreimal pro Woche wiederholt werden.

Wenn die Nieren ausfallen, gibt es grundsätzlich zwei Wege für eine künstlichen Blutreinigung: Bei der Hämodialyse wird das Blut in eine Maschine geleitet. Danach fließt es entgiftet in den Körper zurück. Bei der Peritonealdialyse wird das eigene Bauchfell zur Entgiftung genutzt. Der Patient füllt mehrmals täglich eine Dialysierflüssigkeit über einen Katheter in den Bauchraum ein und lässt sie dann auch wieder ab. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass ein Patient unabhängig von einem Dialysezentrum ist. Er kann die Peritonealdialyse auch im Berufsleben oder auf Reisen durchführen. Auch für junge Patienten und Kinder wird diese Variante häufig genutzt. Zu einer Behandlung gehört aber auch viel Disziplin: Patienten müssen Zeiten einhalten, Medikamente einnehmen und Diätvorschriften genau befolgen.

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03.04.2018 l PZ/dpa

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