Wie hoch darf die feuchtigkeit in der wand sein

Wie hoch darf die feuchtigkeit in der wand sein

Ein Artikel von

Thomas Möller, Dipl.-Ing. (FH)

zertifizierter Bausachverständiger

www.sv-tm.de

Eine Feuchtigkeitsmessung ist sinnvoll, wenn bereits sichtbar Feuchtigkeit vorliegt oder sich Schimmel gebildet hat. Auch wenn sich die Luftfeuchtigkeit nach dem Lüften immer wieder sofort deutlich erhöht, ist eine Feuchtigkeitsmessung angebracht. Wissen Sie noch nicht, woher die Feuchtigkeit kommt, dann hilft eine Feuchtigkeitsmessung bei der Ursachenerforschung. Am einfachsten ist es, die Wandfeuchtigkeit zu messen. Aber selbst, wenn Sie die Ursache schon kennen, können Sie so den Trocknungsprozess dokumentieren.

Wie Sie testen, ob eine Wand feucht ist

Ob und wie feucht eine Wand ist, erkennen Sie in den seltensten Fällen mit bloßem Auge. Aus diesem Grund müssen Sie die Feuchtigkeit mit einem Messgerät messen. Dadurch können Sie eine Aussage über den Grad der Feuchtigkeit treffen: Entweder trocken, feucht oder nass. Fast alle Verfahren, die für eine Erstuntersuchung verwendet werden, sind zerstörungsfrei. Der Vorteil: Ihre Wand bleibt erstmal ganz. Der Nachteil besteht darin, dass es sich um keine exakten Werte wie Massenprozent oder Volumenprozent handelt. Häufig sind die Werte in Digits angegeben und diese müssen Sie richtig interpretieren. Digits dürfen nicht mit exakten Werten verwechselt werden – das führt zu falschen Ergebnissen und Schlussfolgerungen. Sie sind aber eine große Hilfe dabei, die Ursache der Feuchtigkeit zu finden.

Eine exakte Messung der Wandfeuchtigkeit ist nur mit Verfahren möglich, bei denen Material entnommen wird. Das wäre zum Beispiel die DARR-Methode. Da die meisten Hausbesitzer jedoch erstmal untersuchen wollen, wo die Feuchtigkeit in der Wand herkommt, konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf eine zerstörungsfreie Methode zur Feuchtigkeitsmessung.

Welches Feuchtemessgerät eignet sich für Wände?

Wie hoch darf die feuchtigkeit in der wand sein
Es gibt viele unterschiedliche Feuchtigkeitsmessgeräte. Um die Feuchtigkeit in einer Wand zu beurteilen, empfehlen wir Geräte mit Kugelkopf, die kapazitiv messen. Foto: T. Möller

Mit einem Messgerät für die kapazitive Feuchtemessung lässt sich die Wandfeuchte in Digits messen. Die entsprechenden Feuchtigkeitsmesser sind auch als Kugelkopfmessgeräte bekannt. Der Name resultiert aus ihrer Bauweise – am oberen Kopf befindet sich eine Metallkugel. Vereinfacht ausgedrückt erzeugen diese Geräte ein elektrisches Feld, durch das die Feuchtigkeit gemessen werden kann. Diese Messgeräte dringen zwischen 5 mm bis 50 mm tief ein, je nach Modell und Baustoff der Wand.

Wir möchten Ihnen Geräte empfehlen, die sich für die Messung an einer Wand eignen. Im weiteren Verlauf des Artikels erläutern wir, wie Sie die Geräte richtig bedienen. Ein kapazitives Feuchtigkeitsmessgerät für Wände kostet zwischen 70 € und 300 €, je nach Funktionsumfang.

Um das richtige Feuchtigkeitsmessgerät für Wände auszusuchen, ist es erst einmal wichtig zu wissen, wie oft Sie es gebrauchen werden. Wer nur einmal die Wandfeuchte messen möchte, der leiht sich am besten ein Feuchtemessgerät bei einem Bekannten aus. Das ist sicher die günstigste Variante.

Anmerkung des Autors: Genauso hat es kürzlich ein Freund von mir gemacht: Er vermutete aufgrund von Verfärbungen an der Wand einen Feuchtigkeitsschaden. Ich habe ihm ein Feuchtemessgerät (TROTEC BM31 (*), siehe unten) ausgeliehen und mithilfe des Geräts und meiner Erklärung zur Bedienung konnte er die Quelle lokalisieren und die Ursache wurde nach einer Bauteilöffnung zusammen mit dem Vermieter eindeutig bestimmt.

Wer jedoch eine Immobilie besitzt oder gelegentlich messen möchte, für den eignet sich ein einfaches, gutes und kostengünstiges Feuchtemessgerät.

Feuchtigkeitsmessgeräte für die Wand und gelegentliche Messungen

Für diesen Anwendungsfall empfehlen wir das TROTEC BM31 (*). Es kostet nur etwa 70 €, ist robust und einfach zu bedienen. Versorgt wird es über eine 9-Volt-Batterie. Eine umfangreiche Bedienungsanleitung steht beim Hersteller zum Download zur Verfügung. Das Feuchtigkeitsmessgerät misst im Bereich von 0-100 Digits.

Wer einen anderen Hersteller bevorzugt ist ebenfalls mit der Gann HYDROMETTE Compakt B (*) zum Preis von ca. 120 € bestens versorgt. Es ist ebenfalls robust und einfach zu bedienen. Es wird auch über eine 9-Volt-Batterie versorgt und misst ebenfalls im Wertebereich von 0-100 Digits.

Feuchtigkeitsmessgeräte für die Wand und häufige Messungen

Wird die Wandfeuchte häufig gemessen, eignen sich hochwertigere Geräte. Diese haben meist einen Wertebereich von 0-200 Digits, können Reihenmessungen durchführen und haben einen größeren Funktionsumfang. Hier ist das TROTEC T660 (*) sehr zu empfehlen. Es kostet ca. 210 € und besitzt einen umfangreichen Funktionsumfang, wie zum Beispiel Reihenmessungen und die Auswertung mittels Software. Eine Alternative dazu bietet die Gann HYDROMETTE BL Compact B2 (*) für ca. 280 €. Solche Geräte werden auch von Bauleitern und Sachverständigen verwendet.

Es gibt etliche Hersteller von Feuchtemessgeräten. Unter anderem sind dies:

  • Gann (*)
  • TROTEC (*)
  • TESTO (*)
  • TFA Dostmann (*)
  • etc.

Noch wichtiger als der Hersteller ist der Einsatzzweck, für den Sie das Feuchtigkeitsmessgerät benötigen, und der notwendige Funktionsumfang.

Wie messen Sie die Feuchtigkeit in Wänden richtig?

Nur korrekte Ergebnisse können zu sinnvollen Schlussfolgerungen führen. Eine Feuchtemessung kann die ein oder andere Schwierigkeit mit sich bringen. Mit unseren Hinweisen wissen Sie, worauf Sie achten müssen, und mit ein bisschen Übung bekommen Sie die richtigen Messergebnisse. Die Prinzipien dahinter sind einfach.

Das Feuchtigkeitsmessgerät vor dem Messen kalibrieren

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Bevor eine Messung durchgeführt wird, müssen Sie das Feuchtemessgerät kalibrieren. Halten Sie es dazu frei im Raum und fassen Sie das Gerät an der unteren Hälfte an. Foto: T. Möller

Alle kapazitiven Feuchtigkeitsmessgeräte besitzen eine Funktion zum Kalibrieren. Bei einigen Geräten geschieht dies beim Einschalten automatisch. Bei anderen müssen Sie dafür einige Sekunden lang eine Taste drücken. Wichtig beim Kalibrieren ist, dass sich der Kugelkopf frei im Raum befindet. Dann kann der Feuchtemesser einwandfrei kalibrieren und es kommt zu verwertbaren Messergebnissen. Wenn Sie die Messung mehrere Minuten unterbrochen haben oder in einem neuen Raum messen, sollten Sie das Gerät erneut kalibrieren. Halten Sie das Feuchtigkeitsmessgerät auch beim Kalibrieren in der unteren Hälfte und vom Körper und anderen Einrichtungsgegenständen weg, sozusagen in den freien Raum.

Das Feuchtemessgerät richtig positionieren und richtig halten

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Setzen Sie das Feuchtemessgerät rechtwinklig zur Wand auf. Halten Sie 10 cm Abstand zu Ecken und anderen Einbauten und halten Sie es am hinteren Ende fest. Foto: T. Möller

Damit Sie die Wandfeuchte ohne Messfehler bestimmen können, müssen Sie das Messgerät richtig halten und richtig positionieren. Wie in der Abbildung dargestellt, muss das Feuchtemessgerät rechtwinklig zur Wand aufgesetzt werden. Halten Sie es dabei am hinteren Ende fest. Wenn sich die Finger zu nah am Kugelkopf befinden, verfälscht dies die Werte. Außerdem dürfen Sie auf keinen Fall in Ecken messen. In Ecken ist für das elektrische Feld mehr Material zum Messen vorhanden, weswegen die Messergebnisse auch höher ausfallen. Halten Sie also ca. 10 cm Abstand zu Ecken und Einbauten, um richtig zu messen.

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Feuchtigkeitsmessgeräte reagieren bereits, wenn Sie sich ca. 5 cm kontaktlos annähern. Achten Sie deshalb beim Messen darauf, dass die Werte nicht durch unsachgemäßen Gebrauch verfälscht werden. Foto: T. Möller
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Die Messung auf der linken Seite ist korrekt. Rechts ist der Wert erhöht, da direkt über einem Elektrokabel, das unterputz zum Schalter führt, gemessen wurde. Foto: T. Möller

Manchmal steigen Messergebnisse an, obwohl die Feuchtigkeit in der Wand an dieser Stelle nicht erhöht ist. Das geschieht, wenn Metalle im Bereich der Messung vorhanden sind. Deswegen ist es wichtig zu wissen, wo sich diese befinden können und Sie damit umgehen. Mit ein bisschen Überlegung können Sie vermuten, wo Elektroleitungen und Wasserleitungen verlegt sind. Wenn Sie direkt an der Stelle der Wand messen, unter der sich die Leitung befindet, erhöht sich der Messwert. Dann ist es sinnvoll den Messpunkt etwas zu versetzen. Deswegen ist beim Messen auf Leitungsverläufe zu achten. Bei Innenwänden lohnt es sich auch die Rückseite einer Wand anzuschauen – vielleicht verrät dort eine Steckdose oder ein Lichtschalter etwas über den Verlauf einer Leitung, die den Wert verfälschen könnte.

Kapazitive Feuchtigkeitsmessungen sind in salzbelastetem Mauerwerk nicht möglich

Häufig sind bei Kellerwänden im Altbau die Wände feucht. Auch hier können Sie die Feuchtigkeit messen, solange keine Salzbelastung des Mauerwerks vorliegt. Salz in den Wänden verzehrt das Messergebnis stark. Somit ist die kapazitive Feuchtemessung für salzbelastetes Mauerwerk ungeeignet.

Der Messwert „Digits“ – die gemessenen Werte der Feuchtigkeit in der Wand

Die meisten kapazitiven Feuchtemessgeräte geben Messwerte in Digits an. Es handelt sich dabei um dimensionslose Vergleichswerte, die zur Unterscheidung von trockenen, feuchten und durchnässten Baustoffen herangezogen werden können. Der Messwert „Digits“ darf nicht mit absoluten Werten wie Volumenprozent oder Massenprozent verwechselt werden. Außerdem unterscheiden sich die Messergebnisse in Digits je gemessenen Baustoff. Die Rohdichte und das Material haben beispielsweise eine Auswirkung auf die Ergebnisse.

Auch können Sie ein Messgerät nicht mit einem anderen vergleichen. Wie bereits erwähnt, gibt es Feuchtigkeitsmessgeräte, die einen Skalenwert von 0 bis 100 Digits haben, und solche, bei denen es 0 bis 200 Digits sind. Es versteht sich von selbst, dass die gemessenen Werte unterschiedlich sind.

Um die Werte wirklich vergleichen zu können, müssen Sie Bauteile mit identischem Aufbau miteinander vergleichen. Das heißt, eine Stelle der Außenwand mit einer anderen oder einen Bereich einer Innenwand mit einer anderen Innenwand, die einen identischem Wandaufbau besitzt. Wenn Sie zum Beispiel in einem Bereich der Außenwand Feuchtigkeit vermuten, können Sie andere, vermeintlich trockene Bereiche der Außenwand als Vergleichswert heranziehen. Der Wandaufbau ist in diesem Fall nahezu identisch, so dass der Unterschied in Digits auf die Feuchtigkeit im Baustoff schließen lässt.

Tabellen zur Feuchtigkeit in der Wand

Jeder Hersteller liefert zur Abschätzung der Feuchtigkeit in Digits ungefähre Werte in der Bedienungsanleitung mit. Die Tabellen sind oft nur grob in trocken, feucht und nass eingeteilt. Bei einem Wertebereich von 0-200 Digits sieht die Einteilung häufig wie folgt aus:

  • Bis zu 40 Digits = trocken
  • 40 bis 80 Digits = feucht
  • Mehr als 80 Digits = nass

Wenn Sie diese Werte und den Messbereich 0-200 Digits berücksichtigen, sollten Wände bestenfalls unter ca. 40 Digits liegen.

Diese Einteilung ist beispielsweise bei dem von uns empfohlenen TROTEC T660 (*) vorhanden. Um die exakte Tabelle für Ihr Feuchtemessgerät zu finden, schauen Sie in die Bedienungsanleitung des Herstellers Ihres Messgeräts. Meistens liegen diese den Geräten nicht mehr bei, sondern stehen zum Download zur Verfügung. Mit den Tabellen und Werten können Sie in Verbindung mit Ihrem Feuchtemessgerät die Wandfeuchte abschätzen.

Einen Sachverständigen zur Beurteilung von Feuchtigkeit im Mauerwerk beauftragen

Nicht jeder kann und möchte die Ursache für feuchte Wände selbst ermitteln. Zum einen ist es aufwendig, zum anderen gilt die eigene Einschätzung gegenüber Vertragspartnern oft nicht als qualifizierte Aussage. Tritt zum Beispiel ein Feuchtigkeitsschaden während der Gewährleistung auf, wird oft ein Gutachten zur möglichen Ursache benötigt, damit der Mangel anerkannt wird. Oder möchte ein Vermieter nicht eingestehen, dass eine Wand feucht ist, kann ein Gutachten helfen, dem Vermieter den Schaden aufzuzeigen.

In diesen Fällen können Sie einen Sachverständigen beauftragen, ein Gutachten zu erstellen oder auch einfach nur, die Ursache der Feuchtigkeit zu lokalisieren. Eine geeignete Qualifikation hat beispielsweise ein Sachverständiger für Schäden an Gebäuden, der Architekt, Bauingenieur oder Meister ist.

Thomas Möller Dipl.-Ing. (FH)

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