Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

Ein gut funktionierendes Verdauungssystem (gastrointestinales System) ist die Basis für unsere Gesundheit. Im Verdauungssystem verarbeiten die Verdauungssäfte und Bakterien die Nahrung, und die Nährstoffe werden ins Blut abgegeben. Zu Letzteren zählen Proteine, Fette und Kohlenhydrate. Sie sind die Baustoffe für unseren Körper und liefern ihm Energie. Dank ihnen kann er wachsen, sich regenerieren und seine lebenserhaltenden Funktionen weiterhin problemlos ausführen. Jedes Nahrungsmittel, das wir zu uns nehmen, passiert Schritt für Schritt jedes Verdauungsorgan. Durch Mund und Speiseröhre gelangt die Nahrung in den Magen, dann in den Dünndarm und zum Schluss in den Dickdarm. Der Körper nimmt auf dieser Reise alle verwertbaren Nährstoffe auf und scheidet die nicht verwertbaren Reste am Schluss aus. Die Nahrung gleitet relativ schnell durch die Speiseröhre und den Dünndarm. Wie lange sie im Magen bleibt, hängt von der Zusammensetzung der Nährstoffe ab. Es kann bis zu sechs Stunden dauern, bis der Magen entleert ist. Im Dickdarm dagegen bleibt der Nahrungsbrei zwischen einem und drei Tagen.

Jetzt weißt du über die Anatomie des Verdauungssystems Bescheid. Verfolgen wir nun Schritt für Schritt den Weg der Nahrung vom Mund bis zum After in der menschlichen Verdauung:

Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

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Weg der Nahrung im Verdauungssystem

Schritt 1 – Mund: Zunächst wird die Nahrung in der Mundhöhle mithilfe der Zähne gekaut und damit mechanisch zerkleinert. Zusätzlich produzieren die Speicheldrüsen eine Flüssigkeit — den Speichel. Er befeuchtet die Nahrung und enthält Enzyme, mit deren Hilfe die Verdauung der Kohlenhydrate beginnen kann. Die muskulöse Zunge schiebt schließlich den Nahrungsball in den hinteren Bereich der Mundhöhle. Dadurch gelangt er in die Speiseröhre. 

Schritt 2 – Speiseröhre: Angekommen in der Speiseröhre sorgt die Muskulatur dort mit wellenförmigen Bewegungen dafür, dass der Nahrungsbrei in den Magen befördert wird. 

Schritt 3 – Magen: Auch im Magen, der im oberen Bauchbereich liegt, wird der Speisebrei durch die Muskulatur ständig durchmischt. In der Magenschleimhaut befinden sich Drüsen, die Magensaft abgeben. Das ist eine saure Flüssigkeit, die unter anderem Enzyme zur Fett- und Eiweißverdauung enthält. Die Aufgabe des Magens besteht in der Speicherung und Vorverdauung der Nahrung. 

Schritt 4 – Dünndarm: Nach 2-6 Stunden gelangt der Nahrungsbrei in den Darm. Er ist in Dünndarm und Dickdarm untergliedert. Eine Aufgabe/Funktion des Dünndarms ist es, die Nahrungsbestandteile weiter zu zerkleinern. Vor allem der Zwölffingerdarm spielt hierbei eine zentrale Rolle. Die zerlegten Stoffe werden über die Darmwand schließlich zurück in den Blutkreislauf oder das Lymphsystem aufgenommen. Das nennst du Resorption. Die große Oberfläche der Darmschleimhaut, die durch die sogenannten Darmzotten entsteht, erleichtert dies.

Zwei wichtige Verdauungssäfte helfen dem Dünndarm bei der Verdauung der Nährstoffe: Der Bauchspeichel aus der Bauchspeicheldrüse und die Galle aus der Leber, die in der Gallenblase zwischengespeichert wird. 

Schritt 5 – Dickdarm: Weiter geht es mit dem Verdauungsorgan Dickdarm. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, dem Nahrungsbrei Wasser zu entziehen, wodurch dieser immer fester wird. Die Funktion des Blinddarms mit dem Wurmfortsatz besteht hauptsächlich darin, zu verhindern, dass der Darminhalt zurück in den  Dünndarm gelangt.

Außerdem befinden sich im Dickdarm besonders viele Bakterien, die zum Beispiel bei der Zersetzung unverdaulicher Pflanzenfasern (Ballaststoffe) helfen. Die unverdauten und eingedickten Nahrungsreste gelangen am Ende des langen Grimmdarms (Colon) schließlich in den Mastdarm — den letzten Abschnitt des Dickdarms. 

Schritt 6 – After:  Die Nahrungsreste werden im Mastdarm solange gespeichert, bis sie schließlich über den After ausgeschieden werden. Ein Schließmuskel regelt hier die Entleerung des Darminhalts.

Zusammenfassung: Der Weg der Nahrung durch den Körper

Die Nahrung gelangt zuerst in den Mund (mit Speicheldrüsen, Zähnen und Zunge), wandert dann durch die Speiseröhre in den Magen, landet dann im Dünndarm (mit Zwölffingerdarm), danach im Dickdarm (mit Blinddarm und Mastdarm) und wird schließlich durch den After ausgeschieden.

Die Verdauung beginnt, sobald man feste oder flüssige Nahrung in den Mund aufnimmt, und endet mit der Ausscheidung unverdaulicher Reste des Speisebreis (Kot, Stuhl). Die Verdauungsdauer beträgt durchschnittlich 33 bis 43 Stunden, abhängig von der Art der Nahrung.

Verdauung im Mund

Die erste Stufe der Verdauung beginnt im Mund. Hier wird die Nahrung mit den Zähnen mechanisch zerkleinert und mit dem Speichel aus den drei Speicheldrüsen (Ohr-, Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüse) vermischt. Der Speichel, von dem zwischen 0,5 und 1,5 Liter am Tag produziert werden, enthält bereits erste Verdauungsenzyme (zum Beispiel Ptyalin), die den Speisebrei anverdauen.

Zunge und Wangen formen aus dem zerkleinerten, anverdauten Speisebrei kleine Portionen, die sich gut schlucken lassen. In der Speiseröhre wird dieser Brei durch rhythmische Kontraktionen der Wandmuskulatur in den Magen befördert.

Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

Im menschlichen Darm tummeln sich Milliarden kleiner Mitbewohner. Dort helfen sie nicht nur bei der Verdauung. Darmbakterien beeinflussen den gesamten Körper bis ins Gehirn und steuern sogar Gefühle. Wie machen sie das?

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Normalerweise signalisieren Dehnungsrezeptoren im Magen und Peptidbotenstoffe, dass man sich nach einer ordentlichen Mahlzeit satt fühlt. Manche der kleinen Mitbewohner im Darm arbeiten dagegen und produzieren bestimmte Botenstoffe. Diese gaukeln dem Körper vor, man sei noch lange nicht satt. So sorgen sie für genügend Futter-Nachschub. Wer viele von den hungrigen Untermietern hat, wird eher dick – und entwickelt vielleicht sogar Diabetes. Aber es gibt auch Schlankmacher im Darm.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Der Hungerkünstler unter den Darmbewohnern ist das Bakterium E. coli. Es kommt mit weniger Nahrung aus als andere Bakterien. Wenn sein menschlicher Wirt wenig Süßes isst, profitiert E. coli., weil seine hungrigeren Konkurrenten so weniger gut gedeihen. E. colis Trick: Da seine Zellwand aus Zucker besteht, unterdrückt es bei seinem menschlichen Wirt die Lust auf Süßes. Das kommt auch der schlanken Linie der Menschen zu Gute.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Auch mit verschiedenen Allergien und Autoimmunkrankheiten scheinen die Darmbakterien in Zusammenhang zu stehen, etwa mit Asthma. Wenn sie Ballaststoffe zersetzen, produzieren sie dabei Fettsäuren, die mit dem Blut ins Knochenmark transportiert werden. Dort beeinflussen sie die Produktion bestimmter Immunzellen. Diese wandern dann in die Lunge, wo sie die für Asthma typische übersteigerte Immunreaktion bremsen.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Der Einfluss aufs Immunstem kann aber auch ein positiver sein: Die Darmbewohner sind auch ein Booster für die Abwehrkräfte. Sie stärken die Immunabwehr bei Infektionen und bekämpfen Grippeviren und Co. kräftig mit. Versuche mit Mäusen zeigen: Fehlt die Darmmikroflora oder ist sie stark dezimiert, verläuft eine Infektion sehr viel gravierender.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Die Macht der Darmbakterien reicht wahrscheinlich bis ins Gehirn und beeinflusst die Psyche. Neuste Studien deuten darauf hin, dass eine ungünstige Zusammensetzung der Darmflora Depressionen, Schizophrenie und möglicherweise sogar Demenz fördern könnte. Ein möglicher Grund: Bakterien im Darm stellen beim Abbau der Nahrung Fettsäuren her, die die Müllabfuhr im Gehirn aktivieren. Funktioniert sie nicht richtig, können die Nervenzellen im Gehirn Schaden nehmen.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Auch wie wir uns fühlen, beeinflussen die Bakterien in unserem Darm mit. Bestimmte Milchsäurebakterien stellen zum Beispiel einen Vorläufer des Glückshormons Serotonin her und könnten so die Stimmung aufhellen.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Andere Mikroben könnten einem aber auch die Stimmung verhageln. Schreikinder beispielsweise besitzen eine veränderte Darmflora. Die Hypothese der Wissenschaftler: Die Darmbakterien stacheln den Unmut der Kinder an, damit sie mehr gefüttert werden. Und davon profitieren auch die Bakterien.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Ein Experiment mit Mäusen hat gezeigt, dass die Darmmitbewohner vielleicht sogar beeinflussen können, wie ängstlich jemand ist. Keimfrei aufgezogene Nager bekamen entweder die Darmbakterien von ängstlichen oder mutigen Tieren verabreicht. Das Verblüffende: Sie verhalten sich dann entsprechend auch ängstlicher oder mutiger. Es funktionierte sogar, die Tiere „umzuprogrammieren“. Zuvor ängstliche Mäuse wurden mit dem Mikrobiom zu mutigen Nagern.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Dass es schlimmes Bauchgrimmen geben kann, wenn die Darmflora gestört ist, leuchtet ein. Dann drohen Beschwerden von Reizdarm bis hin zu schweren entzündlichen Darmerkrankungen. Dagegen hilft eine drastische Methode: Die randalierenden Untermieter werden mit Antibiotika ausradiert. Dann erhält der Patient neue Untermieter – in Form einer Stuhltransplantation mit Kot von einem gesunden Menschen.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Bei so viel Einfluss auf die Gesundheit stellt sich natürlich die Frage: Kann man sich seine Darmmitbewohner aussuchen? Und wen möchte man eigentlich in seiner Darm-WG wohnen lassen? Grundsätzlich gilt: Je bunter die Wohngemeinschaft, desto besser. Tatsächlich kann man seine Mitbewohner durch die Ernährung beeinflussen. Dabei gilt: Fett- und zuckerreiche Nahrung schränken die Vielfalt im Darm ein, Ballaststoffe steigern sie.

  • Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

  • Die Eiweißverdauung fängt im Magen an mithilfe des Enzyms Pepsin. Wie oben geschildert, wird dieses als inaktive Vorstufe (Pepsinogen) von der Magenwand freigesetzt und durch die Magensäure aktiviert.

    Im Dünndarm setzt sich die Eiweißverdauung fort. Die verantwortlichen Enzyme stammen aus der Bauchspeicheldrüse: Trypsin, Chymotrypsin, Elastase und die Carboxypeptidasen A und B. Auch sie werden zuerst als Vorstufen ausgeschüttet und erst im Darm aktiviert.

    Aufgenommene Nahrung bleibt etwa ein bis drei Stunden im Magen. Im Dünndarm beträgt die durchschnittliche Verweildauer sieben bis neun Stunden, im Dickdarm 25 bis 30 Stunden. Bis die unverdaulichen Reste als Stuhl ausgeschieden werden, kann es manchmal aber auch viel länger dauern: Die Verweildauer im Mastdarm liegt bei 30 bis 120 Stunden.

    Wie gelangt die Nahrung vom Mund in den Magen?

    Die Verdauung kann aufgrund unterschiedlicher Ursachen gestört sein. So löst etwa eine Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) Durchfall und Erbrechen aus.

    Das Reizdarm-Syndrom (Colon irritabile) geht mit Bauchkrämpfen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung einher.

    Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit (Intoleranz) ist die Verdauung eines bestimmten Nährstoffes beeinträchtigt. Beispielsweise kann der Körper bei Laktoseintoleranz den Milchzucker aufgrund eines Enzymmangels im Dünndarm nicht richtig verwerten.

    Bei der Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) ist die Verdauung von Getreide gestört: Der Körper verträgt das enthaltene Eiweiß Gluten nicht. Die Dünndarmschleimhaut wird geschädigt, was auch die Aufnahme anderer Nährstoffe beeinträchtigt.

    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

    • Gerik, et al.. : Die Innere Medizin, Schattauer Verlag, 11. Auflage, 2007
    • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2017
    • Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2005
    • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Walter De Gruyter Verlag, 268. Auflage, 2020