Wessen 25 geburtstag wird dieses jahr gefeiert

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Wessen 25 geburtstag wird dieses jahr gefeiert


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Leg'8 auf den Stein vorm Haus, Und kannst du, brod es klein. Stil dankt es dir die Maus Still auch das Vögelein.

2. Gedenket der Vögel im Winter ! „Romm zum Fenster, liebe Kleine ! Gieb ein Körnchen, gieb ein Körnchen! Bringe Körnlein mit und Brot! Streu's vor unsers Hauses Thür! Schau! im Hof dort auf dem Steine und der Frühling denkt ein Blümden liegt ein Vöglein, es ist tot.

Und ein Bogellieš dafür. Eingefroren jedes Börnchen!

Und das ruft: Zum Lenzes feste Ieder Futterplat verschneit!

Romm in's frische Grün geschwind ! Nur ein Krümchen! nur ein Körnchen!“ Doch das Schönste, Allerbeste Flehn die Sänger weit und breit. Schenkt dir selbst dein Herz, mein Kind“.

(Emil Rittershaus.) 3. Das hungrige Vöglein. Du liebes kleines Vöglein du

So komm nur, liebes Vöglein du, Dort auf dem dürren Ast,

Gott hat es dir geschidt; Warum schreist du denn immerzu ? Friß dich hier satt in guter Ruh, Ach, weil du Hunger hast!

Nur fleißig aufgepict ! Der liebe Gott hat zugedect

Husdy, husch! da fliegt es wieder hin Die Berge und das Thal,

Wohl in die weite Welt, Und unter weißem Schnee verstedt Und flattert mit vergnügtem Sinn Die Körnlein allzumal.

Durch's weiße, kalte Feld. Der liebe Gott doch an dich denkt, Der liebe Gott giebt alle Tag Komm' Vöglein, komm' zu mir ; Ihm gern sein bißchen Brot, Mir hat er Brot genug geschenkt, So daß es nicht verhungern mag Davon geb' ich auch dir !

Auch in der Winters Not.

(G. C. Dieffenbach.) 4. Der Vöglein Bitte. Die Felder sind nun all' geleert, Von eurer reichen Tafel schenkt Und rings liegt tiefer Schnee;

Uns eine Kleinigkeit, Das letzte Körnlein ist verzehrt,

Und an die armen Vöglein denkt Der Hunger thut so weh!

In kalter Winterszeit. Ihr reichen Menschen sitet hier Wir singen euch dafür zum Dank, Beim Schmaus, euch fehlt nicht Brot, Sobald der Lenz einzieht, Wir armen Vögel aber wir,

So gut wir's können, froh und frank Wir leiben bittre Not.

Manch lustig schmetternd Lied!

(Aus: Für unsere Kleinen, Band 6.)

5. Das Notkehlchen. Gin Rotkehlchen fam in der Strenge des Winters an das Fenster eines Landmannes, als ob es gern hinein möchte u. f. w. (Krummacher.)

6. Die kleine Wohlthäterin. Es war einmal ein kalter, firenger Winter! Da sammelte die fleine Minna u. s. w.

(Krummacher.)


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7. Der Dannenbaum. Im Walde steht ein Tannenbaum Christkindchen hängt mit zarter Hand Mit Nadeln, spitz und fein,

Viel Nif' und Äpfel bran, Damit näht sich der Distelfink

Und Lichtlein ftedt's auf jeden Zweig, Sein buntes Rödelein!

Dazu audi Marzipan. Er stehet ba jo kerzengrad,

Und kommt die liebe Weihnachtszeit, Und griin ist stets sein Kleið

Da klingelt die Mama; Im Frühling und im Sommer wohl Wie steht der grüne Tannenbaum Und auch zur Winterszeit.

So bunt und hele da! Christkindchen schickt durch Schnee und Eis Du Tannenbaum im dunklen Wald, Herrn Niklaus dann hinaus,

Bald wirst du abgestußt. Der schneidet ab den Tannenbaum Drum freue dich, dann wirst du aud Und nimmt ihn mit nach Haus. Gar herrlich aufgepugt!

(Dieffenbach.) 8. Der Traum. Ich lag und schlief; da träumte mir Und als ich nach dem Baume sah, Ein wunderschöner Traum:

Und ganz verwundert stand, Es stand auf unserm Tisch vor mir Nach einem Apfel griff ich ba, Ein hoher Weihnachtsbaum.

Und alles, alles schwand. Und bunte Lichter ohne Zahl,

Da wacht idi auf aus meinem Traum, Die brannten ringe umher,

Und dunkel war's um mich: Die Zweige waren allzumal

Du lieber, schöner Weihnachtsbaum, Von gordnen Äpfeln schwer.

Sag' an, wo fand' ich dich ? Und Zuckerpuppen hingen dran: Da war es just, als rief er mir: Das war 'mal eine Pracht!

Du darfst nur artig sein, Da gab's, was ich nur wünschen kann Dann steh' ich wiederum vor dir Und was mir Freude macht.

Ießt aber schlaf ich ein! Und wenn du folgst und artig bist, Dann ist erfüllt dein Traum, Dann bringet dir der heilge Christ Den schönsten Weihnachtsbaum.

(Hoffmann von Fallersleben.)

9. Weihnachten. Wenn's letzte Blümchen ausgeblüht, Dazu nod Puppen und ein Buch, Und Schnee und Frost die Luft durchzieht: Ein neues Kleið und buntes Tuch. Dann kommt der liebe Weihnachtsmann Dann hat er auch noch mitgebracht Und klopft an uns're Hausthür an. Den Weihnachtsbaum in schönster Pracht Wir alle rufen froh: „Herein!“ Mat vielen, vielen hellen Kerzen Und schnell läßt ihn der Vater ein. und schönen süßen Zuderherzen. Dann geht er zu der Mutter hin Kling, kling! tönt dann sein Gl8&elein; Und fragt, ob ich auch artig bin, Schnell springe ich zur Thür hinein 06 ich kann fleißig, folgsam sein Und sehe, was der Weihnachtsmann Und lernen gut und beten fein.

Doch alles, alles bringen kann. Und bin ich dann ein gutes Kind, Drum wiú idi auch recht artig sein, So greift er in den Sack geschwind, Damit sich meine Eltern freu'n. Nimmt Nüff’ und Äpfel viel heraus Dann klopft der liebe Weihnachtsmann Und legt sie auf dem Tische aus. Im nächsten Jahre wieder an.

(A. Hermann) 10. Bitte an den Weihnachtsmann. Höre, lieber Weihnachtsmann,

Denk dir nur, am alten ist Darf ich dich ganz heimlich fragen, Heut das letzte Rad gebrochen, Ob bie Mama si besann

Doch mir ward vom heilgen Christ Auf den neuen großen Wagen ? Sa ein neuer längst versprochen.


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17. Der Armen Christkind. In der Stube Lust und Freude Niemand hat den armen Knaben Um des Christbaums helle Pracht, Einen Weihnachtsbaum geschmüct, Weihnachtsabend ift ja heute,

Niemand sie mit schönen Gaben Alles jubelt, scherzt und lacht.

An dem frohen Feft beglidt. Draußen vor dem Fenster stehen Gnade ist es und Erbarmen. Frierend, traurig und allein

Daß dich Gott so reich gemacht; Árme Kinder, und sie sehen

Drum gedenke auch der Armen Nach des Christbaums hellem Schein. Liebend in der heil'gen Nacht. Ach, nur sehen aus der Ferne

Gieb von deinen reichen Gaben Wollen sie die Herrlichkeit,

Willig auch den Armen heut', Freuen wollen sie sich gerne

Daß fie fröhlich fich dran laben, In der lieben Weihnachtszeit.

Da die ganze Welt fich freut !

(4us: Für unsere Kleinen.) 18. Drei Wochen nach Weihnachten. Wohin sind all die Raritäten, täten, täten, Die der schöne Christbaum bot Zerschlagen sind sie und zertreten, treten, treten, Schweben aư' in großer Not.

Ad die armen Musketiere, tiere, tiere, Und die armen Grenadiere, diere, diere, Stređen von sich alle Viere, viere, viere;

Denn sie sind ja mausetöt. Da liegt das Heer von Kanonieren, nieren, nieren, Einer frumm, der andere lahm, Auch von den schlanken Offizieren, zieren, zieren, Mancher seinen Abschied nahm.

Russen sind gestußt die Ohren, ohren, ohren, Türke hat den Kopf verloren, loren, loren, Der Franzose scheint erfroren, froren, froren,

Jedes Volk zu Schaden kam. Zerbrochen sind die Biolinen, linen, linen, Und zersprengt das Trommelfell, Der Rutscher und die Dampfmaschinen, schinen, schinen, Können nid)t mehr von der Stell’ !

Eingestürzt ist Haus und Städtchen, städtchen, städtchen, Kaspar zappelt nicht am Fädchen, fäbchen, fädchen, Aus dem Leim ging Bub und Mädchen, mädchen, mädchen,

Selbst die schöne Bußmamsell. Ein Jammer ist es ohn' Ermessen, messen, messen, Was noch ganz ist, ist nichts wert, Was nicht entzwei ist, ist gegessen, gessen, gessen, Nuß und Apfel sind verzehrt.

Nicht mehr kann der Hund baubauen, bauen, bauen, Und die Katz' nicht mehr miauen, auen, auen, Und der Leu verlor die Klauen, klauen, klauen,

Und den Schwanz das Wiegenpferd. Nußknacker, sprich, wie das gekommen, kommen, kommen, Anađe mir dies Rätsel du! Wie hat das all' ein End' genommen, nommen, nommen, Doch der weint und spricht dazu:

„Ach, auch meinen armen Baden, backen, baden, Spielte man den Sabernaden, nađen, nacken, Können beide nicht mehr knađen, knaden, knacken, Laßt mich, Kinder, nun in Ruh“.

(R. Löwenstein.)


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das Buch, wenn er darin lesen wil? Weit weg. Was muß er thun, wenn er das Buch so halten wil wie ihr? Brille aufsetzen. Welche Leute tragen auch eine Brille? Kurzsichtige Leute. Wie fönnen sie dann bas Buch halten?

Karl hat vor das eine Auge ein Tuch gebunden. Warum? Es ist frank. Was hast du aber für Augen? Gesunde. Mit was für Augen wird man am besten sehen fönnen? Mit was für Augen kann man schlecht sehen? Mit franken Augen. Was verursachen sie uns sogar? Schmerzen. Was muß man vor das franke Auge binden? — Warum? Woburch wird das Auge frank (wodurch verterben wir unsere Augen)? Wenn wir uns beim Schreiben und Lesen zu nahe auf das Buch legen, wenn wir in das grelle Sonnenlicht fehen oder dasselbe auf bas Buch fallen lassen, während wir lesen oder schreiben, wenn wir hinein schlagen oter stoßen, wenn wir darin reiben u. s. w. Was wirst du also niemals thun?

Nimm dein Auge wohl in adit, Kannst es leicht verderben; Blind lebst du in ew'ger Nacht, Möcht'st wohl lieber sterben.

(Ramshorn.) Wie unglücklich sind die Leute mit kranken Augen! Noch unglücklicher aber sind die Leute, weldje gar nichts mehr sehen können. Wie nennt man solche Leute ? Wer kennt einen Blinten?' War er immer blind? Wodurch ist er blind geworden? Was sieht er fraußen nicht mehr über jich? Himmel, Sonne, Mond, Sterne. Was sieht er nicht, wenn er im Sommer in den Garten geht? Selbst wen fann er nicht sehen? Vater, Mutter, seine Angehörigen. Er muß sich führen lassen, mit den Händen iind Füßen tasten, daß er nicht fällt u. i. w. Darum heißt es in einem Gedichte:

Blindes Kind, ein armes Kind! Blindes Kind, ein armes Kind! Zuglein ihm verídloffen find;

Weiß nicht, wie die Blumen sind; Weiß nicht, wo es hin soll geh'n; Kann im gold'nen Sonnenschein Kann den Weg, den Steg nicht seh'n; Nicht der Farbenpracht siď freu’n; Denn der Tag in seiner Pracht Kennt nicht rot, noch weiß und blau, Ist ihm dunkel wie die Nacht.

Feld und Wald ist tot und grau. Blindes Kind, ein armes Kind!

Blindes Kind, ein armes Kind! Sternlein, die am Himmel sind, Weiß nicht, wie die Vöglein sind, Haben für sein Aug’ fein Licht, Sieht kein Täubchen auf dem Dach, Mond und Sonne sieht es nicht, Nie ein Fischlein in dem Bach, Und das Abendrot, so schön,

Und wenn Frühlingslüfte weh'n, Blindes Kind hat’s nie geseh'n. Kann's fein Sommervögrein seh'n.

Armes Kind, ein blindes Kind, Ärmer, als das ärmste Kind! hann nicht in die Schule geh'n, Selbst nicht seine Eltern seh'n, Bis és sie im Himmel dann

Einst auf ewig sehen kann. Was können wir ohne unsere Augen nicht thun? Nicht schreiben, lefen, nähen, striden, malen u. 1. w.

Wie glücklich seid ihr, lieben Kinder, daß ihr gesunde Augen habt. Wem habt ihr diese große Wohlthat zu verdanken? Dem lieben Gott.


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ist. Wie kann man den Teil des Ohre8 nennen, der in dem Kopfe ist? Das innere Ohr. Und wie kann man den Teil des Ohres nennen, der außen am Ropfe ist? Das äußere Ohr. Aus welchen beiden Teilen besteht also jedes Ohr? Sprecht: Jedes Ohr besteht aus einem äußeren und inneren Dhr. Welches Ohr fönnen wir sehen? - Welches Ohr fönnen wir nicht sehen? –

IV. Welche andern Geschöpfe haben auch Ohren? Tiere. Welches Tier hat recht lange Ohren? Esel. Wie nennt man tarum scherzweise den Esel ? Langohr. Bei welchen Tieren sehen wir gar keine Ohren? Bei den Bögeln. Welches Ohr fehlt ihnen? Das äußere Ohr. Welche Tiere haben recht kleine Ohren ?

Wie sagt man von einem Häschen, wenn es die Ohren in die Höhe richtet? Es spitzt die Ohren. Wann legt das Pferd die Ohren zuriick? Wenn es beißen will. Was können Pferte, Hasen und viele andere Tiere also bewegen? Ohren. Wie sind ihre Ohren? Beweglich. Rannst du teine Ohren auch, bewegen ? Wie sind insere Ohren also ? Sprecht: Unsere Ohren sind unbeweglich.

V. Wozu dient das Dhr? Sprecht: Das Dhr dient zum Hören. Was hörst du jegt? – Wessen Stiinme Hörst du im Hause? Was hörst du in einem Konzert ? Musik. Was hörst du Sonntags, ehe die Kirche angeht? Glockengeläute. Was hören wir bei einem Gewitter? – Was hören wir im Frühlinge auf dem Felde und im Walte? Die Vögel hören wir singen. Was hörst du in der Werkstatt tes Tischlers ? — Des Schmiedes ? Was hören wir gern? Gesang, Musik, Rauschen des Wassers, Geläute u. 1. w. Was hören wir nicht gern? Lärm, Geschrei, Weinen, Fluchen, Zanken, Stöhnen, Huntegebell, Feuerglocke , Hilferufe u. f. w.

VI. Manche Leute hören nur sehr schwer. Wie nennt man die Reute, die nur schwer hören? Sdwerhörig, harthörig. Wie muß man mit solchen Leuten sprechen, damit fie es verstehen? Laut. Wohin halten Schwerhörige ihre Hand, um besser zu hören? Hinter das Dhr. Wohin habe ich die Kinder geseßt, die schwerhörig find? - Warum?

Manche Leute fönnen gar nicht hören. Wie nennt man einen Menschen, der gar nicht hören kann? – Die tauben Menschen sind recht in glücklich. Warum? — Wie würde sich ein tauber Mensch freuen, wenn er einmal andere Menschen sprechen, fingen, die Vögel pfeifen, wenn er eine herrliche Musik hörte!

Wer von euch hat einen Tauben gesehen? Woher weißt du, daß er taub war? ch wollte mit ihm sprechen, aber er verstand mich nicht. Was hast du ihn also nicht angesehen? Warının fonntest du ihm die Taubheit nicht ansehen? Weil er ebenso aussah wie ein gesunder Mensch. Was hatte er fo gut wie du an den Seiten seines Kopfes ? Ohren. Was fonnte er aber nicht damit? - Wie war demnach sein Ohr, obgleid) es gesund ausfah? Krank. Wo steckt wohl die Krankheit, weil man nichts davon sieht? In dem Ohre. Wie kann also das innere Ohr sein, trobem das äußere gesund aussieht? Was kann der Mensch nicht, wenn sein innere$ Dhr krank ist? Mit welchem Teile tes Dhres hört man also?


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Wann atmen wir besonders durch den Mund ? Beim schnellen Laufen, wenn die Nase verstopft ist u. 1. w.

Ebenso: Mit dem Munde können wir küssen. Wen? Wen man lieb hat. (Mutter das Kind. Bruder die Schwester u. 1. w.) Wann? Beim Wiedersehen. (Nach Reifen. Am Morgen.)

Am Morgen.) Beim Abschiede. (Reise. Beim Bettgange.)

Zusammenfassung: Mit dem Munde können wir effen, trinken, sprechen, fingen, atmen, küssen u. s. w. (Wer weiß noch etwas ? Pfeifen, blasen, saugen.)

IV. Wir haben jetzt schon viele Teile des Gesichtes besprochen. Welche ? Welchen Teil des Gesichtes haben wir heute besprochen? Mund. Was haben wir also auch? Hat der kleine Otto auch einen Mund? Sprich: Ich habe auch einen Mund. Sprich das iegt so:

Einen Mund, einen Mund hab' ich auch. Du! Du! Ale! Wozu brauchen wir unseren Mund ? Zum Effen, Trinken, Sprechen u. s. w. Dazu dürft, dazu müßt ihr ihn alle Tage gebrauchen. Wozu dürft (müßt) ihr ihn alle Tage gebrauchen?

Wozu jou man den Mund aber nicht gebrauchen? Zum Lügen, Fluchen, Schimpfen. Wer lügt, flucht, schimpft, der macht keinen guten Gebrauch von seinem Munde. Wer macht keinen guten Gebrauch von seinem Munde ? - Was für einen Gebrauch willst du nur von deinem Munde machen? Was darfst du dann nicht thun ? — Was darfst du aber thun? Was für einen Gebrauch weißt du also von deinem Munde zu machen?

Sprecht darum

Einen Mund, einen Mund hab' ich auch,

Davon weiß ich gar guten Gebrauch. Im Walde wachsen so lviele Blumen, fliegen so viele Vögel und friechen so viele Käfer, daß wir sie gar nicht alle zählen können. könnt ihr von allen Blumen, von allen Vögeln, von allen Käfern u. f. w. mir die Namen nennen? Es giebt viele, viele Dinge, die ihr noch nicht fennt. Wenn ihr nun etwas seht, was ihr noch nicht kennt, was thut ihr dann? — Vorhin brachte mir der kleine Wilhelm einen Hirschfäfer und fragte mich. Bei vielen Dingen fragt ihr: Was ist das? Bei andern: Wer hat das gemacht? Wieder bei andern: Wozu dient das? u. . w. Was könnt ihr also mit dem Munde thun, wenn ihr etwas nicht wißt? Wir können mit dem Munde fragen. Wir können nach vielen Dingen fragen. Sprecht darum:

Einen Mund, einen Mund hab' ich auch, Davon weiß ich gar guten Gebrauch,

Kann nach so vielen Dingen fragen. Wenn ich euch frage, dann denkt ihr erst nach und sagt mir alsdann, was ihr gedacht habt, - sagt mir eure Gedanken. Was könnt ihr mir sagen? Sprecht: Wir können dem Lehrer unsere Gedanken sagen. Wenn heute nachmittag die Schule aus ist, dann denken meine Kleinen an das Butterbrot und an den Kaffee. Ihr geht schnell nach Hause und sagt der Mutter eure liebsten Gedanken. Was sagt Karl? Wilhelm? Zimmermann, Anschauungsunterricht,

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Drachen steigen lassen? Was kann man also mit der Hand? Sprecht :: Mit der Hand kann man halten.

Was thut der Bäcker mit dem Brote, wenn er es backen wil ? Was thust du, wenn du siehst, daß ein Rind den Wagen nicht ziehen fann? - Was schiebt man oft beim Schlittschuhlaufen? — Was fann man also mit der Hand? Sprecht: Mit der Hand kann man schieben.

Was macht inan mit der Uhr, wenn sie abgelaufen ist? Was. zieht der Jäger auf, wenn er schießen wil?' - Was thust du mit der Hand, wenn du mit deinem Wagen fährst? - Was kann man also mit der Hand? Zusammenfassung: Mit der Hand kann man schieben und ziehen.

Was mußt du thun, um das Wasser aus einem Schwamme zu bringen? Was kann man also mit der Hand ? Sprecht: Mit der Hand kann man drücken.

Was thust du beim Bauspiele mit der Hand? Ich werfe mit der Hand. Was wolltest du sagen? Ich fange mit den Händen. Was kann man demnach auch mit der Hand thun ? Sprecht: Man kann mit der Hand werfen und fangen.

Was thut der Buchbinder, wenn er im Papier eine Falte bemerkt ? Er streicht das Papier glatt. Was streicht dir die Mutter, wenn du nachmittags hungrig aus der Schule fommst? — Wie sagt man aber dann, wenn die Mutter dem guten Kindchen sanft über die Baden streicht? Sie streichelt das Kind. Wen streichelst du oft? Hund, Kaße. Was fann man folglich auch mit der Hand thun? Sprecht: Man kann mit der Hand streichen und streicheln.

Wenn es falt ist, so reiben wir die Hände, um sie zu erwärmen. Sprecht: Die Hände können wir reiben.

Wie hält man die Hände beim Beten? Die Hände kann man falten.

Was für eine Handbewegung macht man, wenn man jemand zu fich ruft. Mit der Hand kann man winken.

Was thust du, wenn du aus deines Vaters Garten die Vögel verîcheuchen willst? Mit den Händen kann man klatschen.

Wiederholung! - Die Thätigkeiten können leicht vermehrt werden. Wer weiß noch etwas, was wir mit den Händen thun können? Waschen, anziehen, stricken, schreiben, malen, stiden, kämmen u. s. w.

Jetzt wollen wir noch lernen, was wir mit unseren Händen nicht thun dürfen.

Der kleine Erich sieht in des Nachbars Garten viele prächtige Äpfel liegen, und weil er keinen Menschen in der Nähe erblidt, friecht er durch die Hede in den Garten und steckt die besten Apfel in seine Tasche. Dann eilt er schnell nach Hause und verzehrt sie Äpfel

. 'Wem gehörten die Äpfel? Wem nicht? Was hätte der kleine Erich nicht thun dürfen?

Warum nicht? — Wie sagt man von dem, der etwas nimmt, was andern Leuten gehört? Er stiehlt. Was thust du, wenn du aus deines Nachbare Etui heimlich einen Griffel nimmst? Was sollen wir aber nicht mit unseren Händen thun ? Sprecht: Wir sollen mit unseren Händen nicht stehlen.


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Du hast Schuhe an den Füßen. Was geht an den Schuhen bald entzwei, wenn ihr tüchtig barin (auft und springt? - Wie heißt also ber unterste Teil des Schuhes ? Sohle. So nennt man auch den untersten Teil des Fußes die Schle, — Fußsohle. Was zeige ich euch hier (an diesem gemalten Fuße?) Die Fußschle.

Der oberste Teil des Fußes, welcher der Sohle gegenüber liegt, heißt die Spanne. Zeige mir (an der Wandtafel) die Spanne! Sprecht: Das ist die Spanne.

Was sitt vorn am Fuße? Zehen. Wieviel Zehen hat jeder Fuß?

Nenne ale Teile des Fußes in der Reihenfolge, wie ich sie zeige! Das ist der Hacken oder die Ferse u. s. w. Welche Teile hat also ein Fuß? Sprecht: Ein Fuß hat einen Hacken oder eine Ferse, eine Fußsohle, eine Spanne und fünf Zehen.

Haben auch die einzelnen Zehen ihre Namen wie die Finger ? Wie heißen fie? Große Zehe, kleine Zehe, Mittelzehe, zireite und vierte Zehe. Was trägt jede Zehe auf der Oberseite des lekten Gliedes? Nagel. Sprecht: Jede Zehe trägt einen Nagel aus Horn.

III. Wer trägt den Reiter ? Das Pferd. Wenn aber der Reiter vom Pferde herabsteigt, wer muß dann seinen Körper tragen? Seine Beine. Steht auf! Wer trägt euren Körper ? Sprecht: Die Beine tragen unseren Körper.

Wie kommt der Fisch von einem Orte zum andern? Womit bes wegt sich der Bogel fort? Flügeln. Womit noch? Mit den Beinen. . Womit bewegen wir uns fort? - Sprecht: Mit den Beinen können wir uns fortbewegen. Wir wollen jetzt sehen, was wir mit den Beinen alles thun können.

Dit fillest auf der Bank. Brauchst du deine Beine zum Sizen? Romm' her! Brauchst du jeßt beine Beine? - Wozu? Gehen. Wenn du schnelt nach einem Orte willst, so mußt du laufen. Mit den Beinen kann man gehen und laufen.

Wenn man über einen Graben will, über den man nicht schreiten kann, so springt man.

Wer mit den Füßen zugleich in die Höhe (pringt, wie z. B. ber Sperling, der Hüpft. Mit den Beinen kann man hüpfen und springen.

Der Zornige stößt manchmal mit dem Fuße heftig gegen den Fußboden, er stampft. Sprecht: Mit den Beinen kann man stampfen.

Wenn du ohne Leiter auf einen Bauin willst, so gebrauchst du vors züglich Arme und Beine. Diese Bewegung nennt man flettern; bazu brauchen wir also Arme und Beine. Sprecht: Beim Klettern gebraucht man Arme und Beine.

Julius war imstande, ohne Brüde, ohne Schiff über ein Wasser zu kommen, welches sehr tief und ziemlich breit war. Wie fing er das an? Er schwamm hinüber. Sprecht: Beim Schwimmen gebraucht man Arme und Beine.

Wer kann mir einen Handwerker nennen, der bei seiner Arbeit Arme und Beine gebraucht? Weber. Also: Beim Weben gebraucht man Arme und Beine. Ebenso: Der Orgelspieler braucht Arme und Beine u. 1. w.


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Wo’8 Dörflein dort zu Ende geht, Wo's Mühlenrad am Bach sich breht, Da steht im duft'gen Blütenstrauß Ein Hüttlein klein: mein Vaterhaus u. 1. w.

(Franz Wiedemann.) Du, N., hast die Osterferien nicht hier in B. verlebt. Wo bist du gewesen? Wen hast du da besucht? – Wer hat auch schon eine Reise gemacht? Wo bist du gewesen ? – Wie lange ? Hat’s euch da gefallen, wo ihr gewesen seid ? — Und doch habt ihr euch gefreut, als es hieß: Jetzt wollen wir wieder nach der Heimat, nach unserein lieben Braunschweig. Welcher Ort ist euch auf der ganzen Erde doch der liebste?

So ist es recht, und so muß es sein. Ein Mensch, der seine Heimat nicht lieb hätte, müßte ein roher und gefühlloser Mensch sein. Und weshalb haben wir unseren Heimatsort so lieb? Hier sind wir zu Hause, hier wohnen unsere Eltern, Verwandten und Freunde, hier sind wir geboren. Ich will noch einiges hinzufügen: Hier fennt ihr jede Straße und Gasse; in jedem Winkel Habt ihr gespielt, jeden Busch habt ihr durchkrochen; hier seid ihr in den Garten gegangen, habt die Blumen gepflegt und das reife Obst gebrochen; hier habt ihr die Felter und Wälder durchstreift, die Thäler durchwandert und die Berge erstiegen; hier geht ihr in die Schule; hier sind die Nachbarskinder fast wie eure Geschwister, die Nachbarn fast wie eure Eltern; hier ruft man euch so traut bei eurem Taufnamen, hier sorgt man sich um euer Wohl, hütet euch vor Gefahren, freut sich mit euch, hat Mitleid mit euren Schmerzen u. 1. w. Welches Gefühl habt ihr deshalb gegen eure Heimat? Sprecht: Wir haben unseren Heimatsort lieb. Ja, wir haben unseren Heimatsort lieb, lieber als irgend einen andern Ort, und sei er auch noch so schön.

Id lieb' das schöne Örtchen, Wo ich geboren bin; Hier blüht mein junges Leben, Von Lieben rings umgeben, In immer heiter’m Sinn u. f. w.

(v. Ramp.) 3hr könnt aber, liebe Kinder, nicht immer in eurer Heimat bleiben. Weshalb müssen manche Kinder ihren Heimatsort verlassen? Der Snabe muß vielleicht in einem anderen Orte die Schule besuchen oder ein Handwerk lernen, oder, wenn er größer geworden ist, auf die Wanderschaft gehen, oder Soldat werden. Das Mädchen muß in anderen Familien lernen, die Haushaltung führen u. 1. w. Dann fonunt ihr wohl nady einem Orte, in welchem euch niemand kennt, und in bein ihr niemand fennt; ihr seid da fremd, – in der Fremde. Welches Wort werden wir also dem Worte Heimat entgegenstellen müssen? Die Fremde. In ter Fremde ist alles anders als in der Heimat. Da sind auch Menschen, aber sie sehen uns nicht so lieb und warm bis in das Herz. Da sind auch Häuser und Straßen, Felder und Wälder, Berge und Thäler, aber es sind die unseren nicht, in oder auf denen wir groß geworden sind. Wen vermissen wir in der Fremde vor allen Dingen? Eltern. Wen sonst noch? Geschwister, Verwandte, Freunde. Welchen Wunsch haben wir nun wohl? – So oft wir können, besuchen wir deshalb unsere Heimata


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einige Straßen unserer Stadt; ihr sollt sagen, wie sie laufen.

Was für eine Richtung mußt du einschlagen, wenn du vom Schulhause nach beinem Wohnhause gehen willst? — Umgekehrt!

Die vier Haupthimmelegegenten werden jeßt auf die wagerecht liegende Schultafel gezeichnet

. Ziehe vom Mittelpunkte aus eine Linie nach Norden! — Ich schreibe an das Ende der Linie ein N. Weshalb ? Weil die Linie nach Norden zeigt. Ziehe vom Mittelpunkte aus eine Linie nach Süden! Nach welcher Himmelsgegend zeigt diese Linie ?

Was sou ich an das Ende der Linie schreiben? Ein S. Ebenso werden die beiden übrigen Linien gezogen. Da seht ihr wieder, welche Himmelsgegenden einander gegenüber liegen. Welche?

II. Die Neben himmelsgegenden. Zeigt nach dem Schornsteine der B.'schen Brauerei! Nach welcher Himmelsgegend liegt er von hier aus? – Er liegt nicht nach Sitten und auch nicht nach Westen, sondern gerade zwischen beiten Himmelsgegenden. Merkt euch: Die Himmelsgegend zwischen Süden und Westen heißt Südwest. Nach welcher Himmelegegend liegt also jener Schornstein ? Nach Südwest

. Welches Dorf liegt von hier aus nach Südwest? - Woron hat die Himmelsgegend Sittwest ihren Namen erhalten? Von den Himmelsgegenten, zwischen benen sie liegt.

Zeigt jegt nach der Michaeliskirche! Nach welcher Himmelsgegend liegt fie? - Nicht nach Süden und nicht nach Osten, sondern gerade in der Mitte. Wie werden wir diese Himmelsgegend nennen? Südoft. Wovon hat auch sie ihren Namen erhalten?

Wie wird die Himmelsgegend heißen, die zwischen Norden und Westen liegt? Nordwest. Zeigt alle nach Nordwest! Zwischen Norden und Osten?

Zeigt alle nach Nordoft!

[Anmerkung. Damit die Schüler die Ausdrücke Südost, Südwest, Nordost

, Nordwest leidyter im Gedächtnisse behalten, sage man ihnen, daß diese zusammengesegten Wörter stets mit Süd oder Nord, niemals mit Ost oder West beginnen.]

Zwischen welchen Himmelsgegenden liegt Südwest ? Nordost ? Sitost? Nordwest? - Einübung bis zur Geläufigkeit (Beispiele wie bei den Haupthimmelsgegenden).

Wieviel Himmelsgegenden haben wir nun kennen gelernt? Wie heißen fte? - Often, Westen, Süden und Norden sind die vier Haupthimmelsgegenden. Wie werden nun wohl die Himmelsgegenden Šüdwest, Südost, Nordwest und Nordost genannt? Nebenhimmelsgegenden.

Wir wollen jeßt auch die Nebenhimmelsgegenden auf unsere (wagerecht liegende) Schultafel zeichnen. Zeichne eine Linie, welche nach Südwest zeigt! – (Zwischen welchen Himmelsgegenden muß fie liegen ? -) Welche Buchstaben soll ich dabei schreiben? Š. W. Zeichne du, B., die Linie, welche nach Südost zeigt u. i. w.!

Eine solche Zeichnung der Himmelsgegenden heißt Windrose, weil sie rund wie eine Rose ist, und weil nach ihr die Richtung des Windes bestimmt werden kann. Wieviel Himmelsgegenden sind auf dieser Windrose angegeben? Acht. Für den Schiffer genügen diese acht Himmelsgegenden nicht, er hat eine Windrose mit 32 Himmelsgegenden. Weshalb wohl ?


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16 Sdritte. Nun feine Breite. Zählet meine Schritte von einer Seite zur andern! Also 10 Schritte ist das Schuizimmer breit.

(Anmerkung: Man läßt nun ron verschieden großen Kindern Länge und Breite des Zimmers abschreiten. Das jedesmalige Resultat wird notiert. – Die Schüler finden bei der Vergleichung die Verschiedenheit der Ergebnisse, und daraus schließen dieselben, daß die Schritte kein richtiges Maß sind.]

Ebenso unbestimmt ist das Messen nach Armlängen, Hand- und Fingerbreiten. Weshalb ? Man hat baher cin Maß festgestellt, nach dem sich alle Menschen richten, die irgend etwas zu messen haben. Dieses Maß ist das Meter. Hier zeige ich euch ein Meter. Wer braucht das Meter sehr oft? Tischler u. . w. Er mißt mit demselben die Länge eines Gegenstandes. Was für ein Maß ist deshalb das Meter? Sprecht: Das Meter ist ein Längenmaß.

Ich lege das Meter hier an das Bult. Ihr seht, daß das Ende des Pultes genau da ist, wo auch das Meter zu Ende geht. Wie lang ift also dieses Bult? — Um aber Gegenstände messen zu fönnen, die kleiner sind als das Mieter, hat man diesen ganzen Stab in hundert gleiche Teile zerlegt; jeder Teil heißt Centimeter. Wie heißt das Maß in meinen Händen? In wieviel Teile ist es geteilt? - Wie heißt ter hundertste Teil des Meters? – Wieviel Centimeter gehören zu einem Meter?

Wir wollen jeßt einige Gegenstände meffen, zuerst diese Bank. Şier lege ich das Meter an. Da, wo das Meter zu Ende ist, mache ich einen Strich. An diesen lege ich wieder das Ende des Metermaßes. Hier mache ich wieder einen Strich. Wie lang ist die Bank bis zu diesem zweiten Striche? Zwei Meter. Womit kann ich das kurze Ende, das legt noch von der Bant übrig ist, nicht messen? Mit dem Meter. Wonach messe ich jeßt? Nach Centimetern. Zähle die Centimeter! 6 cm. Wie lang ist also diese Bank? 2 m und 6 cm. A. soll die Länge der Schultafel messen! 1 m 28 cm. B. ihre Breite! 93 cm. Ebenso wird der Schrank, das Fenster, die Thür u. . w. gemessen. Jegt fol D. die Länge unserer Schulstube mesfen! An welcher Wand messen wir sie? Südwand. An welcher fönnen wir sie auch messen? Nordwand. Warum? Beide Wände sind gleich lang. D. soll die Nordwand messen! (D. zerlegt nun durch Kreidestriche die Wand in 9 Abteilungen.) In wieviel Abteilungen hat D. die Nordwand zerlegt? In 9. Wie lang ist jede Abteilung? Ein Meter. Wie lang ist also unsere Schulstube? 9 Meter (genau 9,40 m). Nun die Breite. An welcher Wand muß ich sie messen? Ostwand. Oder ? Westwand. Die Breite' jou E. messen! Wie breit?

So finden wir auch (mit Hilfe unseres Zeigestockes) die Höhe: 4 m. Zusammenfassung: Unsere Klasse ist 9 m lang,' 6 m breit und 4 m hoch.

5. Der Plan der Schulstube. 1. Das Wesen des Grundriffes. Hier zeige ich euch ein kleines Riftchen. Wieviel Ausdehnungen hat es ? Drei. Welche? Länge, Breite und Höhe. Zeige die länge! Die Breite! Die Höhe! — Ich stelle


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lange Linie darauf zeichnen? Was müssen wir beshalb thun? Einen kleineren Maßstab nehmen. Ein Meter in der Wirklichkeit soll gleich 1 cm auf der Tafel sein. Wievielmal haben wir also den Maßstab verjüngt? 100 mal. Wir zeichnen also nach dem Maßstab 1:100. Wir beginnen mit unserer Schulstube. (Wird gezeichnet.) Unsere Klasse erscheint uns jetzt viel kleiner als früher. Weshalb?

Zeige die Nordwand! Hinter derselben befindet sich auch eine klasse. Welche? 5. P. R. RI. In welcher Richtung liegt sie von unserer Klasse aus ? Nördlich. Wie muß sie auch auf der Tafel von unserer Klasse aus liegen? Auch nördlich. Zeige auf der Tafel von unserer Klasse aus nach Norden! Hier muß ich also die 5. P. R. Kl. zeichnen. Wie groß ist sie? Gerade so groß wie unsere Klasse. A. folt die 5. Klasse zeichnen! In welcher Wand find hier die Fenster? In der Nordwand. Gieb die Fenster in der Zeichnung an! - Wohin muß ich die Thür zeichnen? Ostwand. Wohin das Bult? Den Schrank? Bezeichne die Bänke durch einfache Striche! - Was haben wir jept gezeichnet? Den Grundriß der 5. P. A. K1. Wodurch unterscheiden sich diese beiden Klassen? — Worin stimmen sie überein? -

Aufgabe: Mache einen Grundriß von eurer Wohnstube und einem daneben liegenden Raume! —

Zeige jegt bie Westwand unserer Klasse! — Welche Klasse befindet sich hinter derselben? 4. M. Kl. Gieb ihre Lage an! Sie liegt westlich von unserer Alasse. Zeige mir, wo in unserer Zeichnung die 4. Mädchen: klasse liegen muß! Wie groß ist sie? Äuch so groß wie unsere Klasse. B. foll sie zeichnen! - In welcher Wand find die Fenster? In der Süds wand. Gieb sie in der Zeichnung an! Wohin habe ich die Thür zu zeichnen? - Wo steht das Pult? - Der Schrank?

Welche Klasse liegt, wie wir eben gesehen haben, nördlich von uns? 5. P. M. RI. Im vorigen Jahre waret ihr fast alle in dieser Klasse. Welche Klasse liegt westlich von ihr (hattet ihr dort hinter eurem Rücken)? 5. Mädchenklasse. Wir wollen sie jegt zeichnen. Gieb an, wohin ich sie zeichnen soll! - Warum muß sie an diese Stelle ? — Zeigt alle nach der 5. Mädchenklasse! – Nach welcher Himmelsgegend liegt sie also von hier aus? Nach Nordwest. Nach welcher Himmelsgegend liegt sie auf der Schultafel von unserer Klasse aus? Auch nach Nordwest. Haben wir ihr also den richtigeu Plaß gegeben? Segt die Fenster ein! Die Thür!

Wieviel klassen haben wir jetzt gezeichnet ? Wie heißen sie? Zeige die 4. M. "Al.! - Die 5. P. R. RI.! – Unsere Klasse!

Aufgabe: Zeichnet den Plan dieser vier Klassen auf eure Schiefertafel und zwar, wie ich, im Maßstabe von 1:100.

II. Treten wir aus unserer Klasse, so kommen wir auf einen langen, schmalen Gang (Korridor). Gieb seine Richtung an! Er zieht von Westen nach Dsten. Wie lang ist der Korridor? (Šo lang wie zwei Klassen, = 18 m; bann 1 Gang, ber 4 m breit ist, macht 22 m). Wie breit ist der Korridor? Über 3 m breit. Womit ist der Boden unseres Korridors belegt? Mit Dielen. Er ist also gedielt. 'Wo befinden sich die Fenster ? In der Süds und Ostwand. Wieviel Fenster sind in der Südwand? Drei. In der Ostwand? Zwei.


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begrenzt. Welche nur? - Welche nicht? Die Ostseite. Wodurch wird tie Ditseite begrenzt? Staket.

Von der Straße ab fönnen wir gleich auf den Hof kommen, wir brauchen nicht erst durch das Schulhaus zu gehen. Wie geht das zu? Wo sind die Thüren angebracht? In der Nord- und Westseite. Wo ist eure Thür? In der Nordseite. Wo ist die Thür für die Märchen? In der Westseite.

Welche Gebäude steht auf dem Schulhofe? Turnhalle. Weshalb heißt diese Haue Turnhalle? - Welche Fahreszahl steht über dem Eins gange? 1877. In diesem Jahre ist die Turnhalle gebaut. Wann das Schulhaus ? Welches Gebäude ist also älter? Wieviel Sahre ? Neben der Turnhalle stehen die Abortsgebäude, auf der Ostseite das für die Knaben, auf der Westseite das für die Mädchen. Durch die Turnhalle wird der Hof in zwei Teile geteilt, den östlichen und westlichen. Auf welchem spielt ihr? — llnd die Mädchen?

Welche Pflanzen stehen auf unserem Schulhofe ? Was für Bäume sind es? – Wieviel Obstbäume hast du gezählt? Weshalb mögen auf unserem Schulhofe Bäume angepflanzt sein?

Womit ist unser Hof bestreut ? Über den Hof führen mehrere Wege. Woran kannst du diese erkennen? Sie sind gepflastert. Weshalb ?

Wohin führen die Wege? Von der Hausthür nach der Turnhalle u. . w.

Wir wollen nun auch noch wissen, wie lang und breit unser Schulhof ist. Wie lang mag er sein? [Der Lehrer versäume nicht, die Kinder im Abschäßen von Entfernungen zu üben.] Nun, was meinst dit? - Du? B. hat die Länge gemessen. Unser Hof ist 93 m lang. Gieb die Breite an! 39 m. Einige Anaben sind in der vorhergehenden Stunde mit dem Ausmessen des Hofes beauftragt worden). Zusammenfassung: Unser Hof ist 93 m lang und 39 m breit.

2. Graphische Darstellung. (Maßstab 1: 100). Wir wollen jekt von unserem Hofe einen Grundriß anfertigen. Zeige auf der Tafel tie Lage der Himmelsgegenden! – Gieb die Richtung des Hofes an! — Zeige, wie er auf der Tafel liegen muß! — Wir woúen die Nordseite tes Hofes zuerst zeichnen. Sieb die Stelle an, wohin ich sie zeichnen jou!

Der Lehrer zeichnet eine entsprechende linie. Wie lang ist diese Linie in der Wirklichkeit ? 93 m. Wie lang muß sie auf der Tafel werben? 93 cm. [Wir brechen die Unterredung hier ab, weil sie den früheren Lektionen gegenüber nichts Neues bietet. In den Grundriß wird nun eingetragen : 1. Das Schulhaus; 2. Die Turnhalle mit den Abortege bäuden u. 1. w.]

3. Die übung des Verständnisjes wie in Lektion 5.

9. Die Schulstraße. Die meisten Häuser Braunschweige stehen in langen Reihen neben einander. Wie heißt der Raum zwischen zwei Häuserreihen? Straße. Damit man die Straßen von einander unterscheiden kann, hat man einer

29 Zimmermann, Anschauungsunterricht.


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messe, Wintermesse.) Ein paar Tage vor der Messe kommen viele Menschen aus ben verschiedensten ländern nach Braunschweig, stellen auf dem Álts ftadtmarkte, auf dem Kohlmarkte oder auf der Poststraße Buben aus Brettern oder aus Stangen und Leinwand auf und halten barin ihre Waren feil. Auch viele Leute aus der Stadt Braunschweig haben auf

der Messe eine Bute aufgeschlagen, um darin ihre Waren zu verkaufen.


Was wird in den Buden alles verkauft? Kuchen, Schuhe, Stiefel, Hüte,
Tücher, Spielsachen 2c. Wer sind die Räufer? Die Leute aus Braun- schweig, aus der Umgegend, Kaufleute von nah und fern. Woher wissen die Leute, daß hier Messe ist? Das steht im Ralender. An welchem Tage fommen die meisten Leute? Meßmontag. Dann ist der Marktplat ge- drängt voll von Menschen; zuweilen ist das Gebränge so groß, baß man sich nur mit großer Mühe hindurcharbeiten kann. Die Verkäufer preisen ben leuten ihre Waren an und rufen: „Billig, billig, ihr Leutchen!" Die Leute betrachten die Waren, hanteln um dieselben und kaufen ein. Ihr geht auch auf die Messe und seht euch da die schönen Sachen an. Wer Geld hat, fann sich auch etwas faufen. Wer hat sich auf der Messe schon etwas gekauft? — Was? - Die Verkäufer rufen euch an und sagen:

Liebe Kindlein, kauft ein, Hier ein Hündlein, Hier ein Schwein, Trommel und Schlägel, Ein Reitpferd, ein Wäger, Kugel und Kegel, Kistchen und Pfeifen, Puppen und Reifen, Ringe und Broschen, Für ein paar Groschen Ist alles bein,

Kindlein, kauf ein! Und was für schöne Sachen der Bildermann hat! Hört in einem Gedicht, wie der Bildermann in seiner Bude ruft:

'8 ist Jahrmarkt heut! Das ist doch eine lust'ge Zeit! Da hört man geigen, hört man flöten, Seiltänzer durch die Stadt trompeten. Die Buden stehn in langen Reih'n, Voll Spielwerk und voll Näscherei’n. Dod eine Bude weiß ich dort, Die liebste mir im ganzen Ort; Darinnen steht der Bildermann Und rufet alle Kinder an u. s. w.

(Reinid.) Wenn man so über den Wohlbestellten Markt geht, bekommt man Gefallen an manchem, woran man zu Hause nicht gedacht hätte, und was man vielleicht auch gar nicht braucht; ta muß man sich wohl Hüten, mehr zu kaufen, als nötig ist. Merkt euch das Verschen:

Willst du nichts Unnützes kaufen,

Darfst du nidt auf den Jahrmarkt laufen. Auf der Messe giebts auch Buben, in denen etwas zu sehen ist. Was benn? Seiltänzer, Kunstreiter, Menagerien 2c. Wo stehen diese


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hat einen Anbau erhalten: die St. Annenkapelle. Ein Einwohner in Breißem hat diese Kapelle (im Jahre 1434) bauen lassen. Die äußeren Pfeiler derselben tragen die Bilder ter Maria und der heiligen trei Könige.

Der Raum in der Kirche, in welchem die Bänke stehen, Heißt das Schiff. In großen Kirchen wird die Decke gewöhnlich von zwei Reihen Pfeilern getragen. Diese Pfeiler teilen das Schiff in trei Teile. Der Raum zwischen den Pfeilern heißt das Mittelschiff. Weshalb? – Der Raum zwischen Pfeilern und Wänden heißt Seitenschiff. Wieviel Seitenschiffe hat also eine Kirche ? - Welches Schiff ist das größte? Wieviel Sänge führen durch das Schiff? Die Bänke in der Kirche werten Stühle genannt. Über den Seitenschiffen (zwischen den Pfeilern und den Außens wänden) sind sehr häufig Prichen over Emporen angebracht. Die Prichen sind auch mit Bänken (Stühlen) bersehen. Vom Schiffe aus führen mehrere Treppen zu den Briden. An dem östlichen Ende der Kirche tes findet sid) ein Raum, der das Chor genannt wird. Das Chor liegt gewöhnlich etwas höher als das Schiff und wird darum auch das hohe Chor genannt. Im Chor sehen wir den Altar und den Taufstein. Wozu dienen diese Gegenstänte? – An einem Pfeiler des Schiffes ist die Kanzel angebracht. Wer besteigt die Kanzel? - Weshalb? Vor und nach der Predigt wird ein Lied aus dem Gesangbuche gesungen. Womit wird der Gejang begleitet? Orgel. Wer spielt die Orgel? Organist. Während des Gesariges hält sich der Pfarrer in der Sakristei (Pfarrstuhl) auf.

In der Kirche wird Gottesdienst gehalten, welcher aus Gebet, Gesang, Predigt und Segen besteht. Wann wird Gottesdienst abgehalten?

An der Siidseite der Martinifirche liegt der Martinikirchhof. Zwischen welchen Gebäuten? Auf diesem Plate wurden früher die

Toten beerdigt. Die Kirchhöfe lagen früher immer neben der Kirche (also innerhalb der Stadt). Bald zeigte sich aber, taß diese Sitte, die Toten innerhalb der Stadt zu begraben, auf die Lebenten nachteilig wirtte. Man legte deshalb die Frierhöfe vor ten Thoren an. Wo wurde der Martinitirchhof angelegt? — Was hat man aus tein alten Martinifirch hofe gemacht? - Die Grabsteine, welche auf den Gräbern sagen, hat man aufbewahrt. Ihr alle habt schon viele von diesen alten Grabsteinen gesehen. Wo? Sie sind an der Kirche befestigt. Dient ter Martinikirchhof auch jeßt noch als Begräbnisplaß? – Wo werden jegt die Toten unserer Stadt beertigt? Centralfriedhof. Wo befindet sich der Centrals friedhof?

Zugaben:

a. Der Kirchturm. Kirchturm, was stehst du nur immer so da Und zeigest so ernsthaft nach oben? Immer und immer, so oft ich dich sah, Hast du auch den Finger erhobenii. s. w.

(Fr. Wiebemann.) b. Wo wohnt der liebe Gott? Wo wohnt der liebe Gott? Hörst du der Gloden hellen Klang ? u. f. w. (W. Heq.)


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ben Schilden, welche die Stadtfoldaten in der linken Hand trugen, um ihre Brust und ihr Gesicht im Kriege gegen die Schwerthiebe der Feinte zu schüßen. Das Bild des Löwen befand sich auch auf den Schwertern der Stadtfoldaten. Schild und Schwert waren in früheren Zeiten, wo es 110ch keine Flinten gab, die wichtigsten Waffen der Soltaten. Aus dem Worte ,,Waffen“ hat man das ähnlich klingende Wort „Wappen" gebildet. Das Bild, mit welchem in früheren Zeiten die Waffen und Fahnen der Soldaten geschmückt waren, nennt man das Wappen. Der aufrecht schreis tende Löwe, welcher seinen Feinden mutig entgegengeht, ist das Wappenbild der Stadt Braunschweig. Der Löwe ist ein mutiges und starfes Tier. Die Bürger der Stadt Braunschweig wollten auch so mutig und tapfer sein, wie ein Löwe, tarum wählten sie dieses Tier zum Wappenbilde ihrer Stabt. Auch auf euren Schulfahnen, mit welchen ihr bei dem Sedanfeste turch die Stadt zieht, ist ein aufrechter roter Löwe im weißen Felde angebracht. Rot und weiß sind die Farben der Stadt Braunschweig, darum hängen auch manche Leute bei festlichen Gelegenheiten (Sedanfest, Geburtstag des Raisers und des Regenten) eine weiß-rote Fahne aus einem Fenster ihres Hauses. Der rote Löwe über dem Eingange zum Keller des Gewandhauses zeigt an, daß das Gewandhaus ein Gebäude ist, welches der Stadt Braunschweig gehört. (Bei passender Gelegenheit folgen Belehrungen über das Landeswappen, das Herzogliche Wappen, das Reiches wappen, die Landesfarben und die Reichsfarben.)

An der Nordseite des Gewandhauses (hier, Zeichnung) standen ehemals zwölf Buben, in denen man Pfeffer, Zuder, Zimmet, Mandeln, Salz und andere Gewürze kaufen konnte. Zwischen diesen Läden und dem Gewandhause befand sich ein Gang (hier, Zeichnung W.-O.), durch welchen man zu den einzelnen Buden gelangen konnte. Diese schmale Straße hieß die Pfefferstraße, weil die Leute hier Pfeffer einfauften. Im Mittelalter würzten die Leute ihre Speisen viel stärker mit Pfeffer als jeßt (Schladwurst!), weshalb man viel von diesem Gewürz gebrauchte. Jegt ist die Pfefferstraße nicht mehr da, weil an die Stelle dieser Buden ordentliche Häuser erbaut sind, welche bis nahe an das Gewandhaus berantreten. Über dem Bogenburchgange an der Südseite der Vorhalle des Gewandhauses nach der Brabantstraße hin erblickt man drei in Stein gehauene Rinderföpfe. Auch über dem baneben befindlichen Laben sieht man die Röpfe einer Ruh, eines Kalbes, eines Schweines und eines Hammels aus Holz geschnißt. Diese Tierköpfe erinnern daran, daß sich an der Südseite des Gewandhauses ehemals die Verkaufsladen der Fleischer (Schlachter) befanden. Man nannte diese (34) Läden den neuen Fleischicharren. Ders selbe wurde angelegt, als der alte Fleischscharren (hier, Zeichnung) am am Südenbe der Scharrenstraße nicht mehr ausreichte.

In den kleinen Häusern (Buben an der Südseite des Fleischicharrens (hier, Zeichnung) wohnten Leute, welche warme Speisen (Braten, Suppe und Fleisch, Würstchen 2c.) zubereiteten und verkauften. Von diesen Küchen, welche das Fleisch gleich von den Schlachtern in ihrer Nachbarschaft kauften und basselbe in der Rüche gar fochten, heißt die Straße, welche von dem Martinifirchhofe zur Poststraße führt, noch jegt ist die Garkitche, obgleich jegt keine Garfoche mehr bort wohnen. Zimmermann Anschauungsunterricht.

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geht, so seht euch den Brunnen ordentlich an und den Plaß, auf welchem die úlrichskirche gestanden hat.

e) Häufer. Der Rohlmarkt ist von Häusern umgeben, von denen einige besondere Namen haben. Dieses Haus hier an der Nordseite des Plaßes (Zeichnung) heißt die Sonne, weil sich an der Vorderseite desselben an einem Aufbau oben vor dem Dache eine Sonne mit 16 Strahlens bündeln befindet. Dieses Haus, welches hier (Zeichnung) an der westlichen Seite der Schuhstraße etwas vorspringt, so daß man es rom Rohlmarkte aus sehen kann, heißt der Mond, weil sich an der Ede bes: selben ein Bild des Mondes befindet. Dieses Haus hier (Zeichnung) an der Ostseite des Rohlmarktes heißt der Stern, weil sich in dem hohen Giebel desselben ein achtstrahliger Stern befindet. (Der Lehrer zeichnet die drei genannten Şauszeichen an die Tafel).' Wann sehen wir die Sonne am Himmel? Wann nicht?' Wann fehen mir ten Mond und die Sterne? Wann nicht? Wann geht die Sonne unter ? Wann gehen der Mond und die Sterne auf? Wir erbliden also Sonne, Mond und Sterne nicht zu gleicher Zeit am Himmel. Warum nicht? Hier am Rohlmarkte in Braunschweig aber kann man Sonne, Mond und Sterne zu gleicher Zeit sowohl bei Tag als auch bei Nacht sehen. Wo nämlich? Deshalb sagt ein alter Spruch:

„In welcher Stadt kann man zugleic wohl sehen Sonne, Mond und Stern beisammen stehen ? Zu Braunschweig in der alten Stadt,

Die so viel schöne Häuser hat“. Auch andere Häuser der Stadt wurden nach ihren Hauszeichen be nannt, So hieß das Haus hier (Zeichnung) auf der östlichen Ecke des Rohlmarktes und der Schuhstraße die Rose; auch gab es in Braunschweig ein Haus zum löwen, zum Adler, zum Lamm, zum Engel u. s. w. Gegenwärtig (seit dem Jahre 1671) bezeichnet man die Häuser auf andere Weise, nämlich nach der Straße und der Hausnummer. (Vergl. S. 451.)

f) Der löw enturm. Von dem Rohlmarkte führt eine Straße nach Osten (hier, Zeichnung), welche „Hutfiltern“ genannt wird. Hier wohnten in alten Zeiten die Hutmacher, welche Hüte aus Filz verfertigten. Hier habe ich ein Stück Filz mitgebracht. Er besteht aus Haaren, welche dicht mit einander verschlungen sind und ein dices Gewebe bilden. Weil die þutmacher den Filz zu Hüten verarbeiteten, nannte man sie Hutfilzer. Daraus ist der Name Hutfiltern entstanden. Zur Erinnerung an die Hutmacher, die im Hutfiltern wohnten, befindet sich auf dem süds östlichen Edhause vom Rohlmarkt und Hutfiltern hier (Zeichnung) eine Eisenstange, welche noch einen dreieckigen Hut aus Eisenblech trägt. Jest wohnen die Handwerker, welche dasselbe Geschäft betreiben, in verschiedenen Straßen der Stadt. Früher wohnten dieselben mehr in einer Straße bei einander. So wohnten z. B. die Schuhmacher hier in der Schuhstraße, die Weber hier in der Weberstraße, die Schlachter in der Knochenhauerstraße, die Bäcker am Bäckerklint, die Kupferschmiede, welche kupferne Becken, Schüsseln, Kessel u. s. w. anfertigten, auf der Beckenwerperstraße u. 1. w. (Plan!) Gegenüber von jenem Eckhause, welches die Stange mit dem Hute auf dem Dache hat, steht ein Haus, an welchem sich ein Schild befindet mit der Aufschrift: „leuenturm“. Ein


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