Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

Eine Geburt wird dann künstlich eingeleitet, wenn Gesundheit von Mutter oder ungeborenem Kind akut gefährdet sind oder wenn das Baby übertragen wird (davon spricht man ab Vollendung der 42. Schwangerschaftswoche).

Je nach Beschaffenheit des Muttermundes wird man auf der Entbindungsstation versuchen, die Wehen mit Hilfe von synthetischem Oxytocin oder künstlichen Prostaglandinen anzuregen. Es kann einige Zeit dauern, bis die Geburt tatsächlich in Gang kommt, daher stehen Mutter und Kind ab dem Zeitpunkt der Einleitung unter regelmäßiger Beobachtung. Aus medizinischer Sicht notwendig ist eine Einleitung außerdem, wenn:

  • Die Fruchtblase bereits geöffnet ist, jedoch keine Wehentätigkeit zu verzeichnen ist bzw. die Wehen wieder abebben.
  • Eine echte Diabetes-Erkrankung seitens der Mutter vorliegt (nicht zu verwechseln mit Schwangerschaftsdiabetes).
  • Sich Versorgungsengpässe beim ungeborenen Kind abzeichnen (Sauerstoffmangel, Probleme mit der Plazenta).

Nicht zwingend erforderlich aber möglich, ist eine Einleitung:

  • Wenn es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handelt und eine natürliche Geburt möglich/erwünscht ist.
  • Frauen ihren errechneten Geburtstermin um 7-10 Tage überschreiten.

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Ist der Geburtstermin überschritten, wird der Frauenarzt nicht automatisch eine Geburt einleiten. Denn nur wenige Frauen gebären ihr Kind am errechneten Geburtstermin. Erst nach sorgfältiger Abklärung sowie in bestimmten Fällen wie vorzeitiger Blasensprung oder mütterlicher Diabetes kommt eine Geburtseinleitung infrage. Lesen Sie hier mehr darüber, aus welchen Gründen Ärzte eine Geburt einleiten und auf welche Weise.

Je fortgeschrittener die Schwangerschaft, desto mühsamer wird es für die Mutter: Sich bücken bedeutet ein akrobatisches Manöver, an erholsamen Schlaf ist kaum noch zu denken, und man selbst, Familie und Freunde werden zunehmend nervöser. Ist dann noch der errechnete Geburtstermin überschritten, machen sich möglicherweise noch Bedenken breit. Doch in aller Regel sind Sorgen unnötig. Die wenigsten Kinder werden exakt zum berechneten Termin geboren.

Nichtsdestotrotz wird der behandelnde Frauenarzt bei Terminüberschreitung die Schwangere sorgfältig untersuchen und engmaschig überwachen. So wird er etwa den Geburtstermin erneut errechnen. Weicht dieser nicht vom ursprünglichen ab, wird er alle zwei bis drei Tage die Bewegungen und den Herzschlag des Kindes überprüfen und die Fruchtwassermenge bestimmen. In bestimmten Fällen entscheidet sich dann der Arzt für eine Einleitung.

Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

Ihr Baby ist da! Bis Ihr Körper wieder auf „Werkseinstellungen“ zurückgesetzt ist, vergehen einige Monate Die gute Nachricht: Der Körper verliert keine Zeit! Die Rückbildung beginnt gleich nach der Entbindung. Nachdem Kind und Plazenta die Gebärmutter verlassen haben, beginnt der „Hausputz“. Mit Nachwehen befördert der Körper Wundsekret und Gewebsreste hinaus. Das wird Sie über die nächsten Wochen als „Wochenfluss“ begleiten.

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Während der Schwangerschaft bietet die Gebärmutter Platz für Kind, Plazenta und Fruchtwasser. Auf einen Schlag ist sie jetzt leer. Unter anderem sorgen Nachwehen dafür, dass sie wieder zu ihrer ursprünglichen Größe zurückfindet. Das braucht bis zu sechs Wochen, dann hat die Gebärmutter wieder ihr ursprüngliches Gewicht von 60 bis 100 Gramm. Sie können den Vorgang unterstützen, indem Sie Stillen. Dabei wird das Hormon Oxytocin gebildet, das regt die Rückbildung an.

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Während die Gebärmutter schrumpft und wieder an den ursprünglichen Platz wandert, kann auch der Darm wieder seine alte Lage einnehmen. Das ist gut, denn viele Schwangere haben gegen Ende mit Verdauungsstörungen zu kämpfen. Trotzdem dauert es einige Tage, bis sich alles wieder zurechtgerückt hat. Sprich: Sie haben eventuell mit Verdauungsschwierigkeiten zu kämpfen. Wichtig dabei: Nicht zu stark pressen – Ihr Beckenboden ist noch geschwächt!

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Bis zur Geburt trägt der Beckenboden das Gewicht des Kindes. Bei der Geburt wird er stark überdehnt – das hinterlässt Spuren. Unmittelbar nach der Entbindung haben viele Schwierigkeiten Urin zu halten. Doch keine Panik, mit den richtigen Übungen festigen Sie die Muskulatur wieder. Wie lange die Rückbildung dauert, ist unterschiedlich. Generell gilt: nach sechs bis acht Wochen kann das Training mit der Hebamme oder in einem Rückbildungskurs starten!

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Während der Schwangerschaft weichen die Bauchmuskeln auseinander. Nach der Geburt klafft zwischen ihnen eine Lücke, die Rektusdiastase . Damit sich die schließt, schonen Sie anfangs Ihre Bauchmuskeln! Rollen Sie sich etwa zum Aufstehen seitlich ab und ziehen Sie sich nicht mit den geraden Bauchmuskeln hoch. Wie lange es dauert, bis sich die Spalte schließt, ist verschieden. Unterstützen können Sie das mit den richtigen Übungen – Ihre Hebamme zeigt Ihnen wie.

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Nicht nur der Körper muss sich umstellen, nach der Geburt steht der Hormonhaushalt der Mutter Kopf. Die Plazenta fällt als Hauptproduzent von Östrogen und Progesteron auf einen Schlag weg. Dadurch verliert der Körper nicht nur seine Wassereinlagerungen – bis zu fünf Kilogramm Flüssigkeit scheiden Sie in den Tagen nach der Geburt aus – auch Ihre Laune fährt Achterbahn. Und: Sie können Haarausfall bekommen.

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Schon während der Schwangerschaft haben Ihre Brüste an Volumen zugenommen. Jetzt wird es ernst: Durch das wiederholte Anlegen Ihres Babys an der Brust, fangen die Milchdrüsen mit der Produktion an. Dabei kann die Brust anschwellen und schmerzen. Innerhalb weniger Wochen hat sich das normalerweise eingependelt. Ihre Brust wird sich erst wieder nach dem Abstillen zurückbilden – und wann der Zeitpunkt gekommen ist, entscheiden Sie.

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Baby, Plazenta, das erhöhte Blutvolumen und Flüssigkeitseinlagerungen zaubern Ihnen am Ende der Schwangerschaft zehn bis 15 Kilogramm extra auf die Waage. Nach der Geburt sind Kind und Plazenta weg, die restlichen Pfunde brauchen ein bisschen länger. Eine Faustregel lautet: Bis Ihr Körper wieder der alte ist, dauert es etwa so lange wie die Schwangerschaft selbst. Ein Tipp: Stillen hilft beim Abnehmen – dafür brauchen Sie 300 Kilokalorien extra am Tag.

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Entgegen vieler Mythen sind Frauen bereits wenige Wochen nach der Geburt wieder fruchtbar. Wenn die frisch gebackene Mami kurz oder gar nicht stillt, kommt es etwa vier bis sechs Wochen nach der Geburt zum ersten Eisprung. Stillen kann den ersten Eisprung verzögern – ist aber keine Garantie! Wenn Sie Lust auf Sex haben, sollten Sie deshalb schon in den Wochen nach der Geburt an eine geeignete Verhütungsmethode denken.

  • Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

  • 37. bis Ende 39. SSW

    Ist es eine Schwangerschaft ohne Komplikationen, wird der Arzt in der Regel nicht die Geburt einleiten. Ein hohes Alter der Mutter (über 40 Jahre) kann jedoch Anlass zur Geburtseinleitung sein. In neueren Studien zeigte sich zudem, dass ab der SSW 38+0 die Morbidität von Neugeborenen zunimmt und das Geburtsgewicht auf über 4000 Gramm ansteigen kann (was höhere Risiken für einen Dammriss stärkeren Grades, Nachblutungen und einen verzögerten Geburtsverlauf bedeutet).

    40. bis Ende 40. SSW

    Bestehen keine Komplikationen für Mutter und Kind, kann mit dem Geburt einleiten noch gewartet werden. In einer Studie zur mütterlichen Morbidität zeigte sich, dass ab SSW 40+ die Kaiserschnittrate deutlich anstieg. Auch die Fälle von vaginal-operativen Entbindungen, mütterlichen Weichteilverletzungen, Infektionen und verzögertem Geburtsverlauf stiegen signifikant an.

    41. bis Ende 41. SSW

    Um mögliche Folgeschäden zu verringern (wie zu hohes Geburtsgewicht, erhöhte Wahrscheinlichkeit für Kaiserschnitt, Mekoniumaspiration, Kindstod), kann Schwangeren empfohlen werden, die Geburt einleiten zu lassen. Das gilt insbesondere dann, wenn Schwangere ein hohes Alter haben (über 40 Jahre), übergewichtig sind (BMI 30 und darüber) oder rauchen.

    Ab 42. SSW

    Ab der 42. Schwangerschaftswoche ist die Geburtseinleitung oder ein Kaiserschnitt auch ohne Anzeichen möglicher Komplikationen sinnvoll, da die Risiken für mütterliche und kindliche Folgeschäden nun deutlich ansteigen.

    Terminüberschreitung ist ein möglicher Grund, wenn der Arzt eine Geburt einleiten will. Daneben wünschen sich manche Frauen etwa aus rein pragmatischen Gründen die geplante Geburt, eine sogenannte Wunscheinleitung. Aus medizinischer Sicht scheint nichts dagegen zu sprechen. Die Wunscheinleitung sollte jedoch nicht vor der 39. bis 40. SSW erfolgen.

    Wann wird eine Geburt spätestens eingeleitet

    Risikoschwangerschaft

    Daneben gibt es Risikoschwangerschaften, bei denen man noch vor dem eigentlichen Geburtstermin die Geburt einleiten muss. Zu einer Risikoschwangerschaft können unterschiedliche Ursachen führen, die bei der Mutter und/oder dem Kind liegen.

    Kindliche Ursachen für eine Risikoschwangerschaft:

    • vorzeitiger Blasensprung
    • zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnion)
    • Wachstumsverzögerung (Wachstumsretardierung)
    • Risiko für Kindstod noch im Mutterleib
    • abnehmende Kindsbewegungen
    • unverhältnismäßig großes Kind (fetale Makrosomie)

    Mütterliche Ursachen für eine Risikoschwangerschaft:

    • Typ I-, Typ II- oder Schwangerschaftsdiabetes
    • hohes mütterliches Alter (ab 40 Jahre)
    • Leberfunktionsstörung (intrahepatische Schwangerschaftscholestase)
    • "Schwangerschaftsvergiftung" (Präeklampsie)

    Die medizinische Geburtseinleitung beschleunigt die Geburt vor dem eigentlichen Geburtsbeginn. Nichtsdestotrotz kann sie mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Schwangere wird für das Einleiten der Geburt stationär aufgenommen.

    Mediziner unterscheiden medikamentöse und mechanische Einleitungsmethoden. Diese Verfahren haben sich über die Jahre deutlich verbessert, die Risiken (wie Kaiserschnitt nach fehlgeschlagener Einleitung) sind geringer geworden.

    Für welche Methode zum Geburt einleiten sich der Arzt im Einzelfall entscheidet, hängt unter anderem von vorherigen Kaiserschnittgeburten, dem Gesundheitszustand und möglichen Risiken sowie dem Zustand des Gebärmutterhalses ab. Auch den Wunsch der Schwangeren berücksichtigen Ärzte.

    Geburt einleiten mit Medikamenten

    Wenn Ärzte medikamentös eine Geburt einleiten, verabreichen sie entweder Oxytocin oder Prostaglandin zur Wehenförderung:

    • Oxytocin: Hormon, das den Kalziumgehalt der Gebärmutterwand erhöht und so zu Kontraktionen führt. Zudem fördert es die Produktion von Prostaglandinen, die wiederum den Muttermund erweichen. Oxytocin wird per Infusion verabreicht ("Wehentropf"). Es wird vor allem dann genutzt, wenn der Muttermund bereits weich und reif ist.
    • Prostaglandine, vor allem Prostaglandin E1 (Misoprostol) und E2 (Dinoproston): Sie bewirken, dass der unreife Muttermund weicher wird, sich lockert und öffnet. Prostaglandine werden entweder in Form von Tabletten oder als Scheidenzäpfchen verabreicht.

    Geburt einleiten auf mechanischem Wege

    Der Ballonkatheter stellt die mechanische Alternative zu Prostaglandinen dar. Durch das Einführen des Katheters und anschließender Füllung mit Kochsalz, übt der Ballon Druck aus und bewirkt eine leichte mechanische Dehnung des inneren Muttermundes. Der weibliche Körper reagiert mit der Ausschüttung von Prostaglandinen, was den Muttermund reifen lässt. Während der Behandlung kann der Schwangeren zusätzlich Oxytocin verabreicht werden. Zwingedn notwendig scheint dies aber nicht zu sein.

    Man kann noch auf eine zweite mechanische Weise eine Geburt einleiten: durch das Eröffnen der Fruchtblase (Amniotomie). Das wird aber nur bei reifem Muttermund und guter Lage des kindlichen Kopfes gemacht.

    Lässt das Kind auf sich warten, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Sie stehen unter regelmäßiger ärztlicher Beobachtung und Fürsorge – auch durch Ihre Hebamme. Das Vorgehen bei einer Terminüberschreitung wird mit Ihnen und dem Vater des Kindes ausführlich besprochen. Dabei werden Sie auch über eventualle Risikosituationen aufgeklärt.

    Selbst wenn Sie eine sogenannte Risikoschwangere sind, stehen die Chancen gut, ein gesundes Baby zu bekommen. Denn der Mediziner wird zum richtigen Zeitpunkt die Geburt einleiten und mögliche Risiken – soweit möglich – umgehen oder zumindest so gering wie möglich halten.

    Wissenschaftliche Standards:

    Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

    • Kehl, S. et al.: Induction of Labour: Change of Method and its Effects Geburtseinleitung: Änderung des Regimes und ihre Effekte. Geburtsh Frauenheilk 2015;75:238–243
    • S1-Leilinie "Vorgehen bei Terminüberschreitung und Übertragung" (Stand 2104, verlängert nach Überarbeitung bis 02/19)
    • Schäffer, L.: Geburtseinleitung. Monatsschr Kinderheilkd 2014;162:75–84
    • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe – Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013