Wieviel schutz nach 1. impfung astrazeneca

Stand: 10.05.2021 10:49 Uhr  | Archiv

Wird das Impfintervall beim Corona-Impfstoff von AstraZeneca verkürzt, sinkt der Schutz vor dem Virus deutlich. Je länger mit der Zweit-Impfung gewartet wird, desto mehr Antikörper bildet der Körper.

Für vollständig Geimpfte oder Menschen, die die Corona-Erkrankung überstanden haben, gibt es jetzt Lockerungen der Corona-Vorschriften. Für sie gelten automatisch die Erleichterungen, die bisher Menschen mit negativem Test vorbehalten waren. Mit Blick auf diese Lockerungen und die bevorstehende Urlaubszeit soll möglichst vielen Menschen ein Impfangebot gemacht werden. Doch bei den Impf-Intervallen der zugelassenen Impfstoffe gibt es Unterschiede. Für AstraZeneca sollen Hausärzte den Zeitraum zwischen Erst-und Zweitimpfung verkürzen können, das ist im Rahmen der Zulassung auch erlaubt. Doch Experten warnen: Bei einer Verkürzung des Impfintervalls sinkt der Schutz bei AstraZeneca deutlich.

AstraZeneca und Johnson & Johnson: Vektor-Impfstoffe mit Adenoviren

Die Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson sind Vektorimpfstoffe, die auf Adenoviren basieren. Das sind Erkältungsviren, die für den Menschen harmlos sind. Mit der Ein-Spritzen-Impfung von Johnson & Johnson sind Geimpfte nach zwei Wochen immun. Bei Astrazeneca gibt es eine Zweitimpfung. Der Impfschutz nach der ersten Impfung ist bereits relativ hoch. Bei den mRNA-Impfstoffen wie die von Biontech/Pfizer und Moderna ist der Impfschutz erst nach der zweiten Impfung voll gegeben.

In Deutschland sind momentan vier Impfstoffe von folgenden Herstellern zugelassen:

  • Biontech/Pfizer
  • Moderna
  • AstraZeneca
  • Johnson & Johnson

Zweit-Impfung mit AstraZeneca nach vier Wochen sinnvoll?

Die Impf-Priorisierung ist für AstraZeneca aufgehoben. Die STIKO empfiehlt zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis. Das Bundesgesundheitsministeriums befürchtet, dass viele Menschen sich nicht mit AstraZeneca impfen lassen wollen, weil erst zwölf Wochen nach der Erstimpfung der volle Impfschutz besteht. Zudem hat der Impfstoff aufgrund von Nebenwirkungen keinen guten Ruf: Weil es mehrere Fälle von Hirnvenenthrombosen im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung gab, wurde die Impfung vorübergehend gestoppt. Hausärzt*innen ist es nun möglich, den Intervall der Zweitimpfung auf vier Wochen zu verkürzen. Aber ist es überhaupt sinnvoll früher zu impfen? Schaut man sich die Fakten an, spricht vieles dagegen.

So funktioniert der AstraZeneca-Corona-Impfstoff

Wie funktioniert der Impfstoff von AstraZenca genau? Das Vakzin basiert auf Adenoviren. In diese werden Gene des Coronavirus eingepflanzt. Die Adenoviren dienen als Transporter, mit dem der genetische Bauplan des Coronavirus in die menschliche Zelle transportiert wird. Nach der Impfung docken die Viren in den Zellen an, übertragen das Coronavirus-Erbgut und die Zelle beginnt mit der Produktion der Coronavirus-Spike-Proteine. Die geimpften Zellen zeigen die selbst gebauten Spikeproteineauf ihrer Oberfläche wie auf einem Präsentierteller. Darauf reagiert das Immunsystem: Fresszellen erkennen und zerstören die infizierte Zelle. Sie präsentieren ihrerseits dann die Reste der Spike-Proteine an ihrer Oberfläche. Daraufhin aktiviert das Immunsystem verschiedene Immunzellen - eine Gruppe sind die B-Zellen. Sie stellen letztendlich in einem komplizierten Prozess die Antikörper her mit denen der Körper das Virus bekämpft. Anfangs entstehen aber Antikörper, die noch nicht ganz perfekt zum Stachel des Virus passen. Doch sie werden bei dieser sogenannten Affinitätsreifung immer mehr verfeinert und verbessert.

Je später die Zweitimpfung erfolgt desto mehr Antikörper

Das heißt, je länger die B-Zellen die Möglichkeit haben, sich weiter zu spezialisieren - also Antikörper zu produzieren, die die Viren immer besser abfangen können, die immer besser an die Spike-Proteine der Coronaviren andocken können, umso höher ist der Schutz vor den Angreifern. Je länger mit der Zweit-Impfung gewartet wird, desto mehr von diesen hochspezialisierten Antikörpern werden gebildet. Wird aber die Zweit-Impfung schon bereits nach etwa vier Wochen verabreicht, haben die spezialisierten B-Zellen keine Zeit, die "perfekten Antikörper" auszubilden. Es werden nur die vorhandenen, noch nicht so optimalen Antikörper, getriggert. Diese sind für die Immunabwehr weniger effektiv.

Schutz liegt nach zwölf Wochen bei über 80 Prozent

Die Schutz-Wirkung bei einem Abstand von weniger als sechs Wochen liegt bei 55 Prozent, erst bei einem Abstand von zwölf Wochen liegt sie laut Deutscher Gesellschaft für Immunologie bei über 80 Prozent.

Zudem lässt die Immunleistung schneller wieder nach, wenn eine Zweitimpfung vorgezogen wird. Und: Für einen hinausgezögerten Zweitimpfungs-Termin spricht auch der Vektor selbst. Bei einer Impfung bildet der Körper nicht nur Abwehrzellen gegen das Coronavirus, sondern auch Antikörper gegen den Vector. Mit der Zeit aber lässt die Immunreaktion nach. Wird zu früh erneut mit dem Vektor geimpft, erkennt das Immunsystem die Trägerviren und vernichtet sie, bevor sie ihre Information über das Coronavirus in die Zellen übertagen können.

Biontech und Moderna: So funktionieren mRNA-Impfstoffe

Anders ist es bei den beiden Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna, die seit Dezember 2020 beziehungsweise Januar 2021 im Einsatz sind. Dabei handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe. Bei diesem neuartigen Ansatz wird das Erbgut des Virus genutzt. Der Impfstoff besteht aus einer sogenannten Messenger-Ribonukleinsäure, kurz mRNA oder Boten-RNA genannt. mRNA-Impfstoffe bestehen nicht aus Virus-Bestandteilen wie etwa der Grippeimpfstoff, sondern lediglich aus der genetischen Information für ein oder mehrere Proteine an der Oberfläche der Viren. Nach der Impfung produzieren einige Körperzellen in ihren Proteinfabriken (Ribosomen) ein Antigen, das die Immunantwort auslöst.

Biontech/Pfizer und Moderna: Zweite Impfung nach sechs Wochen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt beim Biontech/Pfizer- und beim Moderna-Impfstoff einen Impfintervall von sechs Wochen. Hier gilt: Die Impfung wird nach der Einteilung höchster, hoher und erhöhter Priorität (Stufe 1 bis 3) vorgenommen. Wann welcher Personenkreis in welcher Stufe an der Reihe ist, entscheiden die Bundesländer.

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