Verhalten nach leistenbruch op mit netz lichtenstein

Auch wenn die Mehrheit der Leistenbruch-Patienten Männer sind, können auch Frauen und Kinder daran erkranken (©Ana Blazic Pavlovic - fotolia)

Ihr Termin für die Leistenbruch-OP rückt näher und Sie möchten wissen, ob es Unterschiede bei den einzelnen Verfahren gibt und was Sie wann nach der OP tun dürfen? Lesen Sie hier, welche OP-Methoden es gibt und wie Sie sich danach verhalten sollten.

  • Wieso ist die Leistenbruch-OP nötig?
  • Leistenbruch-OP ist nicht gleich Leistenbruch-OP
  • Verhalten nach einer Leistenbruch-OP
  • Fazit

Wieso ist die Leistenbruch-OP nötig?

Sie würden den bevorstehenden OP-Termin am liebsten absagen? Tun Sie es nicht! Ein Leistenbruch heilt nie automatisch. Das gilt nicht nur für Männer, die Hauptbetroffenen, sondern auch für Kinder, Babys und Frauen. Jeder noch so scheinbar harmloser Leistenbruch sollte laut deutschen Leitlinien operiert werden. Insbesondere wenn er Beschwerden verursacht, um gefährlichen Komplikationen vorzubeugen, wie zum Beispiel die Einklemmung von Darmschlingen im Leistenwandbruch.

So ein Vorfall muss dringend operiert werden, sonst sterben die eingeklemmten Darmteile ab, ein Darmverschluss droht, die Darmwand kann aufbrechen und zu Bauchfellentzündung und Blutvergiftung führen. Darüber hinaus kann die Blutzufuhr zu Hoden beziehungsweise Eierstöcken unterbrochen werden. Nur wenn eine Operation nicht möglich ist, zum Beispiel aufgrund des Alters oder anderer Erkrankungen, trägt der Betroffene ein Bruchband. Ein Bruchband kann auch hilfreich sein, wenn sich der OP-Termin verzögert.

Leistenbruch-OP ist nicht gleich Leistenbruch-OP

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Leistenbruch operativ zu versorgen. Die OP kann offen oder minimalinvasiv durchgeführt werden, je nach Einzelfall. Bei der offenen OP wird ein größerer Schnitt gemacht, wobei bei den minimalinvasiven Verfahren mehrere kleine Schnitte nötig sind. So oder so schiebt der Chirurg das von der Bauchhöhle herausragende Teil wieder zurück und schließt die Bruchstelle.

Beide Methoden gehören zum chirurgischen Routine-Alltag und verursachen meistens keine Komplikationen. Manchmal bilden sich jedoch Rezidive, insbesondere nach den minimalinvasiven Verfahren oder wenn die Leistenwand nicht mit einem Kunststoffnetz oder körpereigenem Gewebe unterstützt wird.

Eine Leistenbruch-OP kann unter Vollnarkose oder Lokalanästhesie durchgeführt werden. Oft reicht eine ambulante Behandlung aus, wobei der Betroffene noch am Tag des Eingriffs nach Hause darf. Bei Kleinkindern jedoch ist manchmal aus Sicherheitsgründen ein Aufenthalt im Krankenhaus über Nacht nötig.

Bei einer offenen Leistenbruch-OP können unterschiedliche Techniken angewendet werden. Die Methoden nach Shouldice und Bassini beruhen auf der Nutzung von Bindegewebe und Muskeln zur Verstärkung der Leistenwand, wobei bei der Lichtenstein-Methode ein Kunststoffnetz zu diesem Zweck implantiert wird. Die Kunststoffnetze sind titan- oder sauerstoffbeschichtet und können theoretisch eine Entzündung verursachen.

Die minimalinvasiven Leistenbruch-Operationen sind laparoskopische-OPs und verursachen dadurch weniger Schmerzen nach dem Eingriff als offene Operationen. Es gibt zwei minimalinvasive Techniken:

  • TAPP-Technik: Hier wird das Kunststoffnetz laparoskopisch durch das Bauchfell eingesetzt, was ein Risiko der Verletzung der inneren Organe birgt.
  • TEP-Technik: Hier wird das Kunststoffnetz zwischen Bauchfell und Muskulatur eingesetzt, ohne dass das Bauchfell eröffnet werden muss.

Viel trinken und eine schonende Ernährung bilden das Grundgerüst für das Verhalten nach einer Leistenbruch-OP- (© fotolia - sebra)Verhalten nach einer Leistenbruch-OP

Je vorsichtiger Sie nach der OP sind, desto schneller werden Sie sich erholen und desto kleiner ist das Risiko eines Rezidivs und anderer Komplikationen. Hier sind die wichtigsten Punkte:

  • Trinken Sie viel Wasser! Diese Gewohnheit können Sie auch gerne länger beibehalten. Verzichten Sie außerdem auf Alkohol, mindestens bis Sie keine Medikamente mehr einnehmen müssen.
  • Nehmen Sie leichte Mahlzeiten in den ersten Tagen nach der OP zu sich. Sie sollten Ihre Ernährung so einstellen, dass Ihr Darm nicht besonders belastet wird und kein großer Druck während des Stuhlgangs nötig ist. Hilfreich sind Mittel gegen Verstopfung, die Wasser im Dickdarm binden und den Stuhl aufweichen.
  • Verzichten Sie auf das Rauchen!
  • Kühlen Sie die operierte Stelle und halten Sie sie trocken. Fäden oder Klammern werden innerhalb von 5 Tagen entfernt. 24 Stunden danach können Sie wieder duschen.
  • Wenn Sie Schmerzen haben, nehmen Sie schmerzlindernde Medikamente, die Ihnen der Arzt verschreibt.
  • Nehmen Sie Antibiotika, wenn der Arzt sie nach der OP verordnet hat. Das heißt, dass Sie ein erhöhtes Entzündungsrisiko haben. Eine Entzündung würde Ihre Heilung deutlich erschweren.
  • Der Arzt sagt Ihnen auch, wann genau Sie wieder voll belastbar sind. Mindestens 2 bis 3 Wochen nach der OP sollten Sie keine schweren Lasten heben. Vermeiden Sie Auto- und Fahrradfahren und Sport wie Joggen oder Kraftsport sowie Treppensteigen. Sollten Sie vor der OP Krücken gebraucht haben, nutzen Sie die Hilfsmittel auch weiterhin.
  • In den ersten Tagen nach der OP sollten Sie nicht laut lachen. Vermeiden Sie Husten, indem Sie auf der nichtoperierten Seite schlafen oder Mittel gegen den Husten nehmen.
  • Wie lange Sie arbeitsunfähig sein werden, hängt von der Art Ihrer Arbeit ab. Wenn Sie nicht schwer heben müssen, nicht fliegen und keiner besonderen körperlichen Belastung ausgesetzt sind, können Sie in der Regel innerhalb von 14 Tagen zu Ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Wann genau, bestimmt jedoch der Arzt.
  • Eine Reha ist nach einer Leistenbruch-OP nicht nötig.

Fazit

Eine Leistenbruch-OP kann mit mehreren Techniken durchgeführt werden. Obwohl es sich um eine Routine-Operation handelt, birgt sie Risiken, wie zum Beispiel ein Rezidiv. Vermeiden Sie Komplikationen, indem Sie genau den Anweisungen Ihres Arztes folgen.

Quellen

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Selbstdiagnose, und ersetzt den Arztbesuch nicht. Er spiegelt die Meinung des Autors und nicht zwangsläufig die der jameda GmbH wider.

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Was darf man nach Leistenbruch OP nicht machen?

Körperliche Belastung und Arbeitsfähigkeit Übermäßig schweres Heben sollten Sie für mindestens sechs Wochen vermeiden. Die Grenze der Belastung sollte für Sie ein beginnender Schmerz im Operationsgebiet sein. Gehen Sie beim Bücken in die Knie und vermeiden Sie es, sich „aus dem Bauch heraus“ zu bücken.

Wann darf man nach einer Leistenbruch OP wieder spazieren gehen?

Nach einer Bruchoperation mit Netz sind Sie sofort schmerzabhängig voll belastbar. Sie dürfen sich frei bewegen und Lasten bis zu 10 kg in den ersten zwei Wochen heben. Nach zwei Wochen sollte die Belastung in Abhängigkeit von den Schmerzen gesteigert werden. Vollbelastung nach 4 Wochen nach der Operation.

Wie lange Ruhe nach Leistenbruch OP?

Nach einer Leistenbruchoperation sollte für 14 Tage eine körperliche Schonung eingehalten werden. Das bedeutet, das man auf sportliche Aktivitäten verzichten sollte, aber der normale Alltag kann in aller Regel bewältigt werden.

Welche Bewegung nach Leistenbruch OP?

Sie dürfen noch am Operationstag wieder Gehen, Treppensteigen und Sitzen. In den anschließenden drei Tagen sollten Sie das OP-Gebiet schonen und gelegentlich kühlen. Heben, Tragen und sportliche Belastung dürfen dann schmerzabhängig gesteigert werden.