Das Geheimnis des Totenwaldes wahre Geschichte

Selbst nachdem sie lange vermisst ist, gibt ihr Bruder nicht auf: Silke Bodenbender als Barbara Neder Bild: NDR

Der ARD-Dreiteiler „Das Geheimnis des Totenwaldes“ handelt von einem realen Fall. Fast dreißig Jahre sucht ein früherer LKA-Chef nach seiner verschwundenen Schwester. Sie ist eines der Opfer der „Göhrde-Morde“.

Als Thomas Bethge (Matthias Brandt) nach zweiundvierzig Jahren im Polizeidienst, davon fast fünfundzwanzig Jahre als Chef des Hamburger Landeskriminalamts, ehrenvoll in den Ruhestand verabschiedet wird, würdigt man seine Bilanz als beispiellos. „Ein Vordenker neuer Methoden, dem aber auch immer die Verbrechensvorbeugung und nicht zuletzt die Betreuung der traumatisierten Opfer wichtig gewesen ist.“ Auch als kollegialer Nachwuchsförderer habe er Herausragendes geleistet. Der Staat dankt seinem Repräsentanten.

Zum Händeschütteln erhebt sich, schmal und ergraut, ein bis aufs makellose Einstecktuch gepflegter, beherrscht wirkender Mann, der sich auf das Knie seines Nachfolgers Frank Behringer (Andreas Lust) stützt, bevor er die Berührung in einen aufmunternden Klaps münden lässt. Ihm ist zu verdanken, dass in den Neunzigern zwischen FBI und Hamburger Polizei wesentliche Wissenstransfers stattfanden, dass seine Behörde über die neuesten Profiling-Herangehensweisen verfügt, dass junge, gut ausgebildete Kräfte den bewährten im Team gleichberechtigt zur Seite stehen. Seine Bilanz ist makellos. Bethge ist ein Gestalter und ein Macher. Sein Fehler ist, seine Motivation und sein Berufsethos für selbstverständlich zu halten.

Denn in anderer Hinsicht könnte seine Erfolglosigkeit nicht größer sein. 1989, dreizehn Jahre zuvor, war seine Schwester Barbara (Silke Bodenbender) verschwunden. Die zuständige Polizei in Weeseburg, Niedersachsen, war gerade mit zwei Doppelmordfällen, den in der Presse gruselig breitgetretenen Iseforst-Morden, ausgelastet und legte sich auf Suizid fest, bevor sie den getrennt lebenden Ehemann Robert Neder (Nicholas Ofczarek) ins Visier nahm. Beweise gab es keine, höchstens ein schwaches Motiv. Der Besitzer einer großen Druckerei wollte sich scheiden lassen, um mit Lisa (Anne Werner) eine neue Ehe einzugehen. Die Tochter von Barbara und Robert, Theresa (Janina Fautz), wird schließlich jahrzehntelang mit dem Verdacht leben müssen, dass ihr Vater ihre Mutter umgebracht hat. Thomas Bethges und Barbaras Mutter Erika (Hildegard Schmahl) wird in dieser Zeit verzweifelt im Fernsehen zu sehen sein und zweimal versuchen, sich das Leben zu nehmen, bevor sie ohne Gewissheit stirbt. Dabei war schon sechs Wochen nach Barbaras Verschwinden ein Mann in den Blick der Ermittler geraten, Jürgen Becker (Hanno Kofler), ein Friedhofsgärtner mit Vorstrafen wegen sexueller Gewalt und Tötungsversuchen, der in seinem Elternhaus mit einer Schönheitskönigin (Nadeshda Brennicke) und Schäferhund lebte und sich in Widersprüche verwickelte.

Es ist die junge Ermittlerin Anne Bach (Karoline Schuch), die gleich die richtigen Schlüsse zieht, aber ignoriert wird. Dreißig Jahre später wird sich herausstellen, dass Jürgen Becker nicht nur für das Verschwinden von Barbara Neder, sondern auch für die Iseforst-Morde und wahrscheinlich für viele Morde seit den Sechzigern in Niedersachsen verantwortlich war. Als eine erste Durchsuchung seines Hauses und Grundstücks vier Jahre nach den Taten ein „geheimes Zimmer“ mit Folterequipment, Filmen und Waffen zutage fördert, kann Becker durch eine fahrlässige Warnung der Polizei fliehen. Nach einem weiteren Waffenfund in Baden-Württemberg verhaftet, erhängt er sich in seiner Zelle. Die Ermittlungen werden eingestellt, Asservate vernichtet.

Das Geheimnis des Totenwaldes wahre Geschichte

Schauen die Fahndungssendung: Jenny Schily, Matthias Brandt und Hildegard Schmal (von links) spielen die Angehörigen der Ermordeten. Bild: NDR/ConradFilm, Bavaria Fiction

Dabei steht längst, zumindest bei Thomas Bethge, der im Rahmen seiner Nichtzuständigkeit den Kollegen Beine zu machen versucht, im Raum, dass es mit Beckers Nachbar Heiner Mertens (Mirco Kreibich) einen Mittäter geben könnte. Barbara Neder bleibt verschwunden. Bethge kennt Bach von früher, nur sie verfolgt in Weesenburg weiter Spuren und geht irgendwann frustriert nach Hamburg, wo sie erfolgreiche Polizeipsychologin wird. Selbst von Bethge wurde sie in Niedersachsen zurückgepfiffen. Er vertraut dem System, er schätzt die Ordnung zu hoch, um sie wegen privater Tragik umzustürzen.

Am 2. Dezember zeigt die ARD mit "Das Geheimnis des Totenwaldes" einen düsteren Krimi. Der Film basiert auf einem der größten deutschen Kriminalfälle. So brutal ist der Serienkiller vorgegangen. 

Das Geheimnis des Totenwaldes wahre Geschichte
Suche Der ARD-Krimi "Das Geheimnis des Totenwaldes" basiert auf einer wahren Geschichte. Bild: picture alliance/-/NDR/ConradFilm, Bavaria Fiction 2020/SOAP IMAGES/dpa

Schwere Film-Kost mit Topbesetzung im Advent: Matthias Brandt hat die Hauptrolle als verzweifelter Hamburger LKA-Chef, dessen Schwester in Niedersachsen vermisst wird und dem die Hände gebunden sind. Im ARD-Dreiteiler "Das Geheimnis des Totenwaldes", der am Mittwoch (2. Dezember im Ersten) beginnt, versucht er als pensionierter LKA-Chef den Fall aufzuklären. Der düstere Krimi basiert auf einem wahren Fall, den Göhrde-Morden. Wir rollen für Sie den Mordfall noch einmal auf.

Birgit Meier vermisst: Schwester von LKA-Ermittler Wolfgang Sielaff verschwunden

Wolfgang Sielaff hat in seiner Karriere zahlreiche Fälle aufgeklärt. Ein Fall sollte ihn 28 Jahre lang beschäftigen - seine verschwundene Schwester Birgit Meier aus Lüneburg. Die Unternehmergattin verschwand 1989 spurlos. Die Polizei in Niedersachsen begeht bei der Suche nach der Frau einen Fehler nach dem anderen. Ihr Bruder ist verzweifelt. Er selbst würde gerne ermitteln, darf es aber nicht, denn das ist Ländersache. Und das, obwohl ihm zahlreiche Ermittlungspannen auffallen.

Göhrde-Morde und Birgit Meiers Verschwinden hängen zusammen

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Ursula und Peter Reinold wurden vom Göhrde-Mörder umgebracht.
Foto: dpa

Die Polizei verdächtigt jahrelang Birgit Meiers Ehemann Harald Meier, sie getötet zu haben, um bei der Scheidung keinen Cent an sie zahlen zu müssen. Für die Tatnacht hatte er kein Alibi. Während sich die Ermittler auf den Mann fokussiert haben, bringt ein Serienkiller im Sommer 1989 zwei Pärchen nacheinander um. Darunter das Ehepaar Ursula und Peter Reinold. Die beiden verabschiedeten sich am 21.Mai 1989 von ihren Töchtern in Hamburg-Bergedorf und kehrten nie zurück. Am 12.Juli 1989 wurde das Paar ermordet in der Göhrde bei Lüneburg gefunden.Die als "Göhrde-Morde" in die Kriminalgeschichte eingegangenen Fälle beschäftigen also die Polizisten so sehr, dass sie zunächst ein Detail übersehen: Die Morde hängen zusammen. 

Verdächtiger flieht: Polizei durchsuchen Haus - Spürhunde finden Leichenspuren

In diesem Zusammenhang kristallisiert sich ein Verdächtiger heraus: Kurt-Werner Wichmann. Er ist kein unbekannter für die Ermittler. Er wurde wegen Vergewaltigung, versuchter Tötung und anderen brutalen Taten erfasst. Der Mann und Birgit Meier kannten sich und sollen vor ihrem Verschwinden noch einmal Kontakt miteinander gehabt haben. Drei Jahre nach dem Verschwinden von Sielaffs Schwester durchsucht die Polizei die Wohnung von Wichmann. 

Hier vermasseln es die Ermittler schon wieder. Sie rufen bei dem Verdächtigen in dessen Büro an. Als die Polizei sein Haus durchsucht, setzt er sich ab. Unten im Keller finden sie eine Schallschutztür. Dahinter verbirgt sich ein riesiges Waffenarsenal sowie Elektroschocker und Handschellen, an denen Blut klebt. Tage später durchkämmt das BKA das Grundstück und entdeckt einen vergrabenen Sportwagen. Die Leichenspürhunde schlagen an. Der Verdächtige bleibt verschwunden. 

Nach Pannen-Ermittlungen: Bruder von Birgit Meier übernimmt Fall

Wochen später baut Kurt-Werner Wichmann in Süddeutschland einen Unfall und wird festgenommen. In seiner Zelle bringt er sich um. Seiner Frau Anja hinterlässt er einen Abschiedsbrief mit verschlüsselten Hinweisen. Für die Polizei ist der Fall Birgit Meier nun abgeschlossen, weil man gegen Tote nicht ermittelt. Außerdem wird das Asservat mit den ganzen Beweisstücken vernichtet. Ein harter Schlag für Wolfgang Sielaff. Er verlangt Akteneinsicht und entdeckt die Pannen.

"Das Geheimnis des Totenwaldes": DNA-Spuren nach Göhrde-Mord gefunden

Er gibt nicht auf und nimmt den Fall nun als Rentner selbst in Hand. Er bildet zwei Gruppen die EG Iterum (Wiederaufnahme des Falles) und die EG Göhrde. Zusammen mit Gerichtsmedizinern und Staatsanwälten sichtet er das noch vorhandene Beweismaterial. Glücklicherweise blieb die blutverschmierte Handschelle noch erhalten. Durch neuere Verfahren kam heraus, es handelt sich um das Blut von Birgit Meier. Auch auf Klebeblättern wurde das Ermittlerteam fündig. Sie entdeckten DNA-Spuren von Kurt-Werner Wichmann.

Endlich! Ermittler finden finden Leiche von Birgit Meier

Die Suche nach Birgit Meiers Leiche zieht ins Land. Die Ermittler sind sich sicher die sterblichen Überreste der Frau in Wichmanns Grube zu finden. Sie kehren am Am 29.9.2017 zu dem Haus zurück und unter einen dicken Betonschicht befand sich ein Hohlraum mit den Knochen von Birgit Meier. Die Rechtsmediziner finden heraus, dass Birgit Meier mit einem Kopfschuss getötet wurde. Auch eines der Göhrde-Opfer und ein anderes Opfer aus dem Jahr 1986 kamen so ums Leben. 

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bos/news.de/dpa