Wo ist das meer am tiefsten

Von "Tiefsee" spricht man ab einer Tiefe von etwa 800 Metern. Doch es geht noch viel weiter herunter: Der eigentliche Meeresboden, die sogenannte Tiefseetafel, erstreckt sich in einer Tiefe zwischen 3000 und 5500 Metern. Der Durchschnitt liegt bei etwa 4000 Metern.

Wie die Kontinente ist auch der Meeresgrund nicht flach und eben, sondern durchzogen von Gräben und großen Gebirgen. Die tiefste Stelle der Erde ist der Marianengraben, östlich der Insel Guam am Rande des Pazifik. Er liegt 11.034 Meter unter dem Meeresspiegel.

Doch es gibt nicht nur Gräben, auch ein gigantisches Gebirge türmt sich unter Wasser auf und bildet den Mittelozeanischen Rücken. Er ist insgesamt über 70.000 Kilometer lang und zieht sich durch den gesamten Atlantik und von der Südspitze Indiens an der Antarktis vorbei bis nach Mittelamerika.

Meeresboden in Bewegung Planet Wissen 14.06.2018 05:12 Min. Verfügbar bis 14.06.2023 ARD-alpha

Tiefseeforschung

Obwohl die Menschen schon seit der Antike auf den Meeren unterwegs waren, hatten sie lange Zeit keine Vorstellung davon, was sich unter dem Meeresspiegel verbirgt. Man glaubte, das Meer sei unendlich tief und ab einer bestimmten Tiefe sei kein Leben mehr möglich.

Eine Expedition des britischen Forschungsschiffes "Challenger" markiert den Beginn der wissenschaftlichen Erforschung der Ozeane. Das Forschungsschiff kreuzte von 1872 bis 1876 durch alle Weltmeere, nahm Wasserproben, erforschte den Meeresboden und entdeckte über 4000 neue Tierarten. Und spätestens seit der Rekord-Tauchfahrt der "Trieste" 1960, bei der Forscher auf fast 11.000 Metern Tiefe noch einen Plattfisch fanden, steht fest, dass es selbst in den tiefsten Tiefen noch Leben gibt.

Das Forschungsschiff "Sonne" ankert im Nordpolarmeer | Bildquelle: dpa

Leben in der Tiefsee

Leben gibt es überall im Meer: nahe an der Oberfläche, an den Kontinentalabhängen und auf dem Meeresboden. Die Meere stellen 90 Prozent des Lebensraumes auf der Erde dar. Und sie sind bewohnt von seltsamen und teilweise unbekannten Wesen. Angefangen von Bakterien und Plankton über Garnelen, Krabben und Krebse bis hin zu gigantischen Kraken vermutet man über zehn Millionen Arten von Meeresbewohnern.

Die Tiefsee stellt besondere Anforderungen an ihre Bewohner: Dort ist es stockdunkel, eiskalt, und das Wasser übt einen gewaltigen Druck aus. Da kein Sonnenlicht nach unten dringt, ist Photosynthese nicht möglich. Unter 180 Metern gibt es praktisch kein Pflanzenwachstum mehr.

Den Tieren bleibt nichts anderes, als die Reste abgestorbener Pflanzen und Tiere zu fressen, die langsam nach unten sinken. Oder sie fressen sich gegenseitig. Eines haben alle Tiere gemeinsam: Die Nahrungssuche dort unten ist für sie sehr mühsam.

Bewohner haben besondere Überlebenstechniken entwickelt

Auffallend ist, dass die meisten Tiefseefische nicht sehr groß werden – sie messen höchstens 30 Zentimeter. Offenbar können sie nicht genug Nahrung finden, um weiter zu wachsen. Viele haben fast transparente Körper oder sind völlig schwarz, um sich besser vor ihren Feinden zu schützen.

Die Augen sind entweder extrem groß, um die schwachen Reste des Lichtes, das noch in die Dämmerzone dringt, besonders gut aufzufangen oder sie fehlen ganz.

Groteskes Aussehen in der Tiefe | Bildquelle: dpa

Die Tiere haben dann andere sensible Wahrnehmungsorgane, mit denen sie ihre möglichen Opfer aufspüren können, zum Beispiel durch ihre Gerüche oder die Erschütterungen, die sie auslösen. Manche Tiefseefische können mit Hilfe von Bakterien Lichtsignale aussenden. Das hilft bei der Kommunikation mit Artgenossen und lockt Beute an – allerdings aber auch Räuber.

Das knappe Nahrungsangebot macht erfinderisch. Es gibt Tiefseefische mit extrem dehnbaren Mägen und ausklappbaren Kiefern. Damit können sie Beute fangen, die größer ist als sie selbst, und so für die Zeit bis zum nächsten Fang vorsorgen.

Oft verleihen derartige Eigenschaften den Fischen ein geradezu groteskes Aussehen: Der Pelikanaal (Eurypharynx pelecanoides) zum Beispiel hat ein Maul, das so breit ist wie ein Viertel seiner Körperlänge. Schlinger (Saccopharynx lavenbergi) ähneln eher einem Staubsaugerbeutel.

Die Zähne sehen meist besonders furchterregend aus: Sie sind oft extrem lang und sehr scharf. Der schwarze Drachenfisch hat sogar so lange Zähne, dass er das Maul nicht schließen kann. Wahrscheinlich sind solche Waffen nötig, um jedes noch so kleine Beutetier, das irgendwo vorbeischwimmt, effektiv fangen zu können.

Schwarze Raucher

1977 machten Forscher, die mit dem Tauchboot "Alvin" in der Nähe der Galapagos-Inseln unterwegs waren, eine sensationelle Entdeckung: Sie fanden in mehr als 2000 Metern Tiefe unterseeische Thermalquellen. Heißes Magma, das sich hier sehr dicht unter dem Meeresboden befindet, erhitzt das Meereswasser, welches an anderen Stellen in den Meeresboden eindringt.

Mineralstoffe aus der Erdkruste und Schwefelverbindungen lösen sich im heißen Wasser und werden als schwarze Rauchwolken an den Schloten ausgestoßen. Die Quellen nennt man deshalb "Schwarze Raucher". Das Besondere an dieser Entdeckung: Rund um diese Schlote mit ihrem bis zu 300 Grad heißen, giftigen Ausstoß haben sich ganze Lebensgemeinschaften gebildet, die aus Bakterien, Würmern, Krebsen und anderen Organismen bestehen.

Zu den erstaunlichsten Lebewesen dort gehören riesige Röhrenwürmer. Sie bedecken den Boden direkt am Rand der Schlote und leben im Innern muschelähnlicher Röhren. Die Wissenschaftler waren völlig verblüfft: Diese Würmer haben weder ein Maul, noch einen Darm, einen Darmausgang oder einen Magen. Sie können sich theoretisch überhaupt nicht ernähren. Doch ihr Inneres ist ausgekleidet mit besonderen Bakterien. Diese Bakterien leben von dem schwefelhaltigen Wasser und wandeln es in Nährstoffe um, von denen wiederum die Würmer leben.

Das Hämoglobin aus dem Blut der Würmer hilft im Gegenzug den Bakterien, die Schwefelverbindungen im Wasser aufzubrechen. Auf diese Weise entsteht ein kompletter Nahrungskreislauf: Krebstiere, Muscheln, Schnecken, Seespinnen, Quallen und Seeanemonen leben direkt oder indirekt von den schwefelverzehrenden Bakterien, die die extrem hohen Temperaturen überleben können.

Wissenschaftler vermuten inzwischen, der Beginn des Lebens könnte in der Tiefsee stattgefunden haben. Fest steht: So wie sich an den "Schwarzen Rauchern" ganze Lebensgemeinschaften rund um Bakterien gebildet haben, so begann wahrscheinlich einmal jedes Leben auf der Erde.

Vielleicht könnte auf diese Weise auch auf anderen Planeten Leben entstehen, zum Beispiel auf dem Jupitermond Europa. So hilft die Tiefseeforschung, Erkenntnisse über völlig andere Lebensräume zu gewinnen.

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 02.03.2020)

Ein Meerestief ist eine sehr tiefe Stelle des Weltmeeres. Die Vermessung dieser wird als Bathymetrie bezeichnet. Im Unterschied zu meist sehr langgestreckten Tiefseerinnen oder Tiefseegräben ist ein Meerestief ein nur recht kleiner Seebereich, der teils in einer solchen Rinne oder in einem Tiefseebecken liegt und als das Gegenteil eines sehr hohen Berges betrachtet werden kann.

West-, Zentral- und Ostpool
im Marianengraben
Witjastief im Ostpool

Siehe auch: Liste der Tiefseegräben und Meeresrücken

Beispiele für im Ozean und seinen Nebenmeeren befindliche Meerestiefen:

Im Südpolarmeer befinden sich bisher keine genau vermessenen Meerestiefen, aber Tiefseebecken.

Name Tiefe
(m) Ozean Geo-Koordinaten Lage in Tiefsee-
graben oder -becken Bemerkung
Berlintief 6.840 Indischer Ozean !486.0000005614.000000514° 0′ 0″ S, 114° 0′ 0″ O Nordaustralisches Becken
Byrdtief 8.582 Pazifischer Ozean !442.0001105677.999607558° 0′ 0″ S, 177° 59′ 59″ O Südpazifisches Becken
Calypsotief 5.109 Atlantischer Ozean !536.5666675521.133333536° 34′ 0″ N, 21° 8′ 0″ O Ionisches Becken tiefste Stelle im Mittelmeer
Cape-Johnson-Tief 10.497 Pazifischer Ozean !511.0000005627.000000511° 0′ 0″ N, 127° 0′ 0″ O Philippinengraben
Challengertief 10.984 Pazifischer Ozean !511.3263445642.187248511° 19′ 35″ N, 142° 11′ 14″ O Marianengraben
Dordrechttief 7.100 Indischer Ozean !466.5800005601.480000533° 25′ 12″ S, 101° 28′ 48″ O Südostindisches Becken tiefster Punkt der Diamantina Fracture Zone
Emdentief 10.400 Pazifischer Ozean !509.0000005627.00000059° 0′ 0″ N, 127° 0′ 0″ O Philippinengraben
Galatheatief 10.540 Pazifischer Ozean !512.0000005627.000000512° 0′ 0″ N, 127° 0′ 0″ O Philippinengraben
Hilgardtief 7.315 Pazifischer Ozean !497.0000005335.00000053° 0′ 0″ S, 165° 0′ 0″ W Phoenixgraben
Horizontief 10.647 Pazifischer Ozean !475.0000005325.000000525° 0′ 0″ S, 175° 0′ 0″ W Tongagraben
Jeffreytief 5.998 Indischer Ozean !462.0000005633.000000538° 0′ 0″ S, 133° 0′ 0″ O Südaustralisches Becken
Landsorttief 459 Atlantischer Ozean !558.5833335518.233333558° 35′ 0″ N, 18° 14′ 0″ O westliches Gotlandbecken tiefste Stelle der Ostsee
Litketief 5.449 Arktischer Ozean !582.4000005519.516667582° 24′ 0″ N, 19° 31′ 0″ O
Meteortief 8.264 Atlantischer Ozean !444.3333335474.083333555° 40′ 0″ S, 25° 55′ 0″ W Süd-Sandwich-Graben 1920 vom Forschungsschiff Meteor entdeckt
Milne-Edwards-Tief 6.262 Pazifischer Ozean !491.6500005418.58334058° 21′ 0″ S, 81° 25′ 0″ W Perugraben
Milwaukeetief 8.376 Atlantischer Ozean !519.5833335433.500000519° 35′ 0″ N, 66° 30′ 0″ W Puerto-Rico-Graben tiefste Stelle im Atlantik
Molloytief 5.669 Arktischer Ozean !579.1416705502.783330579° 8′ 30″ N, 2° 47′ 0″ O tiefste Stelle im Nordpolarmeer, an der Nahtstelle von Grönlandsee und Nordpolarmeer
Planettief 9.142 Pazifischer Ozean !493.0000005654.00000057° 0′ 0″ S, 154° 0′ 0″ O Neupommern-Bougainville-Graben tiefste Stelle des Neupommern-Bougainville-Grabens
Ramapotief 10.554 Pazifischer Ozean !531.0000005642.000000531° 0′ 0″ N, 142° 0′ 0″ O Boningraben
Sirenatief 10.714 Pazifischer Ozean !512.0654005644.581130512° 3′ 55″ N, 144° 34′ 52″ O Marianengraben 1997 durch Sonarmessung der Hawaii Mapping Research Group entdeckt[1]
Spencer-F.-Byrd-Tiefe 8.065 Pazifischer Ozean !477.0000005429.000000523° 0′ 0″ S, 71° 0′ 0″ W Atacamagraben
Triestetief 10.916 Pazifischer Ozean !514.0000005647.000000514° 0′ 0″ N, 147° 0′ 0″ O Marianengraben
Webertief 7.440 Pazifischer Ozean !494.0000005631.00000056° 0′ 0″ S, 131° 0′ 0″ O im Osten der Bandasee
Witjastief 1 11.034 Pazifischer Ozean !511.3166675642.250000511° 19′ 0″ N, 142° 15′ 0″ O Marianengraben gilt als tiefste Stelle der Weltmeere;
der 1957 gemessene Wert von 11.034 m Meerestiefe wird jedoch angezweifelt
Witjastief 2 10.882 Pazifischer Ozean !477.0552785325.266944522° 56′ 41″ S, 174° 43′ 59″ W Tongagraben tiefste Stelle im Tongagraben
Witjastief 3 10.542 Pazifischer Ozean !544.0000005651.000000544° 0′ 0″ N, 151° 0′ 0″ O Kurilengraben tiefste Stelle im Kurilengraben
Witjastief 4 10.047 Pazifischer Ozean !468.0000005323.000000532° 0′ 0″ S, 177° 0′ 0″ W Kermadecgraben tiefste Stelle im Kermadecgraben

 

Karte der weltweiten Tiefseerinnen

 

Karte der weltweiten Seebecken

 

Karte der nordpolaren Tiefseegräben

  1. Sea floor survey reveals deep hole, auf news.bbc.co.uk

  Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

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