Wie lange überlebt ein Mensch ohne Flüssigkeit

15.02.2016

So wichtig ist Flüssigkeit für unseren Körper

© Getty Images

Ohne Nahrung kann der Mensch im Durschnitt einen Monat überleben. Aber dies ist nur ein Richtwert. Eine bedeutende Rolle spielen der Gesundheitszustand des Menschen, die körperliche Aktivität, Alter und äußere Faktoren, wie die Umgebungstemperatur. Wenn dem Körper zusätzlich Vitamine und Mineralstoffe zugeführt werden, kann der Mensch sogar länger überleben. Wassermangel spüren wir bereits deutlich früher als Nahrungsmangel. So macht sich Dehydratation bemerkbar .

Ab wann ist Wassermangel tödlich?
Quantitativ gesehen ist Wasser der wichtigste Bestandteil des menschlichen Körpers. Entsprechend wichtig ist Wasser für uns. Das Gewicht eines Neugeborenen wird zu 75% von Wasser bestimmt. Bei Erwachsenen sind es noch etwa 65% und bei älteren Menschen nur noch 50% Körpergewichtanteil. Muskeln bestehen zu 2/3 aus Wasser, weshalb Frauen einen geringeren Wasseranteil haben als Männer. - Sie haben weniger Muskelmasse.
Wasser ist Lösungs- und Transportmittel. Es liefert Nährstoffe in die Zellen und hilft dem Körper beim Stoffwechsel. Besonders im Sommer macht sich Wasserverlust rasch bemerkbar, da wir mit Hilfe von Schweiß unseren Körper kühlen. Ab wann Waser tatsächlich tödlich ist, hängt daher von ebenso vielen Faktoren ab, wie die Frage ab wann ein Mensch den Hungertod stirbt. Ein gesunder Mensch kann in etwa 3-4 Tage durchhalten, im Extremfall vielleicht sogar 12 Tage. Die Todesursache bei Wassermangel ist meist ein Kreislaufzusammenbruch oder eine innere Vergiftung. Die Nieren können ohne Wasser nicht mehr arbeiten, weshalb die Gifte die Organe des Körpers angreifen. Ein Organversagen ist die Folge.

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Das FAQ-Dokument Sterbefasten erstellten Christian Walther und Peter Kaufmann exklusiv für die Stiftung palliacura. Die Autoren danken der Juristin Ilona Bethlen und der Ärztin Dr. Marion Schafroth für die fachliche Beratung.

©-right: Stiftung palliacura, Zürich, 2020

Selbst unter günstigen Bedingungen kann der Mensch nur rund fünf Tage ohne Wasser überleben. Zu alarmierenden Fehlleitungen im Körper kommt es jedoch schon nach wenigen Stunden. Besonders schnell leidet das Gehirn bei Flüssigkeitsentzug.

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Damit der Körper optimal funktioniert, ist ausreichendes Trinken unerlässlich. Als Richtwert bei normaler Betätigung nennt Günter Wagner, Ernährungswissenschaftler und Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Sporternährung, zwei bis zweieinhalb Liter pro Tag. Nehmen wir weniger Flüssigkeit auf, arbeitet der Körper auf Sparflamme.

Besonders das Gehirn ist auf Wasser angewiesen: Es besteht zu etwa 77 Prozent aus dem Element. Auch Leber, Muskulatur und Haut haben einen Flüssigkeitsanteil von weit über 60 Prozent. Diese Organe reagieren daher besonders empfindlich auf Wassermangel.

Wann der Körper erste Anzeichen einer Dehydrierung zeigt, ist abhängig von Alter, Geschlecht, Tätigkeit und Gewicht: Je weniger eine Person wiegt, desto schneller trocknet ihr Körper aus. Bewegt sich der Betroffene stärker, verliert er auch mehr Wasser durch Schweiß. Laut Wagner verbrauchen aktive Menschen, unabhängig vom Gewicht, pro Tag etwa zweieinhalb Liter Flüssigkeit. Eine 70 Kilo schwere Person verliert daher circa 0,2 Liter Wasser pro Stunde.

Der Mangel wirkt sich zunächst auf das Blut aus: Es dickt ein, fließt daher langsamer und transportiert so auch Sauerstoff und Nährstoffe mit zeitlicher Verzögerung zu den Organen.

In den ersten Stunden des Flüssigkeitsentzugs kommt es unter anderem zu einem trockenen Mund und trockenen Lippen. Spätestens nach fünf Stunden beginnen die Personen sich durstig und unwohl zu fühlen. Außerdem kommt es zu Bewegungseinschränkungen: So müssen sich Betroffene stärker anstrengen, um eine Bewegung auszuführen als bei einem gut hydriertem Körper. Zusätzlich steigen Körpertemperatur und Puls, da das dickere Blut mit mehr Aufwand durch den Körper gepumpt werden muss.

Besonders die kognitiven Funktionen lassen wenige Stunden nach der letzten Getränkeaufnahme nach: Die Konzentration, Reaktions- und Lernfähigkeit sinkt. So erhöht sich zum Beispiel die Fehlerquote beim Autofahren und es fällt schwerer, einem Vortragenden oder Gesprächspartnern zuzuhören. Die Rosbacher Trinkstudie VI, an der Wagner mitgewirkt hat, belegte eindrucksvoll, wie wichtig eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist: „Allein durch Trinken morgens oder während des Unterrichts verbesserte sich der IQ der Probanden um fünf Prozentpunkte“.

Flüssigkeitsentzug birgt dramatische Folgen Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Zehn Stunden nach der letzten Getränkeaufnahme zeigen sich weitere schwere Leistungseinbußen: Die Konzentration nimmt noch stärker ab, man wird schläfrig und ungeduldig. Zudem fährt der Stoffwechsel herunter – die zugeführten Stoffe werden also langsamer verbraucht.

Nimmt eine 70 Kilo schwere Person bei normaler Betätigung einen ganzen Tag lang keine Flüssigkeit zu sich, entspricht das einem Wasserverlust von rund zweieinhalb Liter oder vier Prozent des Körpergewichts. Es kommt zu erheblichen Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen und Schwindel.

Am zweiten Tag ohne Wasserzufuhr erfahren Betroffene folgende Symptome:

  • Atemnot
  • Probleme beim Gehen
  • Kribbeln in den Gliedern
  • Geringe bis ausbleibende Speichelbildung
  • Schwierigkeiten beim Sprechen
  • Starke Abnahme geistiger Leistungsfähigkeit

Die Symptome werden also massiv und der Zustand der Person kritischer. Nach 48 Stunden, also zwei kompletten Tagen, hat ein 70 Kilo schwerer Mensch ein Wasserdefizit von etwa zehn Prozent seines Körpergewichts.

Nimmt die Person länger als zwei Tage keine Getränke zu sich, fällt sie ins Delirium und zeigt dramatische Symptome:

  • Unfähigkeit zu schlucken
  • Probleme beim Hören und Sehen
  • Ausgetrocknete und empfindungslose Haut

Am dritten Tag beträgt das Defizit elf bis 20 Prozent gemessen am Körpergewicht. Bei mehr als 20 Prozent Wassermangel ist der Mensch nicht mehr lebensfähig. Der Tod durch Flüssigkeitsdefizit kündigt sich durch Krämpfe, geschwollene Zunge und Schmerzen beim Harnlassen an.

Bei Wasserentzug sterben Menschen in der Regel nach fünf Tagen. Einer, der sehr viel länger ausgehalten hat, ist der Österreicher Andreas Mihavecz: Er überlebte ganze 18 Tage fast ohne Flüssigkeit. Zur Verfügung stand ihm nur das Kondenswasser, das er von den Wänden leckte. 1979 inhaftierten ihn irrtümlich Gendarmeriebeamte. Sie brachten ihn in eine Zelle im Keller des Reviers und vergaßen ihn dort. Nach 18 Tagen fand ihn einer der Beamten, weil sich inzwischen ein starker Gestank entwickelt hatte. Mihavecz wurde sofort ins Krankenhaus transportiert und dort wieder aufgepäppelt.

Dieser Artikel ist zuerst auf FOCUS Online erschienen.

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