Wie lange überleben magen darm viren auf gegenständen

Viren, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, überstehen meist nur wenige Stunden. Noroviren überleben mitunter sogar Wochen

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Grippe, Erkältung, Durchfall – niemand ist vor typischen Viruserkrankungen wie diesen gewappnet. Die kleinen Krankheitserreger können uns oft Wochen lang aus dem Verkehr ziehen. Dabei sind Viren nicht einmal eigene Lebewesen, da sie keinen Stoffwechsel haben. Sondern: "Viren sind nichts anderes als genetische Information, die in eine Proteinhülle verpackt ist", erklärt Monika Redlberger-Fritz, Virologin an der Medizinischen Universität Wien.

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  • Viren und Bakterien gelangen auf unterschiedlichen Wegen in den Organismus. Sie verbreiten sich entweder über Tröpfchen - wie Corona- , Influenca- und normale Erkältungsviren - oder per Schmierinfektion. Damit geraten auch Oberflächen in den Fokus der Ansteckungsangst. Wie lange überleben das Coronavirus, Influenza-Viren oder andere häufige Keime dort? Und wie schützt man sich vor ihnen? Hier zehn wichtige Keime im Überblick:

  • Coronavirus Sars-CoV-2

    Überlebensdauer auf Oberflächen: abgeleitet von bereits bekannten Coronaviren wahrscheinlich mehrere Tage

    • Amerikanisch Forscher des National Institut of Health und der Seuchenschutzbehörde CDC gehen in einer vorab veröffentlichten Studie davon aus, dass Sars-CoV-2 ähnlich wie verwandte Sars-Coronatypen bis zu 24 Stunden auf Pappe und Papier, zwei bis drei Tage auf Plastik und Edelstahl und vier Stunden auf Kupfer überleben können.
    • Daten einer weiteren kürzlich veröffentlichten Studie weisen darauf hin, dass das Virus auf Metallflächen selbst bei erhöhter Temperatur (30°C) mehrere Tage überleben kann. Allerdings reduziert sich mit dem Abtrocknen der feucht mit Virussuspension besprühten Oberfläche das Infektionsrisiko innerhalb einer Stunde bereits um das 100-fache. Auch gibt es laut Information des Robert-Koch-Instituts Anhaltspunkte dafür, dass SARS-COV-2 auf Oberflächen zum Teil durch Sonnenlicht inaktiviert werden könnte. In einer Simulation starben rund 90 Prozent der Viruspartikel in Speichel nach weniger als sieben Minuten.

    Infektionsweg:

    • hauptsächlich Tröpfcheninfektion
    • Eine Übertragung über unbelebte Oberflächen ist bisher eher theoretisch und nicht abgesichert dokumentiert: für eine Infektion müssten infektiöse Tröpfchen an die jeweilige Oberfläche gelangen, eine andere Person genau dort hinfassen und sich im Nachgang an Mund, Nase oder Auge berühren. Händewaschen bietet davor einen probaten Schutz.

    Prävention:

    • Handhygiene (Waschen mit Wasser und Seife schützt bereits gut)
    • Hustenetikette – also in die Armbeuge husten oder niesen
    • 1-2 Meter Abstand zu Erkrankten halten
    • auf Händeschütteln verzichten
  • Überlebensdauer auf Oberflächen: bis zu sieben Tage

    • mindestens 50.000 Menschen infizieren sich jährlich in Deutschland
    • Ausscheidung der Viren über Stuhl und Erbrochenes
    • Gefahr sich mit dem Virus anzustecken, ist extrem hoch: 10 bis 100 Viruspartikel reichen für Infektion aus ( Vergleich: bei Salmonellen liegt die infektiöse Dosis bei 10.000 bis einer Million Zellen)

    Infektionsweg:

    • Übertragung erfolgt fäkal-oral
    • durch direkte Übertragung von Mensch zu Mensch
    • durch die orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen
    • über den Handkontakt mit kontaminierten Flächen wie Teppichen, Türklinken oder Waschbecken
    • über kontaminierte Speisen (Salate, Sprossen und andere roh verzehrte Lebensmittel) oder verunreinigtes Wasser

    Prävention:

    • konsequente Handhygiene: Hände waschen und danach Desinfektion mit viruziden Desinfektionsmitteln
    • Desinfektion von patientennahen Flächen, Toiletten, Waschbecken, Türgriffen mit geeigneten Desinfektionsmitteln
    • zur Desinfektion sind Präparate mit nachgewiesener Wirksamkeit mit dem Wirkbereich "begrenzt viruzid PLUS" oder "viruzid" geeignet
  • Überlebensdauer auf Oberflächen: 2 Tage

    Infektionswege:

    • Tröpfcheninfektion, besonders Husten oder Niesen
    • Übertragung auch über Hände und Oberflächen wie Türklinken, Lichtschalter und Telefon möglich, die durch virushaltige Sekrete verunreinigt sind, wenn die Hand anschließend Kontakt zu Augen-, Mund- oder Nasenschleimhäuten hat
    • Wie lange Influenza-Erreger auf welcher Oberfläche überleben, ist vom Subtyp des Virus sowie Faktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Grundsätzlich stellen niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit optimale Lebensbedingungen dar.

    Prävention:

    • auf Händedruck verzichten
    • Hände waschen
    • Hustenetikette – also in die Armbeuge husten oder niesen
    • im direkten Umfeld Betroffener Oberflächenreinigung mit viruziden Desinfektionsmitteln
  • Rotavirus

    Überlebensdauer auf Oberflächen: 8 Wochen

    • nach dem Norovirus der häufigste Auslöser für Darmerkrankungen – vor allem bei Kindern.

    Infektionsweg:

    • fäkal-oral vor allem durch Schmierinfektion, aber auch durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel
    • ist sehr leicht übertragbar; bereits 10 Viruspartikel reichen aus, um ein Kind zu infizieren

    Prävention:

    • seit Juli 2013 ist die routinemäßige Rotavirus-Impfung für Säuglinge unter sechs Monaten empfohlen
    • konsequente Händehygiene, Händedesinfektion
    • Desinfektion von patientennahen Flächen und häufigen Handkontaktflächen (z.B.Türgriffe) sowie Toiletten und Waschbecken
    • zur Desinfektion sind Präparate mit nachgewiesener Wirksamkeit mit dem Wirkbereich "begrenzt viruzid PLUS" oder "viruzid" geeignet
  • Überlebensdauer auf Oberflächen: bis zu 6 Tage

    • Lebensmittelkeim
    • häufigster Auslöser von Darmkrankheiten nach Noro- und Rotaviren

    Infektionsweg:

    • beim Auftauen von gefrorenem Geflügel und Wild das Auftauwasser separat auffangen und sofort entsorgen und heiß nachspülen
    • potentiell belastete Lebensmittel auf Plastikbrettchen für den Verzehr zubereiten

    Prävention:

    • Speisen vollständig Erhitzen (10 Minuten über 70 Grad)
    • Schneidebrett Messer und benutzte Utensilien in die Spülmaschine geben
    • Hände gründlich waschen
    • rohe Fleisch- und Wurstwaren, Schlachtgeflügel, Seetiere, Eier, Cremes, Salate und Mayonnaisen mit Rohei sowie Speiseeisimmer im Kühlschrank aufbewahren
  • Staphylococcus aureus

    Überlebensdauer auf Oberflächen: 7 Tage – 7 Monate

    • bekannt unter MRSA als antibiotika-resistentes Bakterium
    • für gesunde Menschen in der Regel harmlos

    Infektionsweg:

    • direkter Kontakt, selten über Tröpfcheninfektion
    • in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen durch die Hände z.B. des Pflege- und ärztlichen Personals
    • Keim wird dann über Haut und Schleimhäute übertragen und kann tiefgehende Haut-Weichteilinfektionen auslösen
    • selten Infektionen können über Oberflächen wie Plastikmaterialien und Edelstahllegierungen erfolgen, z.B. durch Katheter oder beim Gelenkersatz

    Prävention:
    Bei MRSA gelten in Krankenhäusern besondere Schutzmaßnahmen, die über normale Hygienemaßnahmen weit hinausgehen

  • Überlebensdauer auf Oberflächen: bis zu vier Jahre

    Infektionsweg:

    • über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel, z.B. nicht ausreichend erhitzte Eier, eihaltige Speisen, rohes Geflügelfleisch, aber auch Schweinefleisch und andere rohe Fleischerzeugnisse, z.B. Hackfleisch
    • über Oberflächen, die mit kontaminierten Lebensmitteln in Berührung kamen

    Prävention:

    • beim Auftauen von gefrorenem Geflügel und Wild das Auftauwasser separat auffangen und sofort entsorgen und heiß nachspülen
    • potentiell belastete Lebensmittel auf Plastikbrettchen für den Verzehr zubereiten
    • Speisen vollständig Erhitzen (10 Minuten über 70 Grad)
    • Schneidebrett Messer und benutzte Utensilien in die Spülmaschine geben
    • Hände gründlich waschen
    • rohe Fleisch- und Wurstwaren, Schlachtgeflügel, Seetiere, Eier, Cremes, Salate und Mayonnaisen mit Rohei sowie Speiseeisimmer im Kühlschrank aufbewahren
  • Streptokokken

    Überlebensdauer auf Oberflächen: sechs Monate

    • können Infektionen wie Mittelohr, Nasennebenhöhlen-, Rachen- oder Mandelentzündungen auslösen
    • auch Karies, Scharlach und Wundrose werden durch bestimmte Arten verursacht

    Infektion:

    • Schmierinfektion über Husten und Niesen oder erregerhaltige Tröpfchen auf Gegenständen, die direkt von Mensch zu Mensch weitergegeben werden (z.B. Schnuller)
    • Übertragung über direkten Kontakt mit Wunden

    Prävention:

    • Schnuller nicht ablutschen
    • Hustenetikette
    • Handhygiene
  • Überlebensdauer auf Oberflächen: 1,5 Stunden – 16 Monate

    • weit verbreiteter Fäkalkeim auf vielen Oberflächen von Displays über Touch-Screens, Handtüchern, Kaffeemaschinen zu finden
    • die meisten Stämme sind harmlos
    • nur wenige können Harnwegs- und Magen-/Darminfekte, Wund- und Atemwegsinfektionen auslösen

    Infektionsweg:

    • Schmierinfektion – oder fäkal-oral

    Prävention:

    • auf Handhygiene achten, besonders nach Toilettengang, vor dem Zubereiten von Mahlzeiten, vor dem Essen nach Kontakt mit Tieren (Zoobesuch etc.)
    • beim Zubereiten von Mahlzeiten darauf achten, dass Küchenutensilien wie Schneidebretter und Messer oder auch Hände, die mit rohem Fleisch in Kontakt waren, nicht mit anderen Lebensmitteln oder Küchenutensilien in Kontakt kommen

    Besonderheit: Die Enterohämorrhagischen E. coli (kurz EHEC) gehören zu den gefährlichsten E. coli-Stämmen, weil sie ein Toxin bilden, das nach Aufnahme von beispielsweise kontaminierten Lebensmitteln zu Nierenschäden, Nierenversagen und sogar zum Tod führen kann.

  • Überlebensdauer auf Oberflächen: 1 Tag – 1 Monat

    • Bakterium kommt im Erdboden, in Oberflächengewässern, Abwässern und auf Pflanzen vor, aber auch in Rohmilchprodukten und rohem Fleisch sowie Wurstwaren
    • kann sich bei Temperaturen zwischen -2 °C und 45 °C (auch Kühlschranktemperaturen!) vermehren

    Infektionsweg:

    • über Verzehr kontaminierter Lebensmittel wie Räucherfisch, Rohmilch und Rohmilchprodukten, Käse, Rohwurst und rohem Hackfleisch

    Prävention:

    • entsprechende Lebensmittel (vor allem vakuumverpackte) möglichst zügig nach Einkauf und unbedingt vor Ablauf der angegebenen Mindesthaltbarkeit verbrauchen, denn Lagerung im Kühlschrank kann zu Vermehrung der Listerien führen
    • Risikogruppen, besonders Schwangere und Patienten mit schweren Grunderkrankungen bzw. Immunsuppression, sollten auf den Verzehr von Rohfleischerzeugnissen (Mett) und Rohwurst (Salami), rohem Fisch, geräucherten und marinierten Fischerzeugnisse und Rohmilchweichkäse verzichten
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