Wo wurde der bh erfunden

Heutzutage kennen wir so viele verschiedene Arten von BHs. Von Push-Up-BHs über Bralettes, BHs mit oder ohne Bügel, die Auswahl ist groß! Wir tragen BHs für Komfort und Halt, aber auch, weil sie ein Teil unserer alltäglichen Kleidung und ein Fashion Statement sind. Aber wusstest Du, dass die BHs, so wie wir sie kennen, noch gar nicht so lange existieren? Der erste moderne BH wurde Ende des 19. Jahrhunderts designt und wurde im 20. Jahrhundert zu einem weltweiten Hit. Im Jahr 2014 gab es den BH erst seit 100 Jahren! Deshalb haben wir diese spaßige Infografik mit interessanten Fakten zur Entwicklung des BHs erstellt.

© dpa 12.02.2014, 14:28 Uhr Michel Penke

Der BH wird heute 100 Jahre alt. Doch bereits Jahrtausende zuvor trugen Frauen Stürzen aus Stoff. Nicht selten, um männlicher zu wirken. Der BHs ist Symbol der Rolle der Frau im Laufe der Geschichte.

Ein Schritt der Emanzipation der Frau war auch die Befreiung aus dem altmodischen Mieder. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zwängte sich die Frau noch in ein Fischbeinkorsett. Fester Halt und schlanke Taille waren in Mode, doch die Haut unter dem unbequemen Gestellt wurde empfindlich gequetscht. Eine Tortur, wie Mary Phelps Jacob fand. Die 19-jährige New Yorkerin knüpfte kurzerhand mit Hilfe ihres Dienstmädchens aus zwei seidenen Taschentüchern und rosa Bändern ihren ersten Büstenhalter. Fertig war der erste moderne Büstenhalter. Die Kreation fand unter ihren Freundinnen so reißenden Absatz, dass sie ihre Erfindung am 12. Februar 1914 zum Patent anmeldete. Doch entgegen der Erwartung ließ der Erfolg des Geschäftsmodells auf sich warten, sodass Mary Jacob die Rechte für 1500 US-Dollar an die Firma Warners Brothers Corset Company in Bridgeport verkaufte.

Von der Befreiung zum Zeichen patriarchaler Unterdrückung

Eine schlechte Entscheidung: Bereits sechs Jahre später betrug der Gewinn aus dem Verkauf des neuen BHs 12,6 Millionen Dollar. Neben dem besseren Tragekomfort sorgte der erste Weltkrieg für gute Absatzzahlen. Weil an allem gespart werden musste, wurden Frauen dazu aufgerufen auf den sparsameren BH zu setzen. Das Ende des Mieders war besiegelt und die neue Ära des BHs begann - zumindest eine Zeit lang.

Denn bereits 50 Jahre später war aus dem Symbol der neuen Frau ein geschmähter Inbegriff ihrer Unterdrückung geworden. Als Zeichen einer patriarchalen Gesellschaft wurde der Büstenhalter von Feministinnen in Chicago 1969 sogar öffentlich verbrannt.

6 Fotos

Tücher banden die Brüste ab, damit die Frauen männlicher wirkten

Und tatsächlich ist die Geschichte des BHs auch eine Geschichte über die Rolle der Frau. Bereits in der Zeit des klassischen Griechenlands trugen Frauen zu Sportveranstaltungen Tücher eng um den Oberleib gebunden, um männlicher zu wirken. Bis ins Mittelalter wurden die Brüste mit Binden bedeckt, um diese zu stützen. Zusammen mit einer kurzen Hose sahen sie dem heutigen Bikini nicht unähnlich.

Spätere Entwürfe aus dem 15. Jahrhundert zeigen bereits die moderne Körbchenform. Doch bis ins 19. Jahrhundert war das “Brustleibchen” das meist getragene Brustkleidungsstück der Frau. Über dieses wurde ab dem 16. Jahrhundert das steife Mieder gestülpt, dass letztlich in der körperfeindlichen Sanduhrform mit breiter Ober- und Hüftweite mit möglichst kleiner Taillenweite gipfelte. Die Befreiung brachte erst der BH, der die Frau aus dem unbequemen und gesundheitsgefährdenden Korsett schlüpfen ließ. Die letzte kleine Revolution hielt mit dem Wonderbra Einzug, der die Brust nicht nur stützt, sondern auch die gewünschte Fülle vorgaukelt.

Jede Frau kennt ihn, jede Frau hat ihn, jede Frau trägt ihn - den Büstenhalter, kurz BH. Doch die wenigsten Frauen, aber auch Männer, wissen mehr über den berühmten BH. Wann wurde er überhaupt erfunden und von wem?

Die Geschichte des BHs

Eindeutig lässt es sich nicht definieren, wer den BH als Erstes erfunden hat und auch wann genau lässt nicht exakt definieren. In der Geschichte des BHs finden sich eine Vielzahl von männlichen und weiblichen Erfindern und auch verschiedene Jahreszahlen, zum Thema, wann der BH erfunden wurde.

  • Die erste unserem heute bekannten BH ähnliche BH-Form wurde 1889 von Herminie Cadolle in Frankreich erfunden und patentiert.
  • Auch in Deutschland kam es im Jahre 1891 zu einer Patentierung des sogenannten "Brusthalters" durch Hugo Schindler.
  • Herr Schindlers folgte eine weitere Frau aus Dresden. Christine Hardt meldete 1985 ebenfalls ein Patent für das "Frauenleibchen als Brustträger" an.
  • 1904 entwickelte der Korsettmacher Wilhelm Meyer-Ilscher eine weitere Variante des modernen BHs. Patentiert wurde die "Bruststütze ohne Unterteil" aber erst einige Zeit später.
  • Als eigentliche Erfinderin des modernen BHs gilt aber die Amerikanerin Mary Phelps-Jacobs. Sie erfand den BH als Ersatz zur damaligen viel getragenen Miedermode.
  • Sie schneiderte zusammen mit Ihrem Dienstmädchen einen BH aus zwei Taschentüchern und rosa Bändern, welche ihre Brüste spätere bedeckten. Am 12. Februar 1914 meldete sie dann ihr Patent offiziell an. Aufgrund des mangelnden Erfolges ihres Geschäftes und der Geschäftsidee verkaufte sie für nur 1.500 US-Dollar Ihr Patent an das Unternehmen Warner Brothers Corset Company.
  • Mit der späteren Industrialisierung und der damit verbundenen industriellen Fertigung begann die Erfolgsgeschichte des modernen BHs.

Die verschiedenen BH-Moden

Auch über die Jahrzehnte hinweg veränderte sich die Form des BHs und passte sich immer wieder der modernen Kleidungsform an.

  • Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts hatte der BH eine knabenhafte Form. Erst im späteren Verlauf der Geschichte wurde der BH weiblicher und erhielt runde Formen, kombiniert mit schöner Spitze.
  • In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der BH durch weitere Funktionen, wie die Push-up- und Wonderbra-Funktionen erweitert und erfreute sich weiterhin einem reißenden Absatz.

Wie hilfreich finden Sie diesen Artikel?

by Martin Henkel

Sensationsfund in Osttirol! So überschrieben am 19. Juli 2012 gleich mehrere deutschsprachige Zeitungen ihre Berichte über eine Meldung aus dem Archäologischen Institut der Universität Innsbruck, die neben den Beschreibungen einiger mittelalterlicher Bekleidungsstücke aus dem Hohlraum einer Etagendecke in Schloss Lengberg auch eine Nachricht für alle Textilforscher, Historiker und Zeitdeuter parat hatte. Schreibt eure Geschichte neu! – lautete die Botschaft. Der BH ist älter, als ihr alle annehmt. Viel älter!

Teufel noch eins! Bislang hatte man angenommen, dass die ersten Brustschalenkonstruktionen aus den Schneiderstuben des ausgehenden 19. Jahrhunderts stammten. Doch dann das: Ein BH aus dem 15. Jahrhundert!
Und was für einer! Die Taschentuchkonstruktionen, mit denen sich etwa die Dresdnerin Christine Hardt, die Pariserin Herminie Cadolle oder die New Yorkerin Mary Phelps Jacob gegen das Korsett auflehnten, nehmen sich gegen den BH aus dem Lengberger Decken-Hohlraum aus wie Knetfiguren aus den Händen von Kleinkindern.

So sinnlich war das Mittelalter

Ein kleines Meisterwerk haben die Forscher da bei Renovierungsarbeiten schon 2008 entdeckt. Vor allem der BH Modell Nummer vier ist eine textile Sensation und erhellt den Verdacht, dass die Zeiten vor der Moderne gar nicht so unmodern waren, wie der Epochenbegriff nahe legt. Das brustumfassende Textil gleicht nämlich bis in die Details hinein einem gängigen Longline-BH, also einer Melange aus BH und Mieder.  Und hat so gar nichts mit dem Tuch-und-Hosenträgergebilde gemeinsam, mit dem etwa das Fräulein Hardt den Abschied von der erdrückenden Korsagerie der vorherigen drei Jahrhunderte einläutete. In ihrem Fundbericht beschreiben die Innsbrucker Bekleidungsforscher ihr schönstes Stück: „Die Körbchen sind aus je zwei Stück Leinen genäht. Das restliche Gewebe aus etwas gröberen Leinen reicht bis knapp unterhalb des Brustkorbs mit einer Reihe von sechs sog. Nestellöchern auf der linken Seite des Körpers zum Verschluss mit einem Band oder einer Schnur. Nadelspitze verziert den Rand der Körbchen am Dekolleté.“

So sinnlich war das Mittelalter! BH Fund auf Schloss Lengberg. ©Institut für Archäologien Universität Innsbruck

So sinnlich also war das Mittelalter. Bis zum Fund in den Osttiroler Bergen hatten die Forscher angenommen, dass die Damen des Mittelalter unten drunter, wenn überhaupt, dann Stoffbänder verwendeten, um die Brust zu stützen. Hier und da stand auch was von „Hemden mit Säcken“ geschrieben. Oder von „Taschen für die Brüste“. In einem satirischen Gedicht fand sich das Wort „Tuttenseck“. Die Forschung ist bislang schmunzelnd darüber hinweggegangen. Mittelalter eben.

Schwerer Stand für die historischen Schönheiten

Aber BHs? Gab’s damals nicht – so lautete bis dato das Urteil der Historiker, für das seit Lengberg kein Platz mehr in der BH-Geschichtsschreibung ist. Modell Nummer vier ist schließlich nicht der einzige Beweis dafür, dass man sich schon vor über 500 Jahren mit Verstand und Sinnlichkeit des Problems der rechten Bekleidung für die Brust widmete. Auf dem Schloss barg der Deckenraum zwischen erster und zweiter Etage noch drei weitere BH-ähnliche Leinenstücke, nebst einer Unterhose, 16 weiteren Wäschestücken für oben drüber – und gut 2500 Geweberesten, von denen aber keiner mehr sagen kann, wofür sie gebraucht wurden.

BH-ähnliches Leinenstück und Unterhose ©Institut für Archäologien Universität Innsbruck

Eine Radiokarbondatierung bei den Kollegen der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich bewies schließlich die Annahme, dass das Leinenknäuel als Dichtungsmasse bei der letzten Renovierung des spätmittelalterlichen Gemäuers diente. Der Zeitraum, aus dem die Fundstücke stammen: irgendwann zwischen 1390 und 1485. Doch die historischen Schönheiten haben es nicht leicht. Ein bisschen verloren stehen sie neben einer Riege der angeblichen Erstlings-Büstenhalter, mit denen sich bis dato so vortrefflich die Geschichte der emanzipierten Frau erzählen ließ. 300 Jahre Korsettfolter, Zwang, Ohnmacht, Organschäden, Fehlgeburt – und schnippschnapp raus aus der alten Geschlechterrolle und hinein in eine Zukunft, die in Brusthöhe der BH markierte.
So heißt es. Und auch in Deutschland kann man nur ganz schwer davon lassen, das Geburtsdatum des BHs in die Zeit zwischen 1899 und 1912 zu legen. 1899 meldete Fräulein Hardt in Dresden ihr Patent an. 1912 ging bei Lindauer & Co, heute noch bekannt als PrimaDonna, in Cannstatt der erste BH in Serienproduktion.

Christine Hardt schreitet zur Tat

In Süddeutschland zum Beispiel hält sich noch immer die Vorstellung, der Büstenhalter sei in Cannstatt erfunden wurden. Und auch in Dresden müht man sich redlich, die Urheberschaft am weltersten BH an der Elbe zu halten. Es ist ja auch nicht ganz unwahr. Geschichte ist eben vergesslich. Und Errungenschaften gehen flöten. Nicht anders ist es den BHs des Mittealters ergangen, als im 16. Jahrhundert die ersten Korsagen auf die Märkte kamen und ganz neue Figurformen ermöglichten. Die Sanduhr-Frau kam in Mode und hielt sich 300 Jahre lang wacker aufrecht. Bis sie der vielen Ohnmachtsanfälle, der Organschäden und Fehlgeburten überdrüssig wurde. Und die Dresdnerin Hardt zur Tat schritt. Wer genau Christine Hardt gewesen ist, kann kein Papier mehr bezeugen. Man weiß lediglich, die Masseuse und Lehrerin für Heilgymnastik stand der Lebensreform-Bewegung nahe. Dieser war der Körper heilig und die Befreiung von allen textilen Übeln eine Mission. So weit bekannt stand Fräulein Hardt dem Dresdner Arzt Heinrich Lahmann nahe, der in seiner Schrift „Kleiderordnung“ forderte, dass Wäschestücke nur auf den Schultern ruhen dürften. Hinfort also mit den Korsetts und Gürteln. Hosenträger sollten das Problem beheben.

Bis zum Patent-BH von Fräulein Hardt war es von da aus kein weiter Weg mehr. Sie nahm zwei Taschentücher, die sie zusammenknotete, befestigte diese an zwei Hosenträgern – und fertig war das Revolte-Artefakt.

Frauenleibchen als Brustträger, der „Rockträger“ von Christine Hardt, 1899

In der Patentschrift vom 5. September 1899 beschrieb sie Aufbau und Funktionsweise. „Das Frauenleibchen als Brustträger besteht aus Rücken- und Seitenteilen, auf welche Schlaufen aufgenäht sind, durch welche Männerhosenträger jeder Art eingeführt und durch Knöpfe befestigt werden können.“ Wie der BH zu handhaben ist, wurde ebenfalls von der Erfinderin en detail festgehalten. Ein wenig pingelig in der Akkuratesse sei das gewesen, befand der damals zuständige Beamte. Er hielt seinen Seufzer in einer Notiz fest: „Also mir isset völlig schleierhaft, wie man so ne hübsche Erfindung so kompliziert machen kann.“

Herminie Cadolles Korsagen sind Legende

Christine Hardt also, Erfinderin des ersten BHs der Moderne? No, rufen die Franzosen. Sie halten ihre Landsmännin Herminie Cadolle für die Urheberin. Die Korsett-Schneiderin war eine streitbare Zeitgenossin. Auf den Barrikaden der Pariser Commune forderte sie erstmals mehr Rechte für Frauen ein. Die Monarchie war nicht gerade amusé. Madame Cadolle wurde inhaftiert und floh anschließend nach Buenos Aires. In der argentinischen Hauptstadt schritt sie mit Nadel, Schere und Faden zur Tat. Sie dachte an Libération und ersann das erste luftige Mieder mit Cups für die Brüste. Ein Akt der Befreiung, für den sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat groß gefeiert wurde. Sie stellte auf der Expo 1899 in Paris aus, ließ sich ihre Erfindung im selben Jahr patentieren und belieferte in den kommenden Jahren alles, was Rang und Namen hatte mit ihren Dessous. Ist heute übrigens immer noch so: Cadolle ist das einzige Dessous-Maßatelier in Paris. Die Korsagen sind Legende.

Büstenhalter von Herminie Cadolle, 1899

©Wikimedia Commons Lizenz: CC0 1.0

Immerhin fallen Fräulein Hardts und Madame Cadolles Patentjahre zusammen. Darüber lässt sich also streiten. Miss Mary Phelps Jacob müssten man deshalb eigentlich gar nicht erwähnen. Würden die Amerikaner nicht behaupten, dass die New Yorker Verlegerin, Schriftstellerin und Feministin den Ur-BH erfunden hätte. BH ja, aber 1915 ein Patent anmelden? Das verdrängt sie eigentlich auf die hinteren Geschichtsbücherseiten. Trotzdem hält sich die Phelps standhaft vorn. Zu verdanken hat sie das ihrem damaligen Ruhm. Und ihrer Geschäftstüchtigkeit. Der Legende nach störte Miss Jacob eines Abends, dass die Fischbein-Stege ihres Korsetts aus dem Abendkleid lugten. Zusammen mit ihrem Dienstmädchen zerschnitt sie zwei Seidentücher, knotete sie zusammen, befestigte zwei rosa Träger dran – und fertig war der angeblich welterste Brusthalter, den sie 1914 als Patent anmeldete. Wenig später verkaufte sie die Rechte an die Warner Brothers Corset Company. Von dort aus zog der BH in die Welt hinaus.

In den USA also denken sie: die Jacob wars. Die Franzosen meinen: Madame Cadolle. Die Deutschen sind gespalten, die einen halten Lindauer für den Erfinder, andere die Hardt in Dresden. Und wie ist das in Österreich? Dort lachen sie sich vermutlich schlapp. Am Lengberger BH aus dem 15. Jahrhundert kommt nämlich eigentlich keiner mehr vorbei. Es braucht dafür nur Minimum ein funktionierendes Auge.

freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin

Neuester Beitrag

Stichworte