Wo ist die Bremse beim Motorrad

Traurig aber wahr:
Die Motorradsaison neigt sich dem Ende zu, mittlerweile ist es nicht mehr sehr gemütlich, am Bike zu sitzen. Es ist einfach zu kalt und unfreundlich da draußen.

Erlebtes verwerten

Genau die richtige Zeit, um die vergangene Saison Revue passieren zu lassen und überlegen: Was war das schönste Erlebnis? Was hätte ich mir sparen können? Wo hatte ich echt Glück? Und, gibt es vielleicht etwas, was ich an meiner Fahrtechnik ändern möchte in der kommenden Saison?

Ein wichtiges Kapitel, wo man sich einlesen und gut und gerne den ganzen Winter über viele Situationen theoretisch durchgehen kann, ist das Thema: Wie bremse ich richtig? Ein Motorrad sicher abzubremsen ist eine komplexe Sache im alltäglichen Verkehr und erst recht bei einer Vollbremsung in einer kritischen Situation.

Kenne dein Motorrad

Richtig bremsen lernen kann jeder, am besten im Fahrsicherheitstraining

Auf den ersten Metern jeder Fahrt solltest du durch einen kurzen, prüfenden Griff bzw. Tritt die „Tagesform“ der Bremsen checken. Dies gilt besonders nach längerer Standzeit der Maschine. Es ist wichtig, das Bremsverhalten seiner Maschine zu kennen und verschiedene Bremsmanöver zu üben. Regelmäßiges Üben hilft dabei, bei einer Voll- bzw. Notbremsung schnell und richtig zu reagieren. Fahrsicherheitstrainings sind extrem hilfreich, um sich und seine Maschine besser einschätzen zu lernen. Die Automobil-/Mobilitätsclubs bieten hier viele Möglichkeiten sich zu steigern, von Anfänger bis Drifttraining gibts hier ein breites Trainingsspektrum:

  • ADAC – Motorradtrainings
  • ÖAMTC – Motorradtrainings
  • ARBÖ – Motorradtrainings

Die gelungene Vollbremsung

Bei einer Vollbremsung (oder auch Gefahrenbremsung) wirken enorme Kräfte auf den Fahrer ein. Deswegen ist es wichtig, Spannung im Körper aufzubauen. Dabei hilft es auch, die Knie an den Tank zu drücken, den Oberkörper möglichst aufrecht zu platzieren und die Arme nicht vollständig durchzudrücken. Das Geheimnis einer gelungenen Vollbremsung ist daher, neben den technischen Voraussetzungen: viel Gefühl und Körperbeherrschung.

Richtig Bremsen

Motorräder verfügen generell über zwei Bremsen, die Vorderrad- und die Hinterradbremse. Bei einem Bremsmanöver verlagert sich das Gewicht von Fahrer und Motorrad stark nach vorne. Deswegen ist es wichtig, die richtige Radlastverteilung zu kennen. Durch die dynamische Achslastverlagerung nach vorne kann mit der Vorderradbremse eine hohe Bremsenergie erzeugt werden.

??Im Klartext bedeutet das: Vorne muss deutlich stärker gebremst werden als hinten, da das Hinterrad durch die Entlastung eine viel geringere Bremswirkung erzielen kann.

Dosiertes Bremsen ist auch in einer Gefahrensituation essentiell

Der Bremsweg

Neben der richtigen Radlastverteilung ist es auch wichtig zu wissen, wie sich der Bremsweg verlängert. Auch hier gibt es eine Faustformel: Doppelte Geschwindigkeit gleich vierfache Länge. Das bedeutet, der Bremsweg bei 100 km/h ist viermal so lang wie bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Natürlich spielen auch Bodenbeschaffenheit und Wetterverhältnisse wie Nässe eine große Rolle. Das Bremsen auf rutschigen Flächen wie Fahrbahnmarkierungen und Kanaldeckeln sollte grundsätzlich vermieden werden.

ABS – wie funktioniert’s?

In modernen Motorrädern ist es nicht mehr wegzudenken: das Antiblockiersystem, kurz ABS. Egal ob bei einer Gefahrenbremsung oder beim Überbremsen an glatten und rutschigen Stellen, das System verhindert das blockieren der Räder und verringert dadurch die Sturzgefahr.

ABS ermöglicht sicheres Bremsen auf rutschigen und/oder nassen Flächen. Ist zusätzlich Kurven-ABS vorhanden, ermöglicht dies auch Sicherheit bei Schräglage. Bei den meisten üblichen Bremsmanövern ist ein Unterschied von Maschinen mit und ohne ABS kaum zu spüren. Erst wenn ein Rad die Blockiergrenze erreicht hat, kommt das ABS in den Regelbereich und wird für den Fahrer spürbar. Antiblockiersysteme verhindern das Blockieren der Räder und können dadurch das Einknicken des Vorderrads und das Ausbrechen des Hecks verhindern.

Alles im Blick haben

Das richtige Bremsverhalten kann lebenswichtig sein. Deswegen vorher mit dem Motorrad und den vorhandenen Bremssystemen auseinandersetzen. Dann steht einer entspannten Motorradsaison nichts mehr im Wege.

??BikerSOS-Tipp:
Gutes Bremsen beginnt beim richtigen Sitzen. Knieschluss und Körperspannung helfen, möglichst wenig Gewicht am Lenker abzustützen. Den Bremsdruck schnell und kontinuierlich aufbauen statt ruckartig am Hebel ziehen. Das verhindert ein Blockieren. Wenn es doch passiert, Bremse kurz lösen und neu anlegen. Und wenn einmal etwas danebengeht und Du zu Sturz kommst – mit der aktivierten BikerSOS App wird Dir schnell geholfen!

Übrigens:
Wenn du deine Fahrt mit der BikerSOS APP mitgetrackt hast, ist es im Fall eines Sturzes deinen Rettern ein Leichtes, dich rasch zu finden!

  Festsattel, Schwimmsattel und Trommelbremse

Bremsflüssigkeit

Flüssigkeit auf Glykolbasis, die den über die Bremshebel ausgelösten Druck auf die Bremskolben weiterleitet. Bremsflüssigkeiten werden nach DOT-Klassen spezifiziert, die zum Beispiel den Siedepunkt definieren. Am gebräuchlichsten ist DOT 4, zuweilen auch DOT 3 oder DOT 5.1. Diese können miteinander vermischt werden. Eine Ausnahme ist die auf Silikon basierende Bremsflüssigkeit DOT 5, wie sie Harley-Davidson und Buell für viele Modelle vorschreiben. Diese darf auf keinen Fall mit anderen Bremsflüssigkeiten vermengt werden.

Die Spezifikationen geben in erster Linie die Siedepunkte an: DOT 3 bei 205°C, DOT 4 bei 230°C, DOT 5 und 5.1 bei 260°C. Solche Temperaturen sind bei mehren scharfen Bremsvorgängen hintereinander oder langen Passabfahrten schnell erreicht.

Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch (wasseranziehend) und muss deshalb regelmäßig ausgetauscht werden, weil eventuell vorhandenes Wasser den Siedepunkt der Flüssigkeit senkt, was zu Dampfblasenbildung und schlimmstenfalls zum Ausfall der Bremse führt. Bremsflüssigkeit aus angebrochenen Behältern sollte deshalb so schnell wie möglich aufgebraucht werden, während solche in vakuumverschlossenen Behälter fünf bis zehn Jahre lagerfähig ist.

Bremsleitungen

Teilen sich auf in Gummi- und Stahlflexleitungen. Gummileitungen sind kostengünstig herzustellen, brauchen jedoch regelmäßige Pflege, dehnen sich im Lauf der Zeit aus und altern, so dass sie nach etwa fünf Jahren ausgetauscht werden müssen. Stahlflexleitungen sind alterungsbeständig und besitzen zumeist einen gegenüber Gummileitungen klarer definierten Druckpunkt, der sich nicht verändern kann. Häufig sind sie innen teflonbeschichtet.

Bremssättel/Bremszangen

Bestehen zumeist aus einer Aluminiumlegierung und unterscheiden sich in Festsattel- und Schwimmsattelzange. Die Festsattelzange ist starr an der Gabel befestigt und verfügt über Bremskolben auf beiden Seiten der Bremsscheibe. Diese Bremskolben drücken bei Betätigung des Bremshebels auf die Scheibe. Festsättel gibt es mit zwei, vier oder sechs Kolben.

Der Schwimmsattel ist beweglich an der Gabel montiert und lässt sich auf meistens zwei Bolzen parallel zur Radachse verschieben, er schwimmt. Der oder die Kolben befinden sich lediglich auf der äußeren Bremsscheibenseite. Beim Bremsen legt sich zuerst der vom Kolben betätigte Belag an die Scheibe an, bei weiterem Druckaufbau verschiebt sich die gesamte Zange, bis der direkt in der Zange befindliche Belag auf der anderen Seite an der Bremsscheibe anliegt. Schwimmsättel gibt es mit einem, zwei oder drei Kolben.

Doch ob Schwimm- oder Festsattel: Bei Zurücknahme des Drucks im Hydrauliksystem zieht ein Dichtring den oder die Kolben wieder in ihre Ursprungslage zurück.

Bremsscheiben

Radseitiger Teil einer Scheibenbremse, auf die die Bremsbeläge wirken, um die Bewegungsenergie in Wärme umzuwandeln und damit ein Fahrzeug zu verzögern. Sie besteht aus der eigentlichen Bremsfläche und einem Träger, der die Scheibe mit der Nabe verbindet. Früher häufig verwendete Graugussscheiben gibt es wegen ihrer Rostanfälligkeit kaum noch, stattdessen bestehen Bremsscheiben heute fast ausschließlich aus rostfreiem Stahl.

Bremsscheiben und -beläge können bei intensiver Beanspruchung 500° C und mehr erreichen. Eine Besonderheit stellen im Rennsport gebräuchliche Kohlefaser-Scheiben dar. Diese erreichen jedoch erst bei Temperaturen von 200 bis 300 Grad Celsius einen brauchbaren Reibwert und sind deshalb im normalen Straßenverkehr oder bei Regenrennen nicht zu gebrauchen.

Löcher in den Bremsscheiben ermöglichten früher ein schnelleres Ansprechen der Bremse im Regen, heute dienen sie der Gewichtsersparnis und der besseren Kühlung.

Wave-Bremsscheiben mit welligem Design stammen aus dem Motocross. Ihre Vorteile gegenüber herkömmlichen Scheiben liegen in einer besseren Selbstreinigung, besserer Wärmeableitung und geringerem Gewicht.

Bremsrubbeln

Entsteht, wenn Wärmespannungen zum seitlichen Verzug der Scheibe führen, machen sich als Vibrieren im Bremshebel und in der Vorderradführung bemerkbar.

Entlüften

Zwingend erforderliche Arbeit nach dem Wechsel der Bremsflüssigkeit, um Lufteinschlüsse im Hydrauliksystem zu vermeiden.

Fading

Nachlassende Bremswirkung bis hin zum Totalausfall bei hoher Beanspruchung.

Integralbremse

Elektronisch oder mechanisch-hydraulisch geregelte Bremskraftverteilung auf Vorder- und Hinterrad, unabhängig davon, ob der Fahrer nur den Hand-, nur den Fußbremshebel oder beide einsetzt. Wirkt entweder auf alle Bremssättel oder nur auf einzelne Bremskolben.

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