Wie lernen Kinder mit anderen Kindern zu spielen

Spielen mit anderen Kindern © JBryson - istockphoto.com

Dieser Artikel beschäftigt sich damit, wie du die soziale Kompetenz deiner Kinder fördern kannst und warum Kinderfreundschaften von grosser Bedeutung sind. Zudem lernst du, wie du auch die kognitiven Fähigkeiten deiner Sprösslinge anregen kannst, denn zu einer glücklichen Familie gehören unbedingt auch glückliche und gesunde Kinder dazu.

Die Bedeutung von Kinderfreundschaften

Altersgerechte Kinderfreundschaften sind entscheidend für die soziale Kompetenz. Der Austausch mit Gleichaltrigen fördert allerdings nicht nur die soziale Kompetenz, sondern auch die kognitiven Fähigkeiten deiner Kinder. Wenn sie mit Kindern gleichen Alters spielen, lernen sie dabei spätere Beziehungen positiv zu gestalten. Im Spiel mit anderen Kindern lernen sie, komplexe Gefühle und Situationen kennen und können besser damit umgehen. Probleme werden besser gelöst und schneller Kompromisse geschlossen. Finden keine Auseinandersetzungen in diesem Alter statt, muss das soziale Verhalten als Erwachsener mühsam erlernt werden.

Geschwister und andere Gleichaltrige, die sich miteinander vergleichen können, erlangen mehr Selbstwertgefühl während der Entwicklung als Kind. Wächst ein Kind ohne Geschwister auf, ist das Spielen mit Gleichaltrigen besonders wichtig, denn hierbei erlernen die Kinder auch Geben und Nehmen. Damit die Freundschaft erhalten bleibt, müssen auch andere Wünsche berücksichtigt werden. Auf diese Weise wird Empathie erlernt. Schon wenn Geschwister noch sehr klein sind, regt eine Unterhaltung die sprachliche Kommunikationsfähigkeit an.

Was, wenn Kinder nur mit Erwachsenen spielen?

Wenn Kinder nur mit Erwachsenen spielen möchten, mit Vater, Mutter oder anderen Mitgliedern der Familie beispielsweise, liegt das häufig daran, dass andere Kinder nicht so tolerant wie Erwachsene reagieren. Während Vater, Mutter und andere erwachsene Mitglieder der Familie kein Spielzeug wegnehmen, tun es Kinder sehr wohl. Darüber hinaus unterbrechen Mutter und Vater das Spiel nicht ohne Grund, wie Kinder es häufig tun.

Tipps zur besseren Integration in die Gruppe

Du solltest dein Kind niemals zum Spiel mit anderen Kindern zwingen. Es sollte selbst entscheiden, wann und mit wem es spielt, auch das ist für die Entwicklung deines Kindes wichtig. Häufig hilft es, wenn du dein Kind am Anfang begleitest.

Wenn dein Kind aus irgendwelchen Gründen nicht von einer Gruppe angenommen wird, zum Beispiel weil es immer gewinnen will, aber nur einer gewinnen kann, oder es immer zuerst dran kommen möchte oder immer Anführer sein möchte, solltest du deinem Kind beibringen, wie es Konflikte lösen kann. Erkläre ihm dabei, dass es sich einmal in die Lage der anderen versetzen soll und zeige ihm auf, wie andere sich fühlen, wenn sie niemals den Vorzug bekommen.

Wenn dein Kind regelmässig mit Gleichaltrigen spielen kann, erlangt es schnell soziale Kompetenz, die ihm bei der Bewältigung von zwischenmenschlichen Problemen helfen können. Auch wenn es im Lauf der Zeit erwachsen wird, kann es zunehmend besser mit Konflikten umgehen und ist schneller bereit, mit anderen Kompromisse einzugehen.

Wenn das eigene Kind in der Schule oder im Kindergarten die meiste Zeit allein verbringt und Eltern feststellen, ihr Kind spielt nicht mit anderen Kindern, wächst die Sorge, dass es zum Außenseiter werden könnte. Jetzt ist es wichtig, die Ursache für dieses Verhalten herauszufinden, um dem Nachwuchs dabei zu helfen, Freundschaften zu schließen.

Ursachen: Mein Kind spielt nicht mit anderen Kindern

Es gibt verschiedene Gründe, warum Kinder nicht mit anderen Kindern spielen wollen. Manche können sich einfach sehr gut alleine beschäftigen, andere wiederum sind sehr schüchtern und trauen sich nicht, auf andere Kinder zuzugehen. "Es gibt Dreijährige, die kommen am ersten Tag in den Kindergarten und sagen: Hier bin ich! Dagegen brauchen manche Fünfjährige noch unsere Unterstützung", so die Pädagogin Martina Bentenrieder laut dem Fachportal "leben-und-erziehen.de".

Dabei ist der Kontakt mit gleichaltrigen sehr wichtig, um soziale Fähigkeiten zu erlernen wie etwa Dinge zu teilen, zu verhandeln oder gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Wie lernen Kinder mit anderen Kindern zu spielen
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Woran Sie Schüchternheit erkennen

Wenn Schüchternheit der Grund dafür ist, weshalb Ihr Kind ein Einzelgänger ist, sollten Sie es unterstützen und zu mehr Selbstvertrauen verhelfen. Neben den typischen Anzeichen wie Erröten, betretenem Wegschauen oder leisem Sprechen sollten auch andere Dinge Sie aufmerksam machen, so der Bayerische Rundfunk in einem Bericht zum Thema.

Spielen Sie nicht den Entertainer

Kinder dürfen und sollen sich ruhig mal langweilen, denn dabei lernen sie, sich allein zu beschäftigen. Wenn Papa und Mama versuchen, die Spielkameraden zu ersetzen, verlernen Kinder, eigene Ideen zu entwickeln.

Suchen Sie nicht mit Gewalt nach Freunden

Überreden Sie auch keine anderen Kinder dazu, zum Spielen zu Ihnen nach Hause zu kommen. Zwingen Sie Ihr Kind auch nicht zu Kontakten, indem Sie es auffordern: “Jetzt geh’ doch mal beim Nachbarskind klingeln!“. Das verunsichert es nur und es zieht sich noch mehr zurück.

Zeigen Sie selbst Kontaktfreude

Laden Sie die Eltern eines Klassenkameraden mitsamt dem Nachwuchs ein. So findet ihr Kind leichter Kontakt als in der großen Gruppe.

Wählen Sie keine Freunde aus

Eltern sollten die Freunde akzeptieren, die das Kind sich selbst aussucht. Treffen Sie keine Vorauswahl nach dem Motto: „Der hat nette Eltern und gute Manieren, mit dem darfst Du spielen.“

Akzeptieren Sie Eigenarten

Stärken Sie Ihr Kind, machen Sie ihm Mut. Wenn es zu Hause Rückhalt bekommt, ist es auch selbstbewusster und mutiger im Umgang mit Gleichaltrigen.

Schaffen Sie ein Netzwerk

Eine Anmeldung in einer Musikgruppe oder im Sportverein kann dabei helfen. Aber das Kind muss selbst Lust darauf haben und von sich aus Durchhaltevermögen zeigen – also freiwillig dorthin gehen wollen.

Verplanen Sie aber nicht die Freizeit

Ein Kind muss im Sport keinen übertriebenen Ehrgeiz zeigen und auch kein kleiner Mozart sein. Kinder brauchen auch Freizeit zum Spielen, zum Herumhängen und mit sich allein sein.

Holen Sie sich Hilfe

Wenn Ihr Kind sich nie mit Gleichaltrigen verabredet, keine Lust hat, mit anderen zu spielen, mit der Erzieherin oder Lehrerin sprechen. Sie kennt Ihr Kind gut und kann Ihnen Ratschläge geben.

Mehr oder weniger hilfreiche Bücher zum Thema:

Besonders das Spiel mit anderen Kindern ist entscheidend für die Entwicklung positiver sozialer Fähigkeiten. Der Grundstein dafür, dass Kinder später harmonisch miteinander spielen können, wird bereits in den ersten Lebenswochen gelegt. Die Eltern tragen entscheidend dazu bei, wenn sie sich von Anfang an mit dem Kind beschäftigen, es zur Reaktion anregen und ihm Möglichkeiten geben, sich selbst auszuprobieren. Dies können Streichel- und Kitzelspiele sein, die schon die Kleinsten zum Kichern bringen. Das Strampeln ohne Windel hilft dem Säugling, ein gutes Körperbewusstsein zu finden.

Eltern – die liebsten Spielpartner für Kleinkinder

Kleinkinder unter drei Jahren spielen am liebsten mit ihren Eltern oder anderen Erwachsenen oder mit wesentlich älteren Kindern. Das Interesse an Gleichaltrigen besteht zwar schon bei Kindern ab etwa sechs Monaten, doch ein Miteinander Spielen findet in diesem Alter noch nicht statt. Wenn es zu einer Interaktion kommt, dann ist es meist ein Geben- und Nehmen-Spiel als Zeichen der Kontaktaufnahme. Dieses Verhalten tritt auf, wenn Kinder etwa 10 bis 12 Monate alt sind. Ab diesem Alter beginnen Kinder, die sich mögen, nebeneinander zu spielen. Die Kinder nehmen sich wahr, schauen sich vielleicht auch gegenseitig beim Spielen zu, kommen aber noch nicht auf die Idee, miteinander zu spielen.

Entwicklungsschritte im Spielverhalten im ersten Lebensjahr

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, hat es seinen Körper kaum unter Kontrolle. Es kann schreien und saugen und mehr oder weniger unkoordiniert mit den Gliedmaßen fuchteln. Nach und nach entwickelt es spielerisch immer mehr Fähigkeiten durch Ausprobieren, zufälliges Entdecken und durch die Interaktion mit Eltern oder anderen Erwachsenen.

Erster bis dritter Lebensmonat

Hier spielen Kinder noch wenig, aber sie reagieren bald auf die Spieleinladungen der Erwachsenen, genießen sie und lachen darüber. Diese ersten Spiele gehen noch hauptsächlich von den Eltern aus: Sie singen, machen komische Geräusche, kitzeln und streicheln das Kind. Wird es dem Kind zu viel, beginnt es zu weinen oder wird unruhig.

Vierter bis sechster Lebensmonat

Die Kinder entwickeln immer mehr Fähigkeiten, sie beginnen Dinge zu greifen, können Rasseln schütteln und sie beschäftigen sich gerne mit ihren Händen und Füssen. Jetzt finden sie auch heraus, dass sie mit Geräuschen oder Gesten ihre Eltern zum Lachen bringen können – sie treten in Interaktion.

Siebter bis neunter Lebensmonat

Die Kinder werden selbstständiger und beweglicher und haben immer mehr Möglichkeiten mit Dingen zu spielen. Das tun sie zur Genüge und erforschen so die Welt: Wie reagieren Eltern, wenn man zum 30. Mal die Rassel aus dem Kinderwagen wirft, was kann man mit Essen anstellen und wie lässt sich mit den Knöpfen von Telefon oder Stereoanlage hantieren. Kinder ab 9 Monaten lieben das Kuckuck-Da-Spiel und trainieren so ihre Merkfähigkeit. Sie erforschen das Ursache- und Wirkungsprinzip im Spiel.

Zehnter bis Zwölfter Lebensmonat

Das Kind entdeckt seine Umwelt immer mehr und „bespielt“ alles, was es erreichen kann. Es beginnt, seinen Eltern Dinge zu zeigen und lässt sich gerne etwas zeigen. Es beginnt sich für Sing- und Fingerspiele zu interessieren.

Spielen mit anderen Kindern

Auch wenn Kinder in der Regel erst mit circa drei Jahren beginnen mit anderen Kindern zu spielen, gibt es doch frühe Formen, die unter Kleinstkindern in Kinderkrippen und Kindergärten entstehen. Geben und Nehmen und natürlich auch Wegnehmen sind frühe Formen des Spiels, die Intervalle, in denen dies stattfindet sind kurz. Anschließend wenden sich die Kinder wieder ihren eigenen Beschäftigungen zu oder nehmen Kontakt zu erwachsenen Personen auf.

Je älter die Kinder werden, desto mehr tritt das Spiel mit anderen Kindern in den Vordergrund. Dies gelingt umso besser, je mehr soziale Fähigkeiten sie in der Zeit davor erlangt haben. Dies ist auch nötig, um in Spielgruppen einzusteigen, die bereits bestehen. In der Regel findet die Kontaktaufnahme immer ähnlich statt: Nachdem das neu hinzugekommene Kind das Spiel der Gruppe eine Weile beobachtet hat, beginnt es das nachzuahmen, was die Gruppe tut - es spielt einfach mit. Wenn es dann noch eine gute Idee einbringt, auf die die anderen Kinder eingehen, dann ist das Kind in die Gruppe integriert.

Ab dem dritten Lebensjahr sind Rollenspiele fester Bestandteil des kindlichen Spiels. Sie ahmen zusammen mit anderen Situationen aus dem Alltag nach. Im Kindergarten nimmt diese Art des Spieles immer mehr zu. Während kleinere Kinder noch mal liebsten mit nur einem Partner spielen, steigert sich die Lust auf und die Fähigkeit zu Gruppenspielen bis zum Alter von sieben Jahren immer mehr.

Kinder spielen, um zu lernen. Hochrechnungen haben ergeben, dass Kinder bis zu ihrem sechsten Lebensjahr ungefähr 15.000 Stunden spielen müssen, um alles zu lernen, was bis dahin wichtig ist. Das entspricht 7 bis 8 Stunden Spiel pro Tag. Geben Sie Ihrem Kind also Zeit und Anregungen zum Spielen und helfen Sie ihm so, die Welt zu entdecken.

Zum Weiterlesen
http://de.wikipedia.org/wiki/Spiel