Welches tier hat das beste gehör

Hören

Kein Lebewesen auf der Welt kann alle Töne wahrnehmen. Manche hören nur hohe Töne, andere nur tiefe. Und: Ohren müssen nicht immer am Kopf sitzen, wie die Hörorgane vieler Insekten beweisen.

Von Julia Ucsnay

  • Taube
  • Frosch
  • Zikade und Grille
  • Fledermaus

Trotz ihres Namens hört die Taube sehr gut. Ihr Spezialgebiet sind niedrige Frequenzen. Sie kann selbst Töne im 0,1-Hertz-Bereich wahrnehmen. Der Mensch dagegen hört unter 20 Hertz gar nichts mehr.

Frosch

Frösche haben ein besonders raffiniertes Hörsystem: Ihr Gehirn reagiert nur auf die Laute anderer Frösche und ihrer Fressfeinde. Gegenüber für sie unwichtigen Geräuschen sind sie taub.

Zikade und Grille

Diese Tiere können zwar hören, doch sucht man an ihren Köpfen vergeblich nach Ohren: Grillen tragen ihre Hörmembranen an den Vorderbeinen, Zikaden am Hinterleib.

Fledermaus

Experten im Bereich der hohen Frequenzen sind die fast blinden Fledermäuse. Die nachtaktiven Tiere können hochfrequentierte Töne bis zu 200.000 Hertz wahrnehmen. Zum Vergleich: Der Mensch hört bis zu einer Frequenz von 20.000 Hertz.

Auf ihren Beutezügen stoßen Fledermäuse Laute im Ultraschallbereich aus. Ihre großen Ohrmuscheln drehen sich nach der Schallquelle und saugen das Echo wie mit einem Trichter ein. So können sie selbst bei völliger Dunkelheit Insekten fangen: Sie "sehen" mit den Ohren.

Die Fledermaus ortet ihre Beute per Echo | Bildquelle: WDR / picture alliance / WILDLIFE

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 24.08.2020)

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von Dr. Regine Rottmayer

In freier Natur ist das feine Hörvermögen der Kleinsäuger überlebenswichtig, denn nur so können sie Fressfeinde frühzeitig wahrnehmen und haben eine Chance zur rechtzeitigen Flucht.

Viele Tiere, wie etwa Meerschweinchen, Ratten oder Mäuse kommunizieren über Lautäußerungen und haben ein dementsprechend ausgebildetes Gehör. Ein Großteil der Lautäußerungen ist auch für uns Menschen hörbar. Doch darüber hinaus geben beispielsweise Ratten und Mäuse Laute im Ultraschallfrequenzbereich ab. Dazu gehören auch wichtige Warnrufe, die dem Mensch verborgen bleiben.

Da die Tiere also eine andere Geräuschwahrnehmung haben als der Mensch, sollten bei der Tierhaltung ein paar Dinge beachtet werden:

  • Grundsätzlich sollte im Umgang mit den Tieren eine gedämpfte Lautstärke vorherrschen. Kaninchen, Meerschweinchen und Co. sind insbesondere bei plötzlich auftretenden Geräuschen sehr schreckhaft. So könnte man prüfen: Wie laut ist zum Beispiel die Wohnungsklingel oder das Läuten des Telefons im Aufenthaltsbereich der Tiere zu hören?
  • Beim Betreten eines Raumes sollten die Tiere immer leise angesprochen werden. So erschrecken sie nicht und werden insgesamt entspannter und in der Folge zutraulicher, als wenn jede Menschenbegegnung erst einmal mit einem regelrechten Schreck einhergeht.
  • Beim Hochheben oder Festhalten der Tiere, sollte ebenfalls die Stimme gesenkt werden. Besonders wenn die Aufregung groß ist, wie das bei jungen begeisterten Tierfreunden schon mal der Fall sein kann, sollte dennoch nur ruhig und leise mit den Tieren und mit anderen Menschen im Raum gesprochen werden. Insbesondere hohe, schrille Geräusche sind für die Vierbeiner oftmals quälend.

  • Technische Geräte geben teilweise ungeahnte Geräusche im Ultraschallbereich ab. Der Mensch hört sie nicht - Tiere möglicherweise schon. Computer und Fernseher sollten daher zum Beispiel nicht in unmittelbarer Umgebung der Tiere sein. Auch Teile von Waschmaschinen und anderen Geräten können unangenehme Laute abgeben. Hegt man einen entsprechenden Verdacht, so sollte darauf geachtet werden, dass diese Geräusche von den Tieren ferngehalten werden. Hinweise können sich unter anderem aus der Reaktion der Tiere auf das Einschalten eines solchen Geräts ergeben.
  • Moderate (!) Hintergrundmusik im Raum erscheint in der Regel unproblematisch, sofern sichergestellt ist, dass es nicht zu Frequenzstörungen oder Rauschen im Radio kommt, was auch dem Menschen unangenehm wäre. Wer die Tiere genau beobachtet, kann im Verhalten der Tiere erkennen, ob die Geräuschkulisse womöglich stört.

Unsere Heimtiere können sich nicht die Ohren zuhalten. Mit ein bisschen Aufmerksamkeit kann man ihnen einiges an unbeabsichtigtem Lärm-Stress ersparen.

In der Tierwelt ist die Fähigkeit zu hören ein Überlebensmerkmal. Viele Tiere verlassen sich auf ihren scharfen Gehörsinn, um Gefahren zu erkennen, die überall lauern. Einige Tiere haben einen Hörmechanismus wie der Mensch. Andere hören mit ihrem ganzen Körper z.B. Schlangen. Und obwohl viele Tiere aus Überlebensgründen ein sehr hoch entwickeltes Gehör haben, kann der Mensch besser zwischen Tonhöhen unterscheiden als Tiere.

Im folgenden Artikel geben wir Ihnen einen Überblick darüber, wie Katzen, Hunde, Vögel, Motten, Spinnen, Reptilien und Meerestiere hören.

Foto: © Astrid Gast / Shutterstock

Wir geben Ihnen zudem einige interessante Einblicke in die Unterschiede zwischen dem menschlichen und tierischen Gehör.

Wie Katzen hören

Löwen, Tiger, Leoparden und Jaguare, Geparde, Schneeleoparde, Pumas und Nebelparder setzen ihren scharfen Gehörsinn in erster Linie zur Jagd auf Beute ein. Selbst domestizierte Katzen haben ein ausgezeichnetes Gehör.

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Sie können einen extrem breiten Frequenzbereich wahrnehmen und höhere Töne hören als Menschen oder Hunde. Während ein menschliches Ohr aus drei Muskeln und drei kleinen Knochen besteht, wird das Ohr einer Katze von Dutzend Muskeln gesteuert, die es ihr ermöglichen, ihre Ohren um 180 Grad zu drehen.

Wie Hunde hören

Die meisten Hunde könnten nicht als wild lebende Tiere überleben, aber der Gehörsinn von Hunden ist im Vergleich zu dem ihrer Besitzer beeindruckend. Der Frequenzbereich, den Hunde hören können, ist weit größer als der des Menschen.

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Deshalb können Hunde den ultrahochfrequenten Puls des Kristallresonators in den meisten Weckern und sogar die Vibrationen hören, die von Termiten in Gebäudewänden ausgehen. Ihre Ohren können sich unabhängig voneinander bewegen. Wenn Sie Ihrem besten Freund aufmerksam zuhören, können Sie aus der Position seiner Ohren Hinweise auf seine Stimmung gewinnen.

Wie Vögel hören

Wildvögel verlassen sich auf ihr scharfes Gehör, um entweder vor Gefahren zu warnen oder, im Falle von Raubvögeln, ihre nächste Mahlzeit mit erstaunlicher Präzision zu finden. Eulen zum Beispiel haben asymetrische Ohren. Das linke Ohr liegt etwas weiter vorne als das rechte Ohr, was ihnen hilft, die Geräusche ihrer Beute genau zu erkennen.

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Da es sich um nachtaktive Tiere handelt, arbeitet ihr Gehör mit Ihrem scharfen Sehsinn zusammen, um ihnen bei der erfolgreichen Jagd in der Dunkelheit zu helfen. Während des Fluges nimmt das linke Ohr einer Eule Geräusche von unten auf, während das rechte Ohr Geräusche von oben empfängt.

Wie Motten und Spinnen hören

Denken Sie an die Nachtfalter, ein Insekt, das so viele Jahrhunderte erfolgreich Raubtieren entkommen konnte, weil sich sein Gehör zum besten des Menschen- und Tierreichs entwickelt hat.

Einige Mottenarten haben ein 150 Mal empfindlicheres Gehör als jeder Mensch. Ihre Fähigkeit, die höchsten Frequenzen (300 Kilohertz) zu hören, hilft ihnen, Fledermäusen, ihrem Hauptfeind, zu entkommen, bevor sie angegriffen werden.

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Es mag Sie überraschen und sogar ein wenig beunruhigen, dass Spinnen Sie nicht nur sehen, sondern auch gut hören können. Spinnen reagieren am empfindlichsten auf tieffrequente Geräusche und können durch winzige Härchen an ihren Vorderbeinen Händeklatschen aus 5 Metern Entfernung hören.

Wie Reptilien hören

Obwohl das Hörsystem von Reptilien bei allen Arten relativ ähnlich ist, hören nicht alle Reptilien gleich. Schlangen zum Beispiel haben kein Außenohr und kein Trommelfell. Stattdessen bewegt sich ein Knochen in ihrem Kiefer als Reaktion auf Vibrationen, die sie am Boden und in der Luft wahrnehmen. Diese Bewegung wird auf das Innenohr übertragen, das zur Interpretation an das Gehirn weitergeleitet wird.

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Echsen hingegen haben sichtbare Öffnungen mit Trommelfellen direkt unter der Hautoberfläche. Sie hören zwar nicht so gut wie Menschen, aber sie sind in der Lage, besser zu hören als Schlangen.

Wie Meerestiere hören

Wussten Sie, dass sich das menschliche Ohr aus Fischkiemen entwickelt hat? Das zumindest glauben Wissenschaftler. Heute unterscheidet sich das menschliche Gehör natürlich erheblich von dem eines Fisches. Zusätzlich zu den Ohrorganen am Kopf nutzen Fische die Linienmuster Ihres Körpers, um Geräusche im Wasser aufzunehmen.

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Delfine benutzen eine Echolokation, um zu hören. Wenn sie Ihr Quietsch-Geräusch aussenden, prallt der Schall von der Oberfläche ab und gelangt zurück in den Unterkiefer, wodurch eine „geografische Klangkarte“ dessen entsteht, was vor ihnen liegt. Ihre Zähne helfen auch beim Hören, indem sie wie eine Antenne wirken, um den eingehenden Schall zu empfangen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Delphine einen Hörbereich von 20 Hz bis 150 kHz haben, was siebenmal besser ist als beim Menschen.

Der menschliche Vorteil

Das Gehör ist ein so wichtiger Sinn für alle Tiere im Tierreich und den Menschen. Auch wenn wir vielleicht nicht so gut hören können wie einige unserer Tierfreunde, haben wir Ihnen gegenüber einige Vorteile. Wir können Infektionen medizinisch behandeln, mit Operationen Fehlbildungen korrigieren, unser Gehör von einem Arzt untersuchen lassen und eine Schwerhörigkeit mit Hörgeräten behandeln, so dass wir ein Leben lang optimal hören können. Wir sterben nicht aus, wenn wir schwerhörig sind.

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Schützen Sie Ihr Gehör, indem Sie die Lautstärke des Fernsehers und anderer persönlicher elektronischer Geräte verringern, Ihre Ohren vor lauten Geräuschen schützen und sich jährlich von einem Hörgeräteakustiker Ihres Vertrauens untersuchen lassen. Wenn Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, besuchen Sie unser Online Verzeichnis, das Ihnen hilft einen Akustiker in Ihrer Nähe zu finden.

Wo ist das menschliche Gehör besser als bei Tieren?

Tonsignale werden in Form von elektrischen Impulsen zum Gehirn transportiert. Nervenfasern leiten diese elektrischen Signale an die Nervenzellen im menschlichen Gehirn weiter, wo der Schall von auditorischen Neuronen (Gehirnzellen) verarbeitet wird. Neuronen bestimmen in Sekundenbruchteilen die Quelle des Schalls, seinen Ort und seinen Bedrohungsgrad.

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Forscher des Weizmann-Instituts in Jerusalem konnten zeigen, dass ein einzelnes menschliches Neuron eine höhere Genauigkeit bei der Bestimmung der Frequenz eines Tons hat als bei Tieren. Mit anderen Worten, die Gehirnzellen sind in der Lage, zwischen hohen und niedrigen Frequenzen mit größerer Genauigkeit zu unterscheiden als die Hörneuronen von Tieren.

Wenn Sie eine Orchesteraufführung besuchen, werden Sie den Unterschied sofort wahrnehmen. Instrumente wie die Piccoloflöte erzeugen einen hochfrequenten Klang, während eine Oboe einen tieffrequenten Klang erzeugt. Der Mensch kann zwischen sehr feinen Frequenzbereichen von bis zu einer Zehntel-Oktave unterscheiden. Im Vergleich dazu beträgt die Empfindlichkeit bei Katzen etwa eine Oktave, bei Ratten im Durchschnitt etwa eine Terz und beim Makaken eine halbe bis eine Oktave.

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