Welches Tier existiert am längsten auf der Welt

Als die Dinosaurier vor gut 235 Millionen Jahren die Erde betraten und sich die verschiedensten Gattungen entwickelten, waren andere Tierarten bereits da.

Der Pfeilschwanzkrebs

Ein sehr bekanntes, im wahrsten Sinne uriges Beispiel, stellen dabei die Pfeilschwanzkrebse dar. Die ersten von Ihnen schwammen schon durch die Urmeere des Kambriums – und das vor etwa 540 Millionen Jahren! Nachdem sie im Silur (vor 440 Millionen Jahren) ihren größten Artenreichtum erreichten, starben sie am Jura-Ende nahezu aus. Aber nur fast – denn immerhin leben in unserer heutigen Zeit immer noch vier unterschiedliche Pfeilkrebsarten.

Das Perlboot

Ähnlich alt sind die Perlboote, die zu den Nautiliden zählen. Diese Kopffüßer entstanden vor gut 500 Millionen Jahren und waren im Ordovizium (450 Millionen Jahre zurück) weit verbreitet. So weit, dass ein Großteil mancher Gebirge vor allem aus ihren fossilen Schalen bestehen. Doch sie sind nicht nur an diversen Bergen zu finden: Es gibt immer noch sechs verschiedene rezente Arten! Einerseits ein Grund zur Freude, andererseits auch zur Besorgnis. Alle Arten sind gefährdet, weil ihre Schalen als Souvenirs gehandelt werden. Bedauerlich und unnötig also, dass beispielsweise die Perlboot-Art Allonautilus scrobiculatus so sehr bejagt worden ist, dass sie bis 2015 zwischenzeitlich 30 Jahre als verschollen gelistet wurde.

Der Quastenflosser

Fast ebenso bekannt wie die Dinosaurier, aber dafür im Wasser lebend ist der Quastenflosser. Exemplare dieser Gattung wurden 1997 vor der indonesischen Pazifikinsel Sulawesi und 2016 im Bereich zwischen der südafrikanischen Küste und den Komoren entdeckt. Bemerkenswert, weil die ältesten Fossilien 400 Millionen Jahre alt sind und damit aus dem Devon stammen, die jüngsten aber in den Jura auf 70 Millionen Jahre zurückzudatieren waren. Sehr lange sehr effektiv versteckt, möchte man sagen!

Der Stör

Ebenfalls mit Flossen und Kiemen ausgestattet ist der Stör. Er stammt in etwa aus dem Übergang zwischen Trias und Jura, was ihn zu einem zumindest 200 Millionen Jahre alten Erfolgsmodell macht. Besonders beliebt ist sein extrem teurer Kaviar. Nicht minder beeindruckend: Beluga-Störe, die im Kaspischen und Schwarzen Meer leben, können Längen von fast fünf Metern und ein Gewicht von knapp 2 Tonnen erreichen. Allerdings ist der Stör sowohl durch die Zerstörung seines Lebensraums als auch durch Überfischung bedroht.

Lebende Fossilien unter den Reptilien

Es ist unschwer zu erkennen, dass Fische zu den größten Erfolgsmodellen der Evolution zählen. Doch auch verschiedene Echsenarten können sich definitiv sehen lassen!

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Brückenechse oder Tuatara

GettyImages, GordonImages

Die Brückenechse (Tuatara)

Heute lebt sie noch auf wenigen vor Neuseeland liegenden Inseln, anders als vor 250 Millionen Jahren in der Trias: Die Brückenechse gehört zu den lebenden Fossilien, die selbst den Superkontinent Pangäa noch in Augenschein genommen haben. Die Hochzeit der Tuatara lag vor gut 150 Millionen Jahren – ab diesem Zeitpunkt schrumpfte ihr Verbreitungsgebiet langsam, aber stetig, bis sie nur noch in Neuseeland heimisch war. Und selbst dort machen es ihr nun die Menschen und die mitgebrachten Ratten, Katzen und Hunde schwer. So führt die Brückenkopfechse, deren speziellstes Merkmal ihr „drittes Auge“ (kein Auge im klassischen Sinn, sondern ein Licht-und-Schatten-Sensor) ist, ein vergleichsweise verborgenes und zurückgezogenes Leben.

Krokodile

Während die Tuatara mit einer Länge von etwa 45 Zentimetern bei weiblichen und 80 Zentimetern bei männlichen Tieren recht kleinformatig ist, sieht es bei den Krokodilen schon ganz anders aus. Bei ihnen sind Längen von mehreren Metern und Gewichte von mehreren hundert Kilo keine Seltenheit. Interessant ist jedoch, dass die modernen Krokodilarten ebenfalls vor etwa 250 Millionen Jahren ihren Anfang genommen haben. Im Gegensatz zur Brückenkopfechse konnten sich die Krokodile aber einen größeren Lebensraum erhalten. Sie sind bis heute noch in und an den Gewässern der (sub-) tropischen Gebiete mit Schwerpunkt auf der Südhalbkugel anzutreffen.

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Leistenkrokodil (Crocodylus porosus)

Die richtig schrägen Vögel unter den lebenden Fossilien

Sowohl bei den Krebsen als auch den Nautiliden, Fischen und Reptilien gibt es lebende Fossilien. Doch wie sieht es eigentlich bei den Vögeln und den Säugetieren aus? Die bekanntesten aus der letzten Gruppe dürften vielleicht eines Tages die Mammuts sein. Ein guter Grund, sich zunächst tatsächlich aktuell rezente Tiere anzuschauen.

Der Hoatzin

Schon sein Name klingt vergleichsweise speziell – und das ist der ganze Vogel aus verschiedenen Gründen auch selbst. Bereits die Alternativbezeichnungen wie Schopf-, Zigeuner- oder Stinkhuhn sind eigentlich nicht zutreffend, da es sich bei ihm – trotz einer gewissen Ähnlichkeit zu Hühnervögeln – nicht um ein Huhn handelt. Er ist auch nicht, wie vielfach wissenschaftlich angenommen, ein Missing Link zwischen ausgestorbenen reptilienartigen und modernen Vögeln. Die Ergebnisse von Genanalysen weisen vielmehr darauf hin, dass sich seine Linie nur wenige Millionen Jahre nach dem kreidezeitlichen Massenaussterben (vor etwa 65 Millionen Jahren) von der der anderen Vogelfamilien abtrennte. Mit dem Ergebnis, dass der Hoatzin beispielsweise immer noch Krallen an den Flügeln besitzt, die den Küken beim Klettern helfen. Oder dass der Blattfresser nicht erst seinen Magen, sondern schon seinen Kropf sowie die untere Speiseröhre für die Verdauung nutzt. So betrachtet könnte man den Amazonasbecken-Bewohner fast mit einer Kuh vergleichen. Apropos Säugetiere …

Welches Tier existiert am längsten auf der Welt

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Last but not least: Das Schnabeltier

Typisch für Säugetiere: Ein Fell, spezielle Gehörknöchelchen und das Säugen der Jungen mit Milch. Soweit so gut – aber das Legen von Eiern?! Für das wie der Schnabeligel zu den Kloakentieren gehörende Schnabeltier als spezialisierten Seitenzweig der Säugetiere eine vollkommen natürliche Fortpflanzungstaktik! Dabei haben die Eier mehr Ähnlichkeit mit denen von Reptilien als von Vögeln. Ansonsten lässt sich festhalten, dass die ältesten Schnabeltier-Fossilien-Spuren bis in die Kreidezeit zurückreichen. Bei den im Südosten Australiens entdeckten Gattungen Teinolophos und Steropodon handelt es sich aber trotz aller wahrscheinlich nahen Verwandtschaft zu heutigen Schnabeltieren nicht um diese selbst. Deren Spuren lassen sich nur etwa 100.000 Jahre zurückverfolgen. Was jedoch auch schon reicht, um als lebendes Fossil zu gelten.

Hier kommen die 15 ältesten Tiere der Welt:

Den chinesischen Riesensalamander gibt es schon seit 170 Millionen Jahren. Das "lebende Fossil" ist das grösste Amphibium der Welt (mit bis zu 1.80 Metern) und vom Austerben bedroht - heute leben nur noch eine Handvoll Tiere in freier Wildbahn.

Den Kanadakranich oder Sandhügelkranich gibt es schon seit mindestens 2,5 Millionen Jahren. Der Zugvogel brütet in Alaska und Sibirien und überwintert in den USA bis hinunter nach Mexiko. Der Bestand wird weltweit auf 650.000 Tiere geschätzt.

Den Koboldhai gibt es schon seit 118 Millionen Jahren. Er lebt in der Regel in tiefen Gewässern zwischen 270 und 1000 Metern. Er wurde aber auch in Gewässern bis zu 1200 Metern Tiefe gefunden. Seine Schnauze kann elektrische Signale wahrnehmen, die andere Fische abgeben. Diese Meeresbewohner werden nur sehr selten gesichtet. Deshalb gibt es nur wenig Wissen über die Haie, einschließlich ihrer Lebenserwartung und ihres Paarungsverhaltens.

Die Raubameise Martialis heureka gibt es seit 120 Millionen Jahren. Das drei Millimeter kleine Tier ist komplett blind und sieht aus wie ein ausserirdisches Wesen. Über Lebensweise und Verhalten der blinden Ameisen ist wenig bekannt, da sie unter der Erde leben und es schweirig ist, sie in der Natur zu finden.

Den Nasenfrosch Nasikabatrachus sahyadrensis gibt es schon seit 130 Millionen Jahren. Er ist rund, violett gefärbt und lebt in den Bergen von Südidien. Das Tier unterscheidet sich auffallend von allen anderen heute lebenden Fröschen, wegen seinem kleinen Kopf, der in einer spitzen Schnauze mündet, die an jene eines Maulwurfs erinnert.

Den Kragenhai oder Schlangenhai gibt es schon seit 150 Millionen Jahren. Der Kragenhai ähnelt einem Aal und ist etwa anderthalb Meter lang. Sein Gebiss besteht aus 300 Zähnen und sieht ganz schön furchteinflößend aus. Die Art kommt in etwa 700 Meter Tiefe im Atlantik und vor Australien, Neuseeland und Japan vor.

Die Brückenechse gibt es schon seit mehr als 200 Millionen Jahren. Zu den Besonderheiten der urtümlichen Tiere gehören ein träger Stoffwechsel, ein langsames Wachstum – rund 50 Zentimeter in 35 Jahren –, eine lange Generationsdauer und geringe Fortpflanzungsrate.

Den Triops, eine Art Schildkrebs, gibt es schon seit 300 Millionen Jahren. Der Urzeitkrebs hat eine extrem geringe Lebensdauer. Dadurch, dass Triops bereits nach sehr kurzer Zeit dazu fähig sind, sehr viele Triopseier zu legen, ist für sie eine lange Lebensdauer evolutionär nicht so im Vordergrund, wie für andere Tierarten, welche nur ein paar Junge im Jahr bekommen. Dadurch haben es Urzeitkrebse auch geschafft, obwohl sie nur eine Lebenserwartung von drei Monaten haben, von der Kreidezeit (Zeit der Dinosaurier), bis heute auf unserem Planeten zu überleben.

Den Quastenflosser gibt es schon seit 360 Millionen Jahren. Er gilt als sogenanntes Brückentier. Das heißt, er ist ein Beleg für die Evolutionstheorie, da er den Übergang von einer Art zur anderen verkörpert. In seinem Fall kann man die Entwicklung von den Fischen zu den Amphibien (Lurchen) erkennen.

Das Neunauge gibt es seit über 360 Millionen Jahren. Der Fisch hat in Wirklichkeit nur zwei Augen – aber zusammen mit den Kiemen- und Nasenöffnungen sieht es so aus, als hätte es neun Augen auf jeder Seite.

Den Kaiserskorpion gibt es schon seit 400 Millionen Jahren. Diese Art gehört mit bis zu 20 cm Länge zu den größten Skorpionen überhaupt und bewohnt die Feuchtsavannen und Regenwälder Westafrikas. Sein Gift ist verhältnismäßig schwach und nicht lebensgefährlich, aber dennoch recht schmerzhaft .

Pfeilschwanzkrebse gibt es seit 445 Millionen Jahren. Er ist einer der wenigen Tiere, die blaues statt rotes Blut haben. In der Pharmaindustrie sind die Tiere begehrt, weil an ihnen neue Medikamente und Impfstoffe getestet werden - was ebenfalls mit ihrem speziellen Blut zusammenhängt.

Quallen gibt es seit 500 Millionen Jahren. Quallen haben kein Rückgrat und bestehen fast nur aus Wasser. Ihre mit Gift gefüllten Nesselkapseln betäuben oder töten die Opfer. Sie haben Nervensystem und Sinnesorgane, aber kein Gehirn. In Asien gelten Quallen als Delikatesse.

Nautiliden wie das Perlboot gibt es seit mehr als 500 Millionen Jahren. Ihre spiralförmiger Struktur verleiht ihm hydrostatischen Auftrieb. Aus strömungstechnischer Sicht eignet sich diese Form jedoch nicht besonders gut für die horizontale Fortbewegung.

Schwämme gibt es seit 760 Millionen Jahren. Der Schamm filtert durch seine feinen Poren Nahrungspartikel aus dem Wasser. Das ihr Immunsystem Ähnlichkeiten mit dem des Menschen aufweist, macht sie zu einer echten Fundgrube für die Pharmazie.