Welche pilz app ist die beste

SRF Kassensturz hat Apps zur Pilzbestimmung getestet. Nur eine der sieben Apps erreicht ein "genügendes" Ergebnis. Fehlbestimmungen von Pilzen können schlimme Folgen haben. Eine Verwechslung kann tödlich enden.

Gleich mehrere der getesteten Apps machten gefährliche Verwechslungen. Die "Pilze App" für Android zeigte beispielsweise an, dass es sich bei dem tödlichen Knollenblätterpilz um einen essbaren Riesenbovisten handle. "Wenn man in der Schweiz an einer Pilzvergiftung stirbt, dann ist es meist ein Knollenblätterpilz gewesen", sagte Katharina Schenk, Pilz-Expertin der Vergiftungsberatung Tox-Info. Auch der "Pilz Erkenner Pilzator" erkennt im tödlich giftigen Pantherpilz einen geniessbaren Steinpilz. Die App "Pilzerkennung" gibt als wahrscheinlichsten Treffer den essbaren Perlpilz an. Fünf der sieben getesteten Apps sind klar "ungenügend", weil sie keine Giftpilze erkennen.

Zu den insgesamt sechs ungenügenden Apps gehören:

  • die Gratis-App "Pilzerkennung für Fotos" für Android mit einer 2.8,

  • die App "Pilz Erkenner Pilzator" für iOS und Android mit einer 3.0,

  • die Gratis-App "Fungus - Identifizierung von Pilzen" für Android mit einer 3.1,

  • die "Pilze App" für Android mit einer 3.2,

  • die App "Picture Mushroom" für iOS und Android mit einer 3.3,

  • und knapp die App "Pilze 123 Pro" für iOS und Android mit einer 3.9.

Hoffnung für die Pilz-Bestimmung

Eine App schaffte mit einer 4.6 dennoch ein "genügendes" Ergebnis: "Pilz Snap" für iOS und Android. Die App erkennt zum Glück alle Giftpilze, erhält aber bei der Pilzerkennung mit einer 4.1 trotzdem nur ein knappes Ergebnis. Die App habe aber im Vergleich auch die besten Bestimmungshilfen sowie eine "sehr gute" Handhabung. "Dieses Programm hat die beste Trefferquote und gute Beschreibungen, die extra für die App geschrieben wurden", sagte Jürg Rothenbühler vom Pilzverein Zug. Andere Apps orientieren sich oft an Wikipedia.

Die Entwickler der ungenügenden Apps melden gegenüber Kassensturz, dass die Bilderkennung noch nicht ausgereift sei. Deshalb rät Kassensturz und auch die Produzenten aller Apps, Pilze niemals nur mit einer App zu bestimmen: "Dieser Tipp gilt für alle Sammlerinnen und Sammler, mit oder ohne App: Immer zur Pilzkontrolle!"

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Ja, Pilz-Apps geben einen guten Überblick über die unwahrscheinlich große Vielfalt an Pilzen und erklären Begrifflichkeiten, Unterscheidungsmerkmale und Gruppen. Sie können bei der Bestimmung eines Fundes unterstützen, indem sie aus den hunderttausenden Pilzarten die wenigen herauskristallisieren, die womöglich auf den gefundenen Pilz passen können. Aber keine der von uns getesteten Apps hat uns mit einem absolut sicheren Gefühl zurückgelassen, da sie bei unserer Bestimmung immer mehrere mögliche Pilzarten angegeben haben. Apps ersetzen also nicht die persönliche, haptische und olfaktorische Pilzbestimmung durch ausgebildete Experten. Zur genauen Bestimmung eines Pilzes müssen seine Farbe und Form, die Struktur des Hutes, des Stils und der Lamellen analysiert werden. Weitere Merkmale sind Geruch und Geschmack eines Pilzes, die Verfärbung des Fruchtfleischs durch Verletzung und die Farbe der Flüssigkeit, die bei einigen Arten nach Verletzungen austritt.

Dr. Irmgard Greilhuber, Direktorin der Mykologischen Vereinigung Österreichs und Professorin im Department für Botanik und Biodiversitätsforschung an der Universität Wien, betont außerdem: „Manche Pilze sind bereits zu alt, um genießbar zu sein, sie sind am Verrotten und damit schlecht. Andere Pilze haben Viren oder sind von Schimmelpilz oder Insekten befallen. Auch solche Speisepilze sind dann nicht mehr essbar. Diese Merkmale kann keine App erkennen!“

Querchecks und die Einschätzung vom Profi sind deswegen unerlässlich, insbesondere bei Pilzen, bei denen man sich nicht ganz sicher ist. Lieber einmal mehr recherchieren und kontrollieren, als eine Pilzvergiftung in Kauf nehmen. 

Auf Apps zur Pilzbestimmung ist kein Verlass. Gleich mehrere bestimmen im «Kassensturz»-Test Giftpilze als essbar.

«Diese Verwechslung ist lebensgefährlich!». Katharina Schenk, Pilz-Expertin der Vergiftungsberatung Tox-Info, kommentiert den Fehler der Pilz-App mit drastischen Worten. «Kassensturz» hat ihr einen weissen Knollenblätterpilz zur Bestimmung vorgelegt. Dieser Pilz ist tödlich giftig. «Wenn man in der Schweiz an einer Pilzvergiftung stirbt, dann ist es meist ein Knollenblätterpilz gewesen.»

Das Android-Programm «Pilze App» zeigt bei der Bestimmung an, es handle sich um einen Riesenbovisten, einen essbaren Pilz. Und in der Beschreibung heisst es dazu: Der Riesenbovist zählt zu den wenigen Pilzarten, die kaum verwechselt werden können. «Das ist falsch und darf so nicht passieren ohne weiteren Hinweis. Wer sich darauf verlässt und den Pilz isst, geht eine grosse Gefahr ein», sagt Katharina Schenk.

Hier geht es zu den detaillierten Testresultaten.

Fünf von sieben Apps unbrauchbar

Das ist der schwerste in einer Serie von Fehlern, ausgerechnet bei den Giftpilzen. Fünf von sieben Apps im Test sind vor allem deshalb klar ungenügend. Der «Pilz Erkenner Pilzator» etwa erkennt im tödlich giftigen Pantherpilz einen köstlichen Steinpilz. Die App «Pilzerkennung» gibt als wahrscheinlichsten Treffer den ebenfalls essbaren Perlpilz an.

Die Apps warnen zwar beim Aufstarten pauschal vor Verwechslungen mit Giftpilzen. Beim Bestimmen eines giftigen Pilzes wird hingegen nicht erneut gewarnt. Ein Manko. Viele andere Resultate sind zwar nicht gefährlich, aber unbrauchbar. «Pilzator» oder «Picture Mushroom» etwa spucken auch amerikanische Arten aus, die in der Schweiz gar nicht vorkommen.

Die Grundfunktion ist bei allen Apps gleich: Sammlerinnen und Sammler machen ein Foto, laden es in der App hoch und das Programm zeigt mögliche Resultate an. Auffällig ist: Häufig geben die Apps eine Auswahl an möglichen Pilzen an, mit Wahrscheinlichkeiten. Die Ergebnisse sind nur schwer zu interpretieren und helfen kaum weiter.

Besonders verwirrend sind «Scan»-Funktionen, etwa bei «Pilzator» und «Pilze 123». Damit kann der Pilz vor der Kamera hin und her bewegt werden, um ihn zu bestimmen. Doch je nach Blickwinkel verändern sich die angezeigten Pilze dauernd – die Funktion ist in dieser Form unnütz.

Die einzige App mit genügendem Resultat ist «PilzSnap», der klare Testsieger mit Note 4,6. Tester Jürg Rothenbühler vom Pilzverein Zug sagt dazu: «Dieses Programm hat die beste Trefferquote und gute Beschreibungen, die extra für die App geschrieben wurden.» Viele andere Programme greifen da einfach auf Wikipedia zu.

Die Produzenten der ungenügenden Apps schreiben «Kassensturz», sie ermahnten Nutzende explizit, sich bei der Bestimmung nicht allein auf die Apps zu verlassen. «Pilze 123» ergänzt, man habe ein umfangreiches Pilzlexikon: «Wir wissen, dass die Bilderkennung noch nicht auf einem Niveau ist, das die kriterienbasierte Erkennung und schon gar nicht den Gang zum Pilzkontrolleur obsolet machen kann.» Dieser Tipp gilt für alle Sammlerinnen und Sammler, mit oder ohne App: Immer zur Pilzkontrolle!

Kassensturz, 15.09.2020, 21:05 Uhr

Beim Pilzesammeln liegen besonders unter jüngeren Leuten Pilz-Apps als Bestimmungs­hilfe im Trend. Wir wollten wissen: Was können die Apps wirklich? Dazu haben wir sieben Produkte einem ausführlichen Test unterzogen.
 

Fazit:

Pilze zu bestimmen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die auch durch eine App nicht leichter wird. Keines der getesteten Produkte kann einen unerfahrenen Anwender sicher durch die verwirrende Vielfalt an Pilzarten und Fruchtkörperformen geleiten, die wir im Wald finden. Ein Speisepilzsammler, der sich bei der Bestimmung nur von einer App leiten lässt, spielt grob fahrlässig mit seiner Gesundheit.Das Ziel, einen geübten Anfänger oder mäßig Fortgeschrittenen durch die einfache Bedienungsweise bei der Bestimmung zu unterstützen und sein Wissen aufzufrischen und zu ergänzen, scheint dagegen realistisch. Von dieser Zielgruppe können mehrere der aktuell vorhandenen Apps bereits sinnvoll eingesetzt werden, auch wenn das Potenzial hier noch von keinem der Produkte ausgeschöpft wird.

Im Markt der größeren Bildersammlungen als Nachschlagewerk könnten Apps schon bald dem Buch den Rang ablaufen.

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