Welche Figur wurde im Märchen Max und Moritz als einzige zweimal Opfer von Streichen der beiden Bösewichte?

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Welche Figur wurde im Märchen Max und Moritz als einzige zweimal Opfer von Streichen der beiden Bösewichte?

  • Schüler von Lehrer Lämpel

  • Wissen über ihre Opfer
  • Skrupellosigkeit
  • Tücke
  • Angel
  • Säge
  • Schwarzpulver
  • Messer

  • Früchte von Bäumen stehlen
  • Tiere quälen
  • anderen teils schwerwiegende Streiche spielen
  • Essen

  • Witwe Boltes Hühner qualvoll töten und die gebratenen Hähnchen danach stehlen (erfolgreich)
  • Den Schneider Böck im Bach versenken (erfolgreich)
  • Beim Lehrer eine Explosion verursachen (erfolgreich)
  • Ihren Onkel mit Maikäfern im Bett ärgern (erfolgreich)
  • Backwaren vom Bäcker stehlen (gescheitert)
  • Die Getreidesäcke des Bauers anschneiden, sodass die Körner herausfallen (erfolgreich)

Verstorben (in der Mühle zerschrotet und danach von Gänsen aufgefressen)

“Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.”

— Running Gag zum Ende eines jeden Streiches

“Gott sei Dank! Nun ist´s vorbei mit der Übeltäterei!!”

— Letzter Satz der Geschichte

Max und Moritz sind die beiden schelmischen Protagonisten der gleichnamigen Bildergeschichte von Wilhelm Busch aus dem Jahr 1865. Sie sind zwei freche Jungen, die ihren erwachsenen Verwandten und Bekannten liebend gerne Streiche spielen, die sich in ihrer Härte teils gravierend unterscheiden. Während der fünfte Streich lediglich daraus besteht, ihren Onkel im Bett mit Maikäfern zu ärgern, sorgen sie im dritten Streich durch Ansägen einer Brücke dafür, dass der Schneider ins Wasser fällt und dabei fast ertrinkt.

Die beiden Buben gehören zu den bekanntesten Schurken der deutschen Literatur. Viele Reime der Bildergeschichte wie „Aber wehe, wehe, wehe! / Wenn ich auf das Ende sehe!“, „Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich“ und „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei / Mit der Übeltäterei!“ sind zu geflügelten Worten im deutschen Sprachgebrauch geworden. Die Geschichte ist eines der meistverkauften Kinderbücher, wurde in 300 Sprachen und Dialekte übertragen und dreimal verfilmt.

Biografie

Der erste Streich von Max und Moritz bestand darin, die Hühner von Witwe Bolte zu töten. Dazu schnitten sie etwas Brot in vier gleich große Stücke und verknoteten diese mithilfe von Fäden. Danach verließen sie den Tatort. Der Hahn und die drei Hühner bemerkten kurz darauf die Brotstücke, schluckten diese herunter und verknoteten sich dadurch miteinander, wodurch sie sich am Ende an einem Ast des nahe stehenden Apfelbaums verhedderten und erhängten.

Witwe Bolte, die den Lärm der Tiere gehört hatte, erschien im Hof, machte die Tiere vom Ast ab und verschwand weinend wieder in ihr Haus. Da sie die Hühner nun nicht mehr als Quelle für Eier gebrauchen konnte, beschloss sie, die vier Tiere zu braten. Max und Moritz rochen den Geruch der Hähnchen und kletterten mit einer Angel ausgerüstet aufs Dach. Dort schauten sie durch den Kamin nach unten, wo sie die schmorenden Vögel sahen. Als Bolte in den Keller ging, um Sauerkohl zu holen, angelten die Buben schnell alle vier Hähnchen durch den Kamin und verschwanden ohne Angel vom Dach. Während sie die Hühner aßen, wurde Boltes Hund Spitz fälschlicherweise für den Diebstahl bestraft.

In ihrem dritten Streich hatten es Max und Moritz auf einen der beliebtesten Dorfbewohner abgesehen, Schneider Böck, der in einem Haus an einem Bach lebte, das durch einen Steg erreichbar war. Die beiden Jungen nahmen sich eine große Säge und sägten den Steg bis fast zur Hälfte an. Danach versteckten sie sich hinter ein paar Büschen und begannen den Schneider, der bei der Arbeit saß, mit dem Satz "He, heraus! Du Ziegen-Böck! Schneider, Schneider, meck, meck, meck!!" zu provozieren. Böck reagierte darauf, indem er mit einer Schneiderelle aus seinem Haus herauslief. Als er jedoch die Brücke überqueren wollte, brach diese entzwei. Böck fiel in den Bach und wurde nur dadurch gerettet, dass ihn ein Gänsepaar herauszog. Trotz der Rettung litt der Schneider danach an schrecklichen Magenkrämpfen, die nur dadurch kuriert wurden, dass seine Frau ihm das Bügeleisen auf den Bauch drückte.

Der nächste Streich galt Lehrer Lämpel, den Max und Moritz nicht leiden konnten. Als der Lehrer in der Sonntagsmesse Orgel spielte, schlichen sich die Buben in sein Haus und füllten seine Meerschaumpfeife, die Lämpel abends immer zu Rauchen pflegte, mit Schwarzpulver und verschwanden nur knapp, bevor Lämpel nach Hause kam. Als dieser nach Hause kam, setzte er sich mit einem Heißgetränk in einen Sessels an seinem Ofen und begann, seine Pfeife anzuzünden. Kurz darauf zündete aber das Schwarzpulver und hatte eine riesige Explosion zur Folge. Lämpel überlebte zwar, seine Pfeife war jedoch völlig zerstört, seine Möbel lagen kreuz und quer und er selbst erlitt schwere Brandverletzungen an "Nase, Hand, Gesicht und Ohren".

Der fünfte Streich war nicht so schwerwiegend wie die vorherigen Streiche von Max und Moritz. Um ihren Onkel Fritz zu ärgern, sammelten die beiden Jungen Maikäfer von den Bäumen und steckten sie in eine Papiertüte, die sie dann unter die Bettdecke ihres Onkels legten. Als dieser dann später zu Bett ging und schnell einschlief, krabbelten die Käfer aus der Tüte und über die Bettdecke. Ein Käfer berührte mit seinen Beinen die Nase des Onkels, der dadurch geweckt wurde und angeekelt aufschrie. Daraufhin stürzte er aus dem Bett und tötete alle Insekten, bevor er beruhigt wieder einschlief.

Im sechsten Streich wollten Max und Moritz dem Bäcker eins auswischen. Da dieser die Backstube zugeschlossen hatte, stiegen sie durch den Kamin ein. Dadurch wurden sie vollkommen mit Ruß, und nach dem Fall in eine Mehlkiste vollkommen mit weißem Mehl bedeckt. Davon ließen sich die Jungen aber nicht beeindrucken und versuchten stattdessen, mit einem Stuhl an die Brezeln zu gelangen, die sich auf einem Regal befanden. Der Stuhl brach jedoch und beide fielen in eine Kiste mit Kuchenteig, der an ihnen kleben blieb. Sie wollten schnell verschwinden, wurden aber vom Bäcker bemerkt, der Max und Moritz mit mehr Teig zu Broten formte und in den Ofen schob. Als die Brote braun waren, zog der Bäcker Max und Moritz aus dem Ofen heraus und dachte, die beiden wären durch die Hitze des Ofens getötet worden. Dies stellte sich jedoch als falsch heraus, da sich die Buben kurz darauf durch das Abknabbern ihres Brotgehäuses befreiten und schnell aus der Bäckerei liefen.

Der siebte Streich war Max und Moritz' letzter Streich. Sie ritzten mit Messern Löcher in die Getreidesäcke des Bauern Mecke, die zur Folge hatten, dass diesem beim Tragen die Getreidekörner aus dem Sack fielen. Der Bauer entdeckte jedoch die bösen Buben, die sich in einem Berg aus Körnern versteckten und packte sie in einen Sack, den er dann verschnürte und zum Müller brachte. Der Müller schüttete die Jungen in den Mahltrichter, wodurch Max und Moritz geschrotet wurden. Ihre letzten Überreste wurden von den zwei Gänsen des Müllers vertilgt.

Über den Tod der Übeltäter waren alle Opfer der Streiche glücklich und keiner im Dorf trauerte um Max und Moritz. Der Zuckerbäcker machte sogar einen schwarzhumorigen Witz und fragte sich scherzhaft: "Warum ist der Mensch so lecker?!" Nur dem Bauer, der für den Tod der beiden verantwortlich war, war das alles egal.

Persönlichkeit

Die beiden Figuren Max und Moritz stehen im scharfen Gegensatz zum Kinderbild des zeitgenössischen Familienromans. Sie sind, wie nahezu alle Kinderfiguren von Wilhelm Busch, aggressiv und bösartig. Darin drückt sich letztlich das pessimistische Menschenbild Wilhelm Buschs aus, das in der von Augustinus beeinflussten protestantischen Ethik des 19. Jahrhunderts wurzelt: Der Mensch ist von Natur aus böse, seiner Laster wird er niemals Herr. Zivilisierung ist das Ziel der Erziehung, kann aber das Triebhafte im Menschen nur oberflächlich überdecken. Sanftmut führt nur zu einer Fortsetzung seiner Missetaten, und Strafe muss sein, auch wenn diese zu unverbesserlichen Lausbuben, dressierten Marionetten oder im Extremfall zu toten Kindern führt.

Beide Figuren fehlte jeglicher Sinn für Moral und Ethik. Weder gingen sie in die Kirche, noch in die Schule und verbrachten lieber ihre Zeit damit, anderen Streiche zu spielen, Früchte von Bäumen zu stehlen und Tiere zu quälen. Sie hatten weder ein Problem damit, die Hühner von Witwe Bolte qualvoll zu töten und ihr dann auch noch vom Herd zu stehlen, noch hatten sie Respekt vor erwachsenen Menschen und terrorisierten diese ebenfalls mit ihren Streichen. Sie kannten ihre Opfer genau und nutzen deren Schwächen aus, um sie sadistisch zu quälen. Beispielsweise wussten sie, dass ihr Lehrer abends immer Pfeife rauchte und schütteten deshalb Schießpulver in die Pfeife, welches dann eine große Explosion verursachte.

Auch zeigten Max und Moritz keinerlei Reue für ihre Taten und waren auch bereit, für ihren Spaß Menschen schwere Verletzungen zuzufügen oder sogar Sterben zu lassen, da Lehrer Lämpel schwere Verbrennungen erlitt und der Schneider fast ertrank. Trotz oder gerade wegen des Schicksals ihrer Opfer waren Max und Moritz keinesfalls reumütig oder betrübt, sondern freuten sich sogar sadistisch darüber, jemanden gequält zu haben.

Trotz ihres Sadismus erlebten Max und Moritz fast keinen ihrer erfolgreichen Streiche mit. Einzig beim Diebstahl von Boltes Hühnern und beim Einsturz der Brücke waren sie Zeugen der Konsequenzen ihrer Taten.

Hintergrund

  • Im der Verfilmung von 1956 erzählen ein Maler-Dichter und ein Mädchen die Geschichte der Lausbuben von Max und Moritz. Dabei hält sich der Film größtenteils an die Vorlage von Wilhelm Busch. Die Reime werden in gesprochener oder gesungener Form alle genannt und dabei werden die Streiche szenisch dargestellt. Meistens werden dabei sogar die zeichnerischen Motive nachgestellt. Kristian Schultze (* 1945, † 2011) spielte dabei Moritz, während sein Bruder Norbert Schultze junior (* 1942, † 2020) die Rolle des Max übernahm.
  • Wilhelm Busch hat stets betont, dass er zuerst die Zeichnungen der Geschichte anfertigte und dann die Verse dazu verfasste.
  • Max und Moritz sind nach Ansicht vieler Buschbiografen der literarische Nachhall der Freundschaft zwischen Wilhelm Busch (1832-1908) und dem Müllersohn Erich Bachmann (1832–1907), die in Kindertagen begann und bis an das Lebensende von Erich Bachmann hielt. Während der Jahre, die Wilhelm Busch bei seinen Eltern in Wiedensahl lebte, blieben jungenhaft-derbe Streiche, wie er sie später seinen Protagonisten Max und Moritz andichtete, selten. Er selbst hat sich später in seinen autobiographischen Skizzen und Briefen als ein empfindsames, ängstliches Kind geschildert, das die „Bangigkeit gründlich studiert“ habe. Im Herbst 1841 wurde der neunjährige Wilhelm Busch seinem in Ebergötzen lebenden Onkel mütterlicherseits, dem 35-jährigen Pfarrer Georg Kleine, zur Erziehung anvertraut. Von seinem Onkel erhielt Wilhelm Busch Privatunterricht, an dem auch sein neuer Freund Erich Bachmann teilnehmen durfte. Sobald sie ihre Lektionen gelernt hatten, konnten die beiden Jungen unbeaufsichtigt im Dorf herumlaufen. Einige ihrer Abenteuer, von denen Wilhelm Busch später berichtete, weisen Parallelen zur Max-und-Moritz-Geschichte auf. Wilhelm Busch und Erich Bachmann zogen bei schönem Wetter an das Ufer der Aue, gruben am Flussufer Mulden, zogen sich aus und überkleisterten sich mit dem Schlamm, um sich anschließend allmählich in der Sonne trocknen zu lassen. Sie fingen mit Leimruten Vögel und liefen weiß bemehlt in der Bachmannschen Mühle umher.
  • Daneben basieren Max und Moritz auf Peterl und Maxerl, die Protagonisten aus Buschs Frühwerk Die kleinen Honigdiebe (1859).
  • Max und Moritz gehört heute noch vor dem Struwwelpeter zu den bekanntesten Werken der deutschen Kinderliteratur und war bereits bei seiner Erstveröffentlichung 1865 erfolgreich. Bereits zu Wilhelm Buschs Lebzeiten wurde das Werk in zehn Sprachen übersetzt, darunter 1887 ins Japanische. 1997 gab es mindestens 281 Übersetzungen in Dialekte und Sprachen, davon über 60 in deutschsprachige Dialekte, darunter so entlegene Sprachen wie Südjütisch; auch gibt es Übersetzungen ins Lateinische und ins Altgriechische.
  • Seit 1984 wird auf den Comic-Salon Erlangen der Max-und-Moritz-Preis verliehen.
  • Als Santa Maria im Film Der Schuh des Manitu (2001) sein Ende in einer Grube mit öligem Schlamm findet, zitiert Winnetouch den Satz „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der Übeltäterei!“ aus Max und Moritz. Schon zwei Jahre zuvor wurden die beiden Figuren in der Bullyparade (1997-2002) parodiert.
  • Der Ruf der Buben: "He, heraus! Du Ziegen-Böck! Schneider, Schneider, meck, meck, meck!" zu dem Schneider Böck spielt auf das damals weitverbreitete Gerücht an, dass Schneider mit Ziegen Unzucht trieben.
  • Im niederländischen Freizeitpark Efteling wurde am 20. Juni 2020 zwei nach der Bildergeschichte thematisierte Familienachterbahnen eröffnet, wobei die blaue Strecke Max, die grüne Strecke Moritz zugeordnet ist. Im Wartebereich wird den Besuchern die Bildergeschichte nahe gebracht, wobei die Explosion in Lehrer Lämpels Haus mit dem Einsatz eines Furzkissens ersetzt wurde. Neben Max und Moritz, die man als Animatronics in der Station sehen kann, tauchen auch Witwe Bolte und Lehrer Lämpel in der Attraktion auf.