Welche berufe mit vwl studium

Wirtschaftswissenschaftler haben auf dem Arbeitsmarkt eine große Auswahl. Im Vergleich zu BWL- oder VWL-Absolventen sind sie generalistischer ausgebildet: Sie kennen sich mit wirtschaftlichen Prozessen und Entscheidungen in Unternehmen ebenso aus wie mit ökonomischen Themen wie Wachstum, Rezession oder Inflation. Der gewählte Beruf und die Karriere hängen dann stark von der individuellen Spezialisierung ab. So ist es beispielsweise möglich, bis zum Bachelor Wirtschaftswissenschaften zu studieren und sich im Master dann auf Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen oder einen anderen Zweig zu spezialisieren.

Generell stehen Wirtschaftswissenschaftlern fast alle Branchen offen, wobei laut dem Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e.V. (bdvb) auch der gut zahlende IT-Bereich immer mehr Absolventen anzieht. Unabhängig von der Branche können sie in nationalen und internationalen Unternehmen arbeiten – dort oft in den Bereichen Marketing, Rechnungswesen, Projektmanagement, IT, Personalwesen oder Vertrieb und Verkauf. Ihre VWL-Kenntnisse befähigen sie zudem für Positionen in Ministerien und in der öffentlichen Verwaltung.


Analysten des Gehaltportals gehalt.de haben in einer Studie ermittelt, in welchen Berufen Absolventen der Wirtschaftswissenschaften (alle Studiengänge im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich) am häufigsten arbeiten. Die Top-5-Tätigkeitsbereiche der Umfrageteilnehmer in der Übersicht:

  • Controlling (11 Prozent): Die meisten befragten Wirtschaftswissenschaftler arbeiten im Controlling. Zu ihren Aufgaben gehören die innere Revision, das betriebliche Berichtswesen sowie Budgetierungs- und Planungsaufgaben mit dem Ziel, Einspar- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Unternehmens aufzuzeigen. Jobs im Controlling warten im sowohl im Vertrieb und in der Produktion als auch in der Buchhaltung. 
  • Consulting (7 Prozent): Auch der Job als Unternehmensberater ist beliebt. Im Consulting dreht sich alles um die Analyse und Optimierung von Unternehmensprozessen. Darunter fallen Steuerangelegenheiten, Betriebsführung und -organisation, Strategien im Bereich Personalwesen oder Implementierungen neuer IT-Lösungen. Beliebt ist die Arbeit bei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die gerne gut ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler einstellen.
  • Marketing (5 Prozent): Viele Wirtschaftswissenschaftler zieht es zudem ins Marketing. Hier wird vor allem der Teilbereich des strategischen Online-Marketings immer interessanter. Fortan gilt es nicht mehr nur, die Marke nach außen zu repräsentieren, sondern auch Kenntnisse in den digitalen Teildisziplinen wie Suchmaschinenoptimierung, Mobile-Marketing oder Affiliate-Marketing anzuwenden. 
  • Produktmanagement (5 Prozent): Produktmanager arbeiten an der Schnittstelle von Entwicklung, Marketing, Vertrieb und Service: Der Produktmanager hält für seine Produkte oder seine Dienstleistungen über alle Bereiche hinweg die Zügel in der Hand. Er analysiert Kundenbedürfnisse, entwirft Produktideen und verbessert marktreife Produkte.
  • Personalmanagement (4 Prozent): Als Human-Ressource-Manager geht es um Personalplanung und -beschaffung, die Begleitung von Rekrutierungsprozessen sowie Mitarbeiterentwicklung. Neben wirtschaftlichem Background ist in diesem Bereich vor allem soziale Kompetenz und Kommunikationsstärke gefragt.

Weitere Berufsfelder sind in der Unternehmensführung im strategischen Management (Business Development) zu finden, in der IT, im Bankensektor, beispielsweise als Finanz- oder Firmenkundenberater, in der Vertriebssteuerung, im Einkauf, in der Logistik oder bei Versicherungen. Darüber hinaus sind Wirtschaftswissenschaftler dank ihrer Ausbildung gut gerüstet, um sich selbstständig zu machen und ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

Selbstverständlich steht auch Wirtschaftswissenschaftler die Möglichkeit offen, in Lehre und Forschung zu arbeiten, so beispielsweise während oder nach der Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter beziehungsweise im weiteren Karriereverlauf auch als Professor an einer Hochschule oder an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung. Gerade in diesem Fachbereich gibt es eine Vielzahl an Forschungsprojekten, die oft in Kooperationen mit Hochschulen ins Leben gerufen werden. 

Die Wissenschaftler verknüpfen dabei Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen wie der Betriebswirtschaftslehre, der Volkswirtschaftslehre und der (Wirtschafts-)Informatik mit dem Ziel, vielschichtige wissenschaftliche Fragestellungen zu globalen gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen zu identifizieren, zu analysieren und Lösungen zu erarbeiten. Neben den bedeutendsten Forschungsinstituten wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) oder das ifo Institut für Wirtschaftsforschung gibt es auch eine Vielzahl regionaler Projekte wie etwa das Technologie-Netzwerk it´s OWL. 

Vor allem der Teilaspekt der volkswirtschaftlichen Ausbildung von Wirtschaftswissenschaftlern befähigt Absolventen für zahlreiche Positionen im Öffentlichen Dienst. In den vielen Ministerien sind Mitarbeiter mit solchen Kenntnissen beispielsweise stark nachgefragt. In der Verwaltung sind Wirtschaftswissenschaftler mit einem unternehmerischen Hintergrund auch als Quereinsteiger begehrt, um bei der Modernisierung und Digitalisierung zu unterstützen. Mögliche Arbeitgeber wären die Bau- und Liegenschaftsbetriebe (BLB) der Länder oder für Wirtschaftswissenschaftler mit IT-Background beispielsweise die BWI, die das IT-System der Bundeswehr betreibt.


Das VWL Studium umfasst in der Regel 180 ECTS-Leistungspunkte. Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen oder Seminare bringen Dir unterschiedlich viele Punkte. Für zeitintensive Veranstaltungen, die eine Klausur oder Hausarbeit erfordern, erhältst Du mehr ECTS-Punkte als für solche, in denen Du nur ein Referat hältst.

Die meisten VWL Studiengänge gliedern sich in Basis- und Aufbaumodule. Während die Kurse in den Basismodulen häufig verpflichtend sind, kannst Du in den höheren Semestern Deinen Schwerpunkt selber wählen. Der Beginn des Studiums variiert je nach Hochschule. Mancherorts kannst Du das VWL Studium nur zum Wintersemester beginnen, andere Hochschulen bieten das Studium auch zum Sommersemester an. Für ein VWL Bachelor Studium benötigst Du 6 Semester, wenn Du in der Regelstudienzeit studierst.

Nachdem Du alle Module erfolgreich abgeschlossen und Deine Abschlussarbeit geschrieben hast, verleiht Dir die Hochschule den akademischen Grad des Bachelor of Arts (B.A.) oder des Bachelor of Science (B.Sc.). Das kommt darauf an, ob Deine Hochschule den Studiengang eher zu den Geisteswissenschaften oder zur mathematischen Fakultät zählt. Wenn Du weiter studieren möchtest, kannst Du in 4 Semestern den Abschluss des Master of Arts (M.A.) oder des Master of Science (M.Sc.) erreichen.

Manche Studienordnungen sehen ein Praktikum im Studienverlauf vor, an anderen Hochschulen entscheidest Du selbst, ob Du ein Praktikum machen möchtest. In jedem Fall ist es sinnvoll, während des Studiums erste Berufserfahrung zu sammeln. So kannst Du Dir den Alltag in einem Betrieb anschauen und die Inhalte des Studiums nach Deinem Wunsch-Berufsfeld richten.  

Im Studium hast Du die Möglichkeit, ein Auslandssemester einzulegen. Besonders für Studierende der Volkswirtschaftslehre ist es interessant, ihr Fach aus der Sichtweise eines anderen Landes zu betrachten. Über Kooperationspartner und Fristen informiert Dich die zuständige Studienberatung Deiner Hochschule.

Ob AMS Berufslexikon, AMS Karrierevideos, AMS Ausbildungskompass oder AMS Weiterbildungsdatenbank – die BIZ-Berater_innen helfen gerne, die gewünschten Inhalte zu finden, vor Ort in Ihrem nächsten BIZ oder auch telefonisch. Rufen Sie an in ihrem nächsten BIZ: www.ams.at/biz

Nutzen Sie auch das umfangreiche Print-Angebot des AMS, einfach zu finden auf www.berufs-infos.at!

Volkswirt*innen können Beratung in supra- und internationalen Organisationen (z.B. Europäische Kommision, Weltbank, Internationaler Währungsfonds, Welthandelsorganisation) leisten. Sie arbeiten mit hochrangigen Entscheidungsträgern eng zusammen, um wirtschaftliche und statistische Analysen zu erstellen und neue wirtschaftspolitische Strategien zu entwickeln (z.B. im Bereich Finanzmärkte, öffentliche Finanzen, wirtschaftliche Integration und Entwicklung oder internationaler Handel). Anhand von Datenanalysen und Forschungsergebnissen können Volkswirt*innen ebenso zu Projekten in der Entwicklungshilfe beitragen, zum Beispiel zu Themen wie Landwirtschaft, Governance im öffentlichen Sektor oder Klimawandel.

Politische Institutionen und Beratung

Volkswirt*innen können strategische Pläne erstellen, Politiker*innen beraten und Prognosen über die wirtschaftlichen Auswirkungen von politischen Maßnahmen abgeben. Die Nachfrage nach Analyse und Beratung von Volkswirt*innen ist vielfältig und reicht von Ministerien des Bundes und der Länder bis hin zu Regulierungsbehörden (z.B. Bundesnetzagentur, Bundeskartellamt). Denn als kritische Denker*innen in der Tradition der evidenzbasierten Politik können Volkswirt*innen zu sehr unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Feldern beraten, z.B. Arbeitsmarkt, Bildung, Stadtplanung, Verkehr, Handel oder Gleichstellung. In der Verwaltung werden Volkswirt*innen ebenso beschäftigt, um u.a. die Modernisierung und Digitalisierung des Verwaltungsapparats zu unterstützen.

Volkswirt*innen können als wissenschaftliche Mitarbeiter*innen oder Referent*innen in Ministerien, Parteien, Verbänden oder Stiftungen arbeiten. Dabei sind sie verantwortlich für sachlich bezogene Themen, unterstützen Mitgliedsunternehmen oder leisten externe Lobbyarbeit. Darüber hinaus können Volkswirt*innen in Gewerkschaftsorganisationen beschäftigt werden. Dabei setzen sich Volkswirt*innen u.a. für Arbeitnehmerrechte ein und versuchen Veränderungen in komplexen Strukturen zu bewirken.

Bildungs- und Forschungseinrichtungen

Mit einem erfolgreich abgeschlossenen Studium im volkswirtschaftlichen Bereich kann man sich ebenso für eine Karriere an der Universität entscheiden. Durch ihre solide methodische und statistische Ausbildung können Volkswirt*innen ebenso in statistischen Ämtern und Forschungsinstituten arbeiten. Dabei liegt der Schwerpunkt ihrer Arbeit darin, empirische Daten zu sammeln und zu analysieren, um mit Hilfe mathematischer Verfahren Annahmen über wirtschaftliche Entwicklungen und Zusammenhänge zu überprüfen und wirtschaftspolitische Empfehlungen abzugeben.

(Groß-) Unternehmen

In der freien Wirtschaft haben Absolvent*innen der Volkswirtschaftslehre ebenso sehr gute Berufschancen. Volkswirt*innen können z.B. als Unternehmensberater*innen agieren. Dabei analysieren sie als externe Diensleister*innen Abläufe und Strukturen im Unternehmen, um z.B. die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen bzw. den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu sichern und auszubauen. Im Personalwesen übernehmen Volkswirt*innen Dienstleistungen für Unternehmen bei der Suche und Auswahl von geeigneten Fach- und Führungskräften, sie pflegen die Personalstatistiken oder entwickeln Konzepte für die Anreizgestaltung von Mitarbeiter*innen. Mit dem entsprechenden Aufbaustudium können Volkswirt*innen ebenso als Wirtschaftsprüfer*innen agieren, Unternehmen prüfen (z.B. Jahresabschlussprüfung) und Mandant*innen in betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Fragen beraten.

Auf dem Markt für Versicherungen und Rückversicherungen übernehmen Volkswirt*innen Aufgaben im Risikomanagement und in der Risikoanalyse. Sie identifizieren, analysieren und bewerten mögliche Risiken, welche die erfolgreiche Weiterentwicklung eines Unternehmens gefährden können, und erstellen komplexe Rückversicherungskonzepte und Deckungsmodelle. Auch Banken fragen die analytischen Fähigkeiten von Volkswirt*innen nach.

Volkswirt*innen erstellen nicht nur gesamtwirtschaftliche Prognosen als Entscheidungsgrundlage für das Management von (Groß-) Unternehmen, sie führen auch Analysen für die Marktforschungsabteilungen durch. Gerade im Datenzeitalter werden Volkswirt*innen mit ihrem analytischen und statistischen Know-How auch bei Entscheidungen im Finanz- und Rechnungswesen und für Beschaffungs- und  Vertriebsmanagement eingesetzt.

Als Volkswirt*in besteht ebenso die Gelegenheit, Wirtschaftsjournalismus als Berufszweig anzustreben.

IT-Sektor

Immer mehr werden Volkswirt*innen im IT-Bereich nachfgefragt. Denn im Zuge der computergesteuerten Produktionsprozesse zur Gewinnmaximierung sind Volkwirt*innen in der Lage, diese Verfahren zu analysieren und zu optimieren. Dabei übernehmen sie die Vermittlerrolle zwischen IT und Management und konzipieren anwendungsorientierte Lösungen für technikbasierte Systeme innerhalb von einem Unternehmen.
Auch in einem interdisziplinären und schnell wachsenden Bereich wie Data Science können Volkswirt*innen berufstätig werden. Denn aufgrund ihrer analytischen Fähigkeiten und ihres souveränen Umgangs mit Daten können Volkswirt*innen nicht nur komplexe und unstrukturierte Daten erfassen, verstehen und analysieren, sondern auch die Ergebnisse interpretieren und diese den relevanten Interessengruppen vermitteln.

Umwelt und Nachhaltigkeit

Eine wachsende Beschäftigung von Volkswirt*innen findet man zudem im Umwelt- und Nachhaltigkeitssektor. Unternehmen und Initiativen im Bereich der alternativen Energien haben Bedarf an Volkswirt*innen, um z.B. die langfristigen Einsparungen zu verdeutlichen, die den Einsatz von alternativen Technologien bewirken. Ferner können Volkswirt*innen nachhaltige Entscheidungen über die Herstellung und Verwendung von knappen Ressourcen treffen, unter Berücksichtigung der Ressourcenversorgung und der Umweltbedingungen in der Zukunft. Ziel dabei ist es, die Kosten der Güterherstellung mit dem Nutzen, den diese Güter heute und in Zukunft stiften, in Einklang zu bringen.

Non-Profit-Organisationen und Organisationen für wirtschaftliche Entwicklung

Internationale Nichtregierungsorganisationen (z.B. Rotes Kreuz, Ärzte ohne Grenzen) und länderspezifische Nichtregierungsorganisationen (z.B. Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) zielen darauf ab, die wirtschaftliche Entwicklung bestimmter Gebiete und Regionen zu fördern. Dabei werden Volkswirt*innen u.a. benötigt, um strategische Pläne zu erstellen und wirtschaftliche Auswirkungen von Maßnahmen auf der Basis von Datenanalysen zu berechnen. Die Arbeitsplätze in diesem Bereich eignen sich für Volkswirt*innen, die sich für eine bestimmte Region sowie für ihre lokale Politik und Kultur besonders engagieren.

Gesundheitswesen

Im Zuge des demografischen Wandels und der Herausforderungen der gesundheitlichen Versorgung werden Volkswirt*innen im Gesundheitswesen verstärkt nachgefragt. Volkswirt*innen bringen einen analytischen Blickwinkel in den Gesundheitssektor ein und verstehen die Allokation von medizinischen Gütern als einen Markt, der durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Dabei behalten Volkswirt*innen den Überblick über gesundheitsökonomische Zusammenhänge und sind in der Lage, die Effizienz von Maßnahmen und Therapien gegen ihre Kosten abzuwägen.