Was ist der unterschied zwischen spondylartrose und spondylarthese

Bei der Spondylarthrose nutzen sich die Gelenkknorpel der kleinen Facettengelenke ab, welche die Wirbelkörper der Wirbelsäule miteinander verbinden. Die Folge sind oft erhebliche Rückenschmerzen, die den Alltag und die Lebensqualität beeinträchtigen. Wie lässt sich die Spondylarthrose (auch Facettensyndrom) behandeln und Schmerzen lindern?

Was ist der unterschied zwischen spondylartrose und spondylarthese
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Im Lauf des Lebens zeigen Knochen und Gelenke Verschleißerscheinungen, die Teil des natürlichen Alterungsprozesses sind. Bei der Spondylarthrose verschleißen die kleinen Wirbelgelenke an der Rückseite der Wirbelbögen, die sogenannten Facettengelenke.

Spondylarthrose betrifft oft die LWS

Die Verschleißerkrankung hat noch einige andere Namen: Facettengelenksarthrose, Wirbelgelenkarthrose oder Facettensyndrom. Sie betrifft viele Menschen in höherem Lebensalter, obgleich es keine genauen Zahlen über die Häufigkeit gibt. Prinzipiell kann sie in allen Bereichen der Wirbelsäule auftreten. Meist verschleißen die Wirbelgelenke in Regionen, die zeitlebens besondere Belastungen aushalten müssen. Das gilt zum Beispiel für die gesamte Lendenwirbelsäule (LWS). Seltener sind die Abbauprozesse an der Brust- oder Halswirbelsäule (BWS, HWS) zu beobachten.

Symptome bei Spondylarthrose

Eine Wirbelgelenkarthrose kann vielfältige Symptome haben. Die typischsten Symptome sind Rückenschmerzen, die sich dumpf oder stechend anfühlen. Oft sind sie nicht genau lokalisierbar, weil sie in andere Körperbereiche ausstrahlen. Der Schmerzort hängt davon ab, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist. Meist ist die Lendenwirbelsäule besonderen Belastungen ausgesetzt. Bei einer Spondylarthrose der Lendenwirbelgelenke verspüren Betroffene oft Rückenschmerzen, die ins Bein, Gesäß oder in die Leiste ausstrahlen.

Bei Verschleiß der Facettengelenke in der Brustwirbelsäule sind die Schmerzen eher im Oberkörper spürbar. Ist die Halswirbelsäule betroffen, entstehen Nackenschmerzen, die oft in die Arme, Hände und Finger ausstrahlen. Tagsüber, bei körperlicher Betätigung oder beim Sport nehmen die Schmerzen meist zu, weil die Wirbelsäule stärker belastet wird. In Ruheposition lassen die Schmerzen dann oft wieder nach. Betroffene sind zudem erheblich in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Es fällt ihnen schwer, sich zu bücken oder zur Seite zu beugen. Die Wirbelsäule wird unbeweglich und steif.

Die Intensität der Schmerzen ist individuell unterschiedlich und sagt meist nichts über die Schwere der Spondylarthrose aus. So können minimale degenerative Veränderungen starke Schmerzen auslösen, während größere Verschleißerscheinungen manchmal nur wenige Beschwerden verursachen.

Symptome bei fortgeschrittener Spondylarthrose

Im weiteren Verlauf der Facettengelenkarthrose können folgende Beschwerden hinzukommen oder sich verstärken:

  • Schmerzhafte Muskelverhärtungen und Muskelverspannungen, weil die Wirbelsäule ihre Stabilität einbüßt und auf die Bänder und Muskelansätze erhebliche Zugkräfte einwirken.

  • Kribbeln, Taubheitsgefühle, Lähmungen: Solche neurologischen Ausfallerscheinungen treten auf, wenn sich knöcherne Ausziehungen bilden; diese verengen die Löcher, durch welche die Nervenwurzeln hindurchtreten – die Nerven geraten immer mehr unter Druck.

  • Die Schmerzen und Entzündungen nehmen immer mehr zu.

Bei solchen Beschwerden sollte immer ein Arzt aufgesucht werden.

Ursachen der Spondylarthrose

Die Ursachen einer Spondylarthrose sind vielschichtig. Vermutlich spielen mehrere Faktoren bei der Entstehung eine Rolle. Der wichtigste Risikofaktor für die Erkrankung ist das Alter. Mit zunehmenden Alter sind Verschleißerscheinungen an den Knochen, Gelenken, Organen und Geweben normal. Auch wenn es keine genauen Zahlen zur Häufigkeit des Facettensyndroms gibt: Fast jeder ältere Mensch leidet unter Arthrose, die auch vor den kleinen Wirbelgelenken nicht Halt macht.

Arthrose, auch Gelenkverschleiß genannt, bedeutet, dass sich der schützende Gelenkknorpel abnutzt und schrittweise zerstört wird. Die Abbauprozesse stören die Mechanik des betroffenen Gelenks und es funktioniert nicht mehr so, wie es soll. Das Problem ist, dass Gelenkknorpel nicht nachwachsen. Die Knorpelschäden an den Gelenken sind also dauerhaft.

Risikofaktoren für das Facettengelenksyndrom

Neben dem Alter kommen noch weitere Risikofaktoren für die Wirbelgelenkarthrose in Betracht. Dazu zählen beispielsweise:

  • Fehlbelastungen und Überlastungen der Wirbelsäule, zum Beispiel im Beruf: Gefährdet sind Menschen, die ständig schwere Lasten heben und tragen oder schwer körperlich arbeiten
  • Sportarten, welche die Wirbelsäule und Wirbelgelenke strapazieren, zum Beispiel Gewichtheben
  • Verschleiß der Bandscheiben: Ihre Höhe nimmt ab und die Wirbelgelenke erfahren dadurch eine Überlastung
  • Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps)
  • Skoliose: die Wirbelsäule ist verbogen und verdreht
  • Hyperlordose: die Wirbelsäule ist konvex gekrümmt
  • Hohlkreuz
  • entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis ("Rheuma")
  • Knochenschwund (Osteoporose)
  • Tumoren
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas): Das Gewicht belastet die Wirbelsäule und Gelenke
  • schwache Bauch- und Rückenmuskulatur

Infolge der Überlastung bilden sich manchmal knöcherne Auswüchse, um der zunehmenden Instabilität der Wirbelsäule entgegenzusteuern. Diese Verknöcherungen schränken aber die Beweglichkeit der Wirbelsäule stark ein.

Diagnose der Spondylarthrose mittels Schmerzfragebogen

Der richtige Ansprechpartner für die Diagnose ist zunächst der Hausarzt, der eventuell an einen Facharzt für Orthopädie überweist. In einem Anamnese-Gespräch fragt er zunächst nach den Beschwerden und der Krankengeschichte (Anamnese). Die Symptome sollten möglichst genau beschrieben werden. Nur so kann sich der Arzt ein Bild vom den Beschwerden und dem Verlauf der Erkrankung machen.

Wichtig sind zum Beispiel folgende Fragen:

  • Welche Beschwerden haben Sie genau?
  • Wo sind die Schmerzen? Sind sie auf einen Bereich begrenzt oder strahlen sie in andere Körperregionen aus?
  • Seit wann haben Sie die Schmerzen?
  • Wie intensiv sind die Schmerzen und wann treten sie auf?
  • Gibt es Situationen, in denen sich die Schmerzen bessern oder verschlimmern? Im Liegen oder bei Bewegung?
  • Wie würden Sie die Schmerzen beschreiben: dumpf, drückend, bohrend, stechend?
  • Haben Sie weitere Beschwerden festgestellt?
  • Haben Sie sich schon wegen Ihrer Symptome behandeln lassen?

Meist setzen Ärzte einen standardisierten Schmerzfragebogen ein, um die Intensität, den Ort und die Dauer der Schmerzen genauer festzuhalten. Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den Körper mit den Händen abtastet und versucht, besonders schmerzintensive Punkte aufzuspüren und die Schmerzorte genauer einzugrenzen. Bei einer Spondylarthrose verstärken sich die Schmerzen, wenn der Arzt darauf drückt oder der Rücken nach vorne gebeugt wird. Auch Muskelverhärtungen lassen sich so ertasten. Zudem überprüft er die Funktion der Gelenke, die Beweglichkeit und das Gangbild.

Untersuchung der Wirbelsäule mit Ultraschall, Röntgen, CT und MRT

Die neurologische Untersuchung zeigt den Zustand des Nervensystems und wie gut es funktioniert. Getestet werden zum Beispiel die Reflexe, Haltung, Motorik, Sensibilität (Gefühls- und Empfindungsstörungen, Taubheitsgefühle) oder die Muskulatur mit der Muskelspannung und Muskelkraft, etwa beim Händedruck.

Als Ergänzung setzen Ärzte bildgebende Verfahren ein, wie beispielsweise Ultraschall, Röntgenuntersuchung, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie). Eine Röntgenaufnahme zeigt zum Beispiel den Zustand der Wirbelsäule, der Facettengelenke, der Knochen, vorhandene Arthrose, Knochenschwund (Osteoporose), Tumoren oder knöcherne Auswüchse. Mithilfe der MRT können Ärzte auch "weiche" Strukturen beurteilen, zum Beispiel Bandscheiben, Nervenwurzeln oder Bänder.

Manchmal bringen Ärzte ein Betäubungsmittel gezielt in die Facettengelenke ein und testen, ob sich die Schmerzen bessern. Diese Behandlung gilt als Diagnosemethode.

Behandlung der Spondylarthrose

Rückenschmerzen aufgrund von Spondylarthrose lassen sich in vielen Fällen konservativ behandeln, also ohne Operation. Meist kombinieren Ärzte verschiedene Methoden, um die Schmerzen zu lindern. Welche Therapien infrage kommen, hängt von der Intensität der Schmerzen ab.

Ärzte setzen folgende Strategien zur Behandlung ein:

  • Schmerzmittel: Entzündungshemmende Schmerzmedikamente, zum Beispiel Paracetamol, gibt es in Tablettenform. Alternativ bringt der Arzt das Schmerzmittel direkt in den Schmerzort (neben den Wirbel oder in das Facettengelenk) per Injektion oder Infiltration ein. Ärzte müssen die Injektion aber häufiger wiederholen, damit sich dauerhafte schmerzlindernde Effekte einstellen. Selten sind stärkere Schmerzmedikamente wie Opioide nötig.

  • Muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxantien): Die Arzneien lockern die Muskeln und lösen Verspannungen.

  • Physiotherapie (Krankengymnastik): Hilfreich sind passive Übungen, bei denen der Physiotherapeut bestimmte Körperteile bewegt, während der Betroffene inaktiv bleibt. Die Übungen verbessern die Beweglichkeit und stärken und dehnen die Muskeln. So ist oft wieder ein schmerzarmer Alltag möglich.

  • Massagen lockern verspannte Muskeln und wirken Muskelverhärtungen entgegen.

  • Rückentraining, um die Rückenmuskulatur mit gezielten Übungen zu stärken; starke Muskeln entlasten die Wirbelsäule und wirken Rückenschmerzen entgegen.

  • Physikalische Therapie: Elektrotherapie, Wärme, Kälte und Balneotherapie (Bäderanwendungen)

Spondylarthrose-Operation: Wann ist sie sinnvoll?

Manchmal raten Ärzte Betroffenen zu einer Operation. Dabei versuchen sie, die schmerzleitenden Nervenfasern auszuschalten. Wichtig ist, dass ein erfahrener Arzt in einem spezialisierten Zentrum diesen Eingriff vornimmt. Eine Operation kommt in Frage, wenn Patienten trotz konservativer Behandlung unter starken Schmerzen leiden oder sich diese nicht ausreichend lindern lassen.

Eine Möglichkeit ist, die Schmerzfasern der betroffenen Gelenkkapsel elektrochirurgisch zu veröden. Bei diesem Eingriff ist der Betroffene wach und muss aktiv mitarbeiten (keine Vollnarkose) und dem Arzt sagen, wo es weh tut. Erst wenn der Schmerz identifiziert wurde, werden die betroffenen Nervenfasern mit einer Hitzesonde verödet. Alternativ lassen sich die Nervenfasern, welche die Facettengelenke versorgen, auch mit einer Sonde vereisen und inaktivieren, damit sie keine Schmerzreize mehr weiterleiten. Mediziner nennen diesen Eingriff perkutane Cryodenervierung. Nach diesem Eingriff erhalten Patienten einige Tag lang Schmerzmittel und abschwellende Medikamente. Begleitend bekommen sie meist eine Physiotherapie, um die Muskelatur zu kräftigen. Diese Übungen sollten im Anschluss selbstständig und regelmäßig weitergeführt werden. Nur dann hat die Therapie auf Dauer Erfolg.

Bei fortgeschrittener Erkrankung ist manchmal eine größere Operation nötig. So beseitigen Chirurgen eine Engstelle der Durchtrittslöcher (Foramen) für die Nerven, indem sie einen kleinen Hautschnitt setzen und das Loch mit kleinen chirurgischen Instrumenten und Fräsen erweitern. Diesen Eingriff nennen Mediziner Foramendekompression.

Eine versteifende Operation hilft, wenn die Wirbelsäule bei sehr weit fortgeschrittenem Verschleiß bereits instabil und die Beweglichkeit damit extrem eingeschränkt ist. Dabei verschmilzt der Operateur ein oder mehrere Wirbel miteinander und festigt sie zum Beispiel mithilfe von Implantaten. Er nutzt dafür ein System aus Schrauben und Stäben. Für diese Wirbelsäulenversteifung gibt es verschiedene Techniken, je nachdem, welcher Teil der Wirbelsäule betroffen ist – die Lenden-, Brust- oder Halswirbelsäule. Nach einer größeren Operation muss sich der Betroffene schonen und vorsichtig mit der Mobilisierung beginnen. Eine stationäre Rehabilitation ist in der Regel erst etwa drei Monate nach dem Eingriff sinnvoll.

Spondylarthrose: Verlauf und Prognose

Die Verschleißerkrankung ist nicht heilbar, denn der geschädigte Gelenkknorpel regeneriert sich nicht mehr und wächst auch nicht nach. Aber die Symptome des Wirbelgelenksyndroms lassen sich lindern und das Fortschreiten der Spondylarthrose bremsen. Regelmäßige Bewegung, Physiotherapie und ein gesundes Gewicht tragen dazu bei, dass sich das Facettengelenksyndrom nicht weiter verschlimmert. Viele Betroffene können so einen schmerzarmen Alltag leben und ihre Lebensqualität verbessert sich deutlich.

Spondylarthrose vorbeugen

Die Spondylarthrose ist meist eine Alters- und Verschleißerscheinung, der nur bedingt vorgebeugt werden kann. Dennoch gibt es einige Maßnahmen, die bis zu einem gewissen Grad vor der Erkrankung schützen. Tipps für gesunde Gelenke und einen starken Rücken sind:

  • Bewegen Sie sich regelmäßig: Versuchen Sie, so viel Bewegung wie möglich in Ihren Alltag zu integrieren: Steigen Sie Treppen statt mit dem Aufzug zu fahren, laufen Sie zum Einkaufen in den Supermarkt und lassen Sie Ihr Auto öfters einmal stehen oder radeln zur Arbeit, statt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.

  • Rückenfreundlicher Sport: Manche Sportarten strapazieren den Rücken, die Gelenke, Knochen und die Muskeln erheblich, zum Beispiel das Gewichtheben. Versuchen Sie es mit bei Arthrose günstigen Sportarten, die die Muskulatur schonend kräftigen und den Rücken weniger belasten. Gut sind zum Beispiel Ausdauersportarten wie Schwimmen (Rückenschwimmen, Kraulen), (Nordic) Walking oder Radfahren. Diese Sportarten schonen die Gelenke und senken das Risiko für eine Spondylarthrose.

  • Rückenschule: Besuchen Sie eine Rückenschule, in der Sie Übungen für rückenfreundliches Sitzen und Lastenheben, aber auch Haltungen und Bewegungen erlernen, die Ihrem Rücken gut tun. Trainieren Sie diese Übungen regelmäßig, damit Sie Ihnen in „Fleisch und Blut“ übergehen. Starke Rückenmuskeln sind ein gutes Mittel im Kampf gegen Rückenschmerzen.

  • Übergewicht abbauen: Falls Sie einige Kilos zu viel wiegen, versuchen Sie abzunehmen. Schon einige Pfunde weniger tun Ihren Knochen und Gelenken gut. Eine gute Abnehmhilfe ist gesunde Ernährung: Essen Sie viel Obst, Gemüse, mehr Fisch als Fleisch, Vollkornprodukte und gesunde ungesättigte Fettsäuren (fetter Seefisch, pflanzliche Öle). Von Fertiggerichten, Fastfood, Süßigkeiten, Torten, Kuchen und zuckerhaltigen Getränken (Cola, Eistee, Limonaden, Energydrinks) lassen Sie besser die Finger.

  • Schwere körperliche Arbeit vermeiden: Das Heben schwerer Lasten strapaziert den Rücken und die Wirbelsäule massiv und die Wirbelgelenke verschleißen schneller, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule. Besuchen Sie eine Rückenschule und verwenden Sie Hilfsmittel, zum Beispiel stabilisierende Stützgurte oder Korsetts (Orthesen), wenn Sie öfters schwere Lasten heben und tragen müssen.


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Die Gonarthrose zählt zu den häufigsten Arthroseformen. Welche Ursachen und Beschwerden typisch für die Kniearthrose sind und wie man den Gelenkverschleiß behandelt oder am besten vorbeugt.

Was ist der unterschied zwischen spondylartrose und spondylarthese
Übermäßige Belastung des Kniegelenks kann zur Gonarthrose führen. © iStock.com/busracavus

Gonarthrose (auch Kniearthrose oder Kniegelenksarthrose) ist der Fachbegriff für die Gelenkveränderung am Knie aufgrund von Verschleiß und Alterung (Degeneration). Der Gelenkverschleiß führt zum Abbau und schließlich zur Zerstörung des Knorpels im Kniegelenk.

Die Gonarthrose am Knie gehört neben der Hüftgelenksarthrose zu den häufigsten Formen der Arthrose. In Deutschland erkranken 17 Prozent aller Männer und 27 Prozent der Frauen irgendwann im Laufe ihres Lebens an einer Kniearthrose. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu, der Gelenkverschleiß kann jedoch auch schon in jüngeren Jahren beginnen und zu Beschwerden führen.

Ursachen: Was zur Gonarthrose führt

Zu einer Kniearthrose oder Gonarthrose können Fehlstellungen der Gelenke, Verletzungen, Entzündungen und familiäre Veranlagungen führen.

Fehlstellungen

Eine Kniearthrose tritt meist zunächst einseitig auf, entweder an der Innen- oder an der Außenseite des Knies. Bei einer Innenarthrose verändert sich die Beinachse allmählich in Richtung O-Bein, bei außenseitiger Kniearthrose in Richtung X-Bein. Umgekehrt führen angeborene oder erworbene O-Stellungen zuerst zur Innenarthrose, X-Stellungen zur Außenarthrose.

Überbelastung durch Sport und körperliche Arbeit

Neben den beiden genannten Formen der Kniearthrose, die das Hauptgelenk betreffen, ist auch die Kniescheibenarthrose zu beobachten. Diese Art der Gonarthrose tritt meist schon in jüngerem Alter auf und verursacht vor allem Probleme beim Aufstehen, Heben von Lasten, Treppensteigen und Springen. Sportarten, die mit Springen und Drehen verbunden sind (zum Beispiel Tennis) sind ungünstig; auch die Berufswahl sollte bei den oft noch jungen Erwachsenen sorgfältig bedacht werden. Berufe wie Fliesenleger gehen mit einem erhöhten Risiko der Kniearthrose einher.

Gelenkverletzungen und Knochenbrüche

Jede Formveränderung mindert die Funktion des Kniegelenks. Wächst der Knochen nach einem Knochenbruch nicht exakt zusammen, reicht eine Stufe im Gelenk von weniger als einem Millimeter aus, um eine Kniearthrose vorzubereiten. Meniskusschäden oder die operative Entfernung eines Meniskus führen recht häufig zur Kniearthrose (nach kompletter Entfernung eines Meniskus verschleißt dieser Gelenkanteil meist innerhalb von zwei Jahrzehnten). Meniskuserhaltende Operationen werden daher heute wo immer möglich durchgeführt.

Gelenklockerungen durch Bänderriss führen zum vermehrten mechanischen Verschleiß, da das Gelenkspiel nicht mehr punktgenau arbeitet. Bei Einblutungen in den Gelenkspalt entstehen beim Abbau des Bluts Endprodukte, die aggressiv auf den Knorpel einwirken können.

Gonarthrose durch falsche Belastung des Knies

Für jedes Gelenk existieren Idealachsen. Steht das Gelenk in dieser Achse, sind die am Gelenk ansetzenden Kräfte optimal verteilt. Ist die Gelenkstellung gestört, so erhöht sich die Belastung an bestimmten Stellen, es kommt zum Knorpelabrieb. Dabei wirken sich auch Fehlbelastungen in ferneren Gelenken (zum Beispiel Großzehengrundgelenk, Hüfte) auf das Knie aus. Schmerzen im Fuß oder der Hüfte können zur Schonung eines Beines führen, das andere Knie wird daraufhin umso mehr belastet. Eine Überbelastung kann durch ein zu hohes Körpergewicht bedingt sein, welches zu einem großen Teil auf den Knien lastet. In der Folge kann eine Kniearthrose entstehen.

Erfahren Sie mehr über die Ursachen und Risikofaktoren der Arthrose.

Typische Symptome und Beschwerden der Kniearthrose

Die wesentlichen Beschwerden der Gonarthrose sind der Schmerz sowie die Bewegungseinschränkungen und Muskelverspannungen im Bereich des Kniegelenks. Je nach Ausmaß der Abnutzung können auch Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung und Überwärmung dazukommen. Diese Beschwerden sind meist so typisch für die Gonarthrose, dass zur Sicherung der Diagnose allenfalls noch eine Röntgenaufnahme erforderlich ist.

Schmerzen beim Treppensteigen und Aufrichten

Typisch für die Kniegelenksarthrose sind Schmerzen beim Treppensteigen, beim Aufstehen aus tiefer Sitzposition oder Aufrichten aus der Hocke. Der Schmerz wird dabei häufig hinter der Kniescheibe lokalisiert.

Nahezu alle Patienten (95 Prozent) mit Gonarthrose geben an, dass der Schmerz zunächst bei Beginn eines Bewegungsablaufes als Anlaufschmerz auftritt. Nach längerem Ruhen sowie morgens kann auch ein Gefühl der Steifigkeit dazukommen. Der Anlaufschmerz geht nach einer kurzen Zeit zunächst wieder zurück und tritt erst bei längerer Belastung wieder als Ermüdungsschmerz auf. Beim weiteren Voranschreiten der Kniearthrose bestehen die Schmerzen schließlich auch in Ruhe.

Charakteristische Symptome der Gonarthrose sind:

  • eingeschränkte Beweglichkeit: Diese ergibt sich zunächst aus der Schonhaltung, mit der Betroffene versuchen, schmerzhafte Bewegungen bei der Kniearthrose zu vermeiden. Das führt zu Muskelverspannungen und auf Dauer zu Verkürzungen der Muskeln. Die verkürzten Muskeln schränken den möglichen Bewegungsumfang weiter ein.

  • Entzündungsanzeichen: Aufgrund der Reizung der Gelenkinnenhaut durch abgeriebene Knorpelteilchen kommt es zu entzündlichen Veränderungen im Bereich des betroffenen Gelenks. Es ist geschwollen, seine Umgebung manchmal überwärmt und es kann auch ein Gelenkerguss stattfinden, also eine Flüssigkeitsansammlung in der Gelenkhöhle.

  • Gelenkerguss: Die vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit in der Gelenkhöhle führt vielfach zu einem vorübergehenden Gefühl der Schmerzerleichterung, was darauf zurückzuführen ist, dass die Gelenkflächen besser aufeinander gleiten.

  • Reibegeräusche: Der Abrieb von Knorpelteilchen und die aufgeraute Knorpeloberfläche führen manchmal dazu, dass über dem Gelenk Reibegeräusche hörbar oder als Knirschen beim Betasten des Gelenks sogar fühlbar sind.

So diagnostiziert der Arzt eine Arthrose des Kniegelenks

Bei Beschwerden im Kniegelenk wird der Arzt zunächst die Krankengeschichte erfragen und eine körperliche Untersuchung durchführen. Bildgebende Verfahren und Blutuntersuchungen können die Diagnose Gonarthrose bestätigen und andere Krankheitsbilder, die zu ähnlichen Symptomen führen, ausschließen.

Am Beginn der Untersuchungen bei Verdacht auf Kniearthrose steht die Erhebung der Krankengeschichte durch den Arzt (Anamnese). Wichtig sind dabei neben Art und Dauer der Beschwerden auch begleitende Erkrankungen, besondere berufliche Belastungen und sportliche Aktivitäten sowie Gelenkerkrankungen in der Familie.

Danach folgt die körperliche Untersuchung, bei der auf äußere Veränderungen des Kniegelenks und typische Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung und Überwärmung geachtet wird. Der Arzt untersucht die Beweglichkeit des Knies und sieht sich das Gangbild des Patienten an.

Laboruntersuchungen des Blutes

Um einen Verschleiß wie bei der Kniearthrose von einer Entzündung zu unterscheiden, wird das Blut im Labor auf bestimmte Werte untersucht. Auf eine Entzündung weisen eine beschleunigte Blutkörperchensenkungsreaktion, ein erhöhter Spiegel an C-reaktivem Protein und eine typisch veränderte Elektrophorese hin. Gicht wird bei erhöhten Harnsäurespiegeln diagnostiziert; auf eine Gelenkentzündung durch Streptokokken, eine bestimmte Bakterienart, weist der Rheumafaktor Antistreptolysintiter hin.

Röntgen, Sonographie, Szintigraphie bei Kniegelenksarthrose

Zur weiteren Diagnose kann der Arzt auf bildgebende Verfahren zurückgreifen.

  • Röntgen: Die Röntgenuntersuchung bei der Kniearthrose basiert auf unterschiedlicher Strahlendurchlässigkeit des Knorpelgewebes. Als typisches Arthrosezeichen ist im Röntgenbild ein verschmälerter Gelenkspalt zu erkennen.

  • Ultraschall: Weil das Weichteilgewebe im Kniegelenk (Muskeln, Sehnen, Bänder) und Flüssigkeitsansammlungen im Röntgenbild nicht gut dargestellt werden können, wird bei Verdacht auf eine Gonarthrose häufig zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchgeführt.

  • Szintigraphie: Sie kann dem Arzt Informationen darüber liefern, ob die Symptome durch den Verschleiß des Kniegelenks oder durch entzündliche Prozesse verursacht werden. Bei der Szintigraphie werden schwach radioaktive Stoffe in die Vene gespritzt. Entzündliches Gewebe reichert den Stoff stärker an als gesundes Gewebe, sodass diese Areale deutlich erkennbar werden.

  • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Beide Verfahren können sehr detailreiche Schnittbilder des Kniegelenks liefern. Vor allem mithilfe der MRT können Meniskus, Bänder, Gelenkinnenhaut und Knorpel dargestellt werden. Beide Untersuchungen werden bei der Gonarthrose jedoch nicht standardmäßig durchgeführt, sondern sind vor allem zur Vorbereitung von Kniegelenksoperationen nötig.

Punktion des Kniegelenks

Aus dem gut zugänglichen Kniegelenk kann Gelenkflüssigkeit mit einer Punktionsnadel gewonnen werden. Im entzündeten Gelenk bildet sich vermehrt Gelenkflüssigkeit mit veränderter Stoffzusammensetzung. Die Flüssigkeitsansammlung dehnt Gelenkkapsel und Bänder, die in ihr enthaltenen Abfallstoffe können den Knorpel schädigen, die Blutversorgung des Kniegelenks kann durch den erhöhten Druck beeinträchtigt sein.

Die Kniegelenkspunktion wird durch eine örtliche Betäubung erleichtert. Nach Desinfektion wird eine dünne Hohlnadel in den Gelenkspalt eingeführt und Flüssigkeit herausgesaugt – bei einem deutlich angeschwollenen Gelenk wird es gleichzeitig durch Entfernen des Ergusses entlastet. Die gewonnene Flüssigkeit kann mikroskopisch und biochemisch untersucht werden, sodass eine gezielte Behandlung möglich ist.

Gelenkspiegelung – Arthroskopie

Mit der endoskopischen Kniegelenkspiegelung kann der Arzt Veränderungen unmittelbar im Kniegelenk sichtbar machen. Die Gelenkspiegelung ist inzwischen kein rein untersuchendes Verfahren mehr. Vielmehr können Veränderungen im Kniegelenk mit Zusatzinstrumenten direkt behandelt werden. Der Nutzen dieser Art Kniespiegelung bei Arthrose ist jedoch umstritten.

Therapie: Wie die Kniearthrose behandelt wird

Das Ziel der Therapie bei einer aktivierten Gonarthrose besteht immer darin, die Entzündung zur Ruhe zu bringen. Bei der ruhenden Kniegelenksarthrose muss vorrangig versucht werden, die Beweglichkeit möglichst lange zu erhalten und die Beschwerden zu minimieren.

Die einzelnen Stufen der Behandlung bei Kniearthrose sind:

  • Änderung der Lebensgewohnheiten: Erlernen gelenkschonender Bewegungsabläufe und eine stete, gleichmäßige Belastung für die optimale Ernährung des Gelenkknorpels

  • physikalische Behandlung: Wärme oder Kälte, Schonung, Krankengymnastik, Massagen, Elektrotherapie, TENS, Ultraschalltherapie

  • Medikamente: knorpelschützende beziehungsweise -aufbauende Präparate (Chondroprotektiva) sowie schmerz- und entzündungshemmende Mittel (Antirheumatika)

  • Operationen: Transplantation von Knorpel oder Ersatz des Kniegelenks

Elektrotherapie, Ultraschalltherapie, TENS bei Kniearthrose

Diese Therapien zielen auf die Reduktion des entzündlichen Ergusses im Kniegelenk ab. Die Elektrotherapie verbessert die Durchblutung und damit den Abtransport von Stoffwechselprodukten sowie die Regeneration. Die Ultraschallwellen bewirken eine Mikromassage im Gelenk. Werden vor Anwendung der Verfahren schmerz- und entzündungshemmende Medikamente in Salbenform auf die Haut über dem Kniegelenk aufgebracht, unterstützt die Elektro- beziehungsweise Ultraschallanwendung das Aufnehmen dieser Substanzen in das Gelenk und damit eine verstärkte Tiefenwirkung. Die gleichzeitige Anwendung eines äußerlich aufgetragenen Medikaments mit Elektrotherapie nennt man Iontophorese.

Eine spezielle Form der Elektrotherapie ist die TENS (transkutane elektrische Nerven-Stimulation = elektrische Nervenreizung über die Haut). Das Prinzip beruht darauf, dass das zentrale Nervensystem (Rückenmark und Gehirn) aus einem bestimmten Gebiet nur einen Reiz auf einmal registrieren und bearbeiten kann. Bei chronischen Schmerzen hat sich der Reiz-Empfindungs-Kreislauf verselbstständigt: Es wird ständig ein Schmerz empfunden, obwohl der Anlass schon längst beseitigt ist. Die TENS setzt nun einen neuen Reiz, dessen Intensität der Patient selbst auswählt und allmählich steigert, um damit den chronischen Schmerz zu unterbrechen.

Knorpeltransplantation

Bei bestimmten Knorpelverletzungen des Kniegelenks kann für junge Patienten eine Knorpeltransplantation infrage kommen. Die Tendenz zur Spontanheilung von Knorpelverletzungen, also zur Heilung, die der Körper aus eigener Kraft leisten kann, ist nämlich nur äußerst gering. Eine Knorpeltransplantation mit körpereigenem Gewebe kann die Heilungsrate von frischen Knorpelwunden nach Verletzungen steigern. Nach der Transplantation des körpereigenen Materials kann sich die Knorpelschicht wieder aufbauen.

Umstellungsosteotomie

Die Korrektur-Osteotomie soll einer Gonarthrose vorbeugen, indem die Gelenkverhältnisse im Knie so abgeändert werden, dass die Belastungen gleichmäßig verteilt werden und eine Kniearthrose damit gar nicht erst entsteht. Die Operation hat zum Ziel, die Kniegelenksarthrose bei bereits eingetretener Fehlbelastung (zum Beispiel O-Beinen) von vornherein zu verhindern. Bei dieser Operation wird das Kniegelenk selbst nicht angetastet, sondern lediglich die Achse des Unterschenkels geändert, indem ein Knochenkeil aus dem Schienbein entfernt wird.

Kniegelenkersatz (Teil- oder Vollprothese)

Greifen all diese Therapiemaßnahmen nicht, so ist der Ersatz des erkrankten Kniegelenks durch eine Knieprothese (künstliches Kniegelenk) nötig. Ist nur der innere oder äußere Gelenkanteil betroffen, kann eine Schlittenprothese implantiert werden. Die Kufe des Schlittens wird in die Gelenkrolle des Oberschenkelknochens, die Gleitfläche in den betroffenen Teil des Schienbeinkopfes eingesetzt. Sind beide Gelenkflächen, die innere und die äußere, betroffen, werden beide Gelenkrollen des Oberschenkelknochens überkront und eine Gleitfläche auf dem Schienbeinkopf eingesetzt. Die Prothesen können mit oder ohne künstlichem Knochenzement eingebaut werden.

Gonarthrose vorbeugen: Tipps zum Schutz des Kniegelenks

Jeder Betroffene kann viel dafür tun, das Auftreten einer Gonarthrose zu vermeiden oder hinauszuzögern. Die möglichen Maßnahmen zur Vorbeugung der Kniearthrose umfassen:

  • weitgehende Vermeidung von Fehlbelastungen durch Ausgleichssport bei einseitiger oder beruflicher Belastung (zum Beispiel Maurer, Fliesenleger) oder auch Angleich der Schuhhöhe bei Beinlängendifferenz

  • Vermeiden einer Überlastung der Kniegelenke. Hierzu gehören die Reduktion von Übergewicht, aber auch das Drosseln übertrieben ehrgeiziger Sportprogramme.

  • Regelmäßige Bewegung. Diese sorgt für eine gute Knorpelernährung und einen stabilen Muskelmantel, der auch die Kniegelenke entlastet. Ideal sind zum Beispiel Schwimmen und Radfahren.

  • Bei Verletzungen des Kniegelenks durch einen Unfall sollte darauf geachtet werden, dass eine möglichst vollständige Wiederherstellung der Knorpel, Knochen und Bänder stattfindet. Selbst bleibende Knochenstufen von nur wenigen Millimetern können später zum Verschleiß des Kniegelenks führen.

  • Bei einer Fehlstellung im Kniegelenk gibt es eine operative Möglichkeit, der Gonarthrose vorzubeugen. Bei der Umstellungsosteotomie des Kniegelenks wird die Gelenkachse verändert, indem der Unterschenkel begradigt wird. Hierdurch wird das Knie wieder in seine korrekte Achse eingestellt. Ein ausgeprägter Verschleiß des Kniegelenks lässt sich so häufig vermeiden.


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