Wann wurde der Tag der Arbeit eingeführt?

Der 1. Mai in der Schweiz ist nur in einigen Teilen ein freier Tag, während in vielen Ländern an diesem Tag nicht gearbeitet wird. Warum das so ist und wie die Regelung in den einzelnen Kantonen lautet.

Publiziert: 30.04.2020 um 09:00 Uhr

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Aktualisiert: 30.04.2021 um 17:22 Uhr

Der Tag der Arbeit wird am 1. Mai gefeiert. An diesem Tag im Jahr 1884 fand in Nordamerika ein Generalstreik statt. Die Arbeiter legten ihre Arbeit nieder und demonstrierten. Zu dieser Zeit war es üblich, zehn Stunden pro Tag zu arbeiten, zwanzig Jahre davor sogar noch elf bis dreizehn Stunden. Im Jahre 1889 fand in Paris ein internationaler Arbeiterkongress statt, auf dem beschlossen wurde, dass Arbeiter auf der ganzen Welt am 1. Mai 1890 streiken sollten.

Das Datum wurde also deswegen gewählt, da sich in den USA der 1. Mai als «Kampftag der Arbeiterschaft» bereits eingebürgert hatte. 1919, nach dem Ersten Weltkrieg, wurde in der Weimarer Republik die Arbeitszeit auf acht Stunden täglich festgelegt und der 1. Mai zum Feiertag erklärt. Zum gesetzlichen Feiertag wurde der 1. Mai 1933 unter den Nationalsozialisten, als Tag der nationalen Arbeit.

1. Mai in der Schweiz

In der Schweiz wurde der 1. Mai 1890 bereits in 34 Orten gefeiert, und 1910 waren das sogar 96 Orte. In Zürich haben Tausende Arbeiter vor dem 1. Weltkrieg demonstriert, inhaltlich dominiert bis zum 1. Weltkrieg ganz klar die Forderung nach dem 8-Stunden-Tag, welcher 1919 eingeführt wurde.

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Der "Tag der Arbeit" am 1. Mai hat seine Wurzeln in den USA. Dort war das Datum Ende des 19. Jahrhunderts der Stichtag, zu dem viele Arbeitsverträge endeten oder abgeschlossen wurden. An diesem so genannten "moving day" mussten daher viele Arbeiter ihre Arbeitsstelle und ihren Wohnort wechseln.

Proteste der Arbeiter in den USA

Am 1. Mai 1886 streikten überall in den USA rund 400.000 Arbeiter, um ihre Forderungen nach einem Acht-Stunden-Tag durchzusetzen. Die damalige Regelarbeitszeit in den USA betrug zehn Stunden pro Tag. Allein in Chicago, wo viele Kapitalismusgegner, Gewerkschafter und Anarchisten lebten, gingen schätzungsweise mehr als 80.000 Menschen auf die Straße. Obwohl Zeitungen vor gewalttätigen Auseinandersetzungen warnten und Polizei wie Militär in Alarmbereitschaft waren, verliefen die Kundgebungen ohne größere Zwischenfälle.

Das Haymarket-Massaker

Das änderte sich zwei Tage später: Während einer Kundgebung erschoss die Polizei mehrere Streikposten. Aus Protest gegen das brutale Vorgehen versammelten sich einen Tag später 1.000 Arbeiter auf dem Haymarket von Chicago, einem zentralen Platz mit Fabriken und Warenhäusern. Kurz vor Ende der friedlichen Versammlung wurden sieben Polizisten und vermutlich vier Demonstranten bei einer Explosion und einer anschließenden Schießerei getötet.

1889 kamen in Paris sozialistische Gewerkschaften und Parteien aus der ganzen Welt zum zweiten Internationalen Arbeiterkongress zusammen. Hier beschlossen sie, sich den Plänen des Amerikanischen Arbeiterbundes für eine große internationale Demonstration am 1. Mai 1890 anzuschließen, um den Opfern des Haymarket-Massakers zu gedenken und für die Rechte der Arbeiterklasse zu demonstrieren. Im Mittelpunkt sollte die Forderung nach einem Acht-Stunden-Tag stehen. Damit institutionalisierte sich der 1. Mai als ein zentraler Aktions- und Feiertag der Arbeiter weltweit.

Der 1. Mai 1890 in Deutschland

Uneinig waren sich die Arbeiter in Deutschland über die Frage, ob sie an diesem “Kampftag der Arbeiterbewegung“ die Arbeit niederlegen oder nach Feierabend demonstrieren sollten. Zwar wurde die Arbeiterbewegung in Europa immer stärker, doch besonders in Deutschland litt sie unter staatlichen Repressionen durch Reichskanzler Otto von Bismarck. Bismarck versuchte die Arbeiter durch seine Sozialgesetze an die Monarchie zu binden, konnte aber ihre zunehmende Organisation im Untergrund ebenso wenig verhindern wie die wachsende Zustimmung für die Sozialdemokratie.

So fasste die Sozialdemokratische Partei (SPD) im Oktober 1889 den Beschluss, den
1. Mai als Feiertag der Arbeiter zu begehen. Um ihren wachsenden Einfluss jedoch nicht zu gefährden, plädierte die sozialdemokratische Fraktion im Reichstag gegen einen allgemeinen Streik. Dennoch legten am 1. Mai 1890 etwa 100.000 Menschen die Arbeit nieder. Die Arbeitgeber reagierten, vor allem in Hamburg, mit Aussperrungen und Entlassungen.

Feiertag für ein Jahr

Der 1. Mai etablierte sich in der Folgezeit zwar als Festtag der Arbeiterbewegung, doch erst die Weimarer Nationalversammlung machte ihn 1919 zum gesetzlichen Feiertag; allerdings nur für das Jahr 1919. Für eine unbefristete landesweite Festsetzung gab es keine Mehrheit im Parlament.

Die Arbeiterbewegung selbst war gespalten bei der Frage, wie der 1. Mai zu begehen sei. Während die Kommunisten um die KPD den Kampfcharakter des Tages in den Vordergrund stellten, sahen die Sozialdemokraten um die SPD darin eher einen Festtag. Die Zerrissenheit der Arbeiterbewegung fand am 1. Mai 1929 ihren Höhepunkt: Nachdem sich die KPD nicht an ein Demonstrationsverbot hielt, kamen beim gewaltsamen Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten mehr als 30 Menschen ums Leben. Der Tag ging als "Blutmai" in die Geschichte ein.

1933 wurde die Arbeiterbewegung von den Nationalsozialisten vereinnahmt: Sie machten den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag und instrumentalisierten ihn für ihre Propaganda. Am 2. Mai 1933 besetzten SA-Trupps Gewerkschaftshäuser, Arbeiterbanken und Redaktionen von Gewerkschaftsblättern. Viele leitende Funktionäre wurden in der Folge in Konzentrationslager und Gefängnisse gebracht.

Der 1. Mai nach 1945

Nach der Befreiung Deutschlands und dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der
1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat als Feiertag bestätigt. Während in Westdeutschland fortan vor allem Gewerkschaften den Tag für Massenkundgebungen mit wechselnden arbeits- und friedenspolitischen Schwerpunkten nutzten, wurden in Ostdeutschland am 1. Mai lange Zeit staatlich inszenierte Militärparaden veranstaltet. In den 1980er Jahren etablierten sich vor allem von Berlin und Hamburg ausgehend gewaltsame Maikrawalle von einer radikalisierten autonomen Szene, die bis heute das Bild vom Maifeiertag prägen. Daneben bleibt der 1. Mai aber ein wichtiger Tag, an dem Gewerkschaften und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihrem Anliegen Nachdruck verleihen.

Mittlerweile haben die 1.-Mai-Demonstrationen nicht mehr die gleiche Anziehungskraft wie in der Vergangenheit. So folgten zum Beispiel 1960 in Berlin noch 750.000 Menschen dem Aufruf des Regierenden Bürgermeisters zu einer Freiheitsdemonstration. Im letzten Jahr haben in Berlin rund 10.000 Menschen an der Mai-Demonstration teilgenommen. In vielen Ländern ist der 1. Mai gesetzlicher Feiertag. In den USA, wo die Ereignisse historisch ihren Lauf nahmen, hat man den Tag der Arbeit auf den "Labor Day" im September gelegt.

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