Wann muss ich meinem Chef sagen, dass ich schwanger bin

Eine Schwangerschaft lässt sich dauerhaft nicht geheim halten, so viel ist sicher. Sinnvoll wäre das ohnehin nicht, denn oft müssen sich auch andere auf die kommende Zeit vorbereiten. Der Arbeitgeber zum Beispiel.

Egal, ob Du und wie viel Elternzeit Du als Mutter nimmst, eine Schwangerschaft und Geburt ist immer mit organisatorischem Aufwand für den Arbeitgeber verbunden. Es muss nämlich gegebenenfalls:

  • jemand als Ersatz eingestellt und eingearbeitet werden,
  • eine Übergabe muss stattfinden,
  • die Verwaltung muss sich um Kostenerstattung bei der Krankenkasse kümmern,
  • Dein Elternzeit-Antrag muss bewilligt werden,
  • die Lohnabrechnungen entsprechend ausgestellt und vieles mehr.

Das alles braucht auch Zeit.

Doch wie viel Zeit musst Du dafür einräumen? Ab wann musst Du Deinem Arbeitgeber sagen, dass Du schwanger bist?

Ab wann muss ich meinem Arbeitgeber verraten, dass ich schwanger bin?

Das sagt das Gesetz

Im Mutterschutzgesetz (§ 5 Abs. 1 S. 1 MuSchG) heißt es, dass Du dem Arbeitgeber über deine Schwangerschaft und den mutmaßlichen Entbindungstermin informieren sollst, sobald sie Dir bekannt sind.

Sollen heißt aber nicht müssen, auch nicht für Juristen. Eine Sollvorschrift bedeutet, dass Du dazu nicht gesetzlich verpflichtet bist.

Damit folgende Schutzmaßnahmen greifen, solltest Du deinem Arbeitgeber rechtzeitig sagen, dass Du schwanger bist

Es gibt Situationen, in denen Du dies aber tatsächlich tun solltest. Nämlich immer dann, wenn Dein Arbeitsplatz Deine Schwangerschaft gefährdet und deshalb sofortiges Handeln erforderlich ist.

Sofortiges Beschäftigungsverbot

In vielen medizinischen Berufen oder in bestimmten Laboren bedeutet ein positiver Schwangerschaftstest ein sofortiges Beschäftigungsverbot. Zu hoch ist das Risiko einer schweren Infektion mit verschiedensten Erregern.

Beschäftigungsverbote werden vom Arbeitgeber oder vom Arzt ausgesprochen und bedeuten, dass Du bei voller Bezahlung zu Hause bleibst. Natürlich gibt es auch Teilzeitbeschäftigungsverbote. Alternativ kann der Arbeitgeber Dir auch eine andere zumutbare Tätigkeit im Unternehmen zuweisen.

Auch andere gesetzlich vorgeschriebene Schutzmaßnahmen kann der Arbeitgeber erst treffen, wenn er über die Schwangerschaft informiert wurde. Wenn Du zum Beispiel eine Arbeit ausführst, bei der Du ausschließlich stehen musst oder schwer heben, muss er Dir einen anderen Arbeitsplatz zuweisen. Auch Schicht- oder Nachtarbeit ist für Schwangere tabu.

Werden meine Kollegen von meiner Schwangerschaft erfahren, wenn der Arbeitgeber informiert wurde?

Nein. Angst, dass es gleich die ganze Firma erfährt, musst Du nicht haben. Denn ohne Dein Einverständnis darf Dein Chef niemandem von Deiner Schwangerschaft erzählen.

In welchen Fällen sollte ich besser warten, bis ich meinen Chef über die Schwangerschaft informiere?

Es gibt tatsächlich auch manchmal gute Gründe, die Schwangerschaft besser zu verheimlichen und dem Vorgesetzten erst mal nichts von einer Schwangerschaft zu sagen, obwohl man es “sollte”.

Befristeter Arbeitsvertrag

Wenn Du kurz vor einer Vertragsverlängerung stehst zum Beispiel. Denn auch, wenn Dein Arbeitgeber Dich offiziell nicht wegen Deiner Schwangerschaft benachteiligen darf, sieht die Realität leider meist anders aus. Wenn vor einer Vertragsverlängerung schon klar ist, dass Du spätestens im Mutterschutz und vielleicht anschließender Elternzeit ausfällst, wird Dein Chef vielleicht andere Gründe finden, Dir keinen Folgevertrag anzubieten. Rechtlich kannst Du dagegen rein gar nichts unternehmen.

Gibt es einen Kündigungsschutz für Schwangere?

Eine Kündigung brauchst Du übrigens nicht zu fürchten, wenn Dein Chef aus irgendeinem Zufall heraus trotzdem davon erfährt. Du bist als Schwangere vor einer Kündigung rechtlich geschützt, egal ob dem Arbeitgeber Dein Zustand bekannt war, oder nicht.

Nach Erhalt einer Kündigung hast Du zwei Wochen Zeit, die Schwangerschaft per Attest anzuzeigen. Die Kündigung muss dann zurückgenommen werden.

Elterngeld

Ob es dem Vertrauensverhältnis zum Vorgesetzten sehr förderlich ist, Dir auf diese Weise einen Anschlussvertrag zu verschaffen, ist fraglich.

Finanziell kann es sich allerdings durchaus lohnen, denn zur Berechnung des Elterngeldes wird das Netto-Einkommen der 12 vorangegangenen Monate herangezogen.

Wenn Du in dieser Zeit nicht arbeitssuchend warst, sondern ein festes Einkommen vorweisen kannst, wird Dein Elterngeld auch höher ausfallen.

Keine Lücke im Lebenslauf

Auch im Lebenslauf sieht es besser aus, wenn Du keine Lücke, sondern eine durchgehende Beschäftigung mit dem Vermerk einer Elternzeit, hast.

Selbst wenn Dein Chef also wütend werden sollte, wenn Du ihm nach Unterschrift auf der Vertragsverlängerung von der Schwangerschaft erzählst, macht es trotzdem Sinn.

Nur, wenn Du Dir sehr sicher bist, dass es für Deinen Chef keinen Unterschied macht und er Dich auch nach der Elternzeit gerne zurück in seiner Firma sieht, würde ich trotz befristetem Arbeitsvertrag von der Schwangerschaft erzählen. So riskierst Du keinen Vertrauensverlust.

>> Hier findest Du die besten Tipps dazu, mit welchen Tricks man, wie lange man eine Schwangerschaft geheim halten kann.

Ab wann sollte ich es den Kollegen auf Arbeit sagen, dass ich schwanger bin?

Für viele weibliche Arbeitnehmer sicherer, die berüchtigten ersten 12 Wochen abzuwarten bevor sie ihre Schwangerschaft verkünden. Denn in dieser Zeit ist das Risiko eines frühen Aborts (natürlicher Abgang des Embryos) sehr hoch. 80% der Fehlgeburten und Schwangerschaftsabbrüche finden in diesem Zeitraum statt.

Das kann für Frauen nicht nur ein traumatisches Ereignis sein, danach ist am Arbeitsplatz vielleicht nichts mehr wie vorher. Dabei würde die Normalität am Arbeitsplatz vielen Betroffenen wirklich gut tun.

Stattdessen bekommst Du im besten Fall Mitleid und Aufmerksamkeit von den Kollegen. Im schlimmsten Fall hast Du eines offen gelegt: Du wünscht Dir ein Kind und könntest jederzeit wieder schwanger werden.

Schwangerschaftsabbruch und mögliche Nachteile in einer leistungsorientierte Unternehmenskultur

Der Kündigungsschutz gilt jetzt nicht mehr. Das heißt, wenn Dein Chef den Ausfall während des Mutterschutzes und der Elternzeit nicht in Kauf nehmen möchte, sucht er jetzt möglicherweise nach Gründen, Dich loszuwerden.

Auch anderen Arbeitskollegen kann das Risiko, dass Du wieder schwanger werden könntest, sauer aufstoßen. Vielleicht rechnen sie auch nur unterbewusst mit der Möglichkeit und nehmen Dich nicht mehr so ernst wie früher?

Wie sage ich meinem Chef am besten, dass ich schwanger bin?

Wenn Du nun entschieden hast, wann der richtige Zeitpunkt ist, Deinem Chef oder Deiner Chefin von der Schwangerschaft zu erzählen, bleibt noch zu klären, wie Du das am besten tust.

Zunächst solltest Du Dir dafür Zeit nehmen und einen Termin geben lassen. Unter vier Augen lässt sich so ein wichtiges Thema am besten ansprechen.

Übernimm ruhig für ein paar Minuten die Gesprächsführung, nachdem Du mit der Neuigkeit herausgeplatzt bist. Denn auch Dein/e Chef/in muss seine/ihre Gedanken vielleicht erst einmal sammeln und überlegen, wie die angemessene Reaktion ist.

Im Idealfall gratuliert er/sie zunächst einmal und ihr besprecht dann in Ruhe, wie es weiter gehen könnte.

Für die weitere Planung nach der Bekanntgabe deiner Schwangerschaft sind zwei Punkte sehr wichtig:

  1. Hast Du vor, nach dem Mutterschutz Elternzeit zu nehmen und wenn ja, wie lange?
  2. Möchtest Du wirklich in den Job zurückkehren nach dieser Zeit?

Wenn Du vorhast, vielleicht sogar schon nach dem Mutterschutz oder nach wenigen Monaten in Deinen Job zurückzukehren, dann sollte diese Tatsache relativ am Anfang des Gesprächs stehen. Denn das ist eine ganz andere Grundlage als ein jahrelanger Ausfall mit einer eventuellen Rückkehr in die Firma.

Wenn Du dich gut fühlst und wenig Beschwerden hast, bist Du vielleicht hoch motiviert, bis zum Anfang des Mutterschutzes im Job zu bleiben. Teile auch das Deinem Vorgesetzten mit, auch das ist für die Planung wichtig.

Sollte die Reaktion unangemessen ausfallen, versuche ruhig und sachlich zu sein. Beende das Gespräch, mit dem Hinweis, es besser an einer anderen Stelle weiter zu führen.

Auch Vorgesetzte sind nur Menschen und auch wenn ein werdendes Leben allgemein Anlass zur Freude sein sollte, sieht Dein/e Chef/in vielleicht im ersten Moment nur den Verlust einer guten Arbeitskraft und die damit verbundenen Schwierigkeiten.

Fazit: Lieber auf Nummer sicher gehen, wenn Du auf Arbeit deine Schwangerschaft verkündest

Bei der Entscheidung, ab wann Du dem Arbeitgeber von der Schwangerschaft erzählst, sollte immer Dein Wohl und das Deines Babys im Vordergrund stehen. Auch, wenn Du eine hohe Arbeitsmoral hast und Dich Deiner Firma verpflichtet fühlst, versuche einen kühlen Kopf zu bewahren und die beste Lösung für Deine Zukunft zu finden.

Riskiere nicht den Verlust Deines Arbeitsplatzes, indem Du zu früh Bescheid gibst. In keinem Fall aber solltest Du das Wohl Deines Kindes aufs Spiel setzen, nur um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren.

Sobald Deine Arbeitsstelle eine Gefahr für die Schwangerschaft darstellt, musst Du Deinen Arbeitgeber umgehend informieren.

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