Ungeplant schwanger wie sage ich es meinem Mann

Auch bei einer ungeplanten Schwangerschaft kommen Frau und Mann in den meisten Fällen zu einer Entscheidung, die sie gemeinsam tragen können. Wichtig ist, sich selbst ehrlich zu befragen und offen für den anderen zu sein.

Ungeplant schwanger wie sage ich es meinem Mann
© BZgA/HN

Viele Schwangerschaften sind ungeplant. Das heißt nicht unbedingt ungewollt – vielleicht hätte man sich aber einen anderen Zeitpunkt gewünscht. Oder man ist noch nicht sicher, ob man Vater werden will oder noch ein weiteres Kind haben möchte.

Die unerwartete Schwangerschaft setzt vielleicht Vorhaben und Absprachen außer Kraft. Die Frage „Will ich (noch) ein Kind bekommen?“ verlangt plötzlich keine allgemeine, sondern eine sehr konkrete Antwort.

Die meisten Paare kommen gemeinsam zu einem Ja oder zu einem Nein, nicht selten aber erst nach einer stürmischen Berg- und Talfahrt widersprüchlicher Gefühle. Bin ich/ sind wir mutlos oder zuversichtlich, wenn wir angesichts dieser Schwangerschaft in die Zukunft schauen? Könnten wir eine Schwangerschaft abbrechen und diese Entscheidung später auch (gemeinsam) tragen?

Wer vor der Frage steht, ob er zum ersten Mal Vater werden will, hat zum Teil andere Herausforderungen zu bewältigen als ein Mann, der für sich klären muss, ob in seinem Leben Platz für ein weiteres Kind ist.

Sicher spielt die augenblickliche berufliche und finanzielle Situation eine Rolle: Bin ich beruflich weit genug gekommen und reicht das Geld für ein Kind? Welche Auswirkungen hat die Vaterschaft auf meine weitere berufliche Entwicklung oder Ausbildung?

Zugleich stellen sich sehr grundsätzliche Fragen: Welche Vorstellungen habe ich von meinem Leben, das sich als Vater grundlegend ändern wird? Und welche Pläne und Wünsche für die Zukunft und Vorstellungen von einem Familienleben hat meine Partnerin? Von welcher Verteilung der Aufgaben geht sie aus? Lassen sich ihre Vorstellungen mit meinen eigenen Zukunftsplänen vereinbaren?

Geht es um ein weiteres Kind, steht die Beziehungsfrage möglicherweise nicht im Vordergrund. Dann stellt sich eher die Frage, ob die Familie bereit und in der Lage ist, das Kind anzunehmen. Ein weiteres Kind fordert Zeit und Kraft, und den steigenden Kosten steht meist für eine ganze Weile ein reduziertes Einkommen gegenüber. Vielleicht hatten beide Partner zwischen Elternschaft, persönlichem beruflichen Fortkommen und freier Zeit für sich selbst eine gute Balance gefunden, und die neue Schwangerschaft stellt alles wieder infrage.

Am Ende gilt es, neben allen sachlichen Erwägungen auch eine Antwort auf die Frage zu finden, was man der Partnerschaft zutraut. Hält die Liebesbeziehung lange genug und bleibt sie erfüllt genug, um (auch) dieses Kind gemeinsam großzuziehen?

Ist die Schwangerschaft das Ergebnis einer noch ganz frischen Beziehung oder nur flüchtigen Bekanntschaft, wirft dies die Frage auf: Kann ich mir mit dieser Frau eine Beziehung vorstellen? Kann ich mir vorstellen, mit ihr ein Kind zu haben? Wäre für mich vielleicht auch eine gemeinsame Elternschaft denkbar, ohne ein Paar zu sein?

Ebenso kann bei schon länger bestehenden Partnerschaften eine ungeplante Schwangerschaft plötzlich die Beziehungsfrage aufwerfen. Und manchmal ist es unerwartet schwer, eine klare Antwort zu finden. Mitunter so schwer, dass Paare sich vor einer ehrlichen Bestandsaufnahme ihrer Beziehung fürchten. Manchmal fördert die Schwangerschaft dann einen schon länger schwelenden Konflikt offen zutage: Jetzt gilt es, Farbe zu bekennen.

Das Zaudern und Zögern des Gegenübers kann als Zurückweisung empfunden werden: Er oder sie will mein Kind nicht, also mich nicht! Die Schwangerschaft abzubrechen, kann früher oder später das Ende der Beziehung bedeuten. Das Gleiche kann jedoch passieren, wenn man sich für das Kind entscheidet.

Es ist deshalb wichtig, dass beide Partner Ängste und Befürchtungen aussprechen dürfen, ebenso wie Hoffnungen und Träume.

Bei einem Schwangerschaftskonflikt haben Menschen oft sehr widersprüchliche Gefühle und erleben sich nicht selten unter dem Druck, schnell zu einer „richtigen“ Entscheidung zu kommen. Schließlich gibt es keinen Kompromiss im Hinblick auf diese Schwangerschaft, kein Sowohl-als-Auch.

Hinzu kommt, dass ein Mann sich manchmal der Entscheidung seiner Partnerin regelrecht ausgeliefert fühlt, weil sie in dieser Frage nun einmal das letzte Wort hat und auch haben muss. Manche Männer drängen vorschnell auf den Abbruch der Schwangerschaft und setzen die Frau unter Druck, andere überlassen ihr die Entscheidung und setzen sich nicht wirklich mit den eigenen Gefühlen auseinander. Dann können sich die Fronten verhärten, und die Chancen für eine langfristig tragfähige Entscheidung als Paar sinken.

In einer solchen Situation kann eine Beratung in einer Schwangerschaftsberatungsstelle sehr hilfreich dabei sein, genügend Klarheit über die eigenen Gefühle zu bekommen und sich selber (und den anderen) besser zu verstehen.

Ein positiver Schwangerschaftstest löst nicht immer Glücksgefühle aus. Denn oft entfacht eine ungeplante Schwangerschaft einen wilden Mix aus unterschiedlichsten Gefühlen. Und das ist auch gut so. Denn die Entscheidung für oder gegen ein Kind will gut überlegt sein. Wie geht es weiter? Soll ich das Kind behalten? Kann das überhaupt funktionieren? Wir helfen dir, etwas klarer zu sehen.

Nimm dir Zeit

Zuerst einmal, keine Panik! Wenn deine Gefühle jetzt Achterbahn fahren, ist das ganz normal. Immerhin stellt ein Kind mitunter das ganze Leben auf den Kopf. Und wenn das Umfeld oder der Zeitpunkt ungünstig sind, erscheint die neue Situation wie ein riesiger, unbezwingbarer Berg.

Dennoch gilt es, Ruhe zu bewahren. Denn sofern du nicht bereits in der 12. Schwangerschaftswoche bist, hast du noch genug Zeit, um deine Gefühle zu ordnen. Also lehne dich zurück und atme erst einmal tief durch. Die Entscheidung, wie es jetzt weitergeht, will gut überlegt sein und du hast durchaus ein paar Wochen Zeit dafür. In dieser Zeit kann sich viel bewegen. Manchmal ändert sich die eigene Einstellung innerhalb weniger Wochen komplett.

Denkst du, dass der potenzielle Vater des Kindes die Schwangerschaft ablehnen wird? Wenn du es nicht schon getan hast, sag ihm erst einmal noch nichts. Denn gerade, wenn du seine negative Haltung kennst, solltest du dir besonders viel Zeit nehmen und einen Plan machen, wie du weiter vorgehst. Deine Entscheidung kommt vor seiner, denn schließlich ist es dein Körper! Wichtig ist, dass du dir nach und nach klar wirst, was dein Bauch möchte. Der Kopf ist dabei zweitrangig.

Lass dich beraten

Damit es schwangere Frauen leichter haben, zu einer gut überlegten Entscheidung zu kommen, gibt es viele gute Beratungsstellen. Sie geben dir den Raum, um all deine Gedanken, Ängste und Wünsche zu äußern, ohne dich zu bedrängen oder gar bevormunden zu wollen. Denn Verwandte und Freunde sind oft zu befangen, um wirklich hilfreich zu sein.

Natürlich wollen Beratungsstellen, wie die Caritas, auch immer dem ungeborenen Leben eine Chance geben. Trotzdem müssen die Beratungen „ergebnisoffen“ sein. Das heißt, die Frauen werden dich nicht zu irgendetwas überreden, das du nicht möchtest. Aber sie helfen dir zu erkennen, was du wirklich willst. Außerdem können sie dir Tipps geben, wo du finanzielle und andere Unterstützung bekommst.

Wenn du über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenkst, brauchst du den Beratungsschein ohnehin als Nachweis, um den Termin für eine Abtreibung zu bekommen. Aber versuch, die Beratung nicht als Pflichttermin zu sehen. Denn die Beraterinnen sind sehr lebenserfahren und können dir tatsächlich gut weiterhelfen, wenn du sie lässt.

Ein Abbruch bleibt nicht immer ohne Folgen

Vielen Frauen erscheint ein Schwangerschaftsabbruch als die leichteste Art, ihr altes Leben zurückzubekommen. Dabei ahnen sie manchmal nicht, dass eine Abtreibung neben ein paar körperlichen vor allem auch psychische Probleme mit sich bringen kann. Gerade, wenn er ohne große Not geschieht, können lebenslange Gewissensbisse die Folge sein. Und das ist auf Dauer nicht gesund.

Manchmal versuchen Frauen dann später schwanger zu werden, aber es klappt aus verschiedenen Gründen nicht mehr so wie gedacht. Das muss dir bewusst sein, vor allem, wenn es dein erstes Kind wäre. Daher musst du die Entscheidung so treffen, dass du zu 100% dahinterstehen kannst, falls später doch alles anders kommt als gedacht.

Es gibt genug Frauen, die nach einer Abtreibung keine Probleme hatten, aber es gibt auch genügend Gegenbeispiele. Manchmal treten die Probleme erst viele Jahre später zutage, wie der Erfahrungsbericht ganz unten zeigt.

Hol dir Hilfe

Wenn du dich für einen Abbruch entscheidest und im späteren Verlauf Probleme auftreten, ist es eine gute Idee, mit einer Therapeutin darüber zu sprechen. Denn ungelöste psychische Probleme schwächen auf Dauer Körper und Geist. Manchmal sind sie im tiefsten Innersten vergraben. Eine Therapie kann hier helfen, mit dir selbst ins Reine zu kommen.

Triff erst eine Entscheidung für dich selbst

Gar nicht selten bekommt eine Frau von allen Seiten Gegenwind, sobald sie weiß, dass sie schwanger ist. Bedenken oder gar Ablehnung können vom Partner oder sogar von den eigenen Eltern kommen. Und auch Freunde haben oft ihre eigene Meinung, die nicht immer durchdacht ist. Oder dein Kind passt so gar nicht in deine eigene Lebensplanung. Natürlich ist es schön, bei einer so wichtigen Entscheidung Rückendeckung zu haben. Aber wichtiger ist, dass du und nicht andere diese Entscheidung getroffen haben. Sobald diese feststeht, kannst du alle Beteiligten vor vollendete Tatsachen stellen und ihnen deine Gründe darlegen. Manchmal hilft das auch, um sie umzustimmen.

Viele Frauen haben Angst, das Kind allein großziehen zu müssen, wenn der Partner es nicht will. Das allein sollte aber kein Grund sein abzutreiben, wenn du das Baby eigentlich behalten willst. Und ja, alleinerziehend zu sein ist schwer. Aber es ist machbar und manchmal dennoch die beste Entscheidung, die du treffen konntest.

Nicht wenige Beziehungen zerbrechen übrigens auch daran, dass die Frau zur Abtreibung gedrängt wurde. Und wer weiß, vielleicht hat dein Partner ja doch großes Vaterpotential, ohne davon zu wissen.

Schwangerschaftsabbruch: ein Erfahrungsbericht

Als ich erfuhr, dass ich in der 5. Woche schwanger war, war ich gerade 25. Eigentlich ein gutes Alter. Aber ich war zum damaligen Zeitpunkt mit einem Australier zusammen, der nur ein paar Monate zu Besuch gewesen war. Wir beide studierten noch und ich wollte nach dem Studium zu ihm nach Australien ziehen.

Als ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt, war ich erst einmal glücklich. Das änderte sich, als ich es meinem Freund sagte. Der war ziemlich sicher, dass ein Kind zum damaligen Zeitpunkt nicht infrage käme. Wir hatten beide nicht viel Geld und die teuren Flugreisen waren mit Baby unvorstellbar. Ein Visum für Deutschland hatte er ebenfalls nicht. Ich war hin- und hergerissen.

Dennoch wollte ich das Baby noch bekommen. Als ich es meiner Mutter sagte, reagierte sie gelassen. Meine Großmutter jedoch nicht. Sie meinte, dass es völliger Quatsch wäre, mitten im Studium ein Kind zu bekommen. So langsam ließ ich mich überzeugen. Ich vereinbarte mit meinem Freund, dass wir es wieder versuchen wollten, sobald ich bei ihm in Australien war.

Als ich den Beratungstermin wahrnahm, hatte ich mich schon gegen das Kind entschieden. Ich hörte gar nicht mehr richtig hin. Es war kurz vor Weihnachten, also bekam ich erst im neuen Jahr in der 9. SSW einen Abtreibungstermin. Die folgenden Tage und Wochen waren nervenaufreibend. Mir war ständig übel und ich trug ein Baby in mir, das ich eigentlich nicht mehr wollte, wie ich dachte.

Als ich dann zur Klinik fuhr, war anscheinend alles klar. Nach dem Eingriff weinte ich bitterlich, ohne zu wissen warum. Dennoch schwand mit den Hormonen auch die Erinnerung. Ein paar Wochen später reiste mein Freund wieder ab. Als ich ihn ein paar Monate später in Australien besuchte, war es nicht mehr wie vorher. Irgendwie war ein Bruch in unserer Beziehung. Kurz bevor ich hätte auswandern sollen, trennte ich mich von ihm, weil ich ihn nicht mehr liebte. Aus dem nächsten Baby wurde also nichts.

Zum weiteren Verlauf so viel: Meine nächste Beziehung war lang, aber kinderlos, weil mein Freund keine Kinder zeugen konnte. Mein Kinderwunsch war inzwischen übergroß und ich hatte deswegen diverse Hormonprobleme. Als wir über künstliche Befruchtung nachdachten, erfuhr ich, dass ich Brustkrebs bekommen hatte. Chemotherapie und Bestrahlung folgten. Eine Hormonbehandlung war danach nicht mehr möglich, weil sie das Risiko eines Rückfalls in sich getragen hätte. Zwei Jahre später trennte sich mein Freund.

Erst mit 36 Jahren lernte ich meinen neuen Freund kennen. Anderthalb Jahre später wurde ich ungeplant, aber durchaus gewollt schwanger. Unser Kind ist jetzt fast 3, ich 41. Ich bin nun glücklich, aber in den vergangenen 15 Jahren habe ich die Abtreibung oft bereut. Vor allem, weil sie eigentlich nicht nötig war. Wir hätten es trotz Studium durchaus geschafft. Und obwohl ich meine kleine Tochter liebe, habe ich auch jetzt noch Gewissensbisse.

Ich möchte keine Angst machen, mein Fall ist sicher ein krasser Sonderfall. Aber ich möchte mit diesem Bericht zeigen, dass im Leben oft alles ganz anders kommt, als gedacht. Und dass jede Frau ihre Entscheidung gründlich abwägen und vor allem ganz für sich allein treffen muss!

(Maja, Abtreibung mit 26, Mutter mit 39)

Bist du ungeplant schwanger und hast Fragen? Oder möchtest du deine Erfahrungen teilen? Schreib uns gern einen Kommentar!

Quellen

Wie hat dir dieser Artikel gefallen?