Was lässt sich Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland in Theodor Fontanes gleichnamigen Gedicht mit ins Grab legen?

Jubiläumsjahr Fontane und die Bäume

Von Birnbaum bis Ida-Eiche. In den Werken des Schriftstellers spielen markante Gehölze immer wieder eine wichtige Rolle.

Wurde durch Fontane und den Birnbaum bekannt: Das
Schloss in Ribbeck ist heute ein sehr beliebter Ausflugsort für Touristen.

Wurde durch Fontane und den Birnbaum bekannt: Das Schloss in Ribbeck ist heute ein sehr beliebter Ausflugsort für Touristen. © Foto: Sandra Euent

Der wohl bekannteste Baum, der mit Fontane in Zusammenhang gebracht wird, ist die Birne von Ribbeck. Aber nicht sie, sondern der „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ spielt in dem gleichnamigen Gedicht von 1889 die Hauptrolle. Fontane, der selbst nie in Ribbeck gewesen war, erfuhr die Geschichte von dem märkischen Gutsherrn Hans Georg von Ribbeck (1689 bis 1759) aus der brandenburgischen Wochenschrift „Der Bär“. Ribbeck, der mittags Birnen an die Kinder des Dorfes verschenkte und sich angesichts seines knauserigen Sohnes eine Birne mit ins Grab erbat, „Und kam ein Mädel, so rief er: ‚Lütt Dirn,/Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn‘“, wurde damit weit über die Region hinaus bekannt. Nicht nur den Gutsherrn, auch den Baum gab es tatsächlich, nach Ribbecks Tod soll er aus der Familiengruft gewachsen sein: „Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus/Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus“. Nachdem ein Sturm am 20. Februar 1911 den Baum umgeworfen hatte, wurde ein neuer in den 1970er Jahren nachgepflanzt. Er trug jedoch nicht wie gewünscht Früchte, so dass im April 2000 eine weitere Neuanpflanzung erfolgte.

Das Gedicht machte Ribbeck bekannt; am Wochenende kommen vor allem die Berliner in Scharen, um das Schloss derer von Ribbeck, das bis 2004 ein Alten- und Pflegeheim beherbergte, zu besichtigen, sich den Stumpf des legendären Birnbaums in der Dorfkirche anzusehen oder in einem der zahlreichen Cafés ein Stück Birnenkuchen zu probieren. Außerdem gibt es neuerdings einen Schaugarten mit 14 unterschiedlichen Birnensorten.

Das Manuskript des aus drei – teils mit Bleistift und teils mit Tinte – beschriebenen Seiten bestehenden Originalmanuskripts des Gedichtes von Fontane wurde übrigens 2007 für 130 000 Euro an einen deutschen Privatsammler versteigert. Zuvor geschätzt hatte man einen Erlös von lediglich 30 000 Euro. „So spendet Segen noch immer die Hand/Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“

War die Ribbecksche Birne eine „Melanchthonbirne“ gewesen, so handelt es sich in der Novelle „Unterm Birnbaum“ von Theodor Fontane um eine „Malvasier“, eine Birnensorte von besonderer Süße, die nach dem griechischen Malvasierwein benannt wurde. „Unterm Birnbaum“, 1885 erstmals veröffentlicht, spielt im Oderbruchdorf Tschechin. Der Gastwirt und Krämer Abel Hradscheck und seine Frau Ursel  beschließen, den Vertreter einer Firma, bei der sie verschuldet sind, zu ermorden und auszurauben. In der gleichen Nacht, in der der Vertreter Szulski bei ihnen übernachtet und ermordet wird, wird Hradscheck von einer Nachbarin beobachtet, wie er unter dem Birnbaum in seinem Garten die Erde umgräbt. Es wird eine Untersuchung eingeleitet, unter dem Baum findet man aber die Leiche eines vor 20 Jahren ermordeten Franzosen. Hinter dem erfundenen Namen Tschechin verbirgt sich Letschin. Fontane kannte sich hier sehr gut aus, sein Vater Louis Henry besaß von 1838 bis 1850 die örtliche Apotheke, die anschließend Hermann Sommerfeldt, Fontanes Schwager, übernahm. Die Apotheke existiert heute noch, seit 1930 trägt sie den Namen „Fontane-Apotheke“. Urbild der Hradscheckschen Wirtschaft war der Gasthaus „Zum Alten Fritz“, viele Jahre lang eine Institution in Letschin, seit 2014 geschlossen.  Ob im Garten des Gasthauses tatsächlich die Malvasier-Birne wuchs? Zu schön von Fontane beschrieben, um nicht wahr zu sein: „Hier war es schon herbstlich, nur noch Astern und Reseda blühten zwischen den Buchsbaumrabatten, und eine Hummel umsummte den Stamm eines alten Birnbaums, der mitten im Garten hart neben dem breiten Mittelsteige stand …“

Wenn Fontane für einen Baum besonders schwärmte, dann war es die Ida-Eiche – oder Idas-Eiche, wie der Dichter sie nannte –  bei Falkenberg im Barnim. Auf ihrem Wipfel schwelgte der sonst so nüchterne Mann in Poesie. Auf ihrem Wipfel? Seinerzeit gab es noch eine breite Treppe, die sich spiralförmig um den Stamm der Eiche wand und oben in eine Art Plattform mündete. Von dieser Plattform aus, einem „Balkon, wie ich hierlands auf keinem schöneren gesessen“, hatte Fontane nicht nur einen Blick auf „den ganzen Inhalt des zu Füßen liegenden Kesseltales: Berglehnen und geschlungene Wege, Laubholzgruppen, Häuser und Hütten“, sondern auch weit ins Oderbruch hinein. Die Ida-Eiche, eine Traubeneiche steht heute noch, man findet sie auf einer Anhöhe hinter der alten, verwunschenen Waldgaststätte „Mon Choix“ an der Straße zwischen Cöthen und Falkenberg. Sie hat einen Stammumfang von 5,74 Metern und ist zirka 24 Meter hoch.

In Neuglobsow steht eine Linde, an deren Stamm ein Schild angebracht ist: „Unter dieser Linde saß Fontane während seiner Besuche in Neuglobsow.“ Kein Zweifel, in dem ehemaligen Glasmacherdorf ist der märkische Wanderer mindestens einmal gewesen. Dass er unter dem Baum im Garten der damaligen Schänke gesessen oder sogar in dem Fachwerkhaus übernachtet hat, ist allerdings nicht belegt. Von ihm selbst wissen wir lediglich, dass er im September 1873, nachdem er zum ersten Mal am Ufer des Stechlinsees gestanden hatte, „auf einem Pürschwagen sitzend“, die „Globsower Glashütte“ (Neuglobsow) mit den „Wohn- und Arbeitshütten in der schattigen Allee“, der heutigen Stechlinseestraße, durchfuhr. Wahrheit hin, Legende her – die Linde heißt heute „Fontanelinde“ und die Gaststätte und Pension „Fontanehaus“. Der Garten liegt im hinteren Teil des Grundstücks.

Eine hand- oder vielmehr mundfeste Tatsache ist der Fontaneschmaus“, der in der Wirtschaft serviert wird. Er besteht aus einer geschmorten Rindsroulade, gefüllt mit Speck und Porree, dazu Rotkohl, Kartoffelpüree und einen gemischten Salatteller. Nach dessen Genuss und während man den zweiten, dritten oder vierten Havelländer Obstler trinkt, wandert der Blick immer wieder zu der Linde mit dem Hinweisschild, und man kann sich nun durchaus vorstellen, dass Fontane einst hier gesessen hat.

Der Autor ist Schriftsteller und lebt in Hohen Neundorf.

Wo ist das Grab von Ribbeck?

Nach dem Tode des alten Herrn von Ribbeck 1759 ist das Haus mehrfach umgebaut und vergrößert worden. Heute nennt man es Schloss; es gehört dem Landkreis Havelland. Die Toten der Familie Ribbeck ruhen immer noch in der Gruft unter der Kirche, die aber verschlossen ist.

Was passiert in der Ballade Herr von Ribbeck?

Herr von Ribbeck" ist eine der bekanntesten Balladen. Sie berichtet von einem brandenburgischen Gutsbesitzer, der die Früchte seines Birnbaums großzügig an vorbeiziehende Kinder verschenkt. Sein Sohn dagegen ist geizig.

Warum schrieb Theodor Fontane Herr von Ribbeck?

Die Knausrigkeit seines Sohnes ahnend, ließ er sich eine Frucht mit ins Grab legen. Aus der Gruft an der Kirche wuchs in den Jahren danach ein Birnbaum: „So spendet Segen noch immer die Hand/Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, schrieb Fontane.

Wie ist Herr von Ribbeck gestorben?

Hans - Georg von Ribbeck war freundlich zu den "Bauern und Büdnern" und ver¬schenkte Mittags gerne Birnen an die Kinder des Dorfs. Er starb 1759 im hohen Alter und erbat angesichts seines knauserigen Sohnes listig eine Birne mit ins Grab.