In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird


Die Klarinette ist ein transponierendes Musikinstrument aus der Familie der Holzblasinstrumente. Sie hat eine vorwiegend zylindrische Bohrung und ist mit einem Mundstück mit einfachem Rohrblatt ausgestattet. Der Name des Instruments („kleines Clarino“) wird darauf zurückgeführt, dass sie im hohen Register ähnlich klingt wie die hohe Clarin-Trompete, deren Funktion sie im 18. Jahrhundert auch teilweise einnahm. Spieler der Klarinette nennt man Klarinettisten.

Die Bassklarinette ist ein Holzblasinstrument, der Bass der Klarinettenfamilie. Als transponierendes Musikinstrument klingt sie in tief-B, also eine große None tiefer als notiert. Die Kontrabassklarinette liegt noch eine Oktave tiefer, die Subkontrabassklarinette ist das tiefste Instrument der Klarinettengattung. In manchen älteren Werken (z. B. bei Wagner oder Maurice Ravel) wird auch eine Bassklarinette in A verlangt. Da aber Instrumente in dieser Stimmung heute nicht mehr gebaut werden, muss der Klarinettist die Stimme transponieren. Abgesehen von der normalen Notation im Violinschlüssel wird, vielfach in französischen Werken, auch der Bassschlüssel verwendet, in dem eine Oktave tiefer, also einen Ganzton über dem klingenden Ton, notiert wird.

Teile der Klarinette

Der Korpus der Klarinette besteht üblicherweise aus Grenadillholz, manchmal auch aus Buchsbaum-, Ebenholz oder Kunststoff, selten aus Metall. Die Klappenmechanik ist in der Regel aus versilbertem Neusilber, selten aus Messing, Silber, Gold oder Nickel. Die Gesamtlänge der B-Klarinette beträgt ungefähr 66 cm (71 cm bei der A-Klarinette), die Innenbohrung ist etwa 14,6 bis 15,2 mm weit.

Um einfacher hergestellt, transportiert und gewartet werden zu können, besteht die Klarinette aus fünf getrennten Teilen, die mit korkbelegten Zapfen ineinander gesteckt werden:

  • dem Mundstück (auch Schnabel genannt),
  • der Birne (auch Fass genannt),
  • dem Oberstück,
  • dem Unterstück
  • und dem Trichter.

Der Trichter wird auch Becher, Stürze, Schallstück oder Schallbecher genannt. Er ist für den Klang der tiefsten Töne ausschlaggebend.

Am Ober- und Unterstück befinden sich die Tonlöcher und Klappen. Im Gegensatz zum zylindrischen Oberstück ist das Unterstück in seiner unteren Hälfte leicht konisch geformt, also engmensuriert. An seinem oberen Ende ist außerdem ein kleiner Griff angebracht, mit dem das Instrument, auf den rechten Daumen gestützt, beim Spielen gehalten wird.

Das schnabelförmige Mundstück wird aus gehärtetem Kautschuk, früher auch aus Holz hergestellt. Moderne Mundstücke sind aus Kunststoffen wie Ebonit oder Acryl, auch aus Glas, Metall oder Plastik. Der eigentliche Tonerzeuger ist das etwa 12,5 mm breite einfache Rohrblatt (kurz „Blatt“ oder „Blättchen“ genannt, siehe auch Zunge), das am Mundstück (auch Schnabel genannt) befestigt wird. Es ist fast immer aus Rohrholz (Pfahlrohr, Arundo donax), da Kunststoff-Blätter bisher nur selten zu einem befriedigenden Klang führen. Zur Befestigung werden je nach gewünschtem Klang und nach Gewohnheit des Klarinettisten Metallhalter, Kunststoffhalter (beide Blattschrauben oder Ligaturen genannt) verwendet oder im Deutschen System auch ca. 50 cm lange Blattschnüre, mit denen Mundstück und Rohrblatt umwickelt werden.

Zum Stimmen des Instrumentes verwenden Klarinettisten einerseits Birnen unterschiedlicher Längen, andererseits kann auch die Birne einige Millimeter aus dem Oberstück gezogen werden, um tiefer zu intonieren. Die Bonner Klarinettisten Henry Paulus und Matthias Schuler haben 2008 eine stufenlos stimmbare Klarinettenbirne entwickelt, die nicht mehr herausgezogen werden muss. Stattdessen lässt sie sich über einen geriffelten Drehring einstellen, ähnlich wie bei einem Zoomobjektiv (deswegen nennen sie ihre Erfindung "Z-Birne").[2] Üblicherweise wird die B-Klarinette zunächst auf dem notierten h1 gestimmt (klingend a), gegebenenfalls werden h und h2 verglichen. Auch die Überprüfung der Unterquinte e oder der e-Moll-Dreiklang sind weitere Indizien für die Sauberkeit der Intonation. In extremen Fällen kann außer dem Birnenauszug noch das Oberstück aus dem Unterstück gezogen werden (Korrektur in der Mitte), falls die Stimmung viel zu hoch ist. Im Gegensatz zu Sinfonieorchestern oder Kammermusikensembles stimmen Blasorchester (der Blechbläser wegen) oft auf dem klingenden b ein. In dem Fall spielen die Klarinettisten dann notiert c.

Griffsysteme

Die zwei vorherrschenden Griffsysteme sind das deutsche Griffsystem, das vor allem in Deutschland und Österreich und verwendet wird, und das heute international weit verbreitete französische System (Böhm-System) andererseits. 

Das deutsche Griffsystem leitet sich von der historischen Griffweise ab; die Grundgriffe der modernen Oehler-Klarinette gleichen im Wesentlichen noch immer denen der 5-Klappen-Klarinette, die zur Zeit Mozarts gespielt wurde. Sie wurde lediglich durch Feinheiten verändert. Wesentliche Neuerung war die von Iwan Müller eingeführte Polsterung, der Gabelmechanismus für das b und das f", sowie die Verbesserung desselben durch Oskar Oehler. Das deutsche Griffsystem war vor der Erfindung des Böhm-Systems in allen Ländern verbreitet; als «deutsch» wird es erst bezeichnet, seit das Böhm-System Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich zum Standard wurde.

Das Böhm-System beruht auf Theobald Böhms Entwicklungen für die Querflöte. Es wurde aber nicht von Theobald Böhm selbst, sondern von Hyacinthe Klosé entwickelt. Der Unterschied liegt im Wesentlichen darin, dass die Gabelgriffe für b und f auf h und fis verlegt wurden und die Griffe der kleinen Finger konsequent redundant gestaltet wurden, sodass die Böhm-Klarinette ohne die für die deutsche Klarinette typischen Rollverbindungen zwischen den Klappen auskommt.

Neben Unterschieden in der Griffweise unterscheidet sich die französische Klarinette von der deutschen Klarinette traditionell durch ein etwas breiteres Mundstück, längere konische Abschnitte, stärker unterschnittene Grifflöcher und eine leichtere Bauweise. Dadurch ist der Klang der Böhm-Klarinette schärfer, flexibler und obertonreicher. Der Klang der deutschen Klarinette wirkt reiner, sonorer und wärmer. Das Klangideal ist aber nicht direkt mit dem Griffsystem verbunden: Die bereits 1850 in Belgien entwickelte Albert-System-Klarinette ist im Wesentlichen eine Klarinette mit französischem Klangideal und klassischer «deutscher» Griffweise. Die in der osteuropäischen Volksmusik und in manchen Bereichen des Jazz eingesetzten Klarinetten haben üblicherweise ein einfaches deutsches Griffsystem, aber einen selbst im Vergleich mit der französischen Klarinette sehr hellen Klang. In der jüngsten Zeit werden auch Klarinetten mit dem Klangideal der deutschen Klarinette mit Böhm-Griffsystem gebaut und unter dem Namen «Reform-Böhm» lanciert, und manche Klarinettisten benutzen Mundstücke mit französischem Schnitt auf der deutschen Klarinette, was zu einem dunklen, weichen Klang führt. Da auch die Weite der Bahnöffnung, der Boden des Mundstücks, das Blatt und nicht zuletzt der Spieler selbst wesentlich zum Klangergebnis beitragen, kann natürlich auch auf klassischen französischen Klarinetten ein warmer und auf deutschen Klarinetten ein schärferer Klang erzeugt werden.

Neben den genannten Systemen gibt es noch weitere, wie z. B. das «Pupeschi-System» oder das «Mazzeo-System», die sich jedoch nicht durchsetzen konnten.

Außerhalb von Deutschland und Österreich werden heute nahezu ausschließlich Böhm-Klarinetten verwendet. Das deutsche System war bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch in Osteuropa weit verbreitet, wurde jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend vom Böhm-System abgelöst. In den Niederlanden war lange Zeit das Reform-Böhm-System sehr beliebt.

Quelle Text: Wikipedia

In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird
(bearbeitet/gekürzt)

  1. #1

    Warum hat die Klarinette eine Birne und keinen Hals?

    Offensichtlich gibt es keine musikalische Notwendigkeit, das Zwischenstück, Birne genannt, so zu gestalten, wie wir es kennen. Auch der Ästhetik dient es nicht unbedingt, denn es entspricht, sofern man mit dem Mundstück die Vorstellung eines Kopfes verbindet, dem menschlichen Hals. Und wenn der so dick ist, wie uns die Klarinette das vormacht, dann tippt der Arzt auf eine Schilddrüsenerkrankung, Kropf genannt. Ästhetisch dienlich wäre es vielleicht eher, dem Zwischenstück eine Innenwölbung zu geben. Wem eine Drechselbank oder eine Drehmaschine zur Verfügung steht, der wird mit dem Akt der Verschlankung keine Mühe haben.

    Zu diesen Gedanken bin ich angeregt worden durch einen Blick auf die Netzseite der Firma Rovner, dem Hersteller von einschräubigen Ligaturen. Der bietet Birnen oder Fässer ("barrels") an, die zwar auch kaum schlanker sind als normal, aber - interessanterweise! - eine rechteckige (nicht quadratische) Innen"bohrung" haben. Und diese soll in jeder Hinsicht enorme Vorteile bieten: die Intonation wird besser, der Ton lauter, der Klang schöner, usw. Zusätzlich ermöglicht es dem Spieler durch Drehen dieses Teils, den Klang zu individualisieren.

    Während ich die erstgenannten Zuschreibungen (leichter, lauter, schöner usw.) eher kritisch sehe, vermute ich, daß letzteres zutrifft. Denn wirft man einen Blick von unten in ein übliches Mundstück, so sieht man eine rechteckige Kammer, die meist höher ist als breit. Das Querschnitt-Rechteck in der Rovner-Birne hat nun ebenfalls ungleiche Seitenlängen. Verdreht man es - dafür ist sogar eine Kalibrierung angebracht -, dann wird dadurch die Schwingung der Luftsäule notwendig gestört, also das Verhältnis der Naturtöne verändert.

    Wie es wirklich klingt, kann ich nicht sagen, weil ich es noch nicht probiert habe. Hat es jemand?

    In diesem Zusammenhang wird der nachdenkliche Beobachter sich auch fragen, warum überhaupt die Bohrung der Klarinette rund ist ist, und weiter, ob sie zum Vorteil rund sein muß. Denn bei diesem Instrument liegt ja die Besonderheit vor, daß das schwingende Blatt dem entspricht, was man in der Optik als einen Rolladenverschluß bezeichnet, im extremen Gegensatz etwa zum kreisrunden Zentralverschluß. Vereinfacht gesagt: Während das Doppelrohrblatt sich immerhin aus zwei Halbmonden zusammensetzt, also bei Draufsicht halbwegs rund erscheint und beim Schwingen seine Rundung verändert, schwingt das Klarinettenblatt einfach nur rauf und runter; im Extremfall schlägt es sogar flach auf. Dann läßt das Oszillogramm eine Rechteckform der Schwingung erkennen. Diese ergibt sich auch theoretisch durch den Ausfall der geradzahligen Teiltöne. Insgesamt ergibt die Betrachtung, daß gerade der Klarinette, mehr noch als dem Saxofon, die Rundheit wesentlich fremd ist.

    Die Rovner-Birne ist insofern konsequent in ihrer Gestaltung. Was spräche nun dagegen, die Eckigkeit bis ans Ende, also dem Schalltrichter, fortzusetzen? Für eckige Schallröhren gibt es ja Beispiele, etwa die hölzernen Orgelpfeifen, oder die Kammern und Schallöffnungen von Baßlautsprechern. Dem Klang scheint die Eckigkeit jedenfalls nicht abträglich zu sein.

    Selbstverständlich sind diese Überlegungen sehr theoretischer Natur. Ich weiß, daß manche Foristen das nervt und sie lieber Beiträge sehen, in denen sie fragen, beraten oder die Vorzüge ihrer Lieblingsmarke anpreisen können. Ich meinerseits fände es nicht schlecht, wenn wir gestalterische Kreativität nicht allein den Leuten überlassen, die z.B. unsere Sprache durchgendern und insofern Unfug treiben, mit dem wir dann gezwungenermaßen leben müssen. Kreativität im Instrumentenbau ist unschädlich!

  2. #2

    Eine runde Bohrung ist sicher einfacher hinzubekommen. Zur Birnen-/Faßform, ich vermute, dass die Dicke der Wand Einfluss auf den Ton haben kann, es gibt auch S-Bögen bei z.B. Bassklarinetten in schwer und ganz schwer, angeblich mit deutlichem Einfluss auf den Klang- Eine Birne mal schlank zu drechseln kann für einen handwerklich begabten Menschen wir Dich, doch nicht so schwer sein, ich wäre gespannt, was Du dann zu berichten hast. Ich fände es auch spannend, von Erfahrungen mit einer Rovner-artigen Birne zu hören, startet die rechteckig und wird dann rund (von wegen runde Bohrung der Klarinette)?

    LG Jan

  3. #3

    Die Menge des verbauten Materials hat Einfluss auf den Klang, Stichworte Schwingungsdämpfung, Obertöne usf. Insofern hat die bauchige Fassform nicht nur ergonomisch-haptische Vorteile, sondern auch gestaltenden Einfluss auf den Klang und das Spielempfinden. Und es gibt ja auch Birnen mit Metallringen, mit Carbonfasern an deren Stelle oder ganz ohne andersmaterialige Verstärkung, diese wiederum mit und ohne Holzwulste an den beiden Enden. Alles relevant!

    Recht herzliche Grüße: Achim H.
    ➜ A-Klarinette.de

  4. #4

    Interessante Fragen! Ein Teil der Antwort wird wohl auch sein: ist historisch so gewachsen und beibehalten worden. Bei Bassklarinette oder Saxophonen (die sowieso viel später entstanden sind) ist es fertigungstechnisch einfacher, den gekrümmten Hals aus Metall zu machen. Denkt man sich die Sopranklarinette von einer (einteiligen) Blockflöte abgeleitet, dann ergibt sich der Wunsch nach gleichmäßigem Außendurchmesser. Bekannte Birnenvarianten tendieren eher zu mehr als zu weniger Bauchigkeit.

    Die runde Innenbohrung ist zunächst sicher mal fertigungstechnisch naheliegend. Vielleicht auch aus Gründen der Festigkeit oder Haltbarkeit (Spannungen in den Ecken?). Bei Saxophon oder Oboe will man eine konische Bohrung, wobei auch parabolische Profile gebaut wurden - allerdings kenne ich keine viereckigen.

    Die Innenbohrung von Mundstücken ist nicht durchgehend viereckig. Zur Birne hin zylindrisch - weil die Birne eben zylindrisch ist? Saxophonmundstücke sind innen manchmal komplett rund, oder D-förmig.

  5. #5

    Interessante Gedanken machst du dir da, Deckelmacher. Das finde ich gut.

    (Nebenbei: Es gibt auch von professionellen Werkstätten hergestellte komplett gedeckelte Klarinetten. Man findet sie immer wieder einmal bei eBay. Die Idee ist also nicht wirklich neu.)

    Aber zum Thema hier: Ganz sicher könnte man Klarinetten und andere Holzblasinstrumente auch aus vier glatten Hölzern zusammenleimen. Bei Kontrabassflöten macht man das ja und auch bei den angesprochenen Orgelpfeifen. Allerdings sind diese aus minderwertigen Materialien im Vergleich zum Grenadill. Wer kennt einen guten Leim für Grenadill? Das ist aber ein vielleicht lösbares Problem.

    Wie lottgen glaube ich deshalb auch, dass runde Hölzer mit runden Bohrungen schlicht einfacher herzustellen und auch einfach „griffiger“ sind. Wenn ich den Gedanken weiter denke, müssten natürlich auch die Tonlöcher eckig statt rund sein (wie die Labiale bei Flöten und Orgelpfeifen) und dazu passen meine Fingerkuppen nicht. Gut – das ist für einen Deckelmacher kein wirkliches Argument. Die zum Spielen nötigen Mechaniken aber vielleicht schon. Man müsste überlegen, wie die Klappensysteme an eckigen Klarinetten funktionieren können. Zu bedenken ist, dass eckige Klarinetten wahrscheinlich schwerer wären als runde.

    Warum die Birnen bauchig sind, ist eigentlich schnell erklärt: rein zylindrische Birnen knacken öfter, das wussten schon die Chalumeauhersteller, die ihre Instrumente aus Buchsbaum machten.

    P.S.: Aufs Mundstück aufschlagende Blätter mögen wir Klarinettisten gar nicht, weil das scheppert, und deshalb sortieren wir sie aus. Blätter sollen frei schwingen, nur das ergibt in Kombination mit kontrollierter Luftführung und Lippenspannung einen schönen Klang.

    In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten suchen nach Schuldigen.

  6. #6

    Vielen Dank für die Antworten. Ich will versuchen, auf Einzelaspekte einzugehen.

    Zur Birnen-/Faßform, ich vermute, dass die Dicke der Wand Einfluss auf den Ton haben kann

    Ähnlich:

    Die Menge des verbauten Materials hat Einfluss auf den Klang

    Das glaube ich auch, denn dies erwägend - Masse, Dicke der Wandung - wählen Trompeter und und Posaunisten bisweilen sehr massive Mundstücke, deren äußere Form der inneren kaum noch entspricht. Unter Anderem soll der Ton dadurch stabiler werden, also nicht unkontrolliert von einem Naturton zum anderen überspringen. Merkwürdig ist allerdings, daß ausgerechnet die Waldhornbläser, die aufgrund der langen Röhre und den somit eng benachbarten Naturtönen mit diesem Problem am meisten zu kämpfen haben, m.W. ausschließlich dünnwandige Mundstücke benutzen. Sind das Realisten oder Traditionalisten? Ich kann es nicht beurteilen. Zweifellos bestimmt das Material insgesamt den Klang. Ich habe eine Posaune aus Blech und eine aus leichtem Kunststoff (eine "pBone"); letztere klingt sehr deutlich anders, nämlich filigran und rauschig, auch merklich leiser. Versehen mit einem metallenen Mundstück nähert sich der Klang dann wieder ein wenig dem der Blechposaune an.

    Inbezug auf die Klarinetten, so heißt es, ist aber ein Klangunterschied nicht feststellbar, jedenfalls nicht zum Nachteil. So hat George Lewis zeitweilig auf einer Metallklarinette gespielt, doch auf den Schallplattenaufnahmen, für welche dies bezeugt ist, kann ich einen Unterschied nicht heraushören. Mein Probespiel auf einer der Metallklarinetten meines Lehrers brachte mich zum selben Ergebnis.

    Doch zurück zur Figur der Birne: Ich werde Experimente anstellen und über die Ergebnisse dann berichten. Was die Rovner-Birne betrifft, so läßt sie, wie auf der Netzseite des Herstellers abgebildet, eine durchgängige Rechteckbohrung erkennen, ohne Übergang ins Runde.

    Die Innenbohrung von Mundstücken ist nicht durchgehend viereckig. Zur Birne hin zylindrisch - weil die Birne eben zylindrisch ist?

    Es fängt im Mundstück viereckig an und wandelt sich noch innerhalb desselben ins Runde. Im Anschluß bleibt es bei der Rundbohrung, außer eben bei der Rovner-Birne, welche dieses Prinzip nach vorne und nach hinten abrupt durchbricht. Rein strömungstechnisch beurteilt ist das mehr als ein Stilbruch, vielmehr eine echte Störung mit der Folge von Verwirbelungen, die sich musikalisch aber - angeblich (!) - zum Vorteil auswirkt. "Angeblich", weil wir anderswo lesen können, daß jegliche Störung der Luftströmung, selbst die durch Kratzer erzeugte, vermieden werden soll. Die (relative) Wahrheit kann wohl nur durch Probieren gefunden werden.

    Wenn ich den Gedanken weiter denke, müssten natürlich auch die Tonlöcher eckig statt rund sein

    Gut weitergedacht! Damit hast du eine Idee geäußert, die ich schon mit meinem Lehrer besprochen habe, und die lautet: An meinem neuen Modell - aus Messing-Vierkantrohr - ist alles Runde ausgemerzt. Das Runde muß ins Eckige. Die Tonlöcher werden eckig, die Deckel auch. Es soll auch keine Drehklappen mehr geben, stattdessen Schub- und Zugstangen. Als Erstes habe ich mit dem Mundstück begonnen, siehe diese Probestücke (anklicken):

    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird

    Oben als Teil eines Aluminium-Vierkantrohres, unten eines aus Messing. Die Querschnitt-Flächenmaße entsprechen ungefähr dem einer Klarinette von 15 mm Innendurchmesser.

    Ich habe sogar an eine hydraulische Klappenbetätigung gedacht, nach Art der hydraulischen Felgenbremsen an Fahrrädern. Die enthalten Bremsflüssigkeit und benötigen jeweils eine Entlüftungsschraube. Natürlich darf es keine Schläuche geben, denn die würden gegen mein Rundheits-Verbot verstoßen; vielmehr dünne (Messing-)Vierkantrohre, wie sie der Modellbauhandel bereithält. Doch das ist nur eine Idee. Bitte nagelt mich nicht darauf fest! Die Arbeit ist ohnehin, mit meinen bescheidenen Mitteln, sehr zeitaufwändig, und oftmals sehr frustrierend.

    Aufs Mundstück aufschlagende Blätter mögen wir Klarinettisten gar nicht, weil das scheppert, und deshalb sortieren wir sie aus. Blätter sollen frei schwingen, nur das ergibt in Kombination mit kontrollierter Luftführung und Lippenspannung einen schönen Klang.

    Ich weiß nicht, ob ein Blatt, mit dem ich spielte, jemals wirklich aufgeschlagen ist, aber Tatsache bleibt, daß gerade die tiefsten Klarinettentöne, stark angeblasen, im Oszillogramm annähernd eine Rechteckform erkennen lassen und damit nur bestätigen, was auch die theoretische Fourrier-Analyse ergibt. Ich habe das selbst einmal an einem Oszilloskop demonstriert. Bei den höheren Tönen verwischt sich das Rechteck immer mehr.

    Die Rechteckform der Schwingung besagt, daß der Luftstrom (fast) schlagartig unterbrochen wird und ebenso abrupt wieder einsetzt. Dieses Verhalten wird dem Blatt aufgezwungen durch die akustischen Verhältnisse in der zylindrischen Röhre. Im Idealfalle einer Rechteckschwingung gibt es keine geradzahligen Teiltöne mehr. Auf der Klarinette kann man das praktisch ermitteln, indem man möglichst alle Tonlöcher schließt und dann sukkzessive überbläst. Man kommt somit auf den 3., 5., 7., 9. usw. Naturton und die daraus abzuleitenden, zunehmend schlechter in unser Tonsystem passenden Intervalle; niemals aber, soweit ich das heraushören konnte, auf geradzahlige Teiltöne.

    Dies alles gründlich erwägend, nähern wir uns, so meine ich, dem Wesen der Klarinette. Das klingt philosophisch, aber warum sollen wir nicht auch mal philosophieren? Geradlinig schwingt das Klarinetten-Blatt; rechteckig ist die Mundstückkammer, und bisweilen rechteckig ist die grafisch dargestellte Schwingung. Das Runde kennt keine Extreme, das Geradlinige bzw. Eckige aber schon. Und extrem sind gerade bei der Klarinette die Klangunterschiede der Register. So klingen die mittleren und höheren Töne strahlend hell, himmlisch sozusagen. Nun, das gilt auch etwa für die Flöte. Aber aus der Tiefe tönt das Dämonische, die Hohlheit, die Gruft. Teufel und Engel, die Klarinette umfaßt sie beide.

    Fast alle anderen Blasinstrumente klingen ja demgegenüber in sich homogen; das Saxofon macht davon keine Ausnahme. Das Saxofon kann zwar kultiviert wirken, und ebenso kann es schreien; es kann tierisch oder vulgär-menschlich, insofern animalisch auftreten, aber nicht spannt es sich aus zwischen Himmel und Hölle; diese Spannweite ist, wenn überhaupt einem Instrument, der Klarinette vorbehalten. So jedenfalls erschließt sie sich meinem Gehör und meinem Denken.

    Das Runde ist dem Leben zugehörig, das Eckige dem Tod. Das ist zwar grob polarisierend ausgedrückt und soll auch nur ein Prinzip verdeutlichen. Aber dies einmal gesetzt, enthält die Klarinette in eigentümlicher Weise den Tod, den sie dynamisch (nie endgültig) überwindet. Sie gleicht insofern dem Menschen, der ständig stirbt (täglich sterben unzählige Körperzellen), den Sterbevorgang aber durch Atmung und Nahrungsaufnahme ständig wieder ausgleicht - bis endgültig der Tod eintritt. Und die Christen wissen, daß auch dieser Tod dann wieder überwunden wurde, erstmals zu Ostern.

    Geändert von Deckelmacher (22.03.2018 um 13:50 Uhr)

  7. #7

    Dein revolutionäres Denken in allen Ehren, aber es hat durchaus Gründe, warum ein aus Holz gefertigtes Instrument rund ist und eine runde Bohrung hat. Eine eckige Bohrung aus einem ganzen Stück holz zu bohren ist sehr aufwändig, vor allem, wenn die Qualität (Präzision, Oberflächenbeschaffenheit) der einer runden Bohrung entsprechend sein soll. Die Alternative wäre, den Korpus aus meheren Stücken zu fertigen, aber dann hat man bei gleichen Gewicht weniger Stabilität. Bei großen Instrumenten wie Kontrabassblockflöten oder Orgelpfeifen ist das nicht so wichtig, da macht ein Pfund mehr oder weniger nichts aus ...
    Da sich die Schwinung im Instrument als Longitudinalwelle ausbreitet, gibt es auch keinen Zusammenhang zwischen Rechteckschwingung und Rechteckkorpus.
    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird

    Eigenresonanzen finden sich bei einer runden Bohrung weniger als bei einem rechteckigen Querschnitt, so dass es dort zu mehr Überhöhungen und Auslöschungen kommen kann, zumindest im Obertonbereich. Außerdem sind die minimalen Unterschiede der Mensur (parabolische Bohrung ...) und die feine Abstufung bei rundem Querschnitt einfacher zu realisieren. Ich habe übrigens gerade ein déjà-vu - habe ich das nicht schon einmal geschrieben? Zur Rovner-Birne: Ich kenne niemanden, der sich bisher damit auseinandergesetzt hat, aber wenn das das Ei des Kolumbus wäre, wären sicher schon andere drauf gekommen, bei der kurzen Mensur der Birne ist die Rechteckform viel einfacher zu realisieren als bei einem Ober- oder Unterstück. Ich sehe da eher Probleme durch die Sprünge im Querschnitt zwischen Mundstück und Birne bzw. Birne und Oberstück. Man legt ja üblicherweise im Gegenteil größten Wert darauf, dass es diese Sprünge nicht gibt! Durch die Longitudinalwelle und die Rotationssymmetrie der Rechteckbohrung der Birne sehe ich übrigens nicht, wie ein Verdrehen eine Änderung bringen soll. Das ist physikalisch betrachtet meiner Meinung nach Unfug.

    Die Mundstückkammer ist auch nur auf einer Seite "eckig" (nämlich da, wo die Bahn ist), oben ist sie rund. Und wie gesagt: Die angedeuteten Rechteckwellen haben absolut nichts mit der Mensur des Instruments zu tun. Die passen auch nicht besser in ein rechteckiges Rohr rein!

    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird

    Zu gedeckelten Klappen ist folgendes zu sagen: Querflötisten bevorzugen Ringklappen, weil sie dadurch die Luft besser spüren, ich sehe das bei meinem Instrument auch so, verzichte nur auf das Loch am Daumen (da muss ich zugeben, dass der ergonomische Vorteil wirklich eklatant ist), aber an den empfindlichen Fingerspitzen für die "normalen" Tonlöcher möchte ich keine Deckel haben, da würde mir der direkte Kontakt fehlen. Außerdem streut jeder Deckel die Schallabstrahlung, somit ist das "offene" Loch das Ideal. Klangunterschiede zwischen Holz- und Metallklarinetten höre ich ganz eindeutig.

    Zu den philosophischen Ausführungen (Leben/Tod) kann ich beim besten Willen nichts beitragen.

    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird

    Wete

    BTW: Ich habe die Klarinette noch nie als Abbild der menschlichen Anatomie betrachtet und kann somit den Vergleich zwischen Hals und Birne nicht nachvollziehen.

    RAW hat sich für diesen Beitrag bedankt.

    MV Zunsweier - MV Sinzheim - SBM
    Mopane-Klarinette von Schwenk & Seggelke, Vandoren D4, V21 Ein Leben ohne Μόψος ist möglich, aber sinnlos.

  8. #8

    es hat durchaus Gründe, warum ein aus Holz gefertigtes Instrument rund ist und eine runde Bohrung hat. Eine eckige Bohrung aus einem ganzen Stück holz zu bohren ist sehr aufwändig.

    Das Instrument muß ja nicht aus Holz sein! Es geht auch anders, siehe Flöte: früher immer aus Holz, heute meist aus Metall.

    Und selbstverständlich wird ein rechteckiges Korpus (das Korpus, denn lat. corpus, corporis n.), wenn es schon aus Holz sein soll, nicht gebohrt, sondern aus Platten verleimt. Und sage mir keiner, es würde geeigneten Leim nicht geben! Die Herstellung eines solchen Korpus ist sogar viel einfacher, und zwar gerade dann, wenn der Innen-Querschnitt ungleichmäßig ausgeführt werden soll. Es geht in jedem Falle ohne die Drehmaschine. Drehmaschinen sind mit die teuersten Werkstattgeräte.

    Da sich die Schwinung im Instrument als Longitudinalwelle ausbreitet, gibt es auch keinen Zusammenhang zwischen Rechteckschwingung und Rechteckkorpus.

    Tatsächlich gibt es keinen kausalen Zusammenhang. Völlig klar. Es besteht nur ein stilistischer Zusammenhang. Und Anderes habe ich auch gar nicht gesagt, bitte beachte das!

    Zur Rovner-Birne: [...] Durch die Longitudinalwelle und die Rotationssymmetrie der Rechteckbohrung der Birne sehe ich übrigens nicht, wie ein Verdrehen eine Änderung bringen soll.

    Die Rechteckbohrung ist, anders als du behauptest, eben nicht rotations-symmetrisch. Siehe:
    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird
    So wie das aussieht, wird eine Drehung (gegen das Mundstück, welches bei Durchsicht eine ähnliche Öffnung erkennen läßt) sehr wohl das Amplitudenverhältnis der Oberwellen verändern, wahrscheinlich in Richtung eines schärferen Klanges.

    Man kann sie dort übrigens für gar nicht so teuer bestellen, mit "money-back TRIAL guarantee". Aber bitte, mir liegt es fern, irgendwelche Fremdhersteller anzupreisen, auch wenn das in diesem Forum Usus ist. Es ist ja auch gar nicht schwer, auf diesem Felde eigene Versuche anzustellen, zum Beispiel durch vorsichtiges Einkleben von Streifen in eine vorhandene Birne oder in ein Mundstück.

    Zu gedeckelten Klappen ist folgendes zu sagen: [...] Außerdem streut jeder Deckel die Schallabstrahlung, somit ist das "offene" Loch das Ideal

    Die Streuung ist doch gerade gut. Ein Trompeter mag das anders sehen, zumal wenn er "Löcher in die Wand bohren" will oder soll. Aber Holzbläser können das so oder so nicht. Holzblasinstrumente haben teilweise sogar Schallbecher, welche Streuung und Resonanzen begünstigen, so etwa Englischhorn und Heckelphon. Und auch die Saxofonisten können mit der Streuung gut leben.

    Ich muß vielleicht hervorheben, daß ich hier nur Anregungen geben will. Es geht mir nicht darum, einen Glaubenskrieg zu entfesseln. Immerhin kann eine kontroverse Diskussion doch auch belebend wirken.

    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird

    Geändert von Deckelmacher (23.03.2018 um 19:06 Uhr)

    el gitano hat sich für diesen Beitrag bedankt.

  9. #9

    Hier sieht man das Bild der Rovner-Birnen-Bohrung größer:
    http://www.rovnerproducts.com/assets...bore_3_600.jpg

    Für mich ist das schon rotationssymmetrisch. Aber auch wenn die rechteckige Öffnung exzentrisch wäre, sehe ich nicht, wie ein Drehen dieses rechteckigen Fensters im ansonsten runden Querschnitt der Bohrung einen Einfluss auf die Schwingung bzw. die Oberwellen haben könnte.

    Grüße! Wete Edit: Hier eine Skizze:

    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird

    Geändert von Wete (23.03.2018 um 19:13 Uhr)

  10. #10

    Pardon, inbezug auf die Rotationssymmetrie eines Rechtecks hast du natürlich recht. Da habe ich zu schnell geschossen. Allerdings hast du meine Bezugnahme auf das Mundstück übergangen. Die Mundstück-Kammer ist ja ebenfalls rechteckig, teilweise jedenfalls, und nicht immer quadratisch im Querschnitt. Zwar geht sie dann ins Runde über, sodaß mit der Birne nicht direkt zwei versetzte Rechteckdurchgänge aufeinanderstoßen. Mir ist auch nicht ganz klargeworden, ob die Rovner-Birne in sich selber drehbar ist.

    Bis jetzt bewegen wir uns in Spekulationen. Letztlich können wir nur durch praktisches Probieren ermitteln, was Sache ist. Oder beim Hersteller mal anrufen. Mein Englisch ist nicht besonders gut, darum lasse ich es lieber. Aber falls es dir den Aufwand wert ist, vielleicht kannst du dort mal nachfragen?

    In welchem Instrument gibt es einen teil der Birne oder Fass genannt wird

    Geändert von Deckelmacher (23.03.2018 um 19:38 Uhr)