Er ist ein Buch mit sieben Siegeln

Das "Buch mit sieben Siegeln" findet seinen Ursprung in der Bibel. In welchen Situationen die Redewendung heute verwendet wird und welche biblische Bedeutung dahintersteckt, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.

Die Redewendung "Buch mit sieben Siegeln" stammt aus der Bibel aus der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament.

  • "Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln." (Offb 5,1)
  • An dieser Bibelstelle geht es um ein besonderes Buch, das mit sieben Siegeln verschlossen und dessen Öffnung niemand würdig ist, außer Jesus Christus in der Gestalt eines Lammes.
  • Mit dem Öffnen des Buches wird die Apokalypse ausgelöst, auf die nach Johannes das Reich Gottes folgt, in der er allein König ist und kein Unrecht unter den Menschen herrscht. "Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!" (Offb 5,13)

Das "Buch mit sieben Siegeln" kann nur von Jesus, dem Lamm Gottes, geöffnet werden.imago images / UIG

Er ist ein Buch mit sieben Siegeln

Wenn wir heutzutage die Redewendung des "Buchs mit sieben Siegeln" verwenden, so meinen wir nicht, dass jemand dessen Öffnung unwürdig, sondern - für den Moment zumindest - nicht dazu in der Lage ist.

  • Etwas ist etwa ein "Buch mit sieben Siegeln", das für jemanden unverständlich, undurchschaubar oder einfach ein Rätsel ist.
  • Bei einem Menschen kann das "Buch mit sieben Siegeln" eine Matheaufgabe, beim anderen vielleicht eine geheimnisvolle Person oder eine Musikrichtung sein, mit der man sich nicht anfreunden, die man nicht nachvollziehen kann.
  • Das Gute ist, wenn Sie heutzutage die Öffnung dieses speziellen Buches doch noch gemeistert haben, so lösen Sie zumindest keine Apokalypse damit aus.

Erfahren Sie in unserem nächsten Beitrag die Bedeutung der biblischen Redewendung "Auge um Auge, Zahn um Zahn".

Bedeutung:

Ein Buch mit sieben Siegeln – eine Sache, von der man nichts versteht/weiß, etwas Unbekanntes, Unverständliches, schwer zugängliche Thematik

Er ist ein Buch mit sieben Siegeln

Ein Buch mit sieben Siegeln – © El Greco, Wikipedia

Herkunft:

Diese Redensart stammt aus der Bibel und beschreibt die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Dort gibt es ein Buch mit sieben Siegeln, was keiner zu öffnen vermag, um einen Blick hinein zu werfen. Nur Jesus Christus in Gestalt eines Lamms ist würdig genug, das Buch zu öffnen. Durch das Öffnen der sieben Siegel wird die Apokalypse ausgelöst, der Kampf zwischen Gut und Böse, das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Danach folgt laut Johannes das Reich Gottes, in dem in einer friedvollen und gerechten Zeit Gott König ist und keine Menschen mehr über Menschen herrschen.

Die Zahl sieben hatte schon früher und bis heute noch eine besondere Bedeutung. Die Hochkulturen glaubten an die Magie der Zahl, wie die Babylonier und Sumerer im Vorderen Orient, die Griechen mit den Zahlenspekulationen der Pythagoreer und in Rom (die Sieben Hügel). Im Alten Testament ist sie besonders stark vertreten. Die sieben Tage der Schöpfung, sieben Tage der Opferung, Feier oder Trauer, sieben Opfertiere, sieben Söhne, sieben Gott umgebende Erzengel. Auch die Christen übernahmen aus dem Judentum die Zahl sieben: sieben Sakramente, sieben Todsünden, sieben Gaben des heiligen Geistes und sieben letzte Worte von Jesu am Kreuz. Unter kirchlichem Einfluss werden auch aus den ursprünglichen neun antiken Wissenschaften die Sieben Freien Künste.

Über das Buch mit den sieben Siegeln wird ausführlich ab dem fünften Kapitel der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament der Bibel berichtet. Dabei wird in einer sehr bildreichen und visionären Sprache geschildert, wie nacheinander die sieben Siegel an einer „innen und auf der Rückseite beschriebenen“ Buchrolle (Offb 5,1 EU) durch das Lamm (ein Symbol Jesu Christi) geöffnet werden, wodurch die Apokalypse ausgelöst wird.

Er ist ein Buch mit sieben Siegeln

Hochaltar der Pfarrkirche St. Martin in Ensch

Er ist ein Buch mit sieben Siegeln

Apokalyptisches Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln, Johann Heinrich Rohr, um 1775

Er ist ein Buch mit sieben Siegeln

El Greco: Das fünfte Siegel der Apokalypse

Beim Öffnen der ersten vier Siegel werden nacheinander die vier apokalyptischen Reiter auf die Erde losgelassen (Offb 6,1–8 EU).

Das fünfte Siegel lässt unter dem Altar die Seelen der Märtyrer sichtbar werden. Diese verlangen Vergeltung für ihren Tod (Offb 6,9–11 EU).

Das sechste Siegel lässt die Erde beben, die Sonne färbt sich schwarz, der Mond wird wie Blut und die Sterne fallen auf die Erde (Offb 6,12–17 EU). Es wird daher oft bereits als Zeichen des Weltuntergangs gedeutet, aber auch als Zeichen für die Errettung der vor Gott Gerechten.

Das siebte Siegel ist schließlich das definitive Ende der bisherigen Welt. Sie wird durch sieben Engel mit Posaunen und einen achten mit dem Rauchfass verheert (Offb 8,1–9 EU).

Im Mittelalter (um 1150) wurde das auf die Vision des Apostels Johannes und (zahlensymbolisch) auf die Zahl Sieben Bezug nehmende geistliche und zahlenallegorische Gedicht De septem Sigillis im Gebiet Österreichs verfasst.[1]

Die Redewendung „Das ist für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln“ sagt im übertragenen Sinne aus, dass ein Thema sehr schwer zugänglich oder schwer verständlich ist.

Kunstgeschichtlich ist die Darstellung der Eröffnung des fünften Siegels von El Greco aus der Epoche des Manierismus von Bedeutung.

Der österreichische Komponist Franz Schmidt vertonte 1936 Das Buch mit sieben Siegeln als Oratorium. Das von den Wiener Symphonikern und dem Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde Wien unter Oswald Kabasta im Juni 1938 in Wien uraufgeführte Werk gilt als eines der bedeutendsten Oratorien der musikalischen Spätromantik.

Die sieben Siegel waren Kern der Lehre des Sektenführers David Koresh. Die von ihm geplante Veröffentlichung seiner Interpretation der sieben Siegel wurde vor seinem Tod nicht mehr fertig. Das unfertige Skript soll 1993 beim Sturm auf Waco verbrannt sein.

Die Universität Oxford führt das Buch mit den sieben Siegeln in ihrem Logo.

  • Das siebente Siegel, ein Film von Ingmar Bergman
  • Das Buch mit sieben Siegeln, Oratorium von Franz Schmidt
  • Das siebte Zeichen, ein Spielfilm aus dem Jahre 1988
  • Die purpurnen Flüsse 2 – Die Engel der Apokalypse

 

Commons: Buch mit den sieben Siegeln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  1. Peter Ganz: Von der Siebenzahl (Von den sieben Siegeln). In: Verfasserlexikon. 2. Auflage. Band VIII, Sp. 1189–1192.

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